Die Befürworter einer Namensänderung hoffen, dass durch das aktuelle Klima im Land nun Bewegung in die Sache kommt. Wobei Teambesitzer Dan Snyder anscheinend oder scheinbar nicht darüber nachdenkt. Seitens der Aktivisten, die zu einem erklecklichen Teil aus der Community amerikanischer Ureinwohner stammen, hofft man auf Druck der anderen 31 Teambesitzern und der Liga. Weder die Redskins noch die NFL waren in der Sache zu einem offiziellen Statement bereit.
Bürgermeister macht Druck
Washingtons Bürgermeister Muriel Bowser bezeichnete den Namen in einer Radiosendung letzte Woche aber als „ein Hindernis“ für ein Team, welches ein neues Stadion und ein neues Headquarter in D.C. errichten möchte, das auf gepachtetem Land der Bundesregierung gebaut werden soll. Der derzeitige Mietvertrag für das FedEx Field in Maryland, der läuft im Jahr 2027 aus.
„Ich denke, es ist an der Zeit, dass sich das Team mit dem befasst, was so viele Menschen beleidigt“, sagte Bowser gegenüber Team 980 Radio. „Das ist ein großartige Franchise mit einer großartigen Geschichte, die in Washington sehr beliebt ist. Sie verdient einen Namen, der die Zuneigung widerspiegelt, die wir für das Team aufgebaut haben.“
Snyder, dem seit 1999 das Hauptstadtteam gehört, zeigt allerdings keinen Hinweis darauf, dass er hier eine Änderung vornehmen könnte. 1995 kam es übrigens zu einer solchen bei Washingtons NBA-Franchise, die von den Bullets zu den Wizards wurde. Snyder stützt sich auf eine Umfrage der Washington Post aus dem Jahr 2016 die damals ergab, dass neun von zehn amerikanischen Ureinwohner sich nicht durch den Namen beleidigt fühlen würden. Snyder meinte, dass die Bezeichnung „Rothäute“ für die Fans und die Community gar „Ehre, Respekt und Stolz darstellt“.
Berkeley-Michigan-Studie sieht das anders
Dem steht allerdings nun eine aktuelle, gemeinsame Studie der Universitäten von Berkeley und Michigan gegenüber. Diese kommt zu einem gänzlich anderen Ergebnis. Demnach nehmen 49 Prozent von 1.000 befragten amerikanischen Ureinwohnern den Namen nicht als Ehre wahr, sondern als Beleidigung. Bei Befragten mit starken ethnischer Verwurzelung steigt die Zahl sogar auf 67 Prozent an. Kurz gesagt: Je stärker die indigenen Wurzeln sind, desto massiver ist ihre Ablehnung der Bezeichnung „Redskin“.
Für das Bureau of Indian Affairs ist „Indianer“, wer mindestens zu 25 Prozent indianischer Abstammung ist und einem offiziell anerkannten Stamm angehört. Jedoch hat jeder Stamm dann noch seine eigene Definition. Für die US-Zensusbehörde ist „Indianer“ jeder, der es sein will. Der Wille ist dabei fast genauso wichtig, wie die ethnische Abstammung. So wäre auch die Washington Post zu ihrem – für Snyder und die Redskins recht freundlichen – Umfrageergebnis gekommen, sagen Vertreter der Indian Nation, die eine solche Abstimmung aber generell für absurd halten.
Wollen sie über das N-Wort abstimmen?
„Wie stehen sie zu einer Befragung zur Verwendung des ‚N-Wortes‘?“, sagte Ray Halbritter, Vertreter der Oneida Indian Nation und Leiter der Kampagne „Change the Mascot“. „Wollen sie tatsächlich darüber abstimmen, ob das in Ordnung ist oder nicht? Sie sollten nie jemanden erniedrigen und nicht respektieren. Auch dann nicht, wenn es nur ein paar Leute sind.“
„Die USA befinden sich inmitten einer weitreichenden Gleichbehandlungsdebatte.“, meint Stephanie Fryberg, Professorin für Psychologie an der Universität Michigan und Co-Autorin besagter Studie. „Irgendwann muss die NFL als Organisation eine Entscheidung treffen, ob Teams wie die Kansas City Chiefs und das Footballteam von Washington weiterhin systematisch die Ureinwohner diskriminieren dürfen oder nicht.“
Team protestiert gegen Rassismus, Snyder spendet
Washingtons Runningback Adrian Peterson hat angekündigt, den Weg von Colin Kaepernick folgen zu wollen, indem er während der Nationalhymne knien wird um gegen diese Probleme zu protestieren. Quarterback Dwayne Haskins nahm an Märschen teil. Head Coach Ron Rivera sagte, er unterstütze Spieler bei ihren First Amendment-Rechten.
Rivera hat letzte Woche ein organisatorisches Rathausprogramm für Spieler und Mitarbeiter gestartet, um über Rassismus zu diskutieren. Snyder hat zum Start dafür 250.000 Dollar gespendet. Rivera hat mexikanische und puertoricanische Wurzeln und ist der einzige hispanische Cheftrainer in der NFL. Er wurde seit seiner Einstellung im Januar von Medien nicht mehr zum Teamnamen gefragt.
Crystal Echo Hawk, Gründerin und Geschäftsführerin der von amerikanischen Ureinwohnern geführten gemeinnützigen Organisation IllumiNative, möchte nicht, dass die amerikanischen Ureinwohner von der Debatte über Rassismus ausgeschlossen werden. Sie hofft, dass sich die Spieler der Sache anschließen.
„Es ist wirklich eine Gelegenheit für alle in diesem kraftvollen Moment, in dem sie das Richtige tun und sich für Gerechtigkeit einsetzen, auch innerhalb der NFL Stellung zu diesem speziellen Thema beziehen. Es muss keine Toleranz gegenüber Rassismus geben.“