Die im Vorjahr arg gebeutelten Klosterneuburger traten bekanntlich vor einiger Zeit den freiwilligen Gang in die zweite Liga (Division 1) an, wollen aber postwendend wieder in die Bundesliga (AFL) aufsteigen, wie das Paar im Gespräch mit der Wochenzeitung verrät. Eine Zusammenfassung mit haltlosen Abschweifungen.

Das Hauptaugenmerk läge nach wie vor bei der Nachwuchsarbeit, die man weiter intensivieren möchte. Verändert hätte sich seit dem Abstieg für die Dragons nicht viel. Man kann nun keine Legionäre mehr einsetzen, was dem Verein nicht sonderlich mißfällt. Neben den US-Spielern hat man sich auch von Headcoach Greg Anderson verabschiedet.

Was sich noch für die Dragons 2006 ändern wird und dabei nicht verraten wurde: Die Drachen wurden auch einiger wichtiger heimischer Spieler verlustig. Übrig bleiben wird ein Team aus Routiniers und Rookies. Das Ziel Wiederaufstieg ist daher eine mutige Ansage, wenn auch folgerichtig.

So wird das kommenden Jahr zwar als Konsolidierungsphase betrachtet, in der man jedoch die Basis schaffen will um wieder ganz oben mitspielen zu können. Dazu wird dann, im Falle das Unterfangen ist erfolgreich, eine vernünftige Einkaufspolitik gehören – damit verbunden auch das dazu nötige Kleingeld. Denn ganz oben regiert bereits Vater Hauptsponsor wie seine Neffen und Nichten. Bis auf die Black Lions gehen die AFL Teams 2006 mit Rekordbudgets ins Rennen um die Austrian Bowl. 2007 werden einige Mannschaften wohl an die 500.000 Euro Grenze Jahresbudget anklopfen. Die Summen, welche dem Verband als offizielle Zahlen übermittelt werden müssen, sind meistens nicht mehr als das was man haben muß. Wer neben dem nicht überzogenen Girokonto auch noch ein Kapitalsparbuch hat ist eigentlich evident und daher auch vorne dabei.

Das alleine ist schon ‚furchteinflößend‘ genug, aber neben dem schnöden Mammon ist, bei allem Lob für die Nachwuchsarbeit der Dragons, auch jene der anderen Teams nicht zu verachten. Wir erinnern uns wer die vier Titel im Nachwuchs geholt hat? Es war das angeblich zweitbeste Programm welches hier erfolgreich war. Man muß kein Prophet sein um vorherzusagen, daß alle AFL Teams bereits voll auf ‚Nachwuchsschiene‘ sind. Die Kids aus Ems und Innsbruck, aber auch Klagenfurt und ganz sicher Graz sind dort gut aufgehoben. Nicht immer ausschlaggebend ist die Vielzahl der Spieler, sondern auch und vor allem die Qualität ihrer Ausbildung.

Wo wir weiter im Text fortfahren wollen – Ausbildung ist ein Schlüsselwort.

Besonders stolz sei man auf das Trainer Triptychon. Alexander Stöger, Christian Sandner und Ivan Zivko sollen die Units der Dragons in Zukunft zu neuen Höhenflügen geleiten. Demnächst seien die Dragons das einzige heimische Team, welches drei Coaches mit einer ‚Football-Spezialtrainerlizenz‘ (die höchste Weihe eines Betreuers…) in seinen Reihen hat. Zur Intensivausbildung für Coaches im Nachwuchssektor habe man zudem acht Dragons Trainer verschickt und stelle damit das größte Kontingent im Kurs. Im letzten Absatz des Interviews wird das aber wieder relativiert. Man brauche vor allem eines: Leute welche die Trainer ausbilden.

Die Dragons sind (wie immer) bemüht das Beste zu machen. Die Katzmayers jedoch keine Football Macher sondern Football Missionare. Ihre Mission ist unmißverständlich und auch ehrenhaft. Kinder und Jugendlichen den Footballsport nahebringen. Kein Wort dagegen – alle Macht dem Fundament der Gesundheit, keine den Drogen usw. usf… Sie hören das aber bereits?

