Die Kronen Zeitung berichtet vom Aufstieg der Rangers und erklärt: Das Siegen wurde langweilig. In Anbetracht der fehlenden Konkurrenz fehle der Reiz. Daher: AFL.

Bei diesen Sätzen bleibt einem doch ein wenig die Spucke weg. Die Rangers möchte ich gleich zu Beginn entlasten: Das ist nicht ihre Schlussfolgerung, in ihren Aussendungen stand das so nicht.
Trotzdem – diese trügerische Siegesserie, welche in Wahrheit hochgradig mit Fehlurteilen kontaminiert sein könnte, möchte ich hier (durchaus auch im Interesse der Rangers) im richtigen Licht erscheinen lassen. Mal ganz abgesehen davon, dass es eine ziemliche Respektlosigkeit (der Krone) gegenüber den vergangenen Gegnern darstellt, die – und dazu komme ich gleich – alles andere als Langeweile aufkommen haben lassen.
Um mich nicht falsch zu verstehen: Ich bin ein Befürworter des Aufstiegs der Mannschaft von Präsident Gerhard Bräuer und Headcoach Mathias Weinberger plus seiner Crew. Sie haben gute, ja sogar sehr gute Arbeit geleistet und schaut man sich die Rangers 2011 an, dann lassen sie überhaupt keinen Vergleich mehr zu dem Team zu, welches vor Jahren in die Division 2 abgestuft wurde. Da ist viel passiert. Man hat viel richtig gemacht. Vergleicht man sie mit den jüngsten Aufsteigern Salzburg und St. Pölten (die schon wieder weg sind), dann darf man sogar die leise Hoffnung haben, dass hier mehr Substanz da ist, die Rangers das Experiment AFL also nicht nur bloß überleben werden, sondern sich mittelfristig dort sogar behaupten können. Auch darauf komme ich später zurück.

Vom Siegen gelangweilt kann es nicht geben

Betrachtet man die Saison 2011 der Rangers, dann haben sie fünf (!) ihrer Spiele nur mit einem Score und eines davon sogar erst in der Overtime gewonnen. Vs. Vikings² (14:7), @Raiders² (24:21), @Vikings² (21:20), vs. Knights (20:12) und vs. Steelsharks (18:13). Dazu kommt noch ein zweites knappes Spiel gegen die Knights (@17:7) und ein merk- wie auch denkwürdiges 21:17 gegen die Red Lions Hall, jenes allerdings noch aus dem Jahr 2010.
Wenn ihnen dabei tatsächlich langweilig geworden sein wollte, dann sollte Chuck Norris seinen Hut vor ihnen ziehen. Ich glaube es nur nicht.
Die Rangers haben sich ihre Titel (Iron Bowl 2009, Silverbowl 2010 und 2011) verdient, weil erarbeitet – gar keine Frage. Die Siege in Serie waren kein Zufall, sondern sind das Ergebnis dieser Arbeit. Dabei muss man aber im Auge behalten (und da weiß ich Headcoach Weinberger ganz bei mir), dass dazu auch noch Frau Fortuna kam, zwei Jahre auf Mödling herab starrte und es sehr gut mit diesen Rangers meinte. Wären sie 2011 letzter ihrer Division geworden, dann hätte man von Pech sprechen können. Aber es hätte durchaus passieren können. Das stand – siehe Ergebnisse – nicht außer Frage. Wären sie 3-3 statt 6-0 gegangen, sie hätten sich gar nicht beschweren können. Aber sie hatten das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite und ich vergönnen ihnen das. Nur sollte man das auch nicht einfach im derzeit noch glanzvollem Licht des Wiederaufstiegs vergessen. Die Rangers waren 2011 in der genau richtigen Liga eingeteilt und sie waren dort nicht die Fishermen’s Friend, sondern der am Ende zwar verdiente, aber auch etwas glückliche Champion. Punkt.

Von denen, die keine Gegner haben

Als ich den Artikel las, da hat es mich nicht nur wegen der falschen Darstellung der Kräfteverhältnisse in der Division 1 gerissen, wo tatsächlich mehrere Teams auf einem Level spielen, sondern auch, weil ich ein fürchterliches Déjà-vu hatte. Es war Ende April 2009, es kündigte sich bereits der bevorstehende Aufstieg der Salzburg Bulls in die AFL an, als ich den Salzburger Nachrichten von ihrem Pressesprecher las, dass er zwar nicht überheblich klingen will, aber in der Division 1 gäbe es keinen Gegner mehr für sie (siehe Faksimile rechts). Was kurz danach passierte: Die Bulls unterlagen gegen einen der nicht vorhandenen Gegner im Finale der Division 1 und stiegen trotzdem auf. Was länger danach passierte: 0-12 und 149:655 in der AFL 2010 & 2011.
Spätestens jetzt sollten Rangers-Fans und Spieler, die bis hierher sich sagten: »der Reiterer, was der immer schreibt«, ein wenig nachdenklicher werden was ihre tatsächliche Wettbewerbsfähigkeit angeht. Denn die wird 2012 auf eine neue Probe gestellt.
Neben all dem Jubel über den zweiten Titelgewinn sollte man nämlich auch nicht vergessen, gegen wen man u.a. diese knappen Siege erreicht hat. Gegen die Nachwuchsmannschaften der kommenden Gegner Vikings und Raiders. Und ich hörte schon, dass man dann ja eh zwei gute US-Legionäre auch haben wird, als ob der Rest der AFL nicht wüsste, was er zu tun hat. Wer tatsächlich glaubt, dass der einzige Unterschied zwischen den Vikings Junioren und den Vikings Chauncey Calhoun, zwischen den Raiders Junioren und den Raiders Talib Wise ist, der wird im März 2012 dann seine Wunder erleben.

Die Härte 2012

Es kommt auf die Rangers nach 26 Siegen in Serie womöglich eine 0-10 Saison zu. Ich wünsche ihnen diese nicht, aber man kann sie durchaus befürchten. Weinberger wird seinen Staff schärfen, sein Team auf die kommenden Aufgaben einstellen, aber mehr als zu schauen, an welcher Stelle man Prag aushebeln kann, wird wohl noch nicht drinnen sein. Viel zu verlieren haben sie allerdings nicht, denn sie sind in jedem der kommenden Spiele der Außenseiter und der große Trost könnte ein mehrmals volles Haus im Wiener Neudorfer Stadion sein.
Meint Ihr
Walter Reiterer 
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