Die manchmal ironischer Weise in Foren gestellte Frage "Wayne interessiert’s?", wurde zwar nicht gestellt, dafür aber beantwortet. Rund 250 Leser hatten zu drei Fragen binnen einer Woche eine Meinung abzugeben. Repräsentativ? Wohl eher mehr ein Sample, welches eine Grundstimmung wiedergibt. Die Mehrheit (auch unserer Leser) hat daher mit "Boykott" abgestimmt – sie sind der Wahl "fern geblieben". Ein Indiz dafür, dass Football, im Gegensatz zum Fußball, wo jeder eine Meinung zum Teamchef hat (sie etwa nicht?), (noch) ein Sport ist, über den man sich jenseits der Party-Zonen weniger Gedanken macht. Aber es gibt sie doch, die, die eine Meinung zu deponieren haben.

Ligaeinteilung Neu – Beweise gegen Bescheuerung
Die erste Frage betraf die neue Ligaeinteilung. Wie wir nicht müde werden zu betonen, hat sich Football-Austria.com bereits sehr früh für diese Neueinteilung in vier Klassen ausgesprochen. Unsere Leser gehen hier aber nicht mit uns d’accord. Ganz schön stur! Womit zumindest bewiesen wäre, dass das uns manchmal nachgesagte Manipulations-Monopol wohl eher ins Reich der Märchen zu verweisen ist. Sie lassen sich nur schwer beeinflussen – ein gutes Zeichen.

Die relative Mehrheit der 253 Befragten (~ 42 Prozent) vertreten die Meinung, dass sich dieses System erst beweisen muss. Am zweiten Platz stehen diejenigen, welche diese Einteilung kategorisch ablehnen, denn rund 39 Prozent halten das für "völlig bescheuert". Bloß ~17,5 Prozent befinden diese Entscheidung schon heute als sehr gut.

Was bedeutet dieses Ergebnis?
Die Skeptiker sind gemeinsam mit den Ablehnern in der absoluten Überzahl. Sie verfügen quasi über eine Vierfünftel-Mehrheit. Wäre es nach den Lesern von Football-Austria.com gegangen bei der Ligasitzung, hätten wir heute wohl nach wie vor drei Klassen. Die ~42 Prozent räumen der Einteilung aber immerhin die theoretische Möglichkeit ein, dass sie sich am Ende als gut herausstellt. Diejenigen gilt es in den nächsten Monaten und Jahren davon zu überzeugen, dass es sinnvoll war. AFBÖ-Vize Gerwin Wichmann, dessen Plan hier umgesetzt wurde, wird sich wohl bemühen, sagt aber selbst, dass diese Agenda erst nach drei Spielzeiten "zu wirken beginnt".

Die Liga der Herzen – Interesse nach Stärke
Keine Überraschung (zumindest nicht für uns) gab es bei der Frage, welche Liga in Österreich die Interessanteste sei. Oft (in Foren) gelesen (und nie geglaubt) wäre das die Division I, also die zweite Bundesliga, allerdings kann man sich bei den Spielen selbst jederzeit davon überzeugen, dass dem nicht so ist. Dementsprechend auch das Abstimmungsergebnis. Die AFL ist für ~58 Prozent der 206 Befragten die Attraktion schlechthin. Immerhin ~24 Prozent unserer Leser favorisieren die Division I. Die Division II muss sich mit ~11 Prozent Zuneigung begnügen, die Division III favorisieren ~ 7 Prozent der Leser.

Was bedeutet dieses Ergebnis?
Gar nichts, bzw. genau das, was wir immer schon wussten. Die AFL is King – der Rest ist Prinz, Herzog oder Bürger. Die Division I ist mit einem Viertel der Stimmen mehr als nur gut bedient. Umgelegt auf ein Spiel der AFL-Zuschauerkönige Vikings (~4000 Zuschauer), müssten dann beim Zuschauerprinzen der Division I (nur wer ist das grad?) 1000 Zuschauer sich einfinden. Das ist ein Märchen. Die meisten Zuschauer bei einem Division I-Team wurden 2007 in Budapest gezählt (2000). Bei einem SELAF-Spiel wohlgemerkt. Danach folgte bereits Rudersdorf (600) – ebenfalls bei einem SELAF-Spiel. Beide Teams sind nicht mehr in der Division I. Also: Herz in die Hand – Plakat an die Wand. Die Vorzeichen stehen gar nicht so schlecht. Die Invaders geben eh schon länger Gas, die Knights haben erstmals eine Tribüne (Schmelz), die Steelsharks steigern sich seit Jahren leicht, die Bulls haben zumindest schon mal eine fesche neue Webseite.

