Lange Zeit sah es nach der zweiten Niederlage der Raiders gegen Prag in der gemeinsamen Geschichte der AFL aus. Doch die Tiroler konnten ein 3:14 am Ende in einen 22:14-Sieg drehen. Behilflich dabei war ganz sicher der schwache konditionelle Zustand der Tschechen und der Raiders Receiver Marco Schneider. Der scorte gleich zwei Touchdowns, führte die Gastgeber zurück auf die Siegerstraße und auf den zweiten Tabellenplatz der Austrian Football League.

Das Spiel:

Es fing nicht gut an für die Gastgeber. Bereits beim allerersten Kickoff-Return verletzte sich Running Back Lukas Haslwanter. Auch Wide Receiver Adrian Platzgummer und Linebacker Ruben Seeber ergänzten in späterer Folge die ohnehin schon lange Liste an Verletzen. Nach einem First Down war es ein schöner Bounce beim Punt von Sean Shelton, der Prag gleich an ihrer eigen 2 in höchste Not brachte. Ein 3 & Out durch die starke Raiders Defense brachte die Tiroler an der eigenen 35 zurück in Ballbesitz und der zweite Drive konnte dann erstmals erfolgreich abgeschlossen werden. Romed Zangerle, Simon Pilger und Marco Schneider erzielten First Downs. In der Redzone stand die Prager Defense aber gut. Arno Schwarz machte das Fieldgoal aus 17 Yards zum 3:0.

Die Prager ihrerseits auf der Suche nach dem ersten First Down wurden fündig. Runningback Pavel Klems erzielte es. Das Problem sollte aber das Passspiel in der Phase sein. Prags Quarterback Zack Greenlee verteilte seine Bälle zum Teil wild, auch ohne Druck wirkte der US-Amerikaner nicht sattelfest. Das Ergebnis, wie zu Beginn bei den Raiders: Ein formidabler Punt des Quartbacks an die Raiders 5. Von dort gelang den Tirolern kein First Down, der Punt wurde von Nolan Corpening an die Panthers 48 retourniert. Die Seiten wurden erstmals gewechselt.

Schonkost am Tivoli

Es blieb auf Prager so bieder wie im ersten Abschnitt. Die Gäste aus Tschechien weit weg davon gefährlich zu werden, erneut gab es kein First Down. Deutlich mehr Offense dann bei den Raiders. Ein 55 Yards Catch & Run von Nicholas Tagwerker brachte die Hausherren wieder in Scoring Position. Von dort hätte es wieder ein Fieldgoal am Ende werden sollen, doch aus 24 Yards traf Schwarz nicht ins Schwarze. Es war der Tag der Arbeit, es musste sich nur noch auf die Herren am Feld durchsprechen.

Lorenzo Deiana war mit einem Unsportsmenlike Conduct Penalty der Mann, der den größten Raumgewinn für die Raubkatzen machte. Es folgte eine Pass Interference von Thomas Kogler. So näherte sich Prag der Tiroler Redzone an. In der gab es dann noch ein Holding gegen die Raiders (Schwarz) und ohne viel selbst beizutragen, standen die Tschechen ante portas. Die letzten Yards mussten sie freilich selbst machen. Nolan Corpening brachte die Gäste nach einem 12 Yards Pass von Zack Greenlee mit 7:3 in Führung (PAT Martin Mandik). Den Raiders blieben noch 4:21 bis zur Halbzeit.

Der Drive begann nicht besonders erfreulich für die Tiroler. Sean Shelton musste einen Sack von Jan Kabat einstecken und aus dem erhofften Drive um die Führung zurück zu erobern, mussten die Raiders punten. 2:19 auf der Uhr, Prag hatte allerdings kein Timeout mehr. Darum waren es die Raiders, die ihre Timeouts nahmen, um den Ball noch ein Mal zu bekommen. Und das klappte auch, alles andere aber nicht. Die Raiders hatten in einer Halbzeit gegen Prag 57 Yards und drei Punkte gemacht. Prag kam auf 75 und 7 Points. Viel Luft nach oben also.

