Angekündigt wird die Organisation eines Flagfootball Turniers, die vor Ort Unterstützung der drei Grazer Nachwuchsteams im Herbst, sowie eine Interviewserie, die schon demnächst starten soll. Die Freakzzz mäandern seit ihrer Gründung zwischen Genie und Wahnsinn umher und sorgten dieses Jahr mit ihren Aktionen für etliche Schlagzeilen. Darunter witzige, interessante und neuartige, doch am Ende leistete man sich einen heftigen Ausrutscher, der für sie auch in ihrem geliebten Wien nicht ohne Folgen bleiben wird.
Die G-Freakzzz in Worte zu fassen ist gar kein leichtes Unterfangen. Die Meinungen reichen hier von „innovativster Fanclub Österreichs“ bis zu „dem Alkohol verfallene Rabauken“. Die Wahrheit liegt, wie meistens, irgendwo in der Mitte. Beim Gründerduo Christian Vogrinec und Tina Charmaine Vökt handelt es sich jedenfalls um zwei Personen mit Engagement, Verstand und nachgewiesenem Organisationstalent. Die Mehrzahl der Mitglieder sind völlig normale Menschen die einfach nur ihr Team möglichst effektiv unterstützen wollen. Von einer Minderheit, der es nicht gegeben ist Contenance und Emotion unter ein Dach zu bringen, mag man sich nicht so recht distanzieren. Das ist zutiefst unklug und bietet Widersachern, welche womöglich ganz andere Motive haben die G-Freakzzz ins Abseits zu stellen als sie vorgegeben, eine sehr ausladende Angriffsfläche. Die lässt sich mit Schweigen oder einer sinnfreien Beweisführung nicht weg argumentieren. Es gibt beim besten Willen keine nachvollziehbare Begründung dafür, jemanden körperlichen Schaden zuzufügen, nur weil er in einem Kostüm steckt, welches man gemeinhin als (hochdeutsch) „gebacken“ betrachtet. Dieser Weg ist ganz sicher eine Sackgasse. Dazu später mehr.
Amüsante Betriebsstörungen
Enorm unterhaltsam zeigten sich die Grazer bei der Störung des amtlich verordneten Leitfadens bezüglich des Ablaufs für Fans bei Footballmatches. „Jetzt kommt der Einlauf des Heimteams und ihr müsst daher ganz leise sein oder applaudieren.“ Diese penible Etikette spielte es bei ihnen so nicht. Muss auch nicht sein, denn es ist weder ethisch noch gesetzlich vorgeschrieben. So passiert gegen die Danube Dragons und Carinthian Falcons, wo man sich zwar nicht viele neue Freunde machte, aber höchst unterhaltsame Fanbotschaften verbreitete. Das Gesangsstück „We are better than the USA!“ (Moosburg) ist bereits Legende und das vorm Einlauf des Heimteams auswärtig ungestörte Abfeiern der eigenen Mannschaft (Klosterneuburg) war ein klassisches Beispiel dafür, wie man aus einem Auswärts- schnell ein Heimmatch machen kann. Hier haben die G-Freakzzz auch offene Flanken aufgezeigt. Der Lautstärkepegel ist in so mancher „AFL-Arena“ auch für Lärmempfindliche kompatibel. Diesen Umstand haben sie ausgenutzt. Selbst der mächtige Fanclub der Chrysler Vikings hatte seine mühe Not die Steirer akustisch in Schach zu halten. Der Rest stand dem Treiben so überrascht gegenüber, wie der indische Reispflücker dem angreifenden Tiger. Die berühmten letzten Worte: Oh je, eine Raubkatze! Darauf war man schlicht nicht vorbereitet. Kritik folgte (Schlachtgesänge sind total pfui), verhallte aber in seiner Angerührtheit im Nirgendwo. Die G-Freakzzz haben hier eben nicht einen niveaulosen Habitus eingeführt, sondern die Maulfaulheit ihrer Kontrahenten ad Absurdum geführt. Wer lauter schreit hat mehr vom Spiel. Wie am Feld, so auf der Tribüne.
Glanzleistung „Schnalz-O-Meter“
Am Zenit ihres Schaffens führten die damals schon von allen Konventionen Losgelösten eine wahre Innovation ein. Ein vier Meter hohes Stahlmonstrum, welches des Ton vorgibt. Entworfen und konstruiert in wochenlanger Arbeit und unter strikter Geheimhaltung sorgte der „Schnalzo“ sofort für Furore. Missverständlich dessen Funktionsweise. Noch immer gibt es Leute die meinen dieses Ding sei zu laut. In Wahrheit kann es nicht mal Pieps machen, das arme Ding. Es handelt sich dabei um einen motivationssteigernden Lautstärkenmesser. Selbst ist das Teil aber stumm. Die Konstruktion war manchen ein derartiger Dorn im Auge, dass es sogar Stadionverbot erhielt.