Ja zu Europa – aber wer ist Europa?
Eine veritable Überraschung hatte die Abstimmung bezüglich des Interesses an den europäischen Klub-Bewerben ergeben. Von den 211 Stimmen fielen zwar 96 (~45,5 Prozent) auf die europäische Klubmeisterschaft EFL (Euro Bowl), die damit auch unumstritten die Nummer 1 ist, dahinter rangiert aber bereits die CEFL mit rund 31 Prozent der Stimmen. Die Spielserie hat damit den EFAF-Cup (~18 Prozent) deutlich auf Platz drei verwiesen. Nicht ganz 6 Prozent unserer Leser können dem Euro-Football gar nichts abgewinnen.

Was bedeutet dieses Ergebnis?
Eine eher schlechte Nachricht für die heimischen Teilnehmer des Cupbewerbs (DEV, LIO, DRA), sicher eine gute für den heimischen Teilnehmer der CEFL (GLA). Es kann sich hier auch um eine "Denkzettelwahl" für die EFAF handeln, die als Institution bei den heimischen Fans keinen Stein im Brett hat.

Eine Geschichte aus dem vergangenen Sommer: Ein Fanclub der Vikings wollte beim C-EM-Finale in Wien ein Protesttransparent gegen die EFAF aufhängen. In Wolfsberg ließ man sie noch gewähren, in Wien nicht mehr. Verglichen mit Transparenten bei anderen Sportarten, war das ein völlig harmloses Teil. Eine Kuh (Österreich), die von der EFAF gemolken wird. Weder beleidigend, noch ordinär, eher sogar auf der witzigen Seite daheim. Inhaltlich gar nicht weit weg von der Wirklichkeit. Das wurde aber knallhart verboten – Kritik wurde ausgesperrt. Übrigens auch von den Verantwortlichen des Footballzentrums Ravelinstraße. Hier kann man bei anderen Sportarten noch viel lernen, was Kritikfähigkeit und Demokratiebewusstsein angelangt. Die zahlenden Zuschauer dürfen ihre Meinung äußern. Sie dürfen sogar Politiker auspfeifen, wenn Ihnen danach ist, auch wenn die selber das nicht haben wollen und lautstark über Mikrofon verkünden: "Hören sie auf zu pfeifen!" Damit das mal klar gesagt ist.

Mit ein Grund könnte auch die fragwürdige Spielstärke mancher Teilnehmer des Cupbewerbs sein. Dem polnischen Team aus Breslau wurde von der CEFL noch eine Absage erteilt (zu schwach), nach Rückruf in Barcelona (Anfrage-Zitat: "Ist da nicht morgen eine EFAF-Sitzung?") landete das Team für alle überraschend in Katalonien und von dort ohne Zögern schnurstracks im EFAF-Cup.

Muchas gracias, señoras y señores
Sebastian Borwoski, lange Zeit Mitstreiter im polnischen Verband und heute in den Niederlanden tätig, kennt "The Crew" aus Breslau noch gut und äußerte sich ein wenig besorgt über deren Ambitionen. "Bei allem Patriotismus halte ich das definitiv für keine gute Idee, aber vielleicht liegt die Strategie darin Sponsoren größerer Natur zu finden. Sportlich kann ich keinen Zweck in der Teilnahme erkennen." Auch der CEFL-Delegierte Gabriel Dielacher war darüber erstaunt. "Wir haben uns das Team angeschaut, als es bei uns vorstellig wurde. Was sich momentan in Polen tut ist sehr begrüßenswert und das muss man unbedingt weiter im Auge behalten. Allerdings war auch klar, dass dieses Team derzeit sportlich ungefähr noch dort steht, wo man in Serbien vor zwei, drei Jahren war. Frisch die Ausrüstungen ausgefasst. Das braucht also noch einige Zeit der Entwicklung. Daher haben wir ihnen für heuer leider absagen müssen. Jetzt sind sie im EFAF-Cup gelandet. Was soll ich dazu sagen?" Am besten Dielacher würde dazu die Wahrheit sagen: Wer will mitspielen? Polen? Her mit euch! Da darf man sich die Frage nach der sportlichen Bedeutung und Attraktivität nicht mehr stellen. Da muss man einfach durch.

Die neue Leserfrage!
Weil es allen so gut gefiel, stellen wir unseren Lesern erneut (dieses Mal nur) eine Frage. Die LA Titans & Gladiators mussten zwangsweise absteigen. Ein Thema, welches für viel Aufregung gesorgt hat. Ist das gerecht, oder ungerecht? Ihre Meinung ist gefragt.

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