Damit alleine läßt sich leider schon seit geraumer Zeit kein Titel mehr gewinnen und das lockt auch keinen einzigen Zuschauer zusätzlich ins Stadion Die Dragons wollen die Hebel beim Nachwuchs ansetzen, aber wozu eigentlich, wenn eben dort alles ganz vernünftig rennt? Wirkliche Flanken haben sie doch wo anders offen. Beim Recruting (HR inkl. Amis), bei der Qualitätskontrolle, beim Marketing und bei der Sponsorenakquisition. Es liegt nicht alles im Argen, aber manches brach. Der Happyland Gameday ist so schlecht nicht. Bemüht ist man versucht zu sagen. Der Nachwuchs wird daran aber wenig ändern können. Er wird weder mehr Zuschauer, noch zusätzliche Sponsoren und daher auch kein Geld bringen. Geld, welches man brauchen wir um in der AFL in Hinkunft zu reüssieren. Am Zeitrad wird man nicht drehen können und die erste Liga als reinen Amateurbetrieb zu betrachten ist eine glatte Fehleinschätzung.

Amateure
Der etymologische Ursprung dieses Wortes, bzw. eine freie Übersetzung des Vikings Präsidenten Karl Wurm, sei: Liebe. Wie schön. Liebhaberei ist es also das Footballspiel der höchsten Liga in Österreich. Das mag ein liebes Argument für liebe (weil zahlende) Mitglieder sein, aber rund 100 Personen in der obersten Liga geben den Euros der Liebe längst den Vorzug. Cash statt Bussis. Die Amateure sind die zahlende Mehrheit – ein enorm wichtiger Sponsor. Dieses System zu kippen ist gefährlich, denn mit weitreichenden Konsequenzen verbunden. Es wird aber langfristig kippen, wenn man die Zeichen richtig deutet. Was tun, wenn ein österreichischer Spieler sagt er möchte nicht mehr 200 Euro zahlen, sondern 1000 verdienen? Ihn aufklären, notfalls rauswerfen. Was macht man, wenn es 10, oder gar 30 sind?

Es gibt in Österreich nicht mehr nur eine Hand voll, sondern eine unübersehbare Menge an Menschen die mit Football ihre Brötchen verdienen. Manche mehr recht als schlecht, andere soweit so gut, ein Teil findet ein höchst angenehmes Auslangen damit. Nun kann man sagen, daß jeder Amateurbetrieb auch Professionisten braucht die Geld kosten. Natürlich ist das so. Sieht man sich aber an, daß dieser Anteil im stetigen Steigen begriffen ist, es nicht nur Buchhalter, Lieferanten und sonstige Externe sind, sondern immer mehr Leute im oder im Umfeld des Spielbetriebs ihre Brötchen verdienen, dann sieht die Sache mit der Amateurliga gleich ganz anders aus. Kennt man die Gehälter von manchen Trainern, Spielern oder Managern, schnackelt man wild mit den Öhrchen. Daran ist nichts Verwerfliches – ganz im Gegenteil. Die Menschen arbeiten ja für ihr Geld. Sie sind nur zum Teil keine Amateure mehr. Aber sie arbeiten in einer Amateurliga!?

Hierzu ein recht naives Beispiel. Wenn sie wirklich nebenbei ein wenig Geld verdienen, dazu Österreich kennenlernen wollen und viel Wochenendfreizeit haben, dann werden Sie bitte Footballschiedsrichter und wenden sich nicht an irgendwelche windigen Direktmarketingagenturen. Ein viel stärkeres Argument als das Referee zu werden gibt es eigentlich gar nicht. Wenn Sie sich ein wenig reinhängen, bleibt da auch was hängen. Auch völlig in Ordnung. Leistung – Aufwand – Geld.

Die Frage ist also wie lange ist ein Amateurbetrieb ein Amateurbetrieb? Wenn der Verein XY seine Coaches bezahlt, zwei davon Vollzeit, einen Halbtags, 8 seiner Spieler und ein Manager auf der payroll stehen, die restlichen 40 Leute in den Verein einzahlen, ist es dann noch ein Amateurverein? Man ist geneigt die Menge des Ganzen als semiprofessionell zu bewerten.

Sie entschuldigen diesen kleinen Ausflug welcher nur am Rande mit den Dragons zu tun hat. Die Dragons sind nämlich ein waschechter Amateurbetrieb und da liegt auch der Hund begraben.

