Die Heimischen sind im Finale, die Schweizer trauern ihren vergebenen Chancen nach. Grund genug für Football-Austria Ihnen auch einmal die Verliererseite näher zu bringen. Martin Pfanner, mit dem Versuch eines inneren Monologs, sowie einigen Randnotizen.

Marko Glavic bot die Story des Spiels. Seine TDs bereiteten den Raiders über die Saison viel Freude, seine unglaubliche Serie an Spielen ohne Sack darf in seinen zukünftigen Curricula Vitae selbstverständlich nicht mehr fehlen. Umso bitterer muss es für den gebürtigen Kanadier dementsprechend gewesen sein, die 35:7-Niederlage der Schweizer mitzuerleben. Doch was beschäftigte den Quarterback der Swarco Raiders vor, während und nach dem Spiel gegen die Österreicher? Was ging dem 25-Jährigen gegen seine Teamkollegen , Freunde und AFL-Gegner wirklich durch den Kopf? Nachfolgend nun eine Annäherung an möglicherweise tatsächlich so verlaufene Überlegungen.

Während der Nationalhymne:
‚Oh Canada, our home and native land … damn, I always seem to forget. I’m Swiss for six days.”

Vor seinem ersten Snap:
Wow, just look at those linebackers. Fast Floredo, vicious Völkel and wicked Werosta. I’ve got my pants full.”

Nach dem ersten TD der Österreicher:
Maybe I should’ve bought an Austrian citizenship instead.

Nach dem ersten Sack auf österreichischem Boden:
I would certainly be screaming a word beginning with f and ending with uck, right now. But Grünsteidls hit took my breath away. Good god, it seemed as if he was coming out of nowhere. Thank goodness they gave me one of those Swiss doesn’t-matter-what-happens-to-you-we-pay-a-
huge-amount-of-money-anyway-insurances.

Nach dem zweiten TD der Österreicher:
Yep, I should definitely rethink my decision p(l)aying for the Swiss squad.

Nach dem dritten TD der Österreicher:
Siehe ’nach dem zweiten TD der Österreicher‘

Nach dem vierten TD der Österreicher:
Siehe ’nach dem zweiten TD der Österreicher‘

Nach dem fünften TD der Österreicher:
Siehe ’nach dem zweiten TD der Österreicher‘

Nach dem Spiel:
Hands down! The better team won today. We just weren’t able to get the job done. The Austrians dominated the lines … So, now that I’ve said everything my coaches wanted me to say, let’s have a look at this goodie-bag they gave me: Wow, cheese with holes in it, a brand-new Swatch, a bagknife …

Notiz: Nachdem es sich um eine satirische Annäherung an die Ereignisse handelt, müssen die angeführten Gedanken nicht unbedingt derer von Marko Glavic, der Realität oder gutem Englisch entsprechen.

Ausgewählte Anmerkungen zu den Donnerstags-Spielen

  • Das Wolfsberger Stadion war abermals gut gefüllt. Schade nur, dass die Infrastruktur eine Verkleinerung des VIP-Bereiches nicht zuließ. Zahlreiche Fans mussten sich mit Plätzen auf oder direkt an den Aufgängen begnügen, während unzählige gelbe (VIP-)Sitze unbesetzt blieben.
  • Stefan Scharinger und Florian Grein matchen sich momentan um den MVP-Titel des Turniers, wenngleich die EFAF immer wieder für die ein oder andere obskure Entscheidung gut ist (Vielleicht wird ja einem Niederländer die Ehre zugesprochen). Scharingers Problem: Er verrichtet die harte Arbeit, während andere die Touchdowns einsacken und (in Konsequenz die für den oberflächlichen Footballfan) tollen Zahlen aufweisen. Vielleicht ändert sich das ja im Finale.
  • Auf Jakob Dieplinger darf allerdings nicht vergessen werden. Ob ‚Tyrolean Thunder‚ oder ‚Swiss Nightmare‚, unsere Nummer 1 narrt gegnerische Verteidiger ein ums andere mal, bei eventuellen Kickoff-Return-TDs dann auch gern Mal im nahezu vollständigen Dutzend.
  • Das Abschneiden der Defense ist zufrieden stellend und Besorgnis erregend zugleich. Die Front Seven übt konstanten Druck auf den Quarterback aus und steht ihren Mann gegen den Lauf (-8 Laufyards der Schweizer sprechen eine deutliche Sprache). 258, gegen die Schweizer zugelassene, Passing Yards deuten aber auf deutliche Defizite in der Passverteidigung hin.
  • Die Norweger haben ein braves Turnier absolviert, fürs Finale hätte es aber nie und nimmer reichen dürfen. Wieso es doch reicht? Zum einen aufgrund des leichten Spielplans, zum anderen, weil es die Schweizer gegen die Niederländer verabsäumt haben die absolute Dominanz in noch mehr Punkte umzumünzen.
  • Österreich gegen die Schweiz im Finale hätte Unmengen an gut vermarktbaren Geschichten geboten. Marko Glavic zum Zweiten, die mögliche Revanche für den Grunddurchgang (ebenfalls zum Zweiten), viele Spieler mit AFL-Erfahrung auf Seiten der Schweiz, usw. Nun wird gegen Norwegen der nächste klare Sieg folgen, allerdings ohne solche Aufhänger (gut, besonders Kleinkarierte könnten jetzt anführen, dass Greg Kleidon bereits AFL gespielt hat, …).
  • Wie weit das Katz-und-Maus-Spiel der Österreicher mit dem eindeutigen zweitbesten Team des Turniers (den Schweizern) ging, offenbarte Offensive Coordinator Goeff Buffum nach dem Spiel. Der Pass auf Offensive Lineman Hartmut Pötzelberger war absichtlich gecallt worden. Zum einen um die Regelwerkfestigkeit der Offiziellen auszutesten, zum anderen um für die Coaches (und Spieler) ein wenig Abwechslung in die Blow-Out-Tristesse der Europameisterschaft bringen zu können. Talk about Demütigung!
  • Auch wenn die Organisatoren der Stadt Wolfsberg sehr ambitioniert an ihr Werk gingen, so bildet die Einweihung des neuen Footballzentrums in Wien XI doch den ultimativen Höhepunkt der EM. Ein wahres Schmuckkästchen, bei dessen Betrachtung den meisten Aktiven schon die Augen übergehen dürften, erwartet seine gebührende Eröffnung.
  • Die beste Nachricht des Tages? Die, dass die Niederländer ausgeschieden sind. Auch wenn Coach Caton nun die Pfeife im Hals stecken bleiben könnte: Das, was die Niederländer aufgeführt haben, ist schlichtweg mit Unvermögen gleichzusetzen. Menschlich (dazu vielleicht ein andermal) wie spielerisch.

Drei Viertel der C-EM sind nun also absolviert. Ansehnlicher Footballsport wurde nur sporadisch zu Tage gefördert. Gut, man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass nach wie vor in der C-Gruppe gespielt wird. Der Finaltag in Wien lässt aber dennoch Hoffnung aufkommen.

Warum?
Ganz einfach. Die Ravelinstraße weiß jetzt schon zu verzücken und die Serben, Schweizer und Norweger haben sich als sportliche und faire Gegner erwiesen. Einem Fest sollte also nichts mehr im Wege stehen.

Martin Pfanner

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