Trainer, Spieler, Betreuer und auch zwei Referees waren zu diesem Trip bereit um dort mal wieder auf zu zeigen, wer Österreich ist. Einchecken, noch schnell was Nahrhaftes zu sich nehmen, gings durch den Zoll zum Gate. Die Stimmung war sehr gut und es wurde gescherzt und gelacht. Am Flug nach London, verbrachten die meisten mit Meditation, da dort ein fünfstündiger Aufenthalt bevorstand. Einige hatten das Glück und durften eine Maschine früher fliegen, mit dem Auftrag sich nach dem Einchecken sofort zur Spionage der Gegner zur Anlage zu begeben.
Angekommen, ging es mit dem Taxi zunächst ins Hotel und nach dem Abliefern des Gepäcks mit Videokamera bewaffnet zum Veranstaltungsort. Der erste Eindruck war sehr gepflegt und riesengroße Anlage mit einen Hauptfeld und mehreren Nebenplätzen, wo schon die Spielfelder Markiert waren. Israel spielte gegen Frankreich und Italien bei den Herren und gegen Frankreich und Schweden bei den Damen.
Vor Beginn des zweiten Spiels traf auch dann der Rest der österreichischen Delegation auf der Sportstätte ein, um sich die Spiele genau anzusehen und um vor Überraschungen gewappnet zu sein. Die Spielzüge der Mannschaften wurden beobachtet und analysiert.
Der Abend klang dann bei einem gemeinschaftlichen Abendessen mit allen Mannschaften und Besprechungen der Coaches und der Referees aus. Danach der Transfer in die Hotels und noch eine kurze Analyse des Gesehenen bei den Trainern.
Samstag 7 Uhr Frühstück im Hotel
Danach hin zum Ort des Geschehens. Aufwärmen und dabei noch ein paar Spielzüge perfektionieren. Erstes Spiel der Herren gegen Frankreich um 10 Uhr, die Damen eine Stunde später gegen Finnland. Also Österreich gleich gegen die Europameister.
Die Herren erwischten einen Traumstart und bauten die Führung bis zur Halbzeit auf 20:7 aus. Leider war das Ende eher ernüchternd und man verlor die schon fast gewonnene Partie noch mit 27:26. Ist das schon das aus für die Herren nach dem ersten Spiel? Es qualifizieren sich nur die ersten zwei der beiden Gruppen. Nächster Gegner Italien. Und die aren nach der Vorstellung in Wolfsberg eher als Favorit einzustufen, als unser Team.
Aber zwischendurch waren die Damen an der Reihe. Auch hier kamen nur die ersten zwei jeder Gruppe im Semifinale.
Ratzfatz – die Finnen machten mit unseren Damen nicht wirklich viel Federlesen und besiegten nach einem 14:0 zur Halbzeit mit 26:13.
Anschließend machten es die Österreicherinnen mit den Schweden nicht viel anders. Ein ungefährdeter Sieg mit 54:0 spricht eine eindeutige Sprache und ist der höchste Sieg bei den Damen in der Geschichte.
Parallel dazu das Spiel der letzten Chancen für die Männer. Eine Offensivorgie bis zur Halbzeit. Keiner konnte sich absetzten. Bei 20:20 ging es auf eine Erfrischung an die Sideline. Österreichs Männer hatten den ersten Spielzug in der zweiten Halbzeit. Aber nicht nur das, sie waren in dieser Hälfte meist immer einen Schritt schneller und besiegten die südlichen Nachbarn mit 39:31. Die Hoffnung lebte!
Und damit das Essen auch wirklich schmeckt, hatten die Herren gleich anschließend das Spiel gegen die Schweiz. Die machten es den Damen nach und fuhren über die Eidgenossen mit 55:13 drüber, sozusagen als Vorspeise zu dem ausgezeichneten Mittagsmenü. Im Parallelspiel besiegten die Azurri die Franzosen klar und deutlich mit 35:19. Jetzt kam es drauf an, wie die Herren am Sonntag gegen Israel spielen werden. Gewinnen sie, sind sie im Halbfinale, wenn nicht… aber daran wollte man gar nicht denken. Frankreich und Italien haben schon vorgemacht wie es geht.
