Es ist ja nicht neues, dass sich die Vertragsverhandlungen zwischen der NFL und Premiere bis nach den Start der Regular Season hinziehen. Schon vor zwei Jahren war genau dies der Fall und auch heuer, nach Ablauf des Zwei-Jahres-Vertrages, konnte man bis zum Season-Opener die jeweiligen Vorstellungen nicht auf einen gemeinsamen Nenner bekommen. Es gab in den letzten Wochen auf diversen Online-Plattformen die wildesten Spekulationen, bis die Verhandlungsergebnisse endlich am 9. September mittels Statements und Pressemeldungen verlautbart worden sind: Premiere ist raus und NASN bekommt die NFL-Senderechte für die nächsten vier Jahre (!!)
Wer ist NASN?
NASN (North American Sports Network) überträgt in Europa ausschließlich amerikanische Sportarten und ist ein Joint Venture aus Vulcan European Media Holdings und Setanta Sports. Die Firma Setanta Sports, die auch das Programmkonzept entwickelt hat, betreibt den Sender von der Zentrale in Dublin aus. Finanziert wird die ganze Angelegenheit von der Vulcan European Media Holdings, einer Tochtergesellschaft von Vulcan Inc. hinter der wiederum Paul G. Allen als Investor steht. Sie kennen Paul G. Allen nicht? Nun, Paul G. Allen hat im Jahr 1975 gemeinsam mit einem gewissen Bill Gates eine kleine Firma namens Microsoft gegründet, die sich dann in weiterer Folge so ordentlich entwickelt hat, dass Mr. Allen in der aktuellen Forbes Liste der reichsten Amerikaner mit einem Vermögen von 20 Mrd. US-Dollar (in Zahlen 20.000.000.000) immerhin auf dem durchaus beachtlichen dritten Rang gereiht wird. Nebenbei mag Herr Allen gerne Sport und hat sich deshalb im Laufe der Jahre um ein wenig Kleingeld das eine oder andere amerikanische Profi-Sportteam gekauft. Kennen Sie etwa die Seattle Seahawks? Genau.
Ob Paul G. Allen, der als Besitzer eines Profi-Football-Teams in der NFL eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt, etwas damit zu tun haben könnte, dass die europäischen Senderechte ausgerechnet an eine seiner Firmen verkauft worden sind, darüber kann natürlich nur spekuliert werden. 
Warum NASN?
Über NASN erhält die NFL mit einem Schlag Zugang zu einer weit größeren Zuschauermenge als dies mit Premiere je möglich war. Dass die NFL schon etwas länger mit der eingeschränkten Reichweite von Premiere haderte, konnte spätestens im letzen Jahr erkannt werden als – wohl auf Druck der NFL – begonnen worden ist, das eine oder anders Spiel unverschlüsselt auszustrahlen. Die NFL erreichte bisher über Premiere in Deutschland – theoretisch – ca. 3 Mio Haushalte, was bei etwa 39. Mio deutschen Haushalten einer technischen Reichweite von 7,7 % entspricht. Mit dem NASN-Deal wird dieser Wert mit einem Schlag versechsfacht: ca. 46 % aller deutschen Haushalte, das sind ca. 18 Mio. haben über die verschiedensten Kabelnetze die technische Möglichkeit NASN und somit auch NFL zu empfangen. Bei vielen großen deutschen Kabel-TV-Anbietern, wie etwa Kabel Deutschland, Kabel BW (Baden Württemberg) oder ish (Nordrhein-Westfalen) ist NASN Bestanteil der verschiedensten Digital-TV-Pakete. Darüber hinaus ist NASN in weiteren 20 europäischen Ländern zu empfangen, unter denen sich allerdings Österreich (noch) nicht befindet! Und über Satellit wird das Programm in Deuschland und Österreich bis dato gar nicht ausgestrahlt, sondern eben rein über die Kabel-Betreiber.
Und in Österreich?
Allerdings, wenn wir in unserer Alpenrepublik NASN empfangen könnten, dann würde uns tatsächlich einiges in Sachen American Football geboten werden: Live-NFL (inkl. Sunday Night und Monday Night), College-Football, Arena Football, CFL, verschiedenste Football-Magazine wie etwa die ESPN-Show „NFL-Countdown“ und das alles in einer Quantität, die es bei Premiere nie gegeben hat. Sogar der alljährliche NFL-Draft wird auf NASN übertragen werden – und das für die nächsten vier Jahre. Ob und wann NASN auch von den österreichischen Kabelbetreibern wie UCP-Telekabel, LIWEST oder Kabelsignal angeboten werden wird, steht allerdings in den Sternen und für Satelliten-Seher schauts, abgesehen von den Sky-Karten, nun sehr trist aus in Sachen Football. Na ja, eine Möglichkeit gibt es theoretisch schon noch: Premiere könnte NASN als Pay-Per-View-Spartensender in das eigene Programmbouquet aufnehmen, so wie es auch mit Sendern wie "13th-street" oder dem "Discovery Channel" gemacht worden ist. Ob das wiederum in die Pläne von NASN passt, ist natürlich eine andere Sache. Bis auf weiteres bleibt dem österreichischen NFL-Fan nur Live-Streams im Internet zu beobachten, Sportbars aufzusuchen die Skysports oder Zulu2 übertragen, Sky-Cards zu ordern und, was 5 oder sechs Spiele pro Saison und NFL-Blast angeht, weiterhin auf den guten alten ORF zu vertrauen.
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments