Die Dänen zogen nach Debatte ihren Antrag zurück. Das Disziplinarverfahren zuvor gegen ihren Vorsitzenden, welches ohne Konsequenzen blieb (die Dänen nahmen an der GV teil), stellte der Anwalt der Dänen als gar nicht zuständig dar. Allgemein dürfte der Mann einige Paragraphen in den Statuten der EFAF gefunden haben, die längst überarbeitet gehören. So hätte aus seiner Sicht der Dinge die Versammlung in der Form gar kein gemeinsames Beschlussrecht.

Nachdem bereits im Vorfeld klar war, dass der Kandidat Dänemarks – der Deutsche Ulrich Kramer – für einige Verbände völlig untragbar wäre (darunter auch Österreich, welches in dem Fall mit seinem Austritt als Konsequenz drohte), zogen die Dänen ihren Misstrauens- und Abwahlantrag gegen Robert Huber ebenso zurück wie ihren Kandidaten, der sich im Verlauf der Sitzung kein einziges Mal zu Wort meldete.

Es wurde vereinbart, dass nach der Weltmeisterschaft in Österreich, also im Herbst 2011, eine außerordentliche Generalversammlung sich dieser und anderer Agenden annehmen wird. Davor soll es bereits gemeinsame Arbeitsgruppen beider Lager geben.


25. März 2011: Die Qual der Wahl: Eschlböck droht mit EFAF Austritt

Vor der EFAF Generalversammlung in Budapest schlagen die Wellen hoch. Die Süddeutsche Zeitung zerlegte das System Huber, das dort zur Abwahl steht und der sich dagegen mit Winkelzügen wehrt. Eschlböck droht mit dem sofortigen Austritt Österreichs aus der EFAF, sollte der zweite zur Wahl stehenden Kandidat die Abstimmung gewinnen.

Die Geschichte begann im März des Vorjahres. Bei der Generalversammlung des europäischen Footballverbandes EFAF in Frankfurt wollte der damalige Schatzmeister des niederländischen Verbandes, Henri van den Boogaard, sich als Gegenkandidat des Deutschen Robert Huber der Wahl zum EFAF-Präsidenten stellen. Es blieb beim Wollen, denn kurz davor tauchte ein Austrittsschreiben der Niederländer auf und die EFAF verwehrte den angereisten Delegierten den Zutritt zur Versammlung. Diese beteuerten, dass sie das Schreiben (PDF) weder verfasst noch unterschrieben hätten, die Niederlande also sehr wohl noch EFAF Mitglied sei. Mittlerweile gibt es wildeste Spekulationen darüber, wer der oder die Verfasser sein könnten, aber keine gesicherten Fakten. Huber wurde damals einstimmig wiedergewählt, während sein verhinderter Gegenkandidat vor der Tür stand.

Das rief in Folge den Weltverband IFAF auf den Plan, wie es sich bei der ganzen Sache ganz allgemein um ein Match IFAF vs. EFAF handeln dürfte, konkret um eines zwischen Tommy Wiking und Robert Huber. Der Weltverbandspräsident Viking macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Huber und gibt diese auch bei Gelegenheit preis.

„Ich ertrage Menschen nicht, die sich nicht um den Sport scheren, den sie eigentlich vertreten sollten, und die stattdessen nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind“ –IFAF Präsident Tommy Wiking über EFAF Präsident Robert Huber (Süddeutsche Zeitung März 2011)

Mit solchen Ansagen spricht Wiking manchen Verbänden aus der Seele, vor allem den skandinavischen Vertretern, die sich auch übergangen sehen. Seither Huber Präsident der EFAF ist, spielen sich Euro Bowl Finali entweder in Deutschland oder in Österreich ab. Diese „Achse der gemeinsamen Freundschaft“ ist auch die feste Basis auf die Huber vertrauen konnte. Die sattsam bekannten Hotel Geschichten nimmt man seitens des AFBÖ einfach in Kauf und als Nebengeräusch wahr. Ohne Huber hätte es keine x-Eurobowls auf der Hohen Warte und am Tivoli gegeben und damit verbunden auch viele andere Dinge nicht. Diese Freundschaft scheint nun aber in Gefahr.

