Walter H. Reiterer hat dem 25-jährigen Amerikaner mit europäischen Wurzeln auf den Zahn gefühlt und kam zu einem klaren Ergebnis: Glavic wirkt nicht nur gut – er ist es auch.

Wer ist Marko Glavic?

Ein gelassener junger Mann mit einer gewaltigen Vergangenheit im Gepäck, ausgestattet mit einem enormen Selbstvertrauen. Ein Starting Quarterback auf einem Division IAA College, dessen Versuche bei Buffalo und New York in die NFL zu kommen zu seinem Pech und zum Glück der Raiders nicht geklappt haben. Der La-Fayette Spielmacher verschrieb sich selbst einen Europa-Aufenthalt und war mit mehreren Top-Teams in Verhandlungen. Darunter war auch der Vizemeister aus Wien, der an Glavic ebenfalls interessiert war.

Im Gespräch macht er einen souveränen Eindruck, ein Spieler der weiß was er hier zu tun hat und bereit ist, die Führungsrolle beim Meister zu übernehmen.

Nicht nur eine gute Nachricht für die Tirol, sondern auch für die Schweiz. Glavic besitzt einen eidgenössischen Pass, die Schweiz ist einer unserer Gegner bei den Europameisterschaften im kommenden August. Der Schweizer Verband hat bei Glavic schon angeklopft, der auch bestätigt zumindest interessiert zu sein. Eine EM nach der Saison hört sich für ihn gut an.

Herzlich Willkommen in Österreich. Wie war ihr erster Tag und erste Nacht in Innsbruck?

Danke, ich habe gut geschlafen, bin jetzt fit und fühle mich hervorragend.

Neben den Raiders waren noch andere Team im Gespräch mit Ihnen. Was gab schlußendlich den Ausschlag für Tirol?

Mehrere Dinge. Ich war mit vier Vereinen im Gespräch. Die Raiders waren jenes, von dem ich das Gefühl hatte, dass sie mich am meisten wollen. Was dabei sehr wichtig für mich war. Bei anderen Teams war ich zwischendurch immer wieder in einer Warteschleife, was ich auch verstehe, aber so waren es eben die Raiders, mit denen ich dauernd in Kontakt war. Ein weiterer Grund für mich war, dass ich die Gegend sehr mag. Keine riesige Stadt, aber auch kein Dorf, das Ganze mitten in den Bergen – perfekt. Auch sportlich war ich überzeugt, denn sie sind der regierende Champion. Der Hauptgrund war aber der lange und gute Kontakt zum Management.

Wer waren die anderen Teams?

Bergamo Lions, Zürich Renegades und die Vienna Vikings.

Auf welchem Level befindet sich ihrer Einschätzung nach der österreichische und europäische Football?

Eine gute Frage. Ich hab in den Staaten schon viel über Football in Europa gehört. Mir ist klar, dass es nicht vergleichbar mit der CFL oder der höchsten College-Klasse ist, aber nachdem hier auch sehr viele gute Spieler aus den USA spielen und die österreichischen Spieler und Teams einen sehr guten Ruf bei uns haben, nehme ich an, dass das Niveau durchaus als hoch zu bewerten ist. Ich werde es aber bald schon ganz genau wissen.

Viele Tiroler Fans, aber auch manche außerhalb Tirols meinen mit Marko Glavic kommt der beste Quarterback der kommenden Saison nach Österreich. Auch eine große Tageszeitung schrieb das gestern. Fühlen Sie einen Druck diesen Erwartungen gerecht zu werden?

Das freut mich und ich spüre da keinen Druck. Ich gehe mit Selbstvertrauen in diese Aufgabe, denn ich weiß was ich kann. Ich bin in einer sehr guten körperlichen Verfassung und kann mich auf meine Fähigkeiten verlassen. Ich möchte meine gute Form hier abrufen, gewinnen und dem Team den nötigen Rückhalt geben um den Titel zu verteidigen.

Die Raiders hatten im Vorjahr eine schier unendliche QB-Geschichte zu durchleiden und ‚verbrauchten‘ dabei drei Spielmacher bis Coach Buffum die Verantwortung übernahm und den Titel holte. Ein Spieler verließ Tirol wieder, weil er den ‚lifestyle‘ nicht mochte. Wie schaut es bei ihnen aus?

