Football-USA nimmt letztmals Stärken und Schwächen unter die Lupe.
Denver Broncos

Irgendwie weiß man nie so recht was man von den Denver Broncos halten soll. Alle Jahre wieder spricht die Liga in der AFC von Indianapolis, New England, Pittsburgh, oder mittlerweile auch San Diego und Cincinnati. Die Bronocs werden nur in den seltensten Fällen genannt. Die letzten drei Jahre qualifizierten sich die Broncos immer für die Playoffs, letztes Jahr sogar mit einer 13-3 Bilanz. Das traditionell starke Laufspiel und eine kompakte Verteidigung halfen zur besten Bilanz seit der alterwürdige John Elway noch die Zügel der Pferdchen in den Händen hatte.

Sein Nachfolger QB Jake ‚the snake‘ Plummer spielte 2005 sehr effektiv und konnte im Gegensatz zur vorvergangenen Spielzeit seine Fehlerquote drastisch minimieren (statt 20 nur noch sieben Interceptions). Auch wenn Plummer in großen Spielen meist abstinkt (im letztjährigen AFC Championship-Game beging Plummer 4 Ballverluste, Anm.) könnte sich dies 2006 vielleicht ändern. Einerseits bekam er mit WR Javon Walker, neben WR Rod Smith endlich eine zweite, sichere Anspielstation, andererseits mit Erstrundenpick QB Jay Cutler einen potentiellen Nachfolger vor die Nase gesetzt, der ihn möglicherweise zu neuen Höchstleistungen pushen kann. Bleibt abzuwarten wie schwer der Verlust von Offensive Coordinator Gary Kubiak wiegen wird.

In der Defensive müssen die gravierenden Probleme der Passverteidigung behoben werden. Denver stellte zwar die zweitbeste Verteidigung gegen den Lauf, allerdings nur die 29. gegen den Pass. Für Denvers Ansprüche sicherlich zu wenig und gegen Quarterbacks wie Peyton Manning, Carson Palmer oder Tom Brady eine Einladung auf leichte Punkte. Dennoch oder gerade deswegen zeigte sich Head Coach Mike Shanahan im Training Camp sehr angetan von seiner Secondary. Mit CBs Darrent Williams und Dominique Foxworth stehen den Broncos laut Shanahan neben Star-CB Champ Bailey zwei absolute Topmänner zur verfügen. Routinier FS John Lynch und SS Nick Fergueson wollen das blamable Abschneiden der Secondary vergessen machen. Mit der ausgezeichnet besetzten Front Seven könnte gegnerischen Angriffsformationen dann bald ein ganz eigener ‚Rocky Moutains Thunder‘ ins Haus stehen.

Wichtigster Neuzugang: WR Javon Walker (von Green Bay)
Javon Walker muss erst zeigen, dass ihn der Kreuzbandriss, den er im ersten Spiel der letzten Saison erlitten hat, nicht mehr behindert. Wenn er dann an seine Leistungen aus dem Jahr 2004 anknüpfen kann (89rec, 1382yds, 12TDs) macht er die Broncos Offense zu einer der unberechenbarsten der Liga.

Schwerwiegendster Abgang: OC Gary Kubiak (zu Houston)
Spätestens als die Texans Dom Capers feuerten, war Gary Kubiak der Topfavorit auf den Posten. Dem Ruf seiner Heimatstadt folgte der Offensiv-Guru dann auch postwendend. Während seiner elfjähigen Amtszeit als Offensive Coordinator bei den Broncos konnten seine Angreifer die meisten TDs (465), die meisten Rushing Yards (25,022) und die meisten Gesamtyards (66,501) aller Teams in dieser Zeitspanne erzielen. Sein Nachfolger, Rick Dennison, muss ein schweres Erbe antreten.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: RB Mike Bell (Arizona)
Es geschieht selten, dass ein Spieler, der nicht gedraftet worden ist, die Möglichkeit hat sofort einzuschlagen. RB Mike Bell überzeugte im Camp mit derart guten Leistungen, dass er sogar zum Starting Running Back erklärt wurde. Somit wird Namens- und Positionsvetter Tatum Bell auch im dritten Jahr auf den Backup Running Back Posten verbannt. Da die Offensive Line der Broncos die Angewohnheit hat aus scheinbar jedem Running Back einen 1000 Yard Läufer zu machen, könnte sich Mike Bell bald in die illustre Riege der 1000er der Broncos einreihen (ua. Terrell Davis, Clinton Portis oder Mike Anderson, Anm.)

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… die Broncos an Elways letzten beiden Spielzeiten anknüpfen können und die Superbowl wieder in den Bundesstaat Colorado holen. Viele Leistungsträger befinden sich in ihrem besten Footballalter und das viel zitierte ‚Window of Opportunity‘ scheint offen zu stehen. Die Konkurrenz in der eigenen Division und in der gesamten Conference ist allerdings knüppelhart und stellt die Pferdchen vor eine harte Bewährungsprobe.

Furchtlose Vorhersage
‚Defense wins championships.‘ Oft gehört und oft beschworen. Ohne grobe Veränderungen, aber mit einem weiteren Jahr Spielpraxis könnten die Verteidiger von Denver eine der besten Defensivabteilungen der Liga stellen. Die starke Verteidigung und die Offensive rund um WR Javon Walker bedeuten noch mehr Pferdestärken auf Denvers Weg zu Superbowl XLI nach Miami. Die vielen PS wird Mike Shanahan auch nötig haben, wenn er sich den mörderischen Schedule anschaut. Mit Spielen gegen San Diego (Woche 11 und 14), Kansas City (Woche 2 und 12), Indianapolis (Woche 8), @ Pittsburgh (Woche 9) und @ New England (Woche 3) ist zwar die Playoffteilnahme möglich, der Divisionssieg allerdings fast ausgeschlossen. > 2. Platz AFC West (9-7), Wildcard Team

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Offizielle Webseite: Denver Broncos
Blog: Orange and Blue
Lokale Tageszeitung: Denver Post

Kansas City Chiefs

Die Liga ist sein Januar um einen der charismatischsten Vertreter ärmer geworden. Head Coach Dick Vermeil trat mit seinem gewohnt rührseligen Abschied im Alter von 69 Jahren den wohlverdienten Ruhestand an. Chiefs General Manager Carl Peterson sorgte aber gleich im Handumdrehen für einen namhaften Nachfolger. Er lotste den Head Coach der New York Jets, Herm Edwards, für einen Viertrundenpick zu seinem Team. Auch wenn der Trade im Nachhinein für reichlich Diskussionsstoff sorgte, darf sich Edwards glücklich schätzen bei den Chiefs sein zu dürfen. In Kansas City steht ihm im Gegensatz zu New York kein Trümmerhaufen zur Verfügung, ganz im Gegenteil.

Die Offense zählt seit Jahren zu den besten der Liga, RB Larry Johnson ist der nächste Superstar der NFL und das Passspiel mit QB Trent Green und TE Tony Gonzalez besticht durch gnadenlose Effektivität. Auch die Defensive kann sich nach zweijähriger Restaurierungszeit sehen lassen. Denn die schlechte Defensivabteilung brach den Chiefs über die letzten Jahre immer wieder das Genick. Besonders in der zweiten Hälfte der letzten Saison standen verpasste Tackles und lachhafte Verteidigungsarbeit scheinbar auf der Tagesordnung. Mit schöner Regelmäßigkeit avancierten Spiele der Chiefs so immer wieder zu Shootouts, die schlussendlich meist verloren gingen. CB Ty Law, der kurz vor dem Training Camp verpflichtet werden konnte, soll das letzte noch fehlende Puzzlestück für die nominell sehr gut besetzte Passverteidigung sein.

Kopfzerbrechen bereiten dieses Jahr andere Dinge. Mit Al Saunders verlor Kansas City einen der besten Offensive Coordinator der Liga an Washington, die Rückkehr von RB Priest Holmes steht nach wie vor in den Sternen. Auch die über Jahre hinweg wohl beste Offensive Line scheint sich langsam aufzulösen. Erst gab OT John Welbourn aufgrund chronischer Rückenprobleme seinen Rücktritt bekannt, dann folgte LT Willie Roaf mit seinem Rücktrittsgesuch. Jegliche Überredungsversuche Roaf zur Rückkehr zu bewegen blieben bislang erfolglos, wenngleich ein Comeback zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden kann. Herbe Rückschlage für Fantasy-Spieler die den ersten Pick in ihrer Draft Liga ihr Eigen nannten und Larry Johnson picken wollten. Der Abgang von FB Tony Richardson bedeutet da nur noch mehr Salz in der offenen Wunde. Nach dem Ausfall von Priest Holmes im siebten Spiel des letzten Jahres trug Johnson die Offense der Chiefs mit 1351 Yards de facto im Alleingang (150,1 yds/Spiel). Eine Wiederholung dieser Sensationsleistung wird von der neu formierten Offensive Line und dem Spiel des neuen Fullbacks, Ronnie Cruz, abhängen.

Wichtigster Neuzugang: CB Ty Law (von New York [Jets])
Mit 32 Jahren will sich Ty Law noch lange nicht zum alten Eisen zählen lassen. Seine bisherige Bestleistung von zehn Interceptions aus der letzten Saison untermauert dieses Ansinnen eindrucksvoll. Zusammen mit dem ehemaligen Pro Bowl-Cornerback Patrick Surtain verfügen die Chiefs über zwei potentielle ‚Shut down‘-CBs.

