Zwei Tage nach der3:35-Niederlage der Raiders im EFL-Halbfinale analysiert auch Manager Peter Schwazer die Partie. „Calanda war an dem Tag mehr als nur ready und man kann ihnen zu der Leistung nur gratulieren. Das war fast schon College-Level, wenn es das nicht schon war. Man sah wie gut dieses Team uns kennt und sie waren perfekt auf uns eingestellt. Das ist kein Wunder, kennen viele ihrer Spieler und auch Coaches unser System. Wir wussten um die Klasse der Broncos und haben sie keinesfalls unterschätzt. Uns war klar, dass sie individuell besser besetzt sind und uns daher als Team ein perfektes Spiel gelingen muss, um als Sieger vom Platz zu gehen. Das ist uns leider nicht gelungen.“, so Schwazer, der nicht zur Tagesordnung übergehen will.
„Ich bin dafür, dass sich nach der Saison alle Teams zusammensetzen und wir uns gemeinsam überlegen, wie wir mit der Situation umgehen. So ein Klasseteam wie Calanda hat niemand, kann und will sich auch wohl niemand in der Form, mit 20 oder mehr „Imports“, in Österreich zusammenstellen. Daher wäre es wichtig, dass wir hier die Kräfte bündeln und uns überlegen, wie wir darauf reagieren. Es ist ja nicht nur so, dass wir Spiele verlieren, das ist halt der Sport, sondern – und das ist für mich weitaus schlimmer – Spieler. Hätten wir nicht so ein starkes Kollektiv beisammen, welches Silver & Black blutet, wir hätten einige Spieler an Calanda verloren. Und es kann auch eines Tages Wien oder Graz passieren, dass z.B. ihr Top-Linebacker ihnen sagt, dass er lieber in der Schweiz spielt. Warum nicht? Sie haben einen Kicker aus Dresden. Da scheint alles möglich zu sein. Ich glaube nicht, dass diese Vorgehensweise im Interesse irgendeines Vereins in Österreich ist und daher werden wir einen Weg finden müssen, um das zu verhindern. Ich sage das nicht in einer Verbitterung über die Niederlage, sondern in der Sorge um eine mögliche Entwicklung, die mir nicht gefällt.“

Keine Panik

Ganz ähnlich sieht man die Sache in Wien, wo man – unabhängig vom Ausgang der Eurobowl – sich heute schon völlig offen über einen Ausstieg aus der EFL äußert. Nicht zum ersten Mal, aber dafür konkreter als je zuvor. „Unter den gegeben Umständen sehen wir wenig Sinn in einer Teilnahme, wenn der Gegner Bergamo² lautet.“, so Vikings Präsident Karl Wurm nach dem klaren 34:7-Erfolg über Berlin. „Ich muss nicht verstehen, was Calanda macht. Ich kann ihnen glauben, dass sie nur den Sport in der Schweiz aufbauen wollen, ich kann aber auch glauben, dass es hier nur um einen Ego-Trip geht. So oder so ist es genau das, was wir seit Jahren versuchen zu verhindern. Wir wollen, im ureigensten Interesse, die heimischen Spieler forcieren und nicht mit 20 Imports uns die Eurobowl dann umhängen. Ich gebe zu, am Anfang dieser Reise standen auch bei uns fünf Legionäre in der Offense am Feld und haben „Tiki-Taka-Football“ gespielt, es waren aber eben nur fünf und der Gegner hatte in einigen Fällen das Doppelte oder mehr. Die Zeiten sind vorbei. Wenn die EFAF das nicht so sieht, dann ändert das nichts an der Tatsache, dass wir den weiterführen werden. Und da rede ich nicht von den Vikings alleine, da sind wir uns ja weitgehend alle einig in der AFL, auch Teams aus Deutschland sehen das so. Es gibt also keinen Grund zur Panik und wir werden unseren Weg nicht verlassen, weil eine Legionärtstruppe die Eurobowl gewinnt. Die sie, das nur nebenbei, erst noch gewinnen müssen. Wir werden uns nicht hinlegen und ergeben und ich glaube unsere Defense müssen auch sie erst knacken. Sollten wir auch ein 3:35 gegen sie kassieren – okay. Sollten wir knapp verlieren, dann sind sie ja schon die eigentlichen Verlierer und sollten wir das gar gewinnen, na dann müssen sie sich selbst fragen, wie das eigentlich passieren konnte. Ich kaufe ja schließlich nicht halb Europa zusammen, um am Ende Zweiter zu werden hinter 42 Österreicher. Wir gehen da also völlig entspannt und mit großer Vorfreude in dieses Finale. Wir können zum ersten Mal seit 2003 nur gewinnen, weil wir der Underdog sind.“
Will wer Boise State sehen?
Wurm sieht mehrere Lösungsansätze, einen pragmatischen und auch einen kuriosen. „Wenn die EFAF nicht versteht, was ich nicht hoffen will, dass die Teams aus Österreich, Deutschland, Frankreich usw. nicht gegen ein Best Of Europe-Team mit zig Legionären spielen wollen, dann kann man entweder aufhören damit, oder sich mit ihnen auf einem neuen Level matchen. Wir haben sehr gute Beziehungen zu Boise State und die haben jedes Jahr sehr viele Abgänger mit europäischen Migrationshintergrund. Nur mal angenommen wir würden, in Absprache mit unserer Mannschaft, ein halbes Dutzend Imports aus Idaho für ein Spiel gegen sie einfliegen, ist es das, was Calanda gefallen würde? Oder wollen sie den einfach Weg gehen, mit eben ihren 25 Imports die Eurobowl gegen drei Imports und 42 Nationals gewinnen?. Wie auch immer, fällt es einem schwer die Motive zu erkennen, es ist aber klar, dass wir uns nicht danach richten werden.“
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