Die Dragons verschenkten in den letzten Minuten der Partie eine 2 TD Führung und mußten in die Overtime. Dort war der längere Atem gefragt…
Ein Spiel ohne Favoriten. Die Dragons starteten nach schwachem Saisonstart voll durch, erzielten am Ende gar einen 5:1 record. So auch die Bulls, welche außer dem einen Ausrutscher gegen die Raiders II keine weiteren Blößen zeigten.

Den Kickoff der Dragons trug Mario Göpfert für rund 40 Yards zurück und brachte seine Offense in eine schwer gute Ausgangssituation. Die Hausherren kämpften sich auch innerhalb der 10 Yards Linie der Dragons vor, wurden dort aber jäh gestoppt. Turnover by downs, der erste Offense Drive der Gäste brachte aber nichts ein. Die Stiere ließen sich das kein zweites Mal sagen, gingen mit Neo Nationalteamspieler Lukas Miribung im Tieflug mit 6:0 in Führung (PAT no good). Der Kick Return der Dragons war zwar noch besser als jener der Bulls zu Beginn, doch er brachte ihnen kein Glück. Ein Fumble stoppte den Drive, den Ball konnte Dragons Mann Stefan Hörhahn mittels einer Interception nicht nur postwendenf wieder holen, der DB lief mit dem Ei in die Salzburger Endzone – 6:6, auch die Drachen blieben ohne Extrapunkte. Die Antwort der Bulls: Ein 30 Yard Paß von Andreas Diwald auf Gerhard Koruna und wieder waren die Gastgeber einen TD vorne. Der Versuch einer 2 Point Conversion blieb erfolglos. Der Receiver danach im Pech. Ein Schlüsselbeinbruch beendete die Saison für Koruna, er wird daher bei der Silverbowl nur Zuschauer sein. Die Dragons steckten nicht auf, übernahmen mehr und mehr die Kontrolle am Feld. Die Konsequenz daraus war die Halbzeitführung durch einen Touchdown und einer 2 Point Comversion (Jürgen Hablas). 12:14 zur Pause, bereits nach zwei Quarter kündigte sich ein eventuell langer Nachmittag an.

Die Dragons planten in Hälfte zwei es nicht mehr spannend werden zu lassen und zogen auch vorläufig die dafür nötigen und richtigen Konsequenzen. Fast vollends vom Paßspiel befreit, setzten die Drachen auf die Stärke ihrer beiden Runningbacks Jürgen Hablas und Stefan Scharinger. Letztere baute die Führung im dritten Viertel auf 12:20 aus (erneut war die 2 PC nicht gut), ersterer stellte nach einem Fumble der Bulls auf das nur vermeintlich zur Vorentscheidung reichende 12:26, danach erneut die Conversion in die Hose ging. Die fehlenden Extrapunkte sollten sich im letzten Viertel, welches nun anbrach, böse rächen.

Die Bulls patzten wieder (Fumble), die Dragons machten ihrerseits daraus eine Fumblelitis, denn auch sie retournierten den Ball ohne ersichtlichen Zwang. Mach du – wir schauen mal! Die Nerven lagen auf beiden Seiten blank. Noch 8 Minuten auf der Spieluhr, die Bulls wieder im Angriff. Eigentlich, so sagt uns die Erfahrung, gibt ein gleich gutes Team (und das waren die Dragons an dem Tag) eine Führung von zwei Touchdowns binnen eines solchen Zeitraums nicht mehr her. Eigentlich ist jeder Satz der mit eigentlich beginnt eigentlich einer der besser nicht mit eigentlich beginnen sollte. Was sich in der letzten Phase des Spieles tat, war zwar für beide Seiten das selbe, aber bei weitem nicht das gleiche. Für die Dragons folgte ein irreversibler Totalschaden, für die Bulls das ultimative Glücksgefühl. Hormone sind gemeine Biester, solch Gefühle nur für Sieger ein Taumel. Also – was ging ab?

