Dabei verläßt sich der Autor auf seinen untrügerischen Instinkt bei sportiven Ungerechtigkeiten, sein Fachwissen bezüglich Trainingsmethoden beim American Football hält sich dabei weitgehend in übersichtlichen (Fußball?) Grenzen. Laut Dragons hat Wallauch diese zur Angelegenheit auch gar nicht weiter befragt. Aus der Hüfte schießt es sich zwar schneller, aber die Trefferquote sinkt dann halt rapide. Eine Betrachtung.

Worum geht’s?

Der Vater eines 14-jährigen Spielers, ein ‚erfolgreicher Gewichtheber‘, will aus familiären Gründen seinen Sohn nicht beim Krafttraining der Dragons teilnehmen lassen. In seinem Haus gäbe es ‚eine professionell eingerichtete Kraftkammer‘, zudem habe der Bub die Möglichkeit im Gewichtheberzentrum des Happel Stadions zu trainieren. Das sollte reichen, ist den Dragons auch nicht zu wenig, sondern einfach nicht recht. Dort besteht man darauf, daß alle Nachwuchsspieler das Krafttraining unter Aufsicht der Dragons Coaches absolvieren. Der tiefere Sinn dahinter liegt für alle die mit Football etwas zu tun haben auf der Hand – nicht so beim Vater und dem Krone Mann. Dazu später mehr, in Gesprächen mit Vereinsverantwortlichen.

Nachvollziehbar ist des Vaters Ärger über zusätzliche Kosten und Wegzeiten. Zudem würde er gerne den jungen Mann um die Uhrzeit (das Training findet Di. und Do. von 19-21h statt) lieber im Bett als im Fitneß Studio sehen. Dieses private Reglement steht ihm als Papa natürlich auch zu, aber mit Eintritt in einem Verein unterwirft man sich auch dem Regelwerk dessen und muß dabei Abstriche beim eigenen vornehmen. Zudem scheint hier ein riesengroßes Missverständnis vorzuliegen, wenn in einem Atemzug Gewichtheben mit American Football zur Sprache kommt. Das eine hat mit dem anderen so viel gemein wie Sushi mit Pommes Frites. Eine der einsamsten Einzelsportarten (Gewichtheben) hat mit der extremen Teamsportart Football gar nichts am Hut. Weder vom philosophischen Standpunkt aus betrachtet und noch weniger in der Beschaffenheit des (Kraft) Trainings. Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe und das scheint der Spielervater bis dato nicht verstanden zu haben.

Ausschluss des Spielers

Die Folgen der Verweigerung des gemeinsamen Krafttrainings war vorerst ein Ausschluss des Nachwuchsspielers beim Kadertraining, danach einer beim Verein selbst. Das ist, für Dragons Verhältnisse, ein völlig neues und daher ungewöhnlich konsequentes Vorgehen, wobei bei anderen Vereinen bereits seit Jahren Normalität. Womöglich ist der Spielervater über die neuaufgezogenen Saiten überrascht, die anderswo schon vor langer Zeit fixiert wurden? Kein gemeinsames Training bedeutet keine Spielzeit, eine strikte Verweigerung mittelfristig den Ausschluß. So ist das ganz einfach. Herr Wallauch darf nun entweder eine Ligaweite ‚Anklage‘ vorbereiten oder sich informieren. Wenn ihm der Footballsport mehr wert ist als eine ‚der arme Bub‘- Geschichte wird er sich schlau machen, ansonsten – davon kann man wohl ausgehen – ist die Story nur deshalb eine geworden, weil sie so schön exakt auf die Tränendrüsen der besorgten Kroneleser drückt. Das rausgeworfene Kind! Ein Heuler.

Es ist natürlich in der Tat tragisch und traurig für einen 14 Jahre alten Buben, aber die alleinige ‚Schuld‘ hier beim Verein zu suchen und den Vater (inkl. Sohn) als Opfer zu stilisieren purer Unfug und ein klares Zeichen dafür, daß die gekrönte Kerze den ganzen Umfang des Sports, über dessen Vereine Wallauch hier schreibt, nur sehr notdürftig ausleuchtet.

Es gibt kausal zwei Gründe warum solch eine Herangehensweise bei den Dragons (und auch anderswo) nicht funktionieren kann.

1.) Football ist eine Teamsportart par excellence.

Das Training findet in der Regel gemeinsam statt. Nur sehr wenige Ausnahmen bestätigen diese auch. Beansprucht ein Spieler einen Sonderstatus, werden das folgend viele tun. Das ist weder im Sinne des Erfinders (des Vereins) noch zweckdienlich (Wohin geht die Reise in der Kraftkammer eigentlich?).

2.) Die Vereine wollen nicht nur die Anzahl der Trainingseinheiten kontrollieren, sondern auch deren Zweckmäßigkeit in Bezug auf den Sport selbst.

Das heißt, die Dragons glauben dem Vater sehr wohl, daß der Sohnemann eifrig am Trainieren ist, nur sie wissen nicht was er genau dabei tut und ob das in einem sinnvollen Zusammenhang mit dem Gesamttraining steht. Abgesehen davon, daß der Verein schlußendlich auch mit die Verantwortung für die Fitneß und körperliche Tauglichkeit für den Sport des Buben trägt, ist es nur allzu verständlich, daß dieser seinen Nachwuchs als Footballer und keinesfalls als Gewichtheber ausgebildet sehen will. Das gilt es zu verstehen. Vertrauen ist gut, Kontrolle macht sicher.