Genau umgekehrt. Ich wollte ja von mir aus hier her und ich wusste vorher schon worauf ich mich einlasse. Ich mag Europa, ich liebe die Berge und ich hab kein Problem mit Schnee – ganz im Gegenteil. Das ist meine Wahl und das Wetter, oder der europäische Lebensstil werden mich nicht abstoßen, sondern haben mich ja angezogen.

Coach Buffum war als QB einer der gerne mal Spielzüge umgestellt hat, die Defense, besonders jene der Vikings, sehr gut lesen konnte und die Führungsrolle am Feld übernahm. Werde Sie in diese reinschlüpfen?

Das habe ich absolut vor. Quarterback zu sein, heißt ja auch sein Team anzuführen. Wie die Strukturen im Team aussehen und wie meine Rolleim Detail anzulegen und zu definieren ist, wird sich im Laufe der Zusammenarbeit, beim Training und in Gesprächen ergeben. Die Raiders wollen aber einen Quarterback der auch die Führungsrolle am Feld übernimmt und das ist ja auch was ich jahrelang am College getan habe.

Sie haben einen Schweizer Pass. Im August findet in Österreich eine EM statt, wo auch die Schweiz mitspielen wird. Hatten sie Kontakt zum Schweizer Verband und sich überlegt für die Schweiz zu spielen?

Ja, beides. Ich stand ja wie gesagt mit den Zürich Renegades in Verhandlungen und als klar war, dass ich nach Österreich gehen werde, bekam ich einen Anruf diesbezüglich. Man wäre daran interessiert, dass ich für die Schweiz bei der EM spiele. Da diese Meisterschaft ja nach meiner Saison bei den Raiders stattfindet, ist das auch für mich nicht ganz uninteressant. Ich habe ja auch Verwandte in der Schweiz. Es gibt aber noch keine Zusage dafür – weder von mir, noch vom Schweizer Team. Es ist aber ein Thema.

Die Raiders kündigten an zwei weitere Offense-Spieler ins Team zu holen. Gab oder gibt es hier spezielle Wünsche von ihrer Seite – vielleicht einen bestimmten Reciever oder Offensive Lineman?

Nein, das ist alleinige Sache des Vereins. Ich weiß, dass es einen sehr guten Receiver-Chor mit heimischen Spielern bei den Raiders gibt, daher kann ich nicht sagen auf welcher Position weitere Spieler geholt werden. Ich vertraue den Coaches hier voll und ganz. Sie kennen das Team viel besser als ich, der ja auch neu dazukommen ist und werden daher die richtigen Entscheidungen treffen. Mein Job ist es dann mit diesen Jungs gut zusammenzuarbeiten und nicht sie auszusuchen.

Sie waren bei NFL-Workouts/Tryouts dabei, schafften es aber nicht in die Liga.

Ja, leider. 2004 graduierte ich und wurde nicht gedrafted, also hoffte ich auf eine Chance als free agent einen Vertrag in der NFL zu bekommen. Ich erhielt dann zwei Einladungen, eine von den Buffalo Bills und eine zweite von den New York Giants. Ich war jeweils ein Wochenende mit diesen Teams im Training und hoffte danach auf einen Rückruf. Unglücklicher Weise kam dieser nie. Ich bin aber froh zumindest die Chance bekommen zu haben, auch wenn es nicht geklappt hat.

Haben Sie neben Football noch Zeit für Hobbys?

Ich fahre sehr gerne Ski, bin ein leidenschaftlicher Golfer und spiele auch Basketball und Tennis. Lesen, Kino, Fernsehen mag ich auch. Ich hoffe, dass ich noch vor der Football-Saison hier zum Skifahren komme. Die Berge schauen ja traumhaft aus.

Sind sie verheiratet oder verlobt?

Nein.

Marko Glavic Word Rap
Quarterback Sack – Hoffentlich erlebe ich nur wenige dieses Jahr
Meisterschaftsgewinn – Das erste Ziel und darum bin ich hier
Familie – Sehr wichtig
Interception – Null
Hillary Clinton – (lacht) Dazu fällt mir nichts ein…
Religion – Ich bete für viele Erfolge
Peyton Manning – Großartiger QB, freue mich, dass er die Super Bowl gewann
Krieg im Irak – Unnötig
Oakland Raiders – Die brauchen dringend Hilfe!

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