Diese liegen tief drinnen im Emmental, wo Walter Reiterer den Superbowl Champion zum Interview traf.
Dass es sich bei dem gerade mal 24-jährigen & leicht schüchtern wirkenden Jungen um einen NFL Superstar handelt muß man schon wissen, denn auf den ersten Blick ist er als solcher nicht zu erkennen. Keine Sicherheitsleute, kein NFL Pressesprecher, keine Aufpasser weit und breit. Er trägt leichte Übergröße, aber heutzutage wachsen die Kinder ja alle bis zum Plafond hinauf. Sein Augen blitzen freundlich & interessiert unter dem Schirm seines Käppchens hervor. Höflich wie er ist grüßt er alle, Ma & Pa sind schließlich auch dabei. Ein junger Durchschnittsamerikaner auf Europareise in Begleitung seiner Eltern könnte man meinen. Doch der freundliche Junge von nebenan ist Quarterback der Pittsburgh Steelers und hat mit seinem Team 2005 die Superbowl gewonnen.

Es war der Schweizer Botschafter Raymond Loretan der Roethlisberger vor rund einem Jahr auf seine Herkunft & das ’swiss roots‘ Programm aufmerksam machte. Dieser war begeistert von der Idee nach der NFL Saison mit seiner Familie in die Schweiz zu reisen um das Projekt zu unterstützen, denn Roethlisberger hat berühmte Kollegen in den Staaten. Louis Chevrolet, Adolf Rickenbacher, Reneè Zellweger & Bob Lutz haben Schweizer Vorfahren, oder stammen direkt aus dem Land der Eidgenossen.

Small Number – Big Impact
swiss roots hat sich zum Ziel gesetzt den Dialog zwischen Schweizern im Ausland und ihrer ursprünglichen Heimat zu fördern. Berühmt sollten sie halt schon sein. So war wohl kaum ein besserer Promotor für die Sache zu gewinnen als den NFL Star aus Pittsburgh, auch wenn es mit seinen Schweizer Wurzeln nicht so weit her ist. Immerhin hat es 133 Jahre & einen Superbowl Triumph gedauert um aus Roethlisberger wieder Röthlisberger zu machen. 1873 zog es Karl Röthlisberger weg vom Emmental, hinaus in die weite Welt. Er konnte damals noch nicht wissen, daß sein Ur-Ur Enkel mal so berühmt werden wird.

In Lauperswil, ein verschlafenes ‚Heidi‘ Dörfchen im Emmental, präsentierte letzten Montag swiss roots sich selbst & vor allem ‚ihren Big Ben‘, der geduldig den Vortrag der Honoratioren lauschte & danach bereitwillig der Presse Auskunft gab, bevor er sich im Bierzelt Schweizer Volksmusik und deftige Hausmannskost zu Leibe & Gemüte führte. Walter H. Reiterer hatte im Rahmen der Präsentation auch die Gelegenheit mit Ben Roethlisberger ein Interview zu führen.

Ben, 2004, gerade vom College zu den Steelers gekommen, mußten Sie den verletzten Tommy Maddox als QB ersetzen. Wie sind Sie mit der Aufgabe und den damit verbundenen plötzlichen Ruhm umgegangen als sie im nächsten Jahr bereits die Superbowl gewonnen haben?
Ben Roethlisberger: Das ist ein Teil des Business eines Quarterbacks in der NFL. Du weißt, daß dein ganzes Leben nun unter einem Mikroskop betrachtet wird & bei allem was du tust & sagst wird die Öffentlichkeit dabei sein. Du kannst dich darauf nur so gut wie möglich vorbereiten.

Was halten Sie von den Leuten die Pittsburgh nun Roethlisburgh umbenennen wollen?
Das sind eben die Hardcore Fans in Pittsburgh. Die Steelers stehen an erster Steller bei ihnen. Das ist okay für mich, aber bitte nehmen Sie das nicht allzu ernst. Pittsburgh soll bitte weiterhin so heißen.

Spielen Sie Fantasy Football?
Nicht mehr, dafür habe ich keine Zeit.

Früher?
Ja, aber mit mäßigem Erfolg.

In einer Draft Liga wäre welcher Spieler Ihr QB Pick?
Das ist jetzt sicher eine Fangfrage!?

Da könnten Sie recht haben…
Ich weiß & habe es ja schon mehrmals von Fans & Freunden gehört, daß mein Potential als Fantasy QB nicht allzu hoch ist, aber ich bemühe mich sehr. Wieso fragen Sie?

Mein 2005er QB Pick waren Sie.
Oh! Das hört sich jetzt nicht gut an…

Als Backup, mein erster QB wäre eigentlich Daunte Culpepper gewesen.
Ich glaube spätestens hier muß ich mich bei Ihnen entschuldigen. Culpepper out sor season & ich war ja auch nicht besonders aufregend für Fantasy Spieler. Haben Sie etwas gewonnen?

Ja, die Erfahrung mich besser auf Carson Palmer & Peyton Manning zu verlassen.
Ja, die beiden finde ich eigentlich auch sehr cool. Die Bengals haben schöne Jerseys, die mag ich auch sehr. Womöglich hätte ich mit den beiden gespielt an ihrer Stelle?

