Nach wie vor unter dem Eindruck des Sieges über die Vikings stehend, erklärt er Vorbilder für erledigt, die Übertreibung zum Strategiewerkzeug und die AFL für zu klein.

Manfred Mocher blickt zurück. Jahrelang hätten sich seine Kärntner u.a. von der Vikings anhören müssen, wie man eine Organisation aufzubauen hat, wie man den Nachwuchs fördern muss, wie man ein Event auf die Beine stellt – kurzum: wie Football ‚geht‘.

‚Das geht eben alles so nicht in Kärnten‘, kommt MM heute zur Einsicht und fügt an, dass die Black Lions schon seit 2007 ihren eigenen Weg eingeschlagen haben und auf ‚die Wiener‘ seither nicht mehr hören.

‚Wir haben weder das Budget, noch die Organisationsstruktur, um so etwas 1:1 kopieren zu können. Wir müssen unsere eigene Version entwickeln und ich denke, dass wir uns da jetzt auf einem sehr guten Weg befinden‘, so Mocher, sechs Tage nachdem seine ‚Version‘ sich erstmals im Vergleich zum Wiener ‚doch nicht Prototyp‘ überraschend als Update 2.0 herausstellte.

Gut, das ist aus seiner Sicht, dass sich der Klub in Wolfsberg, Klagenfurt und Villach Nachwuchszentren aufgebaut hat. Gut ist, dass 17-Jährige Spielzeit bekommen und Touchdowns fangen. Gut ist, dass man sich weiterhin auf den alten Trainer-Fuchs Bob Bradley verlässt, der den Kärntner nicht nur ein für sie praktikables Spielsystem angepasst, sondern zum weiderholten Male für hochkarätige US-Verstärkung gesorgt hat.

Schlecht ist die finanzielle Lage des Vereins, dessen Budget Mocher mit 120.000 Euro p.a. angibt. Das läge in erster Linie an der Breitenwirkung. Die, so Mocher, gibt es nämlich nicht. Oder noch nicht. ‚Daran müssen wir in Kärnten arbeiten. Anerkennung von den Medien und der Wirtschaft‘.

Dass er (Mocher) dabei tief in die Übertreibungskiste greift, gibt er unumwunden zu.

‚Nach so einem Sieg musst du ins Volle langen. Jetzt oder nie!‘

Jetzt also will Mocher die Tageszeitungen und die Wirtschaft auf seine Seite bringen. Dafür gibt es in Kärnten ausgetretene Pfade im Eishockey und Basketball. Jetzt gibt es auch einen American Football-‚Anlasserfolgsfall‘ – eben gegen die Wikinger – und da wird aus der heuer schwachen Vikings-Truppe natürlich umgehend ein ‚zehnfacher Staatsmeister‘ mit dem ‚zehnfachen Budget‘, welches er in der Kleinen Zeitung auch gleich den Dragons, Giants und Raiders andichtet. Auf 1.2 Millionen Euro säßen diese Klubs demnach, die allesamt (auch die Dragons?) in der ‚Europol‘ spielen, wenn sie nicht gerade – so sieht es dann der Redakteur – in der ‚Austrian Volley League‘ (!) unterwegs sind. Die anderen 26 Vereine, denn 30 seien es laut Mocher in Summe, spielen Meisterschaft.

Kleine Zeitung: Carinthian Black Lions spielen "noch" für die Ehre

Aufstockung der AFL gefordert
Dem nicht genug, fordert Mocher, der im Vorjahr noch – nach zwei endlosen Sitzungen – den Ausstieg seiner ersten Mannschaft aus der AFL in die Twilight Zone mit verhandelt (andere sagen: erzwungen) hat, in der Kleinen Zeitung eine Aufstockung der AFL auf acht bis zehn Mannschaften. Denn so wäre das schließlich nur eine ‚Familienveranstaltung‘.

Da soll sich einer noch auskennen.

Darauf angesprochen, steht Mocher zu diesen Aussagen in der Kleinen.

‚Natürlich muss die AFL aufgestockt werden, denn eine Viererliga, die kannst du niemanden verkaufen.‘

Eigentlich schade, dass die Einsicht nicht im Herbst oder Winter 2008 kam, sondern erst Mitte der Saison 2009, aber offensichtlich hält Mocher die Inter Division nur für eine Übergangslösung, eine Krücke, die nur für das ‚Übergangsjahr‘ gedacht war.

