Was waren das bisher für drei aufregende Wochen in der ELF. Tolle Plays, zahlreiche Highlights und einige faustdicke Überraschungen. Wer hätte gedacht, dass die Munich Ravens sich zu Beginn so schwertun und der Neuling aus Madrid auch 30 Minuten ohne ihre etatmäßigen Quarterback den amtierenden Champion bezwingt?!
Auch das Interesse an den Spielen ist in den Stadien groß. Die Teams aus Frankfurt, Stuttgart und Wroclaw haben bereits neue Zuschauerrekorde gebrochen. Klar waren die Stadien alles andere als komplett gefüllt, aber solche Besucherzahlen bei Football-Spielen in den europäischen Stadien wären vor einigen Jahren alles andere als selbstverständlich.
Doch bei aller berechtigten Euphorie haben die ersten Wochen auch knallhart offenbart, dass die Liga noch viel Arbeit vor sich hat, um endgültig als professionelle Liga zu gelten. Die Probleme sind dabei vielfältig – und nicht ausschließlich bei den Liga-Verantwortlichen in Hamburg zu suchen.
Doch der Reihe nach:
Das größte Ärgernis in der Saison ist die fehlende Statistik. Noch immer sind auf der offiziellen Seite die gewohnten Gamebooks nicht zu finden, nur vereinzelt sind Statistiken wie Total Yards oder 3rd Down Conversion aufgeführt. Zwar liefert die offizielle Stats-Seite der ELF, Sportsmetrics, schon deutlich mehr an Zahlen, doch auch hier fehlenden grundlegende Stats wie Drive-Charts oder die Trefferquoten bei PATs und Field Goals.
Während zu hören ist, dass es Probleme bei der Schnittstelle zwischen dem Programm und der Homepage ist, offenbart das Schweigen schonungslos die eigentliche Schwäche der Liga: ihre Krisenkommunikation. Gute Neuigkeiten werden – zurecht – in den Himmel gelobt, während man bei Problemen lieber nichts sagt. Diese Strategie ist zwar nichts neues im Sport-Kosmos, doch durch die ausbleibende transparente Kommunikation verliert die ELF immer mehr an Credit bei den Fans. Das zeigt nicht zuletzt der Blick auf die immer noch bestehenden Lieferprobleme im Shop und die technischen Probleme in der App und der Übertragung.
Doch auch die Teams glänzen nicht unbedingt mit transparenter Kommunikation, viel mehr scheinen sie sich zurückzuentwickeln. Um Verletzungen von Spieler wird immer mehr ein großes Geheimnis gemacht – lieber werden sie ohne Kommentar auf IR gesetzt. Doch wenn man wirklich eines Tages wie die NFL Europe sein möchte, müssen die Teams ihre Informationspolitik überdenken. Sonst sind zumindest in dieser Hinsicht nicht besser als die GFL, wo Verletzungen ebenfalls verschwiegen werden und Nachverpflichtungen erst Wochen später verkündet werden.
Dabei sollte mit der Gründung der ELF genau mit solchen Praktiken Schluss. Das Produkt Football sollte auf ein neues Niveau gehoben werden. Was sportlich bis auf das Kicking Game gelungen ist, muss nun auch in der Kommunikation besser werden. Sonst wird man medial weiterhin nur in einer Nische leben.