Die Budapest Wolves sind des Bozsik Stadions überdrüssig geworden. Die Betreiber stellten zu hohe finanzielle Forderungen, sagten den Wölfen in Folge ihr Saisonabschiedsmatch am 4. Juli ab. In einem Interview mit dem landesweiten Radiosender „Slager“, in dem man eigentlich dieses Match promoten wollte, verbreitete man die kurz vor Sendungsbeginn erhaltene Nachricht von der Absage und funktionierte die Ankündigung kurzerhand zu einem Suchauftrag um. Hat wer ein Stadion, welches er nicht mehr braucht?
Die Wolves haben ein neues Refugium gesucht und prompt gefunden. 3000 Zuschauer passen in das ehemalige Rondo eines Fussball Regionalligisten, welches nun die neue (und alleinige) Heimstätte der Rot-schwarzen werden soll. Eine offizielle Umbenennung auf „Budapest Wolves American Football Stadium“ wird angestrebt. Unter diesem Namen – und darauf wäre der Footballnärrische Ungar besonders stolz – soll man dann auch im Stadtplan von Budapest zu finden sein.
Einweihung mit österreichischer Beteiligung
Die Entjungferung der neuen Spielstätte erfolgt am 18. September. Gegner sind die AFC Rangers und das es sich bei diesen um ein Division 1 Team handelt, kann natürlich kein Zufall sein. Die Ungarn wollen mit dem Match auch ihre sportliche Weiterentwicklung dokumentieren und den von ihnen erhobenen Anspruch, 2006 in der Division 1 in Österreich antreten zu wollen, untermauern. Nachgerüstet hat man vor allem beim Coaching Staff. Lee Hlavka, im Vorjahr als Head Coach noch so gut wie auf sich alleine gestellt, wird seit einiger Zeit von drei Kollegen aus den USA unterstützt. Mit vier Coaches, welche die Flanken in der Offensivabteilung schliessen sollen, will man die sportliche Qualifikation schaffen. Der Rest soll folgen.
Stolperstein Nachwuchs
Ganz so einfach ist es aber nun nicht. Die WSO sieht vor, dass ein Division 1 Team in zumindest einer Nachwuchsklasse bei den österreichischen Nachwuchsmeisterschaften antreten muss. Die Wolves hätten zwar ein komplettes Junioren- und auch Jugendteam, welche gemeinsam trainieren, könnten also in gleich zwei Klassen nennen, tun es aber nicht. Die Entsendung zu österreichischen Meisterschaften wäre aus ihrer Sich ein finanzieller Suizidversuch, sie können es sich nicht leisten auch noch mit dem Nachwuchs durch halb Europa zu fahren. Betrachtet man die enormen Zuschauerzahlen der vergangenen Saison, sollte man meinen, dass dafür ein Budget da sein wollte. Dabei vergisst man aber gerne die für hiesige Verhältnisse sehr moderaten Eintrittspreise von ca. 3 Euro.
So hofft man auf das Einsehen des AFBÖ, den man auch bereits ein offizielles Gesuch geschickt hat. Eine Entscheidung darüber wird vermutlich erst bei der Ligasitzung fallen. Die Regelung zielt darauf ab, dass Vereine dazu angehalten werden Nachwuchsarbeit zu betreiben. Das tue man nachweislich – eben in Ungarn, so die Argumentation der Magyaren. Zudem ist man kein ordentliches Mitglied beim Verband, sondern hat den Status eines Gastes. Zusätzlich kollidieren viele Termine. Man braucht einen Teil der Nachwuchsspieler genau zu der Zeit, da im Oktober die ungarische Liga losgeht.
Magyar Liga 2005
Erstmals wird eine volle Saison Football in Ungarn gespielt. Fünf Teams sind in der Magyar Liga dabei, noch gibt es jede Menge offene Fragen. Der ungarische Sportverband will die Footballer mal 3 Jahre „aus Probe“ spielen lassen und dann über eine Zulassung zur Gründung eines offiziellen ungarischen Footballverbandes entscheiden. Auch eine EFAF Mitgliedschaft wird angestrebt. Kurzfristiges Kernproblem sind die Schiedsrichter. Die österreichischen Referees sind den Ungarn für die ganze Saison zu teuer, so schaut man sich in Tschechien und Italien um, aber auch regelkundige ungarische „Hobbyschiedsrichter“ könnten zum Einsatz kommen.
Division 1 und 2 2006 – Möglichkeiten
Theoretisch könnten gleich drei neue Teams in die dritte Liga nachrücken. Die besten Chancen dürften die mit ehemaligen Giants Spielern bestückten Styrian Stallions aus Stallhofen (Stmk.) haben. Ihre Präsentation beim Verband und Performance bisher hat scheinbar viele überzeugt. Aber auch die Herrschaften der Gmunden Rams (OÖ) und Tirol Gunners (Hall i. T.) können sich durchaus Hoffnungen machen bereits dabei zu sein, wenn es um die Challenge Bowl 2006 geht.
Angenommen alle drei Teams rücken auf, wäre es, gemessen an den gezeigten Leistungen 2005, nicht gerade umsichtig diese neuen Teams mit den Papa Joe’s Tyrolean Raiders2 und Budapest Wolves in den Ring steigen zu lassen. Man kann heute davon ausgehen, dass beide Teams im kommenden Jahr noch eine Spur stärker spielen werden.
So erscheint eine Division 2 mit Gladiators, Cineplexx Blue Devils2, Amstetten Thunderbolts, Vienna Knights, Gmunden Rams, Styrian Stallions und Tirol Gunners gross genug und auch vom Papier her halbwegs ausgeglichen. Von den Cowboys nehmen wir mal offenherzig an, dass sie mit den Kollegen der Falcons AFL spielen werden.
Für die Division 1 würde ein Aufrücken der beiden Division 2 Top Teams noch mehr Attraktivität bringen. Die heuer extrem spannende zweite Liga bekäme damit zwei weitere Playoff Kandidaten hinzu, bereits die möglichen Conferences hören sich nach leckerer Footballkost an. Steelsharks, Invaders, Raiders2 und Bulls im Westen, Vikings2, Wolves, Bruins und Rangers im Osten.
Natürlich alles noch ein Hirngespinst, denn ob die Wolves im kommenden Jahr überhaupt in Österreich spielen werden, ist genauso fraglich, wie ob die Raiders2 sich davon überzeugen lassen aufsteigen zu „müssen“ und wer von den genannten drei Neuen am Ende in den Ligabetrieb einsteigen wird. Eines steht für die Ungarn aber in Bezug auf Österreich jetzt bereits fest. „Division 1 or nothing“, wie Head Coach Hlavka auf der Webseite verkünden lässt.
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