Die IFAF verlangte eine Aufklärung der Vorkommnisse von Frankfurt und bekam aus ihrer Sicht keine ausreichende Antwort.

Der dänische Verband wollte daraufhin ein Misstrauensvotum gegen Huber auf die Tagesordnung der GV von Budapest (27. März 2011) setzen, die EFAF lehnte das aber ab. Der Antrag sei außerhalb der Bürozeiten und damit nicht fristgerecht im EFAF Büro angekommen. Daher kann es keinen Misstrauens- und Abwahlantrag geben.

Der dänische Verband gab nicht auf, schaltete das Amtsgericht Frankfurt ein und dieses gab den Dänen Recht. Die EFAF muss diesen Antrag bei ihrer Generalversammlung nun zulassen.

Dem nicht genug schoss die EFAF jetzt nochmal zurück. Der dänische Verbandspräsident Jens Jordhan, der den Antrag ausformulierte, wurde einen Tag vor der Generalversammlung von der EFAF zu einem Disziplinarverfahren zitiert, indem er seine Vorwürfe gegenüber Huber rechtfertigen soll, die der Antrag enthält. Vorsitzender des Disziplinarverfahrens ist der deutsche Anwalt Carsten Dalkowski, u.a. Hubers GFL-Sprecher im deutschen Verband. Ziel des Ganzen soll offenbar der Ausschluss oder eine Rücknahme des Antrags der Dänen sein.

Das sind die Hauptschauplätze, Nebenschauplätze sind Norwegen und Serbien. Beides Länder die man unter Verdacht haben könnte, gegen Huber zu votieren.

Die Norweger möchte man seitens der EFAF noch vor der Versammlung ausschließen, weil sie sich mit anderen US-Sportarten zu einem Verband fusioniert haben.

In Serbien lässt man den Verbandspräsidenten Vuk Dincic außen vor. Vertreter der EFAF trafen sich vor kurzem in Belgrad mit Milanka Matic, der Generalsekretärin des ehemaligen Verbandes, der von offizieller Seite in Serbien längst demissioniert wurde. Nach Protest des echten serbischen Verbandes, rechtfertigte sich Huber damit, dass ja nicht klar sei, wer gerade in Serbien das Sagen hätte. Allerdings stellte EFAF Vizepräsident Michael Eschlböck selbst innerhalb der EFAF schon vor einiger Zeit klar, wer der offizielle Verband in Serbien ist. Eben jener Dincics. Hintergedanke hier könnte sein, den Präsidenten Dincic nicht zur Generalversammlung zuzulassen, stattdessen aber Matic in Budapest abstimmen zu lassen.

Huber sieht Schmutzkampagne

Huber wehrt sich gegen die Angriffe, die nun auch medial ausgeführt werden, wie ein Politiker sich in solchen Situation eben wehrt. Das alles wäre eine Schmutzkampagne, um ihn zu diskreditieren. Und: er hätte den Verband mit Schulden übernommen und in schwarze Zahlen geführt. Wiking habe einfach ein persönliches Problem mit ihm. Auch hier dürfte Huber Eschlböcks Rückhalt nicht mehr ganz so sicher sein. Der AFBÖ-Präsident findet die Versuche die Dänen, Norweger und Serben von Sitzungen fern zu halten bedenklich, Huber würde seinen Gegnern damit nur Munition liefern. Den Ausschluss der Niederländer im Vorjahr bei der GV in Frankfurt sei aus seiner Sicht allerdings korrekt abgelaufen. Diese hätten vorher schon mehrmals mit dem Austritt gedroht und es liege kein Beweis dafür vor, dass das Austrittsschreiben tatsächlich eine Fälschung sei. Das sei lediglich eine Behauptung.

Die Süddeutsche Zeitung ist nicht das einzige große Medium, welches hier aktiv wurde. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung und ein großer deutscher TV-Sender recherchieren in der Angelegenheit. Huber muss also mit weiteren Berichten über seine Verbandstätigkeit rechnen. Die Süddeutsche rechnet ihm alleine 48.000 Euro jährlich als Berater des deutschen Verbandes AFVD vor.

