Beide Teams taten im Prinzip genau das, was sie in den letzten beiden Begegnungen gegeneinander schon getan haben, was vor allem die Niederösterreicher nur schwer fassen können.
Ein Footballmatch zwischen den Vikings und Invaders dauert 4 Mal 12 Minuten, findet auf der Schmelz statt und am Ende gewinnen die Violetten mit einem Score Vorsprung. So war es in Vergangenheit, so passierte es auch dieses Mal, wo es nach 2005 zum zweiten Mal um den Einzug in die Silverbowl ging. Der einzige Unterschied zu 2005: Damals waren mehr Zuschauer auf der ASKÖ Anlage Schmelz.

Beide Teams starteten leicht nervös, aber mit viel Energie in das Match. Einige Team 2 Spieler der Vikings waren auch bei der 70er Party vs. Black Lions zeitweise am Feld, von Ermüdungserscheinungen war nicht viel zu bemerken. Die Invaders mußten auf 6 Spieler verzichten, darunter zwei Starter, einer davon befindet sich auf Maturareise. Das kennen wir doch von wo? Invaders Linebacker & GM Rene Grohs, vor 9 Tagen am Knie operiert (Kreuzband), stand im Aufgebot und spielte durch. Ziemlich verrückt, konnte Grohs beim Match gegen die Rangers, wo er sich die Verletzung zuzog, das Knie nur mehr mit einem Stück Metall und Tape fixieren. Auch damals spielte er weiter. Liebe besiegt alles, so steht für alte Römer auch auf seiner Brust.

Also von Nervosität war die Rede. Die Invaders mit einem guten Start. QB Markus Sandlers Monster Paß auf Markus Schindele brachte die Gäste in die Vikings Red Zone. Dort anscheinend zu rasch angekommen, sah man sich scheinbar schon in der Endzone, ging mit 4 weiteren leidlichen Versuchen aus. Turnover by downs. Die Defense der Rotgoldenen zunächst konsequent. Ein Sack an Quarterback Philipp Jobstmann, der später durch Bernd Dittrich ersetzt wurde, brachte die Vikings in Safety Gefahr. Der Punt als Rettung. Die Invaders probierten es mit dem Lauf, Markus Seitz und Valentin Kopatz konnten aber nur marginal Raum gewinnen. Die Laufverteidigung der Wikinger am Posten, wieder wechselte das Ballrecht zu den Vikings, die ihrerseits im ersten Viertel keine gefährlichen Aktionen mehr lancieren konnten. Ein vierter Versuch wurde ausgespielt. Platzsprecher Andy Ubell kündigte vorher via Funkmikrofon an, daß die Vikings (wider seines besseren Wissens) mit der Puntformation am Feld stünden, die Invaders glaubten dem Lauser und stellten sich mit Returnen auf. Der Fake mißlang dennoch. Nicht sehr nett von dir, Herr Ubell. Also wirklich. Erstmals bekamen die Invaders Probleme mit der zeit (Delay of game), welche gegen Ende fatale Auswirkungen haben sollten. Das erste Viertel endete vor rund 100 Zuschauern völlig zu Recht mit 0:0. Das beste bis dahin der Salat mit Putenstreifen aus dem Hause Tosca.

Das zweite Viertel sollte es aber in sich haben. Erneut wurde ein vierter Versuch von den Niederösterreichern ausgespielt – Turnover by dwons die Zweite. Die Vikings wechselten den Quarterback und die Angriffsmaschinerie kam in Gang. Ein schöner Paß von Bernd Dittrich auf Sevan Sarian – First Down und noch weit mehr. Dittrich kann von der Invaders Defense nur mehr sehr spät unter Druck gebracht werden. Die O-Line der Vikings (wo war die im ersten Viertel?) machte dicht, Dittrich zudem beim Scramblen nicht nur schnell, sondern auch wendig genug um die Invaders D-Line und Linebacker alt aussehen zu lassen. Die Folge –Roughing the passer. Nachdem Johannes Neusser mit einem personal foul die Strafe im nächsten Spielzug wieder aufhub, fand Dittrich aber Djoe Sebastiao Oliveira Mendes in der Invaders Endzone. Der PAT wurde vom Wind verblasen, dem einzig kühlenden Element auf der brennend heißen Schmelz. 6:0 – es ging doch. Die Invaders danach ratlos, zudem kassierten sie Strafen en masse. Face masks und andere personal fouls warfen sie immer wieder zurück. Sollte später, wie auch die bereits erwähnte Zeit, auch noch ein Thema werden. Die Vikings nutzten diese Phase perfekt aus. Eine Wiederholung des letzten Spielzuges (Dittrich-Oliveira Mendes), dieses Mal mit einem guten Kick beim PAT, brachte das 13:0. Invaders QB Markus Sandler holte sich mit Daniel Gloimüller ein neues Ziel als Receiver, ein First Down, gefolgt von einem zweiten durch Valentin Kopatz und einem dritten durch Markus Schindele. Das Klopfen an der Vikings Endzone wurde dieses Mal erhört – die Türe machte Daniel Gloimüller nach einem Paß von Markus Sandler auf – 13:7. Der Vikings Konter kam sofort. Johannes Neusser stellte postwendend den alten Abstand wieder her, fing er einen Paß von Bernd Dittrich zum nächsten Vikings TD, der Versuch einer 2 Point Conversion wurde von den Gästen vereitelt. 19:7 der Stand auch zur Halbzeit.