So erteilte der Vikings Präsident Karl Wurm der geplanten Mitnahme der Fansäule nach Wien eine freundliche Absage unter Berufung auf die knappen Platzressourcen in Dornbach am Spielfeld. Erst dadurch erkannte man erstmals die Micky-Maus Beschaffenheit des Sportklub Platzes, hat der Schnalz-O-Meter gerade die Grundfläche von vier Bierkisten. Wurm bot Vogrinec als Entschädigung dafür zwei Freikarten an, welche der Grazer danach sarkastischer Weise als „Rettung des G-Freakzzz Budgets“ titulierte. Er nahm sie aber an und Wurm wird seither nachgesagt er habe eine „Schnalz-O-Meter“-Phobie. Wahrlich hätte man sich davor nicht ängstigen müssen
Tiefpunkt „Nellie-Tackle“
Beim selben Match gerieten die G-Freakzzz erstmals wirklich in tiefes Gewässer und schwammen sich danach unverständlicher Weise nicht mehr frei. Das Grazer Team war den Vikings heuer hoffnungslos unterlegen. War es der Frust, oder einfach nur Blödheit, lief jedenfalls einer der G-Freakzzz nach dem Match auf das Feld und tackelte das Maskottchen der Vikings, Nellie the Elephant. Das ob seiner Beschaffenheit nicht von allen geliebten Maskottchen fiel, wie vom Angreifer beabsichtigt, zu Boden. Dabei verletzte sich dessen Insasse ganz ordentlich (mehrfacher Rippenprellung) und der Kunststoffrahmen des Kostüms wurde beschädigt. Der Personen- und Sachschaden war danach noch überschaubar, jedoch reagierten die G-Freakzzz auf das Verlangen nach einer Entschuldigung oder Wiedergutmachung verhalten bis abwartend. Zu guter letzt stand man der Sache auch noch mit einbetoniert stoischer Miene (was geht uns das an?) gegenüber. Doch eine Überraschung, wenn man deren bisherigen fleckfreien Lebenslauf betrachtet. Das ganze ging bis hin zur Beschönigung und Relativierung des Vorfalls. Die Gutheißungen und Anspornversuche zu einer Wiederholung des Angriffs in ihrem Forum taten ihr übriges. Bis heute haben es die G-Freakzzz verabsäumt sich hier deutlich gegen solche Aktionen zu stellen. Halbherzige „tut uns eh leid“ verfehlten ihre Wirkung vollends. Die Folgen sind beträchtlich und betreffen nicht nur sie.
Perlustrierung auf der Hohen Warte
Als Konsequenz für diesen Vorfall werden im kommenden Jahr alle Besucher auf der Hohen Warte beim Eingang durchsucht. Die Mitnahme von Wasserpistolen, Stöcken, Flaschen, Getränken und Gegenständen, welche Dritten Schaden zufügen könnten, ist ab dann untersagt. Ebenso werden augenscheinlich Betrunkene nicht mehr ins Stadion reingelassen. Die altbekannten Regeln für Fußballfans treten also nun auch für Footballfans in Kraft. Das kann man nicht alleine den G-Freakzz vorhalten, gab es daneben auch noch andere Vorkommnisse am Sportklubplatz welche die Exekutive dazu animierte das einzuführen, aber wohl war das der Auslöser. Der ganze Mist ist daher nicht alleine am Haufen der Chrysler Vikings gewachsen, sondern eine Idee der handelnden Organe, die hier lieber Vorsicht walten lassen wollen. American Football hat damit seine Unschuld verloren. Dazu kann man stehen wie man will – es ist jetzt so und den kick-off haben hier eindeutig die Grazer getätigt. Das heißt auch, dass sich alle Selbstversorger mit ihren Kühlaggregaten die Mitnahme ihrer Taschen und Kisten aufzeichnen können. Ebenso sollte das „Vorglühen“ am Parkplatz (tailgating) ersatzlos gestrichen werden, will man danach noch unbehelligt und ohne Promillekontrolle ins Stadion.
Ein davon enttäuschter Vikings Präsident Karl Wurm kündigte auch vereinsinterne Massnahmen an. Die G-Freakzzz werden im kommenden Jahr bei den Heimmatches der Vikings mit der abseits gelegenen Südtribüne Vorlieb nehmen müssen. Auf die Haupttribüne, direkt neben dem Spielfeld, will man sie nicht mehr haben. Die Security wird aufgerüstet und neu instruiert. Niemand kommt mehr während oder nach dem Match ohne Berechtigung auf den Platz. Über die Mitnahme eines „Schnalz-O-Meters“ müsse man gar nicht mal mehr debattieren bei den strengen Vorgaben der Exekutive. Die neue Ordnung betrifft auch die Fans der Vikings. Spritzpistolen gehören damit ebenso der Vergangenheit an, wie die Mitnahme von Dosen oder Ständer für Transparente.
Auch andere Teams überlegen sich ähnliche Beschränkungen, wobei sie von den Massnahmen der Exekutive (noch) gar nicht betroffen sind. Gut möglich dass die G-Freakzzz im kommenden Jahr Probleme bekommen überhaupt einen Spielstätte außerhalb von Graz zu betreten, denn die Begeisterung darüber sie dabei zu haben ist weitgehend sehr begrenzt.
Mit dem nutzlosen und nicht mal witzigen Tackel an dem Maskottchen hat sich der Grazer Fanclub also schon vor der kommenden Saison ein Eigentor geschossen. Wenn sie jetzt aus dem sommerlichen Tiefschlaf erwachen, sollten sie sich vielleicht auch überlegen wie sie ihre jüngste Vergangenheit glaubhaft aufarbeiten. Denn mit Trotzigkeit und der sturen Gutheissung von Blödheiten wird es nicht getan sein.
Wir wünschen den Damen und Herren trotzdem viel Glück bei ihren Vorhaben.
Vielleicht findet man ja noch die richtigen und vor allem ehrlichen Worte zum letzthin angestellten Blödsinn.
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