Panthers erhöhen nach Wiederbeginn

Die Prager starteten mit ihrer Offense in die zweite Halbzeit. Zack Greenlee erzielte das erste First Down. Das erste Big Play der Panthers durch Kamil Roba brachte sie an die Raiders 2 und Ladislav Jensik erzielte das 3:14 aus Sicht der Gastgeber (PAT Martin Mandik). Die Raiders Offense war jetzt wirklich gefragt, wusste aber keine Antwort. Auch der erste Drive im dritten Quarter brachte den Tirolern nichts ein. Ein Punt musste her und Prag hatte mit der Führung im Rücken den Ball wieder in den eigenen Händen.

Und erneut gab es Strafen auf Seiten der Raiders. Ein Late Hit Out Of Bounds brachte Prag 15 Yards nach vor, die Gäste wurden immer selbstsicherer und spielten sich in die Hälfte der Raiders. Eine Face Mask Strafe gegen Prag gab den Tirolern bei 3rd & 16 die Hoffnung den Drive zu stoppen, bevor weiterer Schaden entstehen konnte. Und die Defense jagte Greenlee und erzwang in Folge den Punt der Prager. Neuer Drive, neues Leben. Und das begann mit einem starken Return von Patrick Pilger.

Dann musste Leo Kober kurzfristig für Sean Shelton rein, der angeschlagen war, aber bald wieder zurück aufs Feld kam. Ein vierter Versuch wurde erfolgreich ausgespielt auf Simon Pilger. Die Raiders rückten Richtung Redzone Prags vor. Aber es ging viel schneller, eben von dort. Marco Schneider fing den 32-Yards Yards von Shelton zum 9:14. Der Versuch einer Two-Point-Conversion wurde von der Panthers Defense vereitelt. Trotzdem waren plötzlich positive Emotionen auf Seiten der Hausherren zu spüren.

Die Raiders übten wieder Druck auf Greenlee aus, zunächst ohne Erfolg. Nach einem First Down wurden zum letzten Mal die Seiten gewechselt.

Entscheidung im Schlussabschnitt

Nolan Corpening machte das erste First Down im vierten Quarter. Die Panthers Receiver wirkten in der Phase insgesamt aber unsicher, viele Drops und nicht gefangene Bälle zu potentiellen Big Plays wenden sich an sich irgendwann gegen einen selbst. Ein wild geworfener Pass von Greenlee ohne Druck beendete den Drive midfield, Prag mit dem Punt an die Raiders 5.

Ein Big Play von Toni Rabensteiner brachte die Raiders in die Hälfte der Prager. Es folgt ein weiterer Catch von Rabensteiner für 8 Yards. Romed Zangerle machte das First Down. Es roch nach einem erneuten Führungswechsel am Tivoli. Und der kam wie gerufen. Erneut war es Marco Schneider, erneut ging die Two-Point-Conversion schief – 15:14.

Und es geschah was so oft passiert mit den Tschechen: Sie können konditionell nicht mit den Topteams in der AFL mithalten. Hände in den Hüften, tief durchatmende Spieler, man merkte allen die Erschöpfung an, obwohl das Spiel über weite Strecken eher gemütlich dahin plätscherte. Die Offense der Gäste war am Boden, die Innsbrucker bekamen den Ball umgehend wieder zurück. Das Comeback nahm endgültige Formen an.

Marco Schneider machte ein First Down, nahm dabei den doppelt spielenden Import Corpening auf die Hörner, Romed Zangerle setzte mit einem First Down nach. Rafael Belici machte das zum First & Goal, Sean Shelton versetzte den Pragern mit einem Touchdownlauf den Todesstoß – 22:14.

Den Schlusspunkt setzte Arno Schwarz mit einer Interception an Zack Greenlee.

Stimmen zum Spiel:

„Unser Runningback hat sich gleich zu Beginn verletzt, dazu kamen Adrian Platzgummer und Ruben Seeber. Das sind alles Führungsspieler für uns und da ist es schwer, dass man wieder zurück kommt. Aber ich bin froh, dass wir das noch geschafft haben. In der Halbzeit sind wir in uns gegangen, sind raus gekommen und haben das umgesetzt was wir machen wollten.“, sagte ebendieser Raiders Verteidiger Arno Schwarz.