Mit einem Big Play (Paß auf Florian Schwendinger) im vierten Versuch erzielten die Vikings ein ganz wichtiges First Down, Bernd Dittrich gelang nämlich im nächsten Spielzug die beinahe Vorentscheidung. 25:6 (PAT no good). Die Vikings versuchten bei diesem Spielstand einen Onside Kick, der aber mißlang, womit die Invaders in eine gute Feldposition kamen. Edi Schindele, als Fullback in der St. Pöltener Offense im Einsatz, zeigte, nachdem er in der Defense schon 2 QB Sacks zu Buche stehen hatte, wie kraftvoll er auch in der Offense agieren kann. Ein First Down jagte das andere. Bis in die Vikings Redzone, wo die Hausherren den Power Lauf des 1,90m großen und 110 Kilo schweren Schindeles stoppen konnten. Turnover by downs die Dritte, denn wieder versuchte man einen vierten Versuch auszuspielen. Ein recht merkwürdiges Playcalling in der Phase von Headcoach Hugh Mendez. Trotz des Turnovers standen im letzten Viertel nur mehr die Gäste auf dem Gas.

Versuche der Wikinger mit RB Albert Platzer vorwärts zu kommen wurden im Keim erstickt, das Ballrecht wechselte schnell wieder zu den Gästen über. Edi Schindele lief und lief und lief. Dieses Mal bis in die Endzone 14:25 (PAT good). Die Vikings völlig im Sicherheitskoma, erwachten auch nicht als sie erneut den Ball an die Gäste zurückgeben mußten. Ein Big Play 60 Yards TD Pass (bei 4th Down & 20) ließ die Invaders noch einmal hoffen, denn Daniel Gloimüller ging mit dem Ei in die Vikings Endzone. 20:25 (2 Point Conversion Failed). Das spiel drohte zu kippen, zudem die Vikings, nach einem Drive über das ganze Feld (Mariusz Malinowski, Christoph Budimir und Johannes Neusser) trotz vier Versuche an der Invaders 2 Yard Line nicht in die Endzone gelangten (turnover by downs). Dazwischen ertönte die 2 Minute Warning. Aus den Minuten wurden für die Gäste aber überraschend schnell nur mehr Sekunden. Mit Schuld dafür war eine Mißinterpretation der Invaders bei einem Lauf von ihrem Tight End Alexander Bauer. Der landete samt dem Ball im Out, jedoch lief die Uhr weiter. Grund dafür war, so Headreferee Martina König danach, daß der Spieler in der Vorwärtsbewegung weiter vorne und in bounds war, als danach, wo er von den Vikings Verteidigern ins Out zurückgedrängt wurde. Der forward progress zählt, daher war der Spieler in bounds – clock is running. Die Niederösterreicher hatten bei der ganzen Aktion, mit dem Ball Spot, dem Huddle und den 25 Sekunden die sie Zeit hatten um den Ball zu snappen, fast eine ganze Minute verloren, nahmen erst danach nach Rückfrage ein Timeout. Invaders Manager Günter Zanker tobte an der Sideline auf der gegenüberliegenden Seite. Warum sagt uns das niemand? Wir sind davon ausgegangen, daß der Spieler out of bounds war! Er war auch eine gute Stunde nach dem Match kaum zu beruhigen. 10 Sekunden. Noch Zeit für zwei Spielzüge, die nichts einbrachten, außer der Erkenntnis, daß das Prozedere auf der Schmelz sich Jahr für Jahr wiederholt.

