Waren Arizona, St. Louis und San Francisco letztes Jahr noch allesamt erschreckend schwach, wollen diese 2006 den Anschluss an den amtierenden NFC Champion nicht verlieren. Football-USA berichtet über die Geschehnisse im Westen der NFC.
Arizona Cardinals

Die Wüste lebt. Zumindest die Wüste rund um Phoenix im Bundesstaat Arizona. Die ortsansässige Football-Franchise hat bis auf die Spieler nur noch wenig mit der des letzten Jahres gemeinsam. Zahlreiche Veränderungen an allen Ecken und Enden pflastern den Weg der Cardinals des Jahres 2006. In Glendale, einem Vorort von Phoenix, steht den Cardinals ein Schmuckstück als neue Spielstätte zur Verfügung (Video). Das voll klimatisierte Stadion soll endlich die traurigen Tage im Sun Devil Stadium vergessen machen.

Wer jemals das Glück hatte an der alten Wirkungsstätte der Cards ein Spiel mitzuerleben, wird bestätigen können, dass die Franchise ein neues Stadion auch bitter nötig hatte. Das Spiel der Mannschaft passte sich nur allzu oft der traurigen Kulisse an, die bei 40° in der Sonne brutzelte. Von einem Heimvorteil konnte nie die Rede sein, da mit schöner Regelmäßigkeit gleich viel oder sogar mehr Fans des Gegners im Stadion waren. Nach den roten Spatzen krähte in Arizona kein Hahn. Auch im Fernsehen nicht, denn durch die Blackout Politik der NFL konnten die Menschen in Arizona nie ihr Team via TV-Übertragung verfolgen (wenn ein Spiel nicht mindestens 72 Stunden vor Beginn ausverkauft ist, dürfen lokale TV-Sender die Partie nicht übertragen, Anm.).

Das neue Stadion sowie der Hype um Neuzugänge RB Edgerrin James und Erstrundendraftpick QB Matt Leinart ließen die Season Ticket-Verkäufe der Cardinals in schwindelerregende Höhen schnellen. 2006 werden die Cardinals somit jedes ihrer acht Heimspiele vor ausverkauftem Haus bestreiten und nach Wunsch der Fans soll auch das ein oder andere Playoffspiel dazukommen. Dazu muss die Mannschaft aber erst beweisen, dass die zahlreichen Probleme der Vorsaison beseitigt worden sind. Freunde des Fantasy Sports, die letztes Jahr zudem noch Cardinals Kicker Neil Rackers auf ihrem Roster hatten, wollen dies vermutlich nicht unbedingt sehen. Denn die Red Zone Offense der Spatzen war 2005 nicht gerade das gelbe vom Ei. Den Raum zwischen den 20-Yard Linien konnten die Spieler rund um QB Kurt Warner immer schnell überbrücken. Kurz vor der Endzone kam der Motor aber regelmäßig ins Stottern. Besonders die eklatanten Schwächen des Laufspiels brachten Neil Rackers öfter aufs Feld als ihm lieb war.
Sein NFL-Rekord von 40 verwandelten Field Goals machte zwar Fantasy Spieler glücklich, Head Coach Dennis Green trieb die Ineffizienz der Cardinals Offense aber in den Wahnsinn. Diese Spielzeit stellte die O-Line abermals die große Schwachstelle der ansonsten vor Talent nur so strotzenden Offensive dar, was ähnliche Totalausfälle vor des Gegners Endzone zur Folge haben könnte.

Die vielgescholtene Defensivabteilung konnte letzte Saison zwar ganz gut mithalten was die Anzahl der abgegebenen Yards betrifft (10. gegen den Lauf, 12. gegen den Pass), in der Kategorie der gegen die Verteidigung erzielten Punkte aber lediglich den enttäuschenden 27. Platz belegen. Großartige Veränderungen blieben dennoch aus. Defensive Coordinator Clancy Pendergast vertraut offensichtlich dem Spielermaterial, das ihm zur Verfügung steht.

Wichtigster Neuzugang: RB Edgerrin James (von Indianapolis)
Mit WR Marvin Harrison und QB Peyton Manning hatte Edgerrin James in Indianapolis den Luxus mit zwei der besten Offensivspieler aller Zeiten zusammenzuspielen. Gepaart mit einer Offensive Line, die seit Jahren zu den besten der NFL gehört, war der Grundstein für James‘ bislang sehr erfolgreiche Karriere gelegt. Dem Ruf des Geldes konnte der ehemalige Miami Hurricane aber nicht widerstehen, denn Arizona zahlt dem 28-Jährigen 30 Millionen Dollar für vier Jahre. Jetzt muss James allerdings beweisen, dass er auch hinter einer unterdurchschnittlichen Offense Line weiterhin produktiv sein kann, auch wenn er auf den Skill Positions mit QB Warner und den beiden WR Larry Fitzgerald  und Anquan Boldin nach wie vor ausgezeichnete Spieler vorfindet.

Schwerwiegendster Abgang: QB Josh McCown (zu Detroit)
Lediglich der Vollständigkeit halber wird hier der Abgang von QB Josh McCown angeführt. Seinem großen Potential konnte er in Arizona nie ganz gerecht werden. Auch am alternden und verletzungsanfälligen QB Kurt Warner führte kein Weg vorbei. In Detroit wird sich der 27-Jährige nun mit Jon Kitna ein Duell um den Posten des Starting Quarterbacks liefern.

Gedraftete Spieler, die sofort einschlagen: G Taitusi ‚Deuce‘ Lutui (Southern California) und TE Leonard Pope (Georgia)
Für ein funktionierendes Laufspiel braucht eine Mannschaft für gewöhnlich gute Blocker. Auch wenn die Picks von Guard Lutui und TE Pope ein wenig im Rummel um Erstrundenpick Matt Leinart untergegangen sind, werden sie bereits dieses Jahr die Konsolidierung des Laufangriffes vorantreiben. Mit 151kg ist Lutui, der bereits bei USC einer von Leinarts wichtigsten Blockern war, die dominante Präsenz in der Mitte der Offensive Line. Der schlaksige Pope (116kg, 2,02m) bringt die idealen körperlichen Voraussetzungen mit, um sowohl als Passempfänger als auch als Blocker in Erscheinung treten zu können.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… die Cardinals die Fans nicht enttäuschen. Noch nie wurden so hohe Erwartungen in das Team gesetzt. Von Seiten der Anhänger und der Medien lastet ein großer Erfolgsdruck auf den Schultern von Head Coach Dennis Green und seinen Spielern. QB Matt Leinart, der diese Saison hinter dem ehemaligen Liga-MVP Kurt Warner lernen soll, spielt in dieser Hinsicht nur eine untergeordnete Rolle. In der nahen Zukunft werden Namen wie Edgerrin James, Anquan Boldin oder Larry Fitzgerald die Berichterstattung der Cards dominieren. Bezeichnend, dass kein einziger Name eines Verteidigers vorkommt. Nur wenn die Verteidigung zu sich findet und die Offensive Line gut zusammenspielt, kann Arizona den hohen Erwartungen gerecht werden.

Furchtlose Vorhersage
Halbleere Ränge, brütend heiße Temperaturen und vielleicht auch erfolgloser Football werden in Arizona bald der Vergangenheit angehören. Alle drei Dinge konnte der Autor dieses Previews letzte Saison höchstselbst im Sun Devil Stadium bei der 12:17 Niederlage der Cards gegen die St. Louis Rams beobachten. Zweifellos wird der endlich vorhandene Heimvorteil die Spatzen beflügeln, allerdings muss auch auf des Gegners Platz gewonnen werden um ernsthafte Chancen auf eine Playoffteilnahme zu haben. Letzte Saison geschah dies lediglich zwei Mal. Die Mannschaft selbst wird vor der Saison immer hochgejubelt, nur um dann spätestens zur Halbzeit der Regular Season wieder in den Power Rankings abzusinken. Zu unkonstant sind bislang noch die erbrachten Leistungen, zu groß das Fragezeichen hinter der Defensive. Zu kurzfristig die Entwicklungen an und um die Offensive Line. Zu früh für die Playoffs. > 2. Platz NFC West (9-7)

Mehr Info
Offizielle Webseite: Arizona Cardinals
Blog: Voice of the Cardinals
Lokale Tageszeitung: Arizona Republic
Amüsantes am Rande: K Neil Rackers wendet sich an die Fantasy Football Gemeinde

San Francisco 49ers

Sport-Fans haben den Spruch sicher schon einmal gehört. ‚Manchmal muss man zwei Schritte zurück machen, um einen nach vorn machen zu können.‘ Nach gefühlten 20 Schritten, die es die letzten beiden Spielzeiten in San Francisco zurückging, sollte langsam aber sicher der Schritt nach vorne erfolgen. Die erfolgsverwöhnten Fans der 80er und 90er Jahre sehnen nach den 6 Siegen und 26 Niederlagen der beiden letzten Spielzeiten endlich wieder bessere Zeiten herbei. Doch wo sind die potentiellen Montanas, Youngs und Rices wenn man sie am dringendsten braucht?

Diese Frage dürfte sich Head Coach Mike Nolan schon öfters gestellt haben. Dennoch wusste er auf was er sich einlässt, als er die 49ers nach der vorvergangenen 2-14-Saison übernahm. Sein Vorgänger Dennis Erickson, jetzt Coach an der University of Idaho, hinterließ dem ehemaligen Defensive Coordinator der Baltimore Ravens wenig brauchbares. Bis Nolan den Karren in San Francisco aus dem ärgsten Dreck gezogen hat, wird noch einige Zeit verstreichen. Zu groß und zu zahlreich sind die Löcher die es zu stopfen gilt.

Positives gibt es allerdings von einer anderen Front zu berichten. Kein Team der Liga kämpfte trotz eindeutiger körperlicher und spielerischer Unterlegenheit so verbissen um Siege wie die Rot-Goldenen. Viele Partien gingen knapp und meist kurz vor Schluss verloren. Große Kaliber wie Dallas, Seattle oder Jacksonville konnten in Schach gehalten werden und nur mit Mühe einen Sieg erringen. Die Einstellung stimmte auf jeden Fall. Genau dort muss Nolan auch anknüpfen. Das spielerische Potential ist zwar immer noch recht dürftig, die Handschrift Nolans lässt sich allerdings schon erkennen. Der rote Faden, den es unter Erickson nie gab, zieht sich durch seine bisherige Amtszeit. Auch wenn er manchmal mit zu harter Hand regiert, wie dies RB Kevan Barlow kurz nach seinem Trade zu den Jets postulierte, ist er der richtige Mann für den schwierigen Wiederaufbau in San Francisco. Oberste Priorität hat dabei, den ersten Pick des vorletzten Drafts, QB Alex Smith, nicht nur mit Angriffswaffen zu versorgen, sondern ihm auch den nötigen Schutz zu geben. Draft und Free Agency sollten Smith dabei zugute kommen. OG Larry Allen (von Dallas), WR Antonio Bryant (von Cleveland) und TE Vernon Davis (Maryland) werden alle rasch im Angriffsspiel beitragen können. Zudem konnte San Francisco mit dem Ex-Raiders Head Coach Norv Turner einen der besseren Offensive Coordinators der NFL an Land ziehen.

In der Defensive muss dagegen nach wie vor die Systemumstellung Nolans auf eine 3-4 Verteidigung verkraftet werden. Auch das ideale Personal für sein komplexes Schema will erst einmal gefunden sein. Viel Namhaftes lässt sich dabei aber nicht ausmachen. Viele junge und unerfahrene Spieler versuchen sich aufzudrängen, die Defensive wird dennoch nur schwer vom abgeschlagenen letzten Platz wegkommen.

Wichtigster Neuzugang: G Larry Allen (von Dallas)
Auch wenn Larry Allen mit 35 Jahren schon zu den betagteren Spielern der Liga zählt, sind seine Routine und Erfahrung (10 Pro Bowl Nominierungen und 3 Superbowl-Siege mit den Cowboys) trotzdem Gold wert. Vor allem, wenn das durchschnittliche Alter der restlichen Offensive Linemen mit 25,8 Jahren zu Buche schlägt. Ganz nebenbei wird er neben der Rolle als Lehrmeister auch QB Alex Smith den Rücken einigermaßen freihalten können.

Schwerwiegendster Abgang: LB Julian Peterson (zu Seattle)
Zweimal wurde Peterson zum Franchise Player erklärt, zweimal brachte es San Francisco aufgrund Petersons Verletzungsanfälligkeit wenig. Einen Vertrag bekam er von den Offiziellen zwar angeboten, jedoch gingen die Gehaltsvorstellungen der beiden Seiten zu sehr auseinander. Seattles 54 Millionen Dollar konnten und wollten die Besitzer Denise und John York nicht bezahlen.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: TE Vernon Davis (Maryland)
Stellvertretend für eine lahme Lobeshymne auf Davis folgt eine Einschätzung von NFL.com, die vor dem Draft erstellt wurde. ‚Even though there are so many very good tight ends available, Davis is the best of them all. He is an elite athlete with the hands, explosiveness and playing speed to make an immediate impact as a receiver.” Der Ruf einer der besten Tight Ends der letzten Jahre zu sein, eilt Davis jedenfalls schon lange voraus. Seine immense Schnelligkeit (er stellt mit 4,37 Sekunden die schnellste jemals gemessene Zeit eines TE über 40 Yards auf) überschattet die leichten Defizite bei der Blockarbeit. Zusammen mit Eric Johnson wird Davis den 49ers das beste TE-Tandem der Liga geben.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… den Fans nicht der Geduldsfaden reißt. HC Nolan besticht durch kluge und gut durchdachte Entscheidungen. Das Team gibt Woche für Woche alles, nur um dann doch mit leeren Händen dazustehen. Die Implementierung dieses Siegeswillen wird auf lange Sicht Früchte tragen. Bleibt zu hoffen, dass dies auch den Fans einleuchtet und diese nicht bald den vierten Head Coach in den letzten fünf Jahren fordern werden. Etwas mehr als die mageren vier Siege der Vorsaison muss deshalb schon erbracht werden.

Furchtlose Vorhersage
Die letzten zwei Jahre vollführten die 49ers immer einen Sweep (gewonnene Auswärts- und Heimpartie, Anm.) gegen eine Mannschaft aus der eigenen Division. 2004 wurden die einzigen Siege gegen die Cardinals errungen. Letztes Jahr sicherte man sich die Hälfte aller Erfolge gegen die Rams. Dem Gesetz der Serie zufolge müssten dieses Jahr die Seahawks geputzt werden. Momentan scheint dies aber so realistisch wie ein österreichischer Sieg bei der Euro 2008. QB Smith kann die Seinen im zweiten NFL-Jahr vielleicht zu einer handvoll Siegen führen, alles was darüber hinausgeht würde dann aber an eine faustdicke Überraschung grenzen. > 4. Platz NFC West (5-11)

Mehr Info
Offizielle Webseite: San Francisco 49ers
Blog: 49ersNews.com
Lokale Tageszeitung: San Francisco Chronicle

Seattle Seahawks

Fluch? Welcher Fluch? In Seattle will man nichts von einem Fluch wissen. Gemeint ist der mittlerweile schon berüchtigte Superbowl-Fluch, der dem jeweiligen Verlierer des Endspiels in der darauf folgenden Saison widerfährt. Die jüngere Vergangenheit bestätigt dies eindrucksvoll. Die Oakland Raiders verpassten 2003, nach ihrer Superbowl-Teilnahme die Playoffs und gingen mit einer 4-12 Bilanz baden. Die St. Louis Rams erreichten nach ihrem Endspielauftritt lediglich eine 7-9 Bilanz, während die Carolina Panthers ein Jahr später, von argen Verletzungssorgen gebeutelt, exakt gleich abschnitten. Auch die Philadelphia Eagles bildeten letztes Jahr keine Ausnahme. Die Adler verpassten nach fünf erfolgreichen Jahren die Playoffs und hatten neben Verletzungssorgen auch abseits des Platzes alle Hände voll zu tun. Aufgrund der letztjährigen 6-10 Saison der Eagles liegt es nun an den Seahawks diesen Fluch zu brechen.

Nach der bitteren Niederlage gegen die Pittsburgh Steelers in der 40. Auflage des Endspiels wollen die Seahawks schnellstmöglich wieder dorthin zurückkehren. Da Zeit bekanntlich alle Wunden heilt, dürften auch die kontroversen Schiedsrichterentscheidungen, die gegen die Seahakws gingen, vergessen sein.

Mit einer guten Offseason im Rücken will HC Holmgren den Fahrtwind nutzen und auch im kommenden Januar wieder im Endspiel stehen. Erste, positive Schritte auf diesem Weg wurden bereits in der Free Agency gesetzt. Mit WR Joe Jurevicius und G Steve Hutchinson verlor Seattle zwar wichtige Spieler, der Aderlass konnte ansonsten aber in Grenzen gehalten werden. Stattdessen verlängerte General Manager Tim Ruskell in weiser Voraussicht die Verträge von Head Coach Mike Holmgren, Liga-MVP Shaun Alexander, FB Mack Strong und DT Rocky Bernard. Jeder für sich ein wichtiger Leistungsträger, der auf dem Weg zurück in die Superbowl eine wichtige Rolle spielen wird. Bis auf G Steve Hutchinson verzeichnete die, mit 452 erzielten Punkten, beste Offensive der Liga keine schwerwiegenden Abgänge. Mit LB Julian Peterson (von San Francisco) wurde ein Topspieler, mit WR Nate Burleson (von Minnesota) ein guter Ergänzungsspieler geholt.
Wenn Verletzungen und Querelen aller Art vermieden werden können, dürfte den Fans der Seahawks eine erfolgreiche Saison bevorstehen.

Wichtigster Neuzugang: LB Julian Peterson (von San Francisco)
Nach zwei schwachen, von Verletzungssorgen bestimmten, Jahren in San Francisco will Peterson wieder zu der Form der Jahre 2002 und 2003, die ihn zu einem der besten Outside Linebacker machte, zurückkehren. Mit den beiden jungen Linebackern Lofa Tatupu und Leroy Hill steht den Seahawks nun ein ausgezeichnetes Linebacker Trio zur Verfügung.

Schwerwiegendster Abgang: G Steve Hutchinson (nach Minnesota)
RB Shaun Alexander lief letztes Jahr bevorzugt über die linke Seite. Das ganze nicht ohne Grund. Mit LT Walter Jones und LG Steve Hutchinson hatte Seattle dort die zurzeit besten Offensive Linemen der Liga. Dem Vertragangebot der Minnesota Vikings über 56 Millionen Dollar konnten und wollten die Seahawks nichts entgegensetzen. Außerdem besitzt HC Holmgren mit G Floyd ‚Porkchop‘ Womack einen Mann, der den Abgang von Hutchinson fürs erste kompensieren kann.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: DE Darryl Tapp (Virginia Tech)
Auch wenn Tapp nicht der erste Pick der Seahawks war, hat er im Gegensatz zu CB Kelly Jennings (Miami, Fla.) gute Chancen bald zum Einsatz zu kommen. Grund dafür ist, dass die Seahawks in der Secondary wesentlich stärker besetzt sind, als dies auf DE der Fall ist. Der wuselige Tapp (101kg, 1,84m) wird als Speed Rusher auf Quarterback Jagd gehen und eine ideale Ergänzung zu den Startern Grant Wistrom und Bryce Fisher darstellen.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… die Seahawks ihrem Anspruch als Titelfavorit gerecht werden und das Spiel, welches im Februar so unglücklich verloren ging, auch gewinnen können. Superbowl-Fluch hin oder her, die Mannschaft ist auf dem Papier nominell stärker besetzt als dies letztes Jahr der Fall war. Die restlichen Teams der Division sind allesamt noch nicht so weit um den amtierenden NFC-Champion zu entthronen.

Furchtlose Vorhersage
An Seattle führt kein Weg vorbei. Sollte diese These im Verlauf der Saison allerdings widerlegt werden, wäre die Überraschung sicherlich noch größer, als dies letztes Jahr bei den Philadelphia Eagles bereits der Fall war. Den allgegenwärtigen Superbowl-Fluch wird es nach dieser Spielzeit nicht mehr geben. Das Minimalziel Playoffs dürfte durch die fortwährende Dominanz der NFC West locker erreicht werden. QB Matt Hasselbeck, in der letzten Spielzeit zum absoluten Führungsspieler gereift, muss dann alles daran setzen seine Seahawks in die Superbowl zu manövrieren. > 1. Platz NFC West (12-4), Divisionssieger

Mehr Info
Offizielle Webseite: Seattle Seahawks
Blog: Field Gulls
Lokale Tageszeitung: The Seattle Times
Amüsantes am Rande: Wer ist hier der 12. Mann?

St. Louis Rams

‚Mad Mike‘ Martz ist endgültig Geschichte. Nach sechs durchwachsenen Jahren des Head Coaches hatte das Management endgültig die Nase voll. Genie und Wahnsinn lagen bei Martz zu oft zu dicht beisammen. Das Ende der Ära Martz läutet auch das Ende des ansehnlichsten Offensiv-Teams der letzten Dekade ein. Die ‚greatest show on turf‘ mit QB Kurt Warner, RB Marshall Faulk oder WR Isaac Bruce fesselte Millionen Fans vor dem Fernseher. Unvergessen sicherlich auch der Superbowl-Sieg der Rams im Jahr 2000, an dem Martz als Offensive Coordinator bereits maßgeblichen Anteil hatte.

Nach seinem unrühmlichen Abgang will Neo-Head Coach Scott Linehan dort ansetzen, wo ‚Mad Mike‘ gescheitert ist. Die Offense soll endlich ausgeglichener werden, das Passfestival ein Ende nehmen. Gleichzeitg soll der Ex-New Orleans Head Coach und neue Defensive Coordinator Jim Haslett endlich eine schlagkräftige Defensive auf die Beine stellen.

Grundstein für einen Angriff auf die Divisionskrone soll ein gesunder QB Marc Bulger sein. Sorgen bereitet den Rammböcken allerdings Bulgers Verletzungspech. In keiner seiner drei letzten Spielzeiten konnte er alle 16 Spiele absolvieren, letztes Jahr wanderte der Quarterback bereits nach acht Spielen mit einer Schulterverletzung auf Injured Reserve. Sollte Bulger wieder vollkommen genesen sein, darf er sich über die bei weitem beste Offensive Line seit Jahren freuen. Neben dem personifizierten Fels in der Brandung, LT Orlando Pace, finden sich mit LG Richie Incognito und RT Alex Barron zwei Spieler, die zwar erst letztes Jahr gedraftet wurden, diese Saison aber schon als Starter aufgeboten werden. Einerseits ein großer Vertrauensbeweis von Linehan, andererseits eine Andeutung des Potentials der beiden Linemen. Die traditionell stark besetzten Skill Positions mit RB Steven Jackson, WR Torry Holt und WR Isaac Bruce dürften die Offensive der Rams auch ohne Martz erfolgreich sein lassen.

DC Jim Haslett will da der Offense natürlich in nichts nachstehen. Er bekam deswegen von General Manager Charlie Armey mit DT La’Roi Glover (von Dallas), LB Will Witherspoon (von Carolina) und SS Corey Chavous (von Minnesota) drei hochwertige Neuverpflichtungen zur Verfügung gestellt. Nur blöd, dass drei Spieler aller Voraussicht nach nicht reichen werden um die drittschlechteste Verteidigung der Vorsaison wieder auf Vordermann zu bringen. Speziell die Outside Linebacker und die unterirdische Passverteidigung waren letztes Jahr zum Haare ausraufen. 26 zugelassene TD Pässe sind ein deutlicher Beleg dieser Unzulänglichkeiten.

Wichtigster Neuzugang: LB Will Witherspoon (von Carolina)
33 Millionen über 6 Jahre. Solch eines Vertrages bedurfte es um einen der talentiertesten Verteidiger des diesjährigen Free Agent Marktes an Land zu ziehen. DC Jim Hasletts Plan sieht dabei vor, den 26-Jährigen auf der Middle Linebacker Position einzusetzen. Eine gehörige Umstellung für den etwas schmächtigen Witherspoon (106kg, 1,84m), da er in Carolina immer von der Weakside Jagd auf den QB machte. Seinen neuen Vertrag wird er sich jedenfalls redlich verdienen müssen, denn die Verteidiger um ihn herum lassen Fans der Rammböcke nicht gerade Jubelschreie ausstoßen (Ausnahmen wie DT Glover und SS Chavous bestätigen die Regel). Die Defensivabteilung von St. Louis könnte bald die One-Man-Show des vielseitigen Witherspoons werden.

Schwerwiegendster Abgang: DT Ryan Pickett (zu Green Bay)
Es scheint die Krux der Rams zu sein, dass ihnen nie gleichzeitig zwei gute Defensive Tackles zur Verfügung stehen. Kaum ist Pickett in Green Bay, holt General Manager Army La’Roi Glover nach St. Louis. Mit Pickett verlieren die Rammböcke einen der besten Pass Rushing DTs der Liga. Mit 17 Sacks in der Saison 2000 war Glover bereits der beste Pass Rushing DT der NFL. Ob er mit seinen 32 Jahren noch einmal an diese Form anknüpfen kann bleibt abzuwarten.

Gedraftete Spieler, die sofort einschlagen: TEs Joe Klopfenstein (Colorado) und Dominique Byrd (Southern California)
Wie viele Tight Ends der Rams aus den letzten Jahren kommen einem spontan in den Sinn? Wenige, vielleicht sogar keiner. Brandon Manumaleuna war da vielleicht noch der bekannteste, wobei er eher mit einem beeindruckenden Körperumfang als mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machte. Dass Tight Ends auch im Passspiel wertvolle Waffen sein können, weiß Scott Linehan spätestens seit der letzten Saison in Miami, wo er als Offensive Coordinator mit TE Randy McMichael einen der besten Spieler auf dieser Position coachen durfte. Die beiden gedrafteten TEs Klopenstein und Byrd blocken ganz passabel, die wahre Stärke liegt bei beiden aber im Fangen des Balles.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… die Rams die Playoffs erreichen können. Höher sollten der Anspruch und vor allem die Erwartung noch nicht ausfallen. Linehan wird aus den Rams über kurz oder lang divisionsintern wieder ein Gegengewicht zu den Seahawks etablieren. Die Offensive ist nach wie vor zu stark, als dass die Rams zu lange im Keller der Division vor sich hingammeln könnten. Probleme auf dem Weg zu diesem Ziel wird zumindest diese Saison noch die Defensive machen. Weitere Verstärkungen durch Free Agency und Draft 2007 könnten dann vielleicht schon wieder rosigere Zeiten folgen lassen.

Furchtlose Vorhersage
Irgendwie komisch ‚Mad Mike‘ bald nicht mehr an der Seitenlinie der Rams zu sehen. Auch wenn manche Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar waren, hatten sie doch allesamt sehr hohen Unterhaltungswert. Dennoch dürfte die Mannschaft bei Scott Linehan in guten Händen sein. Sein Versprechen auf eine ausgewogenere Offense zu setzen dürfte RB Steven Jackson bei seiner Entwicklung zu einem der besten jungen Runningbacks der Liga behilflich sein. Über eine Playoff-Teilnahme der Mannschaft werden allerdings das Abschneiden der Defensive sowie die Bilanz der zweiten Saisonhälfte entscheiden. Die vier schweren Spiele nach der Bye Week (Woche 8 @ San Diego, Woche 9 gegen Kansas City, Woche 10 @ Seattle, Woche 11 @ Carolina) dürften Aufschluss über St. Louis (berechtigte) Playoff-Ambitionen geben. Die Papierform legt aber noch eine weitere Saison nahe in der für die Rams kein Weg am amtierenden Champion Seattle vorbeiführen wird. > 3. Platz NFC West (8-8)

Mehr Info
Offizielle Webseite: St. Louis Rams
Blog: RamsFootball.com
Lokale Tageszeitung: St. Louis Post-Dispatch

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