Die Vikings führen diese nach wie vor an, am zweiten Platz stehen nun die Raiders. Auch die Plätze 10 (Giants) & 14 (Blue Devils) nehmen heimische Vertreter ein. Aus geheimnisvollen Gründen ließ man 48 Stunden verstreichen, bevor man nun heute im Kollektiv in Champagnerlaune geriet.
Alle drei Stellen schossen heute in Abständen Presseaussendungen raus. Den Anfang machten die Raiders, knapp gefolgt von den Vikings & auch der Verband selbst wollte dann ‚DIE SENSATION!!!‘ nicht weiter geheimhalten. Ob man zwei Tage gebraucht hat um die EFL Seite zu besuchen, oder man sich nicht ganz so sicher war ob es sich dabei nun tatsächlich um ‚DIE SENSATION!!!‘ handelt, ist dabei unklar. Klar ist, daß die Liste der EFL schon in Vergangenheit eine Merkwürdigkeit aufwies.

Bis vor nicht allzu langer Zeit waren dort die Danube Dragons als Nummer 19 Europas angeführt, zu einem Zeitpunkt wo sie sich national bereist eindeutig auf dem Weg Richtung Division I befunden haben. Der Grund für das Aufscheinen der Drachen war simpel. Es gab überhaupt nur 19 Teams, welche dabei waren in Europa. Nun hat man mit den Deutschen im Boot wieder eine volle Liste.

Wobei ihnen nicht nur eine Auffüllfunktion zugedacht wurde, sondern auch ein gewisses Mitspracherecht um die vorderen Plazierungen. Dieses haben, oder besser gesagt konnten sie bislang nicht wahrnehmen. Das ist kein Problem, aber Fakt. Sie wurden zum Mitspielen gezwungen (angedrohte Geldstrafe) und, nachdem man ihrerseits darüber (laut) nachgedacht hat diese Strafe einfach zu bezahlen, vom eigenen Verband moralisch in die Zange genommen. Ihr müßt antreten & Basta, sonst sind wir echt böse, Heinz Rüdiger!

Also nahmen sie die (lästige) Bürde auf sich, ernst jedoch nie. Dafür gibt es einige Indizien.

Die Braunschweig Lions haben sich, schon lange bevor sie gegen die Raiders aus dem Bewerb geflogen sind, zumindest zwischen den Zeilen, relativ eindeutig über die Wertigkeit der Eurobowl für sie geäußert. Wenig attraktive Matches (mit Ausnahmen), wenig Zuschauer, viel Aufwand, viel Zeit – es stört ein wenig den GFL Betrieb. Punkt. Das klare Nummer 1 Goal des regierenden deutschen Meisters ist eben die deutsche Liga. Folgerichtig spielte man die EFL Premiere dann auch nicht in der Löwenarena (25.500 Zuschauer Fassungsvermögen), sondern im kleineren Stadion am Salzgittersee. Auf österreichische Verhältnisse umgerechnet hieße das, daß die Vikings ihr Match gegen die Hamburger wegen allgemeinem Desinteresse von der Hohen Warte auf die Schmelz verlegen würden.

In diesem Konnex kann man auch die damalige Aussage ihres GM Andreas Konrad sehen. Die Eurobowl sei schon wichtig, aber die GFL stehe an vorderster Stelle. Man fahre nirgendwo hin um zu verlieren, aber ein Scheitern in der Klasse würde nichts in Frage stellen. Mittlerweile dürfte sich das ein wenig geändert haben, die Braunschweiger nehmen ihren Absturz auch öffentlich zur Kenntnis. Eventuell ein Zeichen dafür, daß sie sich nächstes Jahr ein wenig besser vorbereiten werden? Immerhin geht es gegen Österreich und man braucht dazu keine Skier, sprich die Chancen sind auch in Zukunft noch intakt.

Andere Teams nehmen das schon lockerer. Während die Vikings in einen wahren Freundentaumel geraten wegen ihres ‚Footballmatches des Jahrzehnts‘, ignorieren die Hamburger diese Partie nicht einmal. Es interessiert sie einfach Nüsse & sie sehen das als Vorbereitung, bzw. jetzt als lästige Pflichtübung. Auf ihrer Webseite muß man lange suchen, bevor man Informationen darüber findet. Ähnlich agieren die Berlin Adler, die das Unternehmen EFAF Cup als reine Vorbereitung absolviert haben. So haben sie dann auch abgeschnitten. Die Stuttgart Scorpions deklarierten sich freundlicher Weise dazu den Gruppensieg zu wollen, daß sie erneut auf ein österreichisches Team stoßen im Viertelfinale ist in Baden-Württemberg so interessant, wie wenn in Hohenems ein Teller Kässpätzle vom Tisch fällt. Mehr interessiert an der Sache zeigen sich die Marburg Mercenaries, haben sie den EFAF Cup Bewerb 2005 auch für sich entscheiden können. Die Titelverteidigung ist ihnen einige Schlagzeilen wert.

So richtig hart wird es aber erst beim deutschen Verband, der derzeit ein wenig desillusioniert in der jüngsten Vergangenheit schwelgt. Auf der Startseite ihrer Homepage ist man nach wie vor noch der Meinung, daß die deutschen GFL Teams in den europäischen Wettbewerben ungeschlagen geblieben wären. Wobei deren Präsident, Robert Huber, gleichzeitig auch jener der EFAF ist. Trotzdem scheint es sie nicht weiter zu stören den aktuellen Ereignissen hinterherzuhinken.

Jetzt könnte man meinen sie wollen sich die Niederlagen auf europäischer nicht zugestehen. Jein. Zum einen ist es für den deutschen Verband natürlich wirklich ‚unangenehm‘, daß zwei ihrer Teilnehmer gar nicht mehr dabei sind nach der Vorrunde, zum anderen ist es aber auch den Leuten eigentlich egal. In der GFL liegt die Kraft. Von März bis Oktober geht es in erster Linie um die German Bowl, alles andere hat Priorität B. Natürlich geht es hier auch um Geld, aber nicht nur.

Die Fans
Das Interesse der deutschen Fans an europäischen Bewerben ist, gemessen an dem des Verbandes & der Vereine, ein klein wenig größer, allerdings auch nicht gerade berauschend. Ein Kenner der deutschen Footballszene beschreibt die Situation so: ‚Wir haben jahrelang Europacup gespielt und dort auch gewonnen. Dann gab es zwischendurch Partien gegen völlig chancenlose Spanier, Franzosen oder Schweden. Das war öde. Nur mehr Bergamo & Wien waren interessant. Daher kamen auch immer weniger Leute zu den Matches. Dann haben die Lions auch noch die Vikings geschlagen und seither ist das Interesse noch weiter gesunken. Man hätte den Fans verklickern müssen, daß die Raiders & Vikings jetzt ernsthafte Konkurrenten sind. Wir leben hier ein wenig unter dem Glassturz der GFL. Vielleicht wachen wir ja jetzt auf, nachdem wir am Boden der Realität gelandet sind.‘

Wertigkeit des Europacups
Sollen wir es zu unserem Problem machen, daß die deutschen Teams die Eurobowl & den EFAF Cup nicht ganz ernst nehmen? Nein, denn das ist deren Sache alleine. Die österreichischen Teams können sie nur schlagen und ihnen damit zeigen, daß es bessere Teams anderswo gibt (als jene in der GFL). Wenn diese dann sagen sie hätten ja nicht voll gespielt, wären nur zur Vorbereitung angetreten, täten hier ja nur mit, weil…, dann haben wir den gar nicht klassischen Fall eines germanischen ‚Hättiwaritätti‘. Es ist ihr Bier & in Folge auch Problem. Denn nehmen sie den Europacup weiterhin nicht ernst, was ihr gutes Recht ist, dann werden sie aber nicht mehr ernst genommen bei der Behauptung die GFL wäre die stärkste Liga Europas. Die wäre nur mehr die breiteste, aber dick sein alleine reicht heutzutage nicht mehr aus um auch noch an der Spitze verweilen zu können. Insofern hat der Jubel der Österreicher durchaus seine Berechtigung. 

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