Fazit
Kein Match auf höchstem Division I Niveau, dafür in der Schlußphase enorm spannend und über vier Viertel körperbetont gespielt. Die beiden Teams schenkten sich gegenseitig nichts, Sympathien zwischen den Spielern gibt es nur in Minidosen. Es wäre falsch von Hass zu sprechen, aber von Liebe ist da auch keine Spur. Die Invaders haben den Vikings abseits des Feldes nur sehr wenig zu sagen, umgekehrt sieht es ähnlich aus. Das ist an sich auch in Ordnung, denn nicht zwischen allen harten Konkurrenten muß die Friede, Freude Eierkuchen Politik für eine gemeinsame Welle sorgen. Beide Mannschaften hätten sich den Sieg verdient, die Vikings ein wenig mehr, da sie im zweiten Viertel das Heft in die Hand nahmen, welches sie erst im letzten wieder loslassen mußten. Die harsche Kritik von Invaders CEO Günter Zanker an den Referees nach dem Match (die wir im Einzelnen nicht weiter ausführen wollen) rührt wahrscheinlich auch daher, daß diese sich nach dem Match (laut Zanker) bei Headcoach Hugh Mendez für bad calls entschuldigt hätten, was ihn noch mehr auf die Palme brachte. Alles schon dagewesen – 2005 wurden den Invaders im Halbfinale 3 Touchdowns aberkannt, bis heute bestehen die Niederösterreicher darauf, daß zwei zu geben gewesen wären. Wie auch immer, ist uns vor allem eine Situation, die wir heuer schon ein Mal in ähnlicher Form erlebt haben, aufgefallen. Sportsfreund Philipp Jobstmann, an sich kein Spieler dem man besondere Unsportlichkeit nachsagen könnte, lief nach einem Kick Return ins Out bei der Invaders Team Zone und nippte danach mehrmals und für alle klar ersichtlich am Ball Richtung der Spieler in der Teamzone um ihnen was auch immer zu zeigen. Jedenfalls war damit sicher keine Einladung auf ein Bier danach gemeint. Auf ein solches Verhalten wurde heuer auch schon ganz anders reagiert als mit Wegschauen. Für das Nachahmen des Reitens auf einem Pferd in Richtung gegnerische Team Area wurde ein Spieler der Knights (gegen die Stallions) ausgeschlossen. Insofern ist Trinken erlaubt, Reiten aber nicht. Eventuell sollte man eine Fibel herausgeben, welche Zeichen zum Gegner zugelassen sind und für welche man vom Platz fliegt. Sonst schreiben wir die Kritik Zankers mehr der Enttäuschung über die erneut knappe Niederlage zu.

Die Paarung in der Silverbowl heißt dadurch zum wiederholten Male Vikings vs. Bulls, da sich die Salzburger in der Overtime gegen die Dragons durchsetzten konnten.

Division 1 Playoff

Dodge Vikings T2 vs. St. Pölten Invaders 25:20
(0:0/19:7/6:0/0:13)
25. Juni 06, Kickoff 15:00
Schmelz, Wien
Referees: König M. / Praher / Bremser D. / Tadic Z. / Fritz / Lair

Spielbewertung:
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Salat mit Putenstreifen Test:
MVPs
:
Eduard Schindele
(Invaders, 2 Sacks, 1 TD)
Bernd Dittrich (Vikings, 1 TD Lauf, 3 TD Pässe)

Gameday
Platzsprecher Andy Ubell als Platzsprecher Andy Ubell, DJ Frozen Fritz als DJ Frozen Fritz. Das ist eh okay. Das Tosca als die, welche für ein Obi gespritzt publikumsunwirksame 3,20 Euro nehmen. Das ist weniger okay, dafür ist die Bedienung sehr nett. Kaum Zuschauer, daher wenig Stimmung – Schmelz live eben und das bei einem Halbfinale. Traurig. Aber um nicht nur Schlechtes zu reden: Das Vikings Dance Team absolvierte in der Halbzeitpause einen Auftritt der sich sehen lassen konnte. Die Damen bieten eine tolle Show, haben Ausstrahlung, Sexappeal und zeigen wirklich guten Tanzsport. Alle Achtung.

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