In der Pause wurde auf den Hauptfeld übrigens ein Rugby Match des dort ansässigen Clubs gespielt. Die anwesenden Beteiligten der internationalen Flagcomunity waren begeisterte Zuseher dieses Zweitligaspiels, mit Einlagen, die in unserer Sportart natürlich eher nicht so gewünscht werden. Aber all das ohne zu Jammern und zu reklamieren.
Anschließend trafen die Damen noch auf unseren Lieblings Nachbarn Deutschland. Bei diesem Spiel lief alles für die Österreicherinnen. Die Deutschen wurden klar und deutlich mit 57:13 besiegt. Riesen Stimmung an der Österreichischen Sideline wurde von den nun spielfreien Herren Nationalteam, fünf Fans von Berni Th., welche gerade in Belfast weilten und einigen Schweizer Damen gemacht, welche ins österreichische Lager gewechselt sind.
Im letzten Spiel des Tages gegen die Französinnen half auch die beste Unterstützung nicht viel. Bis zum Schluss ein ausgeglichenes Spiel, wobei die Trikolori das bessere oder glücklichere Ende für sich hatten und mit 31:28 als Sieger vom Platz gingen.
Zwischenresümee
Super Stimmung am Platz und in der Mannschaft. Die Verletzungen hielten sich zum Glück in Grenzen, nur Paul Werner war zur Kontrolle seiner Schulter im Spital, aber es kam Entwarnung, nichts war gebrochen. Der Rest war nun in Gisis Händen (Physiotherapeutin).
Männer oder Frauen – egal: Israel musste geschlagen werden, dann ist Edelmetall in Griffweite.
In der Nacht wurde noch via Flagfootball.at mit den Fans in der Heimat Rede und Antwort gegeben. Anschließend Bettruhe und volle Konzentration auf die Israelis.
Sonntag 8 Uhr Frühstück bei den Herren
Die Damen durften eine Stunde länger den Kopfpolster umarmen. Anschließend die Fahrt zum Stadion, umziehen und aufwärmen. Letzte Konzentration und Fokussierung auf das Endspiel um den Aufstieg.
Ein hin und her zwischen den beiden Teams, es konnte sich keine Mannschaft entscheidend absetzen. Dies hielt bis zum Schlusspfiff an, aber mit besseren Ausgang für die Österreicher. Die Israelis wurden nach 19:20 zur Halbzeit doch noch mit 33:26 gebogen. Halbfinale! Zwar gegen die ungeschlagenen Dänen, aber egal, die Chance auf Edelmetall ist realistisch, ein Sieg gegen die Dänen jedoch eher Utopie. Aber egal, denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Anpfiff bei den Damen gegen Israel. Gleichzeitig auch bei den Herren das Halbfinale Dänemark gegen Österreich.
Das Spiel der Damen war eine Kopie des Herren Spiels gegen Israel. Zur Pause konnten unsere Amazonen einen guten 20:7 Polster heraus holen. Nur dann kippte die Partie und die Österreicherinnen waren bis kurz vor Schluss hinten. Doch der letzte Spielzug brachte dann die Entscheidung zu Gunsten Österreichs – 33:30 Sieg. Für das Halbfinale war man bereits fix qualifiziert, aber es ging darum, nicht gleich auf die Finninnen zu treffen. Auch dies war nun vollbracht. Die Männer holten sich eine lehrreiche Lektion in Sachen Flag Football bei den Dänen und die dazugehörige Niederlage mit 41:25 und einen Verletzung von S. Schick ab. Schade, aber die Skandinavier waren einfach zu gut. Kopf hoch und die Deutschen werden es ausbaden müssen im Spiel um den dritten Platz.
Die Damen traten nun gegen die beiden Mannschaften an, gegen die man in der Vorrunde verloren hatte. Zuerst Frankreich um den Einzug ins große Finale.
Das Damen Nationalteam ging munter ans Werk, setzte die Französinnen unter Dauerdruck und gewannen am Ende verdient mit 39:30. Geschafft war wenigstens Silber, wenn nicht sogar noch mehr drinnen ist.