Marco Schneider, der zwei Touchdowns erzielte, blies ins selbe Horn. „Wir haben gleich am Anfang mehrere Spieler verloren. Es hat ewig gedauert bis wir das adjusted hatten und wir alle den Rhythmus gefunden haben. Ende drittes Viertel sind wir dann endlich ins Spiel gekommen.“

Auch Raiders Head Coach Kevin Herron sprach die vielen Verletzten an: „Da mussten wir erfinderisch werden und das sind wir. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs, weil das war family effort heute. Kurzzeitig haben sie nicht daran geglaubt und in der Halbzeit habe ich ihnen noch mal gesagt: Die Raiders finden immer einen Weg. Wir müssen einfach aneinander glauben und zusammenhalten. Letzte Woche war’s knapp, aber diese Woche sind wir on top raus gekommen.“

Den Raiders steh ein dicht gedrängtes Programm ins Haus. Am kommenden Wochenende warten die Rangers, dann geht es in der CEFL gegen Milano und danach geht es zum Rückspiel nach Prag. Kommt man in der CEFL weiter, werden die Tiroler sieben Spiele in sieben Wochen absolvieren. Wir waren heute bei Spiel zwei.

Black Panthers Head Coach Petr Vitovec: „Wir haben heute wieder gemerkt, dass sich die fehlende Vorbereitung bemerkbar macht. Außerdem standen viele junge Spieler am Feld und da hat die Erfahrung gefehlt. Wir entwickeln uns aber in eine sehr gute Richtung. Wir wollen den Titel gewinnen, dazu müssen wir alle Teams besiegen. Und heute haben wir gesehen, dass das auch möglich ist.“ 

AFL
Swarco Raiders Tirol vs. Prague Black Panthers 22:14
(3:0/0:7/6:7/13:0)
» Spielstatistiken
SA 1. Mai 2021 15:00 Uhr · Tivoli Stadion Innsbruck

Scores

Raiders Tirol
Fieldgoal: Arno Schwarz
Touchdowns: Marco Schneider (2), Sean Shelton
Extrapunkt: Arno Schwarz

Prague Plack Panthers
Touchdowns: Nolan Corpening, Ladislav Jensik
Extrapunkt: Martin Mandik (2)


Das Nachtragsspiel der Woche 1. Prag meldete sich am vergangenen Wochenende mit einer knappen Niederlage bei den Danube Dragons zurück, was man durchaus als beachtlichen Einstand betrachten kann, angesichts der langen Zwangspause.

Auch die Raiders mussten auswärts eine Niederlage einstecken, die allerdings noch knapper kam als jene der Prager. Die Vikings retteten sich gegen dezimierte Tiroler noch in eine Overtime, in der sie das Spiel gewinnen konnten. Gespannt darf man auf Seiten der Raiders sein, wie es mit den Verletzungen aussieht. In Wien fielen gleich eine ganze Reihe von Leistungsträgern aus, darunter Defensive Back Vincent Müller, Runningback Tobias Bonatti und Wide Receiver Fabian Abfalter. Michael Habetin (O-Line) konnte erst gar nicht aufs Feld. Allerdings ist auch bei den Prague Black Panthers noch nicht zu hundert Prozent gewiss, ob Punktegarant Jakub Wolesky fit sein wird.

raidersTV überträgt das Spiel live aus dem Tivoli Stadion.

„Wir freuen uns darauf, wieder im Tivoli Stadion spielen zu können. Auch wenn uns unsere großartigen Fans natürlich abgehen werden. Man kann sehen, dass die Prager Mannschaft keine Ideale Vorbereitung hatte und noch mit den typischen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatte in ihrem Spiel gegen die Dragons. Sie werden aber sicherlich von Woche zu Woche stärker werden. Wir selbst haben mit vielen Verletzten zu kämpfen, aber die Jungen stehen schon in den Startlöchern“, so Raiders Head Coach Kevin Herron.
Prags Special Teams Coach Taylor Breitzman: „Innsbruck is a good football team and they have been for a long time. They have good players who are disciplined and play hard. We can’t make the same mistakes we did last week and expect to beat a team like Innsbruck. I expect us to step up to the challenge and go into this game with great energy and play tough Prague Black Panthers football for four quarters.“
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments