Man liest die Aussendung der Giants zum Spiel und wundert sich ein wenig. Selbst hätte man „flach gewirkt“ und war „nicht 100 Prozent motiviert“, trotz aller Bekundungen ging man „etwas zu locker ins das Match“. Hingegen kämpften die Dragons „verbissen um die letzte Chance doch noch in die Playoffs zu kommen“ und man „brauchte lange um sich an die harte Spielweise zu gewöhnen.“
Von außen betrachtet schienen es die Giants aber gar nicht locker anzugehen, sondern kämpften ebenso verbissen um diesen Sieg. Mit der harten Gangart mögen sie Recht haben, denn die Wiener spielten phasenweise tatsächlich an und dann auch öfters über der Grenze des Legalen und wirkten mit 178 Penalty-Yards und einem Ausschluss (Daniel Brandmayr berührte einen Referee unsanft) noch gut bedient von einer generell viel beschäftigten Zebra Crew. Auch bei den Giants gab es einen Ausschluss. Armando Ponce de Leon verlor seinen Helm, reklamierte ein Foul (Face Mask) an ihm und warf den Kopfschutz in die eigenen Team-Area, danach auch er vorzeitig unter die Dusche durfte. Frühzeitig das Spiel verlassen musste auch Giants WR Max Taurer mit einer schweren Gehirnerschütterung. Es ging also ganz schön zur Sache in Eggenberg.
Das Spiel selbst litt unter der rauen See nicht. Thomas Haider und Tunde Ogun brachten die Dragons mit 14:0 in Führung und beinahe schien es als ob die Gäste den Sack schon früh zumachen können. Doch Quarterback Jonathan Dally, der zwar drei Touchdowns aber auch zwei Interceptions warf (beide auf den erst 19-Jährigen Jan Unteregger) wirkte nicht ganz sicher und die Giants nutzten den ersten Fehler des US-Amerikaners mittelbar zum Anschluss über Philipp Sommer kurz vor der Halbzeit.
Nach Wiederbeginn gingen die Hausherren zum ersten Mal in Führung (15:14 nach einem Ponce de Leon TD und einem PdL 2-Point Conversion Pass auf Christoph Friedl). Bevor das Spiel die Richtung wechseln konnte, waren Thomas Haider (TD) und Martin Wunderer (Fieldgoal) zur Stelle. Bei 23:15 für die Gäste wurden die Seiten zum letzten Mal gewechselt.

Im Vierten änderte sich an der Unvorhersehbarkeit der Partie wenig. Es glichen die Giants zunächst mit einem Touchdown von Klaus Geier und einer 2-Point-Conversion von Raimund Winkler aus, danach erspielten sich die Dragons über Tunde Ogun und Georg Pongratz einen komfortable wirkenden Vorsprung von zwei Scores. Doch die Giants bäumten sich erneut auf, erzielten über Chris Gunn das 30:36. Der anschließende Onside Kick wurde von den Dragons erobert, die Grazer nutzen ihre Timeouts und beinahe wäre das auch aufgegangen. Bei 3rd & 8 traf Dally dann aber Thomas Haider, der mit 13 Catches für 206 Yards und zwei Touchdowns eindeutig der Mann des Tages war, zum entscheidenden 1st Down und konnten danach das Spiel abknien.

Fazit
Die Dragons ziehen mit diesem Erfolg ins AFL-Halbfinale ein und treffen am 15. Juli auf der Hohen Warte auf die Raiffeisen Vikings. Trotz der beiden klaren Siege der Wikinger im Grunddurchgang könnten hier die „eigenen Gesetzte eines Playoffs“ den Drachen zugute kommen, denn so stark wie gegen die Raiders und die Giants in den vergangenen beiden Spielen, waren sie im gesamten Verlauf der Saison nicht. Für die Giants hat sich nichts geändert. Sie hätten auch bei einem Sieg zum Halbfinale nach Innsbruck müssen, wo es zwischen den Giants und den Raiders nicht minder spannend zugehen könnte. Die Paarung der Austrian Bowl XVIII ist nach dieser Runde jedenfalls recht offen und man kann sich neben der No-Na-Prognose Vikings-Raiders auch alle anderen drei Varianten vorstellen, ohne dabei übermäßig viel Fantasie haben zu müssen. Zehn Runden sind, das kann man heute schon sagen, der absolute Bringer dieser AFL Saison 2012 gewesen.

AFL
JCL Giants Graz vs. Danube Dragons 30:36

(0:7/7:7/8:9/15:13)
» Spielstatistiken«
23. Juni 2012 | 17:00
Stadion Eggenberg | Graz

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