Es wird eine schwere Übung für die Klosterneuburger im kommenden Jahr. Womöglich nicht viel leichter als jene in der AFL im letzten Jahr. Die Operation Silverbowl ist jedenfalls ein Mammutunternehmen. Sollte der Verein unter Beweis stellen können, mit seinen Mitteln noch den Titel in der zweithöchsten Liga holen zu können, dann kann man sich nur tief verbeugen. Es ist aber zu befürchten, daß ihnen das nicht gelingen wird, denn auch anderswo stehen die Weichen auf ‚weg von der Liebe‘. Die Sharks schlagen einen plakativ professionellen Weg ein, wie weit sich das auch in ihrem Dasein widerspiegeln wird bleibt abzuwarten. Die Invaders wurden vom amerikanischen Wasserhersteller mit Biergeschmack, Anheuser Busch, verhauptgesponsort und mit einem Geldsegen beglückt, welcher für die zweite Liga ungewöhnlich hoch ist. Beide Teams haben einen Geheimplan AFL in der Schublade der sicher nicht viel schlechter als jener der Dragons ist. Er ist wahrscheinlich anders. Auch die Salzburg Bulls darf man hier zu den Aspiranten zählen. Die beiden Farm Teams der Vikings und Raiders arbeiten als Amateure so oder so in einem professionellem Umfeld. Die Wolves stehen da nicht drüber, aber abseits, werden sich bei gutem Ostwind langfristig zu einem europäischen Spitzenteam entwickeln, operieren aber unter komplett unterschiedlichen Vorraussetzungen, in einem Land, welches derzeit auf der wirtschaftlichen Nehmerseite steht. Gilt als Vergleich nicht. Bleiben die Bruins, die offensichtlich finanzielle Probleme haben und die Rangers, denen die Tradition bleibt. Irgendwo dazwischen die Dragons, die finanzielle Engpässe ebenso konsequent vermieden haben, wie ihre sportliche und wirtschaftliche Weiterentwicklung. Tradition haben die ehemaligen Mercenaries auch zum Drachenfüttern, aber der Bierbrauer steht dort nicht ante portas.

Ist Geld denn alles?
Natürlich nicht. ‚Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt‘. Dieses völlig dumme und falsche Sprichwort müßte genau umgekehrt lauten, denn in Wahrheit mach Geld (irdisch) glücklich, kann einen aber (seelisch) nie beruhigen. Auch Bill Gates hat einen Todestag. Insofern heißt das was umgemünzt auf den österreichischen Football? Microsoft sollte Hauptsponsor der AFL werden! Im Ernst: ja, warum nicht?

Die Dragons sind die letzte Bastion (remnants) einer Philosophie die im Aussterben begriffen ist. Zumindest in den ersten beiden Ligen. Ohne bewerten zu wollen ob das gut oder schlecht für den Football ist. Das kann man ihnen (wie immer man dazu stehen mag) nicht hoch genug anrechnen. Es muß nicht immer alles die Welt kosten. Back to the Basics. Sabine und Robert Katzmayers Anliegen sind ehrlich. Sie sind einfach ehrliche Menschen die Gutes wollen und tun. Hört sich geschwollen an – ist aber einfach so. Gleichzeitig sind sie auch Relikte, an denen so manche Entwicklung nicht unbemerkt vorbeigegangen ist, aber die nie wirklich in greifbarer Nähe war. Und da sind wir wieder beim lieben Geld.

Wenn die Dragons gescheit sind (womöglich sind sie das auch), dann finden sie darin ihren eigenen Weg. Entweder lautet dieser kompletter Rückzug dorthin wo man sich eigentlich befindet – in den reinen Amateurbetrieb, d. h. mittelfristig letzte Klasse, oder man findet eine Nische, eine Lücke, einen (kon)genialen Mittelweg aus der Vorarlberger Geldmaschine und der formidablen Trauner Selbstdarstellung. Beide Wege sind gangbar. Wenn man im derzeitigen Status verharrt, dann blüht die Division 2. Findet man das Ei des Drachens, dann ist auch die AFL wieder ein Thema. 2007 wird das aber nur schwer möglich sein.

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