Belfast ist euer Cordoba!
Riesen Stimmung dann beim Spiel Deutschland gegen Österreich. Die kleine Fangemeinde macht einen Höllenlärm, so das man auch im abgelegensten Winkel was mitbekam, wenn die Herren wieder mal punkteten, oder einen guten Raumgewinn machten. Nach dem Endstand von 36:24 wurde nur noch gesungen: Belfast ist euer Cordoba! Bronze glänzt auch sehr schön.
Die Herren aus Italien und Dänemark spielten auf dem Hauptplatz das Finale. Am Beginn war dieses Endspiel noch sehr ausgeglichen, aber ab Mitte der ersten Halbzeit setzten sich dann die Skandinavier deutlich ab und gewannen zu recht und unbesiegt dieses Turnier.
Aber ehe diese Spiel zu Ende war, begann gleich daneben das Damen Finale mit den favorisierten Finninnen und unserem Team. Ein 14:0 für die Finninnen konnte zur Pause noch auf ein 21:20 umgedreht werden. 35:33 stand es für Österreich 30 Sekunden vor Ende der Partie bei Ballbesitz Finnlands. Die Offense von Suomi konnte keinen count verstehen, so laut waren die Fans der Österreicherinnen. 4th & goal, der QB passte, der Ball wurde auch in der Endzone, aber der französische Referee gab einen Sack! Österreich jubelte, und der finnische Trainer protestierte. Das nutzte aber nichts mehr, der Sack zählte und damit war Österreich im Ballbesitz. Zum Abknieen kam es gar nicht mehr, weil alle Spielerinnen und Trainer sich am Feld um den Hals fielen, wo so manche Träne vergossen wurde. Freudentränen. Gold für Österreich – wir sind Europameister!
Bei der Siegerehrung bekamen die Damen nicht nur Gold und den EM-Pokal, sondern auch den Fairplay Pokal des Turniers überreicht, gemeinsam mit Irland, die bei den Männern von den Schiedsrichtern als fairste Mannschaft gewählt wurden.
Herz was willst du mehr
Europameister und Bronze. Wer hätte das am Freitag noch gedacht?
Vielleicht wäre auch für die Herren sogar mehr drinnen gewesen, hätten sie nicht das erste Spiel gegen die Franzosen noch verloren. An die Dänen kam keiner auch nur annähernd heran und die stellten auch den MVP aus ihren Reihen.
Nach der Siegerehrung ging es mal ins Hotel retour um sich für den Besuch der Innenstadt zu restaurieren. Um 19 Uhr war dann Treffpunkt in der Lobby, wo wir dann gebeten wurden nicht zu singen. Spaziergang in ein sehr nettes Pub zum Essen und Trinken. Einige Spieler von verschieden Mannschaften wurde das eine oder andere Getränk vernichtet und fachgesimpelt. Nur unter Androhung von Ausgaberverweigerung von diversen Getränken, wurde auch hier das Singen und diverser Schmährufe mit und gegen die Deutschen eingestellt. Also einigte man sich auf eine gemeinsame Feier mit einen Teil von ihnen. Für manche ging es dann weiter um die Pubs von Belfast auch von innen kennen zu lernen und für einige in ihr Bett, um sich von diesen glorreichen Tag zu erholen.
Montag 9 Uhr Frühstück mit Sonnenbrille
Nein, das Wetter war heute eigentlich so wie es fast alle erwartet hatten: kühl und bedeckt und nicht wie die letzten drei Tage, warm und sonnig. Die Sonnenbrillen hatten einen anderen Hintergrund.
10 Uhr war dann Abfahrt für den Großteil zu einer Stadtrundfahrt, für mich und fünf andere, hieß es schon wieder Koffer packen und um 12 Uhr auf den Flughafen zu erscheinen. Via London mit zwei Stunden Aufenthalt ging es nach Wien, wo wir schon von einer kleinen Fangemeinde würdig mit einem Plakat empfangen wurden.
Es war sehr schön und es hat uns sehr gefreut.
Bilder folgen.
Euer
Michael Prochazka
EM-Referee und Reporter