Die Serben galten als Favoriten vor dem Endspiel, konnten ihrer angedachten Hauptrolle aber nur sehr bedingt gerecht werden. Nach einer von den beiden Verteidigungsreihen geprägten ersten Hälfte, in der die Gäste aus Belgrad mit 0:6 in Führung gehen konnten, waren es vor allem die von den Burgenländern erzwungene Fehler der Gäste aus Belgrad, jene das Spiel zu Gunsten des Außenseiters kippen lassen sollten.
Nach insgesamt vier Turnovers der Vukovi (zwei Fumbles und zwei Interceptions) stand es nach Touchdowns von Gladiators Quarterback Bernhard Kamber und dem kanadischen Legionär Peter DeGouw 14:6 für die Gladiatoren.
Diese konnten sich danach auf die Verteidigung ihres knappen Vorsprungs konzentrieren und hielten ihre Endzone schlussendlich vor den Angriffen der Serben auch sauber.
Ein zweideutiges ‚V‘
Das Ende des Spiels war dann einigermaßen kurios. Die Gladiators standen bei nur mehr vier Sekunden Spielzeit und ihrem vierten Versuch knapp vor der eigenen Endzone und man erwartete eigentlich einen Punt und damit eine Ballübergabe an den Gegner, der damit noch eine kleine Chance auf den Ausgleich gehabt hätte. Stattdessen entschieden sich die Burgenländer für eine riskante, aber sehr ausgebuffte Variante. Sie übergaben den Ball an Peter DeGouw, jener zuerst rückwärts und dann quer durch die Endzone der Gladiators ins seitliche Aus lief. Das bedeute zwar einen Safety für die Vukovi (zwei Punkte), aber auch gleichzeitig das Ende des Spiels, weil die vier Sekunden von der Uhr liefen. 14:8 – die Österreicher jubelten und Serbien weinte. Ganz anders wie noch bei der WM-Qualifikation im Fußball, als Österreich mit 1:3 klar unterlag.
DeGouw zeigte nach diesem Spielzug ein ‚V‘ in Richtung des Gegners. Dieses stand für 2 Punkte für Vukovi und gleichzeitig für den Sieg der Gladiators.
Die Gallier des American Footballs
Der von der Firma CNC Mechatronik gesponserte Dorfklub (ohne eigener Spielstätte!) hat mit diesem Erfolg wohl etwas Einzigartiges geschafft. Ein Sport-Märchen wurde Wirklichkeit, denn ein kleiner Verein, mit Sitz in Stegersbach, gewann ungeschlagen eine internationale Spielserie in einer Ballsportart gegen die europäischen Hauptstädte Budapest, Ljubljana, Zagreb, Bratislava und zuletzt auch gegen das hoch eingeschätzte Belgrad.
Oberwart sagte ab
Obwohl das Halbfinale im Inform Stadion zu Oberwart sowohl sportlich (Sieg über Novi Sad), wie auch wirtschaftlich (1.100 Zuschauer) ein voller Erfolg war, mussten die Gladiators nach Wien ausweichen. Der Bürgermeister von Oberwart, an sich ein Fan US-Amerikanischer Sportarten (Basketball: Oberwart Gunners) musste sich dem Widerstand des hiesigen Platzwartes (Football macht unseren Rasen kaputt = völliger Unsinn!) beugen und so fand das Finale im Stadion der Raiffeisen Vikings statt, die den Gladiators ihren Platz für diesen Event freundlicher Weise ‚borgten‘.
Mittlerweile wurde aber auch Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl auf die so erfolgreiche Truppe aufmerksam. Ein Vertreter der Landesregierung machte letzthin klar, dass man seitens dieser an einer Lösung des Problems im höchsten Maße interessiert sei. Der Wunsch der Gladiators ist es, so ihr Obmann Paul Edelsbrunner, fix neben den Gunners in Oberwart einziehen zu dürfen. Seitens des Landes wurde ihnen zuletzt aber ’nur‘ ein Platz weiter im Norden, in Mattersburg, angeboten.
Österreich als sportliches Maß der Dinge
American Football in Österreich repräsentiert die erfolgreichste Ballsportart des Landes auf kontinentaler Ebene. Die Erfolge sind ansonsten nur mehr mit der internationalen Randsportart Alpinski vergleichbar, der national natürlich ein ungleich höherer Stellenwert zukommt. Die Raiffeisen Vikings gewannen die Euro Bowl (Champions League) in den Jahren 2004 bis 2007, heuer holten sich die Swarco Raiders Tirol erstmals den höchsten europäischen Titel. Nicht weniger erfolgreich gestaltete sich der europäische Cup-Bewerb, in dem die Turek Graz Giants (aktueller Staatsmeister) 2002, 2006 und 2007 als Sieger hervorgingen.
Der Titel in der CEFL (in etwa vergleichbar mit der MEVZA im Volleyball) ist der erste, den Österreich mit den CNC Gladiators auf zweiter europäischer Ebene erobern konnte.
Beim Finale waren auch Vertreter der Raiffeisen Vikings, Turek Graz Giants und des Verbandes AFBÖ anwesend, die natürlich dementsprechend stolz auf die ‚kleinen Glads‘ waren.
Der Tenor: ‚Österreich dominiert das europäische Geschehen auf allen Ebenen. Wir sind die Färöer-Inseln Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Serbiens gleichzeitig!‘
Hartes Jahr 2009
Die Gladiators gewannen nebenbei im Sommer auch noch die heimische Division 2 (die Mannschaft absolvierte insgesamt sagenhafte 19 Saisonspiele = eines mehr als in der NFL!) und wird es im kommenden Jahr daher erstmals auch mit den Teams aus der österreichischen Bundesliga zu tun bekommen. Damit haben die Jungs aus dem Burgenland aber kein Problem. ‚Wir freuen uns darauf, denn endlich dürfen wir dann ein Spiel auch wieder verlieren‘, so ihr Spielmacher Bernhard Kamber, der auch als enfant terrible des heimischen Footballs gilt. Demnach fügt er auch schnippisch mit einem Zwinkern an: ‚Verlieren dürfen, heißt aber nicht, dass wir das auch tun werden!‘
Eine klare Kampfansage der Gallier an alle Römer des American Footballs in Österreich, oder wie Kamber meint, an die Piraten, die nur mehr ‚Ga Ga‘ sagen können, bevor es kracht!