Das alles muß man berücksichtigen bevor man Ombudsmänner konsultiert und mit seiner sehr persönlichen und gar traurigen Geschichte aufs Glatteis führt. Eine plakative Überschrift ist verlockend in des Gerechtigkeitsfanatikers Auge. Der Inhalt hinkt dem Anspruch in dem Fall halt mühsam hintennach. Es gibt keinen Skandal.

Football-Austria.com sprach darüber mit Vertretern von Footballvereinen.

Karl Wurm, Präsident der Dodge Vikings, immerhin Seriensieger in der AFL und zweimaliger Gewinner der Eurobowl, hat dazu eine klare Meinung.

‚Ich kenne den Fall und muss den Dragons zu 100 Prozent Recht geben. Auch bei den Vikings wäre der Spieler vom Verein in dem Fall am Ende rausgeflogen, wenn der Vater solche Ansprüche stellt. Bei uns gilt das gemeinsame Krafttraining als verpflichtende Trainingseinheit. Sollte ein Spieler keine Zeit, keine Lust, keine Veranlassung oder keinen Sinn darin erkennen, das Krafttraining unter Aufsicht der Coaches zu absolvieren, so gilt das zunächst als nicht erbrachte Trainingsleistung. In Folge wird er auch nicht starten, daher wird er auch kein vollwertiges Mitglied des Vereins mehr werden können. Ein Ausschluß, wie er bei den Dragons passiert ist, wäre dann die letzte Konsequenz. Das ist unsere Einstellung dazu und scheinbar auch jene vieler anderer Teams, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß es heutzutage noch Vereine gibt, die private Trainingseinheiten dem Teamtraining anrechnen. Um das nicht falsch zu verstehen. Wir glauben den Vätern der Spieler, daß ihre Söhne Kraft trainieren bis zum Abwinken. Alleine wir wollen es gar nicht! Wir möchten, daß unsere Nachwuchsspieler ein Krafttraining in der Form leisten, welches sinnvoll in Bezug auf die Sportart und ihres Körperbaus ist. Es gibt etliche Nachwuchsspieler bei uns, welche noch gar kein Krafttraining mit ‚fremden Gewichten‘ betreiben, sondern Situps, Klimmzüge und Liegestütze machen. Andere drücken bereits Gewichte. Das ist eine individuelle Geschichte die unsere Coaches zu entscheiden haben.‘, so Wurm gegenüber Football-Austria.com.

Dragons: Können als Verein das nicht dulden

In die gleiche Kerbe schlägt der sportliche Leiter der Dragons, Robert Katzmayer: ‚Uns tut es wirklich leid für den Spieler, aber was der Vater hier vorhat, können wir als Verein nicht dulden. Unser Krafttraining findet gemeinsam und verbindlich statt. Wer an diesem nicht teilnehmen will, kann bei uns auch kein Spieler sein. Was mich persönlich überrascht hat, ist daß es der Ombudsmann nicht für notwendig erachtet hat nach den nähren Gründen bei uns nachzufragen. Das ist schon ein wenig seltsam.‘

Die Dragons haben mittlerweile eine Gegendarstellung auf ihrer Homepage veröffentlicht.

Wir haben dazu auch Blue Devils Präsident Christoph Piringer befragt, der das Ganze ein wenig differenzierter sieht. ‚Wenn uns der Vater eines Spielers nachweisen kann, daß er mit seinem Sohn, ein für den Sport sinnvolles Krafttraining absolviert, dafür auch die nötige Kompetenz und Zeit hat, dann würden wir ihn unter diesen Umständen gewähren lassen. Das gemeinsame Training kann das aber keinesfalls ersetzen. Wir sind ein Team und kein Haufen von Einzelkämpfern. Was ein Spieler in seiner Freizeit macht, kann man in der Regel nicht kontrollieren.‘

Stefan Schubert, General Manager der Graz Giants, nimmt hier eine ähnliche Position ein. ‚Hört sich nach einer Team Rule an. Es macht sich jeder unbeliebt, der versucht diese zu umgehen. Ich weiß nicht was sonst noch vorgefallen ist, aber prinzipiell haben die Dragons da natürlich recht. Wenn ein Spieler meint, aus welchen Gründen auch immer, nicht bei verpflichtenden Trainingseinheiten teilnehmen zu müssen, dann hätte er auch bei uns keine glorreiche Zukunft. Football ist die Teamsportart schlechthin. Jeder der meint auf individuellem Weg gemeinsame Ziele erreichen zu können, der irrt sich gewaltig. Das ist aber nichts Neues.‘

Wir haben darüber auch noch mit Vertretern anderer Teams gesprochen. Es gibt keine einzige Meinung welche hier essentiell abweicht.

In den letzten Wochen hat die Kronen Zeitung zwei ‚größere‘ Berichte über den österreichischen Football gebracht. Im ersten ‚verhandelte‘ man einen mutmaßlichen Nasenbruch in einer Tiroler Diskothek, im zweiten widmete man sich dem ‚Rauswurf‘ eines Nachwuchsspielers in Klosterneuburg. Beides extreme Negativbeispiele. Reiner Zufall?

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