Gut, daß Sie mir das jetzt sagen!
Ich hätte mir vielleicht gute Runningbacks geholt. Wer waren die ihren?

Das ist ein Geheimnis, aber es war kurzfristig auch einer der Steelers dabei!
Jerome?

Nein, egal.
Willie?

Ja, es war Willie Parker, aber gehen wir weg von Fantasy Football?
Ist mir sehr recht (lacht).

Sie sind nun in der Schweiz, wo ihre Ur-Ur Großeltern herstammen. Wie fühlen Sie sich in dem Land wo ihre Vorfahren herstammen?
Hier möchte ich mich einmal beim Schweizer Botschafter & dem Swiss Roots Programm bedanken, daß sie mich & meine Familie hierher eingeladen haben. Es ist ca. ein Jahr her, als mich der Botschafter darauf angesprochen hat. Sie haben mich darauf aufmerksam gemacht, daß ich Schweizer Wurzeln habe, aber ich wußte nicht genau wo diese liegen. Mir war klar, daß uns diese Reise gefallen wird. Alles was ich von der Schweiz gesehen habe soweit, ist das was ich mir auch von dem Land vorgestellt habe. Es ist einfach wunderschön hier. Die Menschen, die Landschaft – das ist eine großartige Erfahrung für uns. Ich werde ja ständig gefragt was ich von der Schweiz halte. Bisher hatte ich kein Bild davon, jetzt schon. Ich habe abgewartet um die richtigen Worte dafür zu finden und auch darauf wie ich ausdrücken soll was ich fühle. Jetzt ist es so, daß ich mir das Land und seine Menschen angeschaut habe. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich wie in einem Traum oder einem Film. Ich möchte wirklich gerne wiederkommen. Vielleicht schon bald, aber ganz sicher wird Europa, wird die Schweiz noch eine Rolle in meinem Leben spielen. Das spüre ich. Ich mag das Leben & die Menschen hier sehr & das ist mehr als eine freundliche Floskel von mir. Ich meine das so.

Was war das aufregendste für Sie bisher?
Die alten Gebäude, die Berner Altstadt & die Kirchen. So etwas gibt es in Pittsburgh nicht. Das wichtigste für mich aber war zu sehen wo meine Familie herstammt. Es ist für einen Amerikaner recht einfach zu wissen, daß er aus der Schweiz kommt. Nur woher genau? Wie haben sie & unter welchen Umständen haben deine Vorfahren gelebt. Ich bin ja ein Teil davon. Das hat mich interessiert & inspiriert hierher zu kommen. Neugier & Wißbegierde.

Sie sind ohne Bodyguards oder Sicherheitsleute unterwegs, dafür mit ihrer Familie. Ist das in den Staaten auch so?
Das ist auch etwas schönes an dem Land hier. Nicht jeder kennt mich und weiß wer ich bin. Die Anonymität genieße ich zum Teil auch, denn zu Hause kennt mich fast jeder.

Welcher Sport ist ihrer Meinung nach der wichtigste in der Schweiz?
Gute Frage. Nachdem hier alle so groß sind… vielleicht Wrestling? (lacht)

Wie sehr fühlen sie sich als Schweizer?
Je länger ich hier bin um so mehr fühle ich mich hier zu Hause. Das kann aber auch daran liegen, daß ich ein Faible für Uhren habe.

Sie haben gestern ein American Football Match der Schweizer Liga gesehen. Wie war es?
(Pause) Na ja. (lacht) Sagen wir es so. Es war interessant und eigentlich sehr unterhaltsam. Es war nicht ganz auf NFL Niveau, aber es war schön zu sehen, daß auch hier American Football gespielt wird & wächst. Ich hatte auch Gelegenheit mich mit den beiden Quarterbacks der Bienna Jets & Bern Grizzlies zu unterhalten. Das war schon interessant.

Was haben Sie daraus gelernt?
Woraus meinen Sie?

Aus der Fachsimpelei zwischen Ihnen & den beiden Quarterbacks?
Ich denke ich bin jetzt noch besser als vorher! Im Ernst. Diese Jungs sind gut auf ihrem Level. Was ich prinzipiell vermeide ist dieses ‚Ich bin Ben Roethlisberger & daher viel besser‘ Gehabe. Das mag ich gar nicht. Es ist nicht lange her, da war ich auch nur ein Junge von vielen auf einer High School. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Ich habe vor meinen Kollegen Respekt, egal wo sie spielen. Wir sind ein Volk. Der Unterschied zwischen einem Hobbyspieler & einem Superbowl Champion liegt meiner Meinung nach nur in Details. Man braucht Talent, die körperlichen Vorraussetzungen, den Willen hart an sich zu arbeiten & viel Glück. Besser mehr als weniger von letzterem. Jeder andere, der rein als Liebe zu der Sache dabei bleibt, ist für mich ebenso ein Superstar wie die Jungs aus der NFL. Wir allen lieben den Sport und machen das gleiche.

Wie geht es Hündchen Zeus ohne seinem Herrchen?
Oh, ich hoffe gut. Er ist ja noch ein Rottweiler Baby und wartet schon sehnsüchtig, daß ich wieder zu ihm nach Hause komme.

Können Sie schon ein wenig etwas auf Schweizerdeutsch sagen?
Au revoir!

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