Ein deutscher Gegenkandidat

Als Gegenkandidaten stellten die Dänen bzw. die IFAF den deutschen Ulrich Kramer auf. Der 55-Jährige war zuletzt im schwedischen Verband tätig und möchte das Geld innert der EFAF umverteilen. Statt Reise- und Bürokosten sollen bessere Events und Nachwuchsarbeit gefördert werden. Eine Aussicht, die AFBÖ Präsident Michael Eschlböck Kramer nicht abkauft. Er reagierte ungewöhnlich scharf auf die Kandidatur Kramers, der aus seiner Sicht der völlig falsche Mann ist. Sollte er es werden, dann tritt Österreich aus der EFAF aus. Eschlböck wird aber nicht mehr die Stimme Österreichs in Budapest vertreten. Der AFBÖ hat Vizepräsident Gregor Murth damit beauftragt.

Kramer kündigte an, falls er nicht gewählt wird, dann gründet er in Budapest noch auf der Straße einen neuen Verband. Damit hat er wohl auch die Unterstützung der IFAF, die den Plan einer IFAF Europe schon längst aus der Schublade geholt hat, sollte Huber für eine weitere Periode bestätigt werden. Möglich ist auch, dass man mit Kramer mit Absicht einen schwachen Kandidaten nominiert hat, der gar nicht gewählt werden kann, um die Abspaltungsagenda durchführen zu können.

Kramer schickte mittlerweile ungefragt ein E-Mail von AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck an Richard Munro (IFAF Pan-America) und IFAF Präsident Tommy Wiking an Football-Austria weiter, weil es uns „interessieren dürfte“, was Eschlböck mailt und um zu bedauern, denn man dachte „Eschlböck sei etwas weiser und diplomatischer.“

Wie Kramer zu solchen E-Mails überhaupt kommt und ob er diese auch an andere weitergeleitet hat, ist uns nicht bekannt. Das Motiv diese zu veröffentlichen, scheint dahingegen klar.

Eschlböck: Kramer ist falsche Person

Eschlböck bezeichnet darin die Vorgänge als „verrückt“ und er zieht sich „von diesem verrückten Kampf“ mit dem Mail zurück. Er sehe „keine der beiden Seiten im Recht“. Die IFAF würde wie wild feuern, um Huber abzusetzen, der selbst sei nur mehr dabei, sich und seine Position zu verteidigen. Er (Eschlböck) habe andere Sorgen, nämlich die kommende WM, während die IFAF in Afrika nach neuen Verbänden sucht. Er wird am 26. März in Budapest die WM präsentieren und alle Delegierten bitten diesen Event mit zu promoten. Am Tag darauf, bei der Generalversammlung, wird er nicht den AFBÖ vertreten (Anm.: Das wird wie erwähnt Gregor Murth tun), aber für Fragen zur Verfügung stehen.

In Kramer sieht er die „absolut falsche Person“ für den Posten des EFAF Präsidenten. Sollte er gewählt werden, wird der AFBÖ „in der selben Sekunde bei der EFAF austreten“. Es könne also sein, so Eschlböck, „dass der WM Gastgeber dann keinem kontinentalen Verband mehr angehört“.

Österreich sei bemüht einen großartigen Event auf die Beine zu stellen und wird ein guter Organisator und Gastgeber sein. Er (Eschlböck) hoffe, dass das die IFAF dann auch noch so sieht, sollte Österreich der EFAF ausgetreten sein.

Aus seiner (Eschlböcks) Sicht sei der Ausschluss der Niederländer bei der Generalversammlung im März 2010 rechtens gewesen. Er warte bis heute auf die Ergebnisse der behördlichen Untersuchung, betreffend die gefälschten Unterschriften, die van den Boogaard nur angekündigt hätte, sich es dann aber offenbar anders überlegt hat.

An Wiking direkt gerichtet würde er (Eschlböck) es vorziehen, dass der IFAF-Präsident nicht „so tief in hässliche Dingen involviert wäre“ die „schlecht aussehen und schlecht riechen“. In diesem Sinne würde der Kandidat Kramer gut zum Gesamtbild passen. Er hoffe abschließend, dass EFAF und IFAF aufhören mit diesem „politischen bullshit“ und sich wieder dem Football zuwenden.

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