Soll ich ein weiteres Mal die missliche Lage der Bulls skizzieren? Jetzt liegen sie ja wirklich am Boden und auf welche Stelle könnte man noch treten, die vor Schmerz nicht schon taub ist? Ich empfehle an der Stelle das Interview mit ihrem Quarterback Dustin Willingham. Was er sagt und auch wie er es sagt – ein grundehrliche Zusammenfassung der Katastrophe – erzeugt Betroffenheit. Ich empfinde bei den Bildern zumindest Mitleid, ob er (Willingham) es braucht oder nicht.
Die Bulls rechtfertigen ihr Handeln damit (als ob es das bräuchte, denn eigentlich ist ja das Antreten Normalität, nicht das Abtreten), dass wenigstens sie durchhalten. Ein Querverweis auf die Invaders, die ja vor Saison die Segel strichen und die Bullen definieren sich so selbst daher als die, die „sie“ ertragen, die wöchentlichen Demütigungen. The Passion Of The Bulls also, directed by Alexander Narobe. Der will nicht, dass die Gegner Heimspiele wegen den Salzburgern verlieren – eine Ehrensache also – und geißelt sich und die seinen noch selbst, in dem er dem Gegner noch ein Heimspiel schenkt – quasi als Entschuldigung für die Performance auch den eigenen Sportplatz betreffend. 
Nur was ist wirklich besser? Zu sagen, wir gehen durch dieses Tal der Hinrichtungsstätten, egal was es kostet, oder gleich aufzugeben und sich mit Freundschaftsspielen zu vergnügen? Schaut man sich die nicht von der WSO geschönte Tabelle an, dann haben die Bulls in fünf Spielen 324 Punkte erhalten. 65 im Schnitt pro Partie. Und exakt einen Touchdown plus Extrapunkt hatten sie dagegen zu setzen. „We obviously don’t belong in this division“, sagt Willingham und spricht damit aus, was eh alle wissen, nur so direkt von der Quelle ist das Wasser besonders kalt.
AFL 2012 – Wieder alles neu
Die Probleme der Bulls sind zu einem Teil hausgemacht, zu einem Teil fremd verschuldet, zu einem Teil Pech, wobei alles zusammenspielt und der Mix daraus eben zum Dillema führte. Und demnächst wird auch der AFBÖ davon betroffen sein, der sich nach der WM, deren "Vorausstrahlung" all das jetzt noch halbwegs zudeckt, überlegen muss wie die AFL 2012 aussehen kann, wenn der glitzernde World Championship-Lack im August dann ab ist. AFBÖ Präsident Eschlböck sagt heute noch recht locker, er habe mit den Bulls darüber noch nicht gesprochen (als ob es da noch Wege gäbe). Es wird allerdings sicher kein erfreuliche Gespräch werden, so viel ist heute schon klar. Die Bulls werden sich weder in eine AIFL+AFL, noch in eine Twilight Zone Reloaded, noch in sonst ein konstruiertes Boxhorn jagen lassen, außer sie haben in den zwei Jahren nichts dazu gelernt. Status Kärnten: die Black Lions haben zwei Szenarien für ihre Zukunft parat (Inhalte noch nicht öffentlich), aber so viel ist bekannt, dass keines davon vorsieht, in der Bundesliga von heute noch ein weiteres Spiel zu absolvieren. Daher wird es 2012 wieder eine neue Spielart der AFL geben (müssen), dessen sich ja auch Eschlböck bewusst ist. Hört sich so und derzeit erstmal nach einer Mörder Division 1 im kommenden Jahr an.
Man kann ja gerne wieder Modelle auf FA posten, eines davon wurde ja immerhin auch übernommen – eben die Twilight Zone, deren Freund – aus völlig anderen Gründen – ich noch immer nicht bin.
Die Welt liebt Österreich
Am vergangenen Wochenende stand auch das Technical Meeting zur kommenden WM in Graz, Innsbruck und Wien am Programm. Ich hatte dabei die Gelegenheit mit Vertretern aller Teilnehmer zu sprechen und die sind hellauf begeistert über das, was sie hier vorfanden. Das war nicht bloße Freundlichkeit dem Gastgeber gegenüber, sondern echte Euphorie. Hotels, Trainingsanlagen und Facilities, Infrastruktur, Transport und die Stadien machen Australien, Deutschland, Frankreich, Japan, Kanada, Mexiko und die USA zuversichtlich, dass es wohl die beste WM bisher werden wird. Das können wir Österreicher halt. Events und ihre Durchführung, das ist unser Ding, egal ob der Fußball gekickt, der Volleyball am Beach geschlagen, oder der Ski auf der Streif laufen gelassen wird. Auch beim Football glänzen wir mit Organisationstalent und Charme, zweites das Unterscheidungsmerkmal zum großen Nachbarn ist, der auch gut organisiert die EM dann aber etwas bleich-hölzern rüber kommen ließ.
Eitle Wonne in der Juli Sonne; Heißa – die WM kann kommen! Oder? Sicher doch, aber ein kleine Stadt nebst der Donau scheint mir gegen den kollektiven Enthusiasmus immun zu sein. Wer hat die Transdanuben so wirksam gegen das WM-Fieber geimpft?
Zwischen dem AFBÖ und den Danube Dragons ist eine kleine Eiszeit ausgebrochen. Und die hat einige Gründe, wovon einer mir bis vor kurzem gar nicht bekannt war. Die Dragons wollten das Nationalteam Camp am letzten Wochenende sausen lassen, weil der AFBÖ das Spiel gegen die Bulls auf eben dieses Wochenende verlegt hat. Das war bekannt. Der AFBÖ verweigerte dies zunächst, schlussendlich einigte man sich darauf, dass ein Teil spielen darf, ein Teil in Innsbruck beim Camp zu sein hat. Nicht jeder Kompromiss ist ein guter, denn eine solche Aufteilung ist auch eine Klassifizierung. Laut Statut ist es so, dass ein Spieler, der dem NT-Camp fern bleibt, für das betreffende Spielwochenende gesperrt ist, also auch nicht bei seinem Klub spielen darf.
Das ist die eine Seite, es gibt aber auch eine andere.
Campen, jeder wo er will
Im Frühjahr wurden von allen gemeinsam die Nationalteam Camp-Termine abgestimmt und beschlossen. Einige Wochen danach beantragten die Dragons, dass ihre Spieler das erste Camp auslassen dürfen, weil sie (die Dragons) am selben Wochenende ihr Trainingscamp abhalten wollen (?). Der Antrag stellte aus Sicht einiger Mitbewerber einen Wettbewerbsvorteil dar, wenn Vikings, Giants, Raiders im NT Camp sich befinden, während die Dragons im Dragons Trainingscamp sind. Trotzt Widerständen wurde der Antrag genehmigt. Zwei Monate später stellten die Dragons den nächsten Antrag (eben diesen) zum nächsten Fernbleiben ihrer Spieler beim nächsten Camp und beriefen sich auf die Spielverlegung. Das wurde – siehe oben – nur mehr zum Teil genehmigt, denn der AFBÖ hat wohl den Termin bestimmt, aber die Verlegung des Spielorts von Salzburg nach Wien, das war alleine die Idee der beiden Mannschaften. Die Dragons NT-Spieler hätten von Innsbruck nach Salzburg keinen allzu weiten Weg gehabt, wenn sie von sich aus den Spielort 350 Kilometer weiter nach Osten verlegen, dann sei das ihr Problem und nicht jenes des Nationalteams bzw. des AFBÖ.
Diese Streiterei hat auch schon eine erste personelle Konsequenz zur Folge. Daniel Brandmayr, der seit dem Vorbereitungsspiel gegen Schweden 2006 im Kader war, hat dem Nationalteam den Rücken gekehrt. Einer von mehreren Gründen für seinen Rückzug aus dem Team ist dieser Konflikt. Er begreift sich als Amateursportler und will nicht, dass der Verband über seinen Kopf hinweg bestimmen kann, ob er nun bei seinem Klub oder beim Nationalteam zu sein hat. Mittlerweile ist der Anteil der Spieler des aktuellen Meisters im Nationalteam sehr überschaubar geworden. Am Ende könnte es sein, dass nur ein halbes Dutzend Dragons bei der WM Österreich repräsentieren werden und das entspricht wohl nicht dem tatsächlichen Leistungsvermögen. Ich sehe zumindest mehr Drachen in Rot-Weiß-Rot.

Die "WM der Anderen"
Die Ursache für den Konflikt vermute ich in einem vermeintlichen „Ausschluss“ der Dragons aus Sicht der Dragons von der WM. Sie sind nicht mehr im Vorstand des AFBÖ vertreten, in dem sie über Jahre mitbestimmt haben, es gibt keine Dragons Coaches im Nationalteam mehr nach ihrer Absage vor zwei Jahren, sie sind auch unterrepräsentiert beim gesamten Organisationsteam und kein einziger Entscheidungsträger trägt Grün. Es ist wohl, aus ihrer Sicht, die „WM der Anderen“ geworden und sie selbst dürfen/können/wollen da ihre Prioritäten nicht umsortieren und stellen dem eigenen Erfolg alles andere hinten an.
Das ist ihr gutes Recht, nur müssen sie dann auch mit den Konsequenzen daraus umgehen lernen. Heißt: man wird sich ihrer Denke nicht immer anschließen und abgelehnte Anträge werden die logische Folge sein. Oder sie erkennen die WM als eine Chance, die so bald nicht wiederkommen wird, um die tatsächliche Kapazität des Stadions in der Stadlau auszuloten. Denn letzten Sonntag sah man doch noch verdächtig viel freien Raum, den man füllen könnte, um den im Stadion akustisch nach wie vor ominpräsenten Vikings ein Stadtrivale auch abseits des Feldes zu sein.
Meint Ihr
Walter Reiterer
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