Die Dragons stehen damit als erste Wildcard-Halbfinalisten der Austrian Bowl XXV fest.

Hochspannung bis zur allerletzten Sekunde im Rattenfängerstadion. Die Carinthian Black Lions, die in der Vorwoche noch dem Zweitligisten aus St. Pölten unterlagen, erwiesen sich beinahe als Stolperstein für die favorisierten Drachen aus Korneuburg.

Die Gäste gingen in ihrem ersten Drive über ihren Junior Pico Rabitsch, nach Pass von DJ Hernandez, der in Folge zu der dominanten Figur des Spiels avancierte, mit 6:0 in Führung, recovereten danach einen Fumble der Dragons, den sie aber nicht zu weiteren Punkten nützen konnten.

Im zweiten Spielabschnitt bediente Dragons Quarterback Ryan Rufener seine Lieblingsanspielstation Joey Stein zur erstmaligen Führung für die Hausherren. Nach einem vergeben Fieldgoal der Black Lions im nächsten Drive, knöpften die Löwen Dragons-Runningback Andrej Kliman den Ball ab. Dieser Turnover hatte dann aber Konsequenzen, denn erneut fing Pico Rabitsch einen Hernandez-Pass zum Touchdown. Der Passgeber erhöhte mit einer Conversion (Hernandez) auf 14:7 aus Sicht der Black Lions.

Zwei Touchdowns aberkannt
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Löwen bereits zwei bittere Pillen zu schlucken gehabt. Zwei Touchdowns durch Ryan McGuire wurden jeweils wegen Offensive-Pass-Interference annulliert. Wir hoffen die Dragons werden dem ORF das Filmmaterial zur Verfügen stellen, damit dieser die Szenen noch einmal aufarbeiten und analysieren kann. Ebenso interessant wäre zum ’nochmal Sehen‘ jenes Szene, die zum Ausgleich führte, als ein Passverteidiger der Black Lions beim 52-Yards-Pass von Ryan Rufener erneut auf Joey Stein vor dem catch ausrutschte. 14:14 der Halbzeitstand nach einer Hälfte die in Summe eigentlich eher den Gästen aus Kärnten gehörte.
Nach Wiederbeginn rechnete alles mit einem Einbruch der Black Lions, der zunächst auch zu kommen schien. Andrej Kliman holte mit einem Lauf die Führung zurück (27:20). Nach einer Interception (der erstem in der AFL) von Dragons Cornerback Schahin Gholami, erhöhte Joey Stein, nach einem Pass von Rufener, mit seinem dritten Touchdown zum 33:20 im bereits letzten Viertel.

Comeback(s)
Das Spiel schien zum ersten Mal gelaufen zu sein, kurz danach aber DJ Hernandez mit zwei Läufen, einer zu einem Touchdown, der zweite zu einer Conversion auf 33:28 verkürzen konnte. Als aber kurz vor Ende des Spiel Ryan Rufener den Vorsprung erneut auf zwei Scores ausbauen konnte (41:28), glaubten die rund 300 Zuschauer im Rattenfängerstadion den Sieger bereits zu kennen.

Einen Kickoff-Return-Touchdown durch Hernandez und einen Onside-Kick später, schaute es aber beim Spielstand von 41:35 für die Dragons und Ballbesitz Lions an der eigenen 40 wieder ganz anders aus.

Die Kärntner setzten zu einem 2-MinuteDrill an, der sie nach einem Lauf von Hernandez am Ende aber nur vermeintlich in die Endzone brachte. Der Ball war zwar dort, das Knie, so sahen es zumindest die Referees, war vorher bereits am Boden. Die vierte Szene in dem Spiel, die es wert wäre in der Wiederholung zu sehen. Die Lions spikten den Ball und hatten Millimeter vor der Dragons Endzone – es gab einen unsportsmenlike conduct penalty gegen die Dragons – noch eine Sekunde für einen letzten Spielzug. Ein Pass – kein Catch – eine Flag. Offensive Pass Interference Lions – declined – Game Over.
Fazit
Viel mehr an Spannung wie in diesem Spiel wäre für den Zuschauer gar nicht zu ertragen gewesen. Schade, dass nur so wenige dieses Spiel auch sehen wollten. Angesichts des Spielverlaufs und der Menge von engen Entscheidungen von einem verdienten Sieger zu sprechen, fällt ebenso schwer, wie einen klaren Verlierer der Partie auszumachen, denn beide Mannschaften hätten sich an dem Tag den Sieg wohl verdient. Aus neutraler Sicht hatten die Black Lions die dominante Spielerpersönlichkeit am Platz (Hernandez), während die Dragons das in Summe bessere Kollektiv stellten, die aber eine Armada an Schutzengeln verbrauchten in der Partie, ebenso ein Sieg der Black Lions natürlich mit einer Portion Glück (Onside Kick) verbunden gewesen wäre.

Bemerkenswert sicher, dass die Kärntner ohne Head Coach und mit einer ganzen Reihe von Milchgesichtern nicht nur mit den Dragons mithalten konnten, sondern diese an den Rand einer Niederlage brachten. Die Defense der Drachen fand über vier Viertel weder ein Rezept gegen die Läufe der Black Lions, die eigentlich durchgehend mit einem empty backfield spielten – Hernandez war der RB – noch gegen die Pässe auf Rabitsch und McGuire.

Daher: Wollen die Dragons in die Austrian Bowl XXV – und das ist ihr erklärtes Ziel – dann muss ihnen bis zum Halbfinale gegen die Giants auf Seiten ihrer Verteidigung noch etwas einfallen, um erneut als Sieger in Eggenberg vom Platz zu gehen. Das Glück des Tüchtigen, das haben sie bereits im Wildcardspiel aufgebraucht. 

Black Lions-Präsident Manfred Mocher, der aus beruflichen Gründen in Klagenfurt verweilen musste, gratulierte den Danube Dragons zum Sieg aus der Ferne, aber auch seiner Mannschaft streute er Rosen. Man habe gesehen, so Mocher, was alles mit Herz und Kampfgeist möglich sei. Die Zukunft der Black Lions, mit mehr als 100 Nachwuchsspielern, die beginne erst jetzt. Sein Plan, 2012 um die Austrian Bowl mit zu spielen, nehme konkrete Formen an, Niederlagen wie die heutige, aber vor allem jene gegen die Invaders, die brauche sein Team, um an Reife und Erfahrung zu gewinnen.

Dem können wir uns nur anschließen. Was die Black Lions in der heurigen Saison gezeigt haben, war ganz sicher eine der positiven Überraschungen, auch wenn es am Ende um ein paar Millimeter nicht gereicht hat.

Ebenso geht unsere Gratulation an die Danube Dragons, die eine ganz schwierige Aufgabe gegen einen vermeintlichen Underdog gemeistert haben und erneut im Semifinale der Austrian Bowl stehen.

Das Bemerkenswerteste zum Schluss: Kein einziger Spieler und Funktionär der Black Lions kritisierte nach dem Spiel die Schiedsrichterentscheidungen gegen sie. Kärntens Vizepräsident Nik Jellinek sprach danach mit den Refs und fand sich mit den getroffenen Entscheidungen ab, denn die Referees haben, so Jellinek, sicher nach bestem Wissen und Gewissen agiert. Eine oder zwei Zeitlupen, die würde er trotzdem gerne sehen. Mit dem Wunsch ist er ganz sicher nicht alleine. 

Wild Card Round
1.QT
2.QT
3.QT
4.QT
TOTAL
DRA vs. LIO
0:6
14:8
13:7
14:14
41:35
20. Juni 09 | 15:00
Rattenfängerstadion | Korneuburg | Spielstatistiken

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