Frontalangriff auf Galanos und die ‚Wiener Medien‘
Enttäuscht war Oberlöwe Mocher vor der Saison über die Ansage von ORF-Mann Christopher D. Ryan, dass die Kärntner, wie auch die Vorarlberger Cineplexx Blue Devils, aus dem Berichterstattungsportfolio des ORF-TV-Magazins ‚AFL-Crush‘ rausfallen, da aus Sicht von Ryan die Inter Division zweitklassig ist und das Magazin eben erstklassigen Football zum Inhalt habe.

‚Das habe ich zwar nicht ganz verstanden, weil wir ja auch gegen AFL-Teams spielen müssen, aber akzeptiert‘, so Mocher, der dann aber ausholt. ‚Was ich bis heute nicht akzeptiert habe, ist die Darstellung des Ex-Wikingers Jason Galanos, der uns in seinem Power Ranking, welches ja von sehr vielen Fans im ganzen Land gelesen wird, einfach verheimlicht. Als gäbe es uns Kärntner nicht! Stattdessen bespricht er in seiner Kolumne Tschechen, Serben und Italiener – und das auf Football-Austria! Ja, wofür steht denn das ‚Austria‘ dann eigentlich noch?‘, fragt Mocher in Richtung Galanos, der ihm das nach eigener Aussage gerne persönlich beantworten wird.

Mocher geht davon aus, dass die Carinthian Black Lions ‚ab sofort‘ wieder ‚fixer Bestandteil‘ des AFL-Power Rankings sind, auch wenn es das ‚violette Blut‘ von Galanos wohl nicht erlauben wird, die Löwen vor die Wikinger zu stellen. ‚Er kann uns ja hinter seine Vikings reihen, wenn es ihm besser geht. Dann müssen sie wir halt noch einmal schlagen, damit er sich auskennt‘.

Eine ähnliche Ignoranz ortet Mocher bei anderen ‚Wiener Medien‘, ohne diese namentlich zu nennen.

Kärnten und Österreich
Generell würde sein Bundesland Kärnten gerne missverstanden werden. ‚Ich verrate jetzt mal etwas: Vieles von dem was in Wien oder anderswo passiert, verstehen auch wir Kärntner nicht. Im Gegensatz zu anderen müssen wir das aber nicht jeden ungefragt umbinden. Wir akzeptieren Dinge einfach wie sie sind, weil wir freundliche und verständnisvolle Menschen sind, erwarten uns im Gegenzug aber ebensolche Akzeptanz‘, so Mochers Beitrag zur ‚Völkerverständigung‘.

Die mögliche Härte des Ottakringer Fields
‚Das Wichtigste ist jetzt aber St. Pölten‘, meint Mocher und erklärt abschließend: ‚Wenn wir dieses Spiel nämlich verlieren, dann war alles umsonst.‘

Gegen das heuer nicht gerade berühmte Division1-Team der Invaders muss ein letzter Sieg her, damit das Wild Card-Spiel in Villach am 20. Mai – erneut gegen die Vikings – auch wie bereits geplant steigen kann.

‚Nach so einem Sieg wird es schwer die Mannschaft zu motivieren. Die Invaders haben heuer schlechte Ergebnisse erzielt, wir schlagen dazu die Vikings, da ist die Gefahr sehr groß, dass wir den Gegner unterschätzen‘, so Mocher, der aber weiss, dass sein Coach Bradley nicht zulassen wird, dass die rund 20 Junioren im Kader der Kampfmannschaft auf Wolke sieben in die Landeshauptstadt Niederösterreichs schweben werden.

Ausgehend von einem Sieg der Löwen am Ottakringer Field, wird der zweite Gang der Wikinger ins Villacher Lind-Stadion wohl nicht wirklich einfacher als ihr erster. Waren vorigen Samstag bei weitem keine 1.500 Zuschauer im Stadion, die Mocher ins Kärntner Äther sprühen ließ, könnte es im zweiten Anlauf (vielleicht eben auf Grund dieser Übertreibungen) mit einer vierstelligen Zahl durchaus klappen. Mocher muss dann aber damit rechnen, dass sich einige im Lager der Violetten befinden werden. Nicht nur ‚dieser ignorante Ex-Wikinger‘ Galanos.

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