Bulls QB Andreas Diwald, danach übrigens ins Nationalteam einberufen, setzte mit einem Paß auf Andreas Burgstaller auf genau den richtigen Mann. Der lief die restlichen 40 Yards über das von den Dragons in dem Moment denkbar schlecht bewachte Feld zum Touchdown. Die Conversion konnten die Drachen verhindern, also stand es 18:26. 8 Punkte könnten doch reichen, oder? Eigentlich…AUS! Die Dragons prolongierten jenes Spiel, welches ihnen bis zu dem Zeitpunkt auch Erfolg brachte. Laufen, laufen, laufen und ab jetzt dabei die Uhr im Auge behalten. Clock Control no good, weil 3 & out & weil punt & weil punt blocked & weil Bulls kurz vor Ende des Spiels wieder in Ballbesitz an der Mittelinie kamen. Laut Adam Riese sind es von dort exakt 50 Yards in die Endzone. Andreas Diwald trat als Kopfrechenmeister in Erscheinung. 50 Yards bis in die Endzone, also muß ich 50 Yards weit passen. Am besten auf…Markus Seitner, weil der stand dort schlecht gecovert herum. Touchdown – 24:26. Noch eine Chance für die Bulls auszugleichen, aber auch eine für die Dragons diesen zu verhindern. Alle wußten, daß die 2 Point Conversion für die Bulls her mußte, sonst wäre das Spiel für die Klosterneuburger quasi gelaufen. Andreas Diwald, schon vorher recht bekannt, avancierte zur Berühmtheit. Er selbst erledigte die Conversion – Ausgleich! Ungläubig die Dragons, welche es nicht fassen konnten, dieses Match nicht vor Ende der regulären Spielzeit gewonnen zu haben. Es kam sogar fast noch schlimmer für sie, als Martin Harrer die danach mit wilden Pässen angreifenden Gäste mit einer Interception schockte. Doch die Uhr lief aus – Overtime.

Irgendwie war klar, daß die Bulls im ‚fünften Viertel‘ psychologisch im Vorteil sind. Sie haben das Spiel gekippt, die Dragons sich dabei die Butter vom Brot nehmen lassen und waren drauf & dran auch noch die Unterlage zum Aufstrich zu verlieren. So kam es wie es kommen mußte.

Die Dragons liefen um ihr Leben, allerdings nicht mehr wirklich vorwärts. Die Bulls D wußte was da kommen würde. Die späte Rache für ein sehr eindimensionales Offensivspiel. Die kurze Bündigkeit in der Salzburger Antwort: Ein Pass von Diwald auf Burgstaller bis zur 2 Yard Linie – eine Portion Lukas Miribung ab durch die Mitte – Touchdown – Sieg – Bulls in der Silverbowl – Dragons im Tal der Drachetränen. Die Grünen fanden sich am Boden der Realität liegend wieder.

Fazit
Ein unglaubliches Drama von einem Halbfinale. Auch hier hätten sich beide Teams, wie beim anderen Playoff Vikings vs. Invaders, den Einzug in die Silverbowl verdient. Die Dragons haben es vergeigt, viel einfacher kann man es nicht ausdrücken. Anzumerken ist natürlich, daß die Bulls niemals aufgaben, zuerst den Ausgleich, danach den Sieg deutlicher als der Gegner das Verhindern dieser Entwicklung forderten. Das hat sich bezahlt gemacht. Generell haben alle vier Playoff Teilnehmer den Eindruck hinterlassen auf ungefähr einem Level zu spielen, was der Division I auch dann noch ein gutes Zeugnis ausstellt, wenn man heute weiß, daß das Finale zum vierten Mal in Folge Wien gegen Salzburg lautet. Es hätte locker auch St. Pölten gegen Klosterneuburg sein können. Kein Drama insofern, denn die beiden Finalisten hatten es alles andere als leicht das Endspiel auch zu erreichen.

Division 1 Playoff
Salzburg Bulls vs. Danube Dragons 32:26
(6:0, 6:14, 0:12, 14:0, OT 6:0)
25. Juni 06, Kickoff 15:00
ASKÖ Maxglan, Salzburg
Referees: Berger / Albrecht / Riegler / Ulicny / Müllner / Edelmüllner

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