Schwerwiegendster Abgang: FB Tony Richardson (zu Minnesota)
Fullbacks sind die Prügelknaben im American Football. Sie leisten einen unglaublich wichtigen Beitrag für ein funktionierendes Laufspiel, werden dennoch schlecht bezahlt und bekommen nur in den seltensten Fällen den gebührenden Respekt. Tony Richardson, einer der besten seiner Zunft, kann davon ein Liedchen singen. Jahrelang blockte er die Running Backs der Chiefs zu immer neuen Laufrekorden, ohne jemals angemessen honoriert zu werden. Der 2,5 Millionen Dollar Vertrag, den ihm Minnesota anbot, wollte er da nicht ausschlagen. Sein potentieller Ersatz, Ronnie Cruz, wird es schwer haben den Abgang von Richardson vergessen zu machen.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: DE Tamba Hali (Penn State)
Chiefs DE Jared Allen wird sich über den Pick von Tamba Hali sehr gefreut haben. Der Pick des antrittsstarken Defensiv Ends bedeutet nicht nur, dass Kansas City über einen hervorragenden zweiten DE verfügt, sondern auch das Ende der ständigen Doppeldeckung gegen Allen. Mit dem kraftvollen Hali (124kg, 1,90m) verfügen die Chiefs nun über einen gefährlichen Pass Rush, der auch der Passverteidigung enorm zu gute kommen wird.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… der Aufwärtstrend der letzten Jahre anhält. Nach dem Sieg der Division im Jahre 2003, belegten die Chiefs 2004 nur den enttäuschende dritten Rang und schrammten 2004 mit einer 10-6 Bilanz haarscharf an den Playoffs vorbei. Bereits in der ersten Saison wird von HC Herm Edwards erwartet, dass er die Chiefs in die Playoffs führt. Sollte er dieser Erwartungshaltung nicht gerecht werden, könnte es im footballverrückten Kansas City bald Kritik hageln. Immerhin gilt es auch den charismatischen Dick Vermeil vergessen zu machen. Weitere Probleme lauern, wenn das überalterte Personal in der Offense (QB Trent Green 36, TE Tony Gonzalez 30, OG Will Shields 35, WR Eddie Kennison 33) plötzlich einbrechen sollte.

Furchtlose Vorhersage
Auch wenn der Gedanke schwer fällt Dick Vermeil nie wieder an der Seitenlinie eines NFL-Teams sehen zu können, muss man sich wohl oder übel an Herm Edwards als Chiefs Head Coach gewöhnen müssen. Da gewöhnen sich Fans schon lieber daran, dass Larry Johnson auch in der kommenden Saison im Mittelpunkt der Offensive stehen wird und wieder für viele Fantasy Punkte sorgen wird. Wie viele das sein werden, hängt maßgeblich von der Leistung seiner Vorderleute ab. Gemeint sind nicht nur Offensive Line, sondern auch der Passangriff. Sollte der nicht funktionieren würde das die Chiefs im Angriff rasch eindimensional machen. Der Abgang von OC Al Saunders würde dann nur noch schwerer wiegen. Bleibt zu hoffen, dass die Defensive 2006 auch endlich ihr Potential abrufen kann und der Offense die wohlverdienten Verschnaufpausen verschaffen kann. Larry-Johnson-Yards sind sicherlich schön und die wird es fraglos auch im kommenden Jahr wieder zuhauf geben, allerdings sind die Löcher, die die Abgänge hinterlassen haben, zu groß, um ernsthaft um die Krone in der starken Division mitzuspielen. > 3. Platz AFC West (7-9)

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Offizielle Webseite: Kansas City Chiefs
Blog: Arrowhead Pride
Lokale Tageszeitung: Kansas City Star

Oakland Raiders

Das Black Hole tobt. Der wohl berühmteste Fan-Block der NFL dürfte, ähnlich wie manchmal die Queen, ’not amused‘ sein. Die Raiders fristeten letztes Jahr bereits zum dritten Mal in Folge ihr Dasein im Niemandsland der AFC West. Nach der erfolgreichen Saison 2002 in der die bösen Buben der Bay Area gar die Superbowl erreichen konnten (48:21 Niederlage gegen Tampa Bay, Anm.), stehen in den letzten drei Jahren magere 13 Siege den 35 Niederlagen gegenüber. Zu wenig für Besitzer Al Davis und seine stolze Franchise.

Doch der mittlerweile etwas betagte Davis (77) will den Erfolg nun immer schneller. Indizien dafür findet man beim Head Coach Karussell das sich die letzten vier Jahre unaufhörlich gedreht hatte. Jon Gruden wurde nach einem Disput mit Davis kurzerhand nach Tampa Bay getradet, Bill Calahan und Norv Turner am Ende ihres zweiten Jahres jeweils entlassen. Wenig verwunderlich, dass die Raiders als letztes von zehn Teams einen Head Coach verpflichten konnten. Die Wahl entfiel schlussendlich auf Art Shell, der bereits zwischen 1989 und 1994 die Geschicke der Raiders leitete.

Die Mission ist ebenso klar wie einfach. Die Raiders sollen so schnell als möglich wieder in die Superbowl zurückkehren und diese dann auch gewinnen. So oder so ähnlich dürfte die Vorgabe von Davis gelautet haben. Dieses Vorhaben entspricht auch in etwa seiner Vision, die er in der Free Agency der letzten Jahre umsetzen wollte. Mit Aufsehen erregenden Verpflichtungen wie WR Randy Moss, RB Lamont Jordan, DT Warren Sapp oder DE Derrick Burgess war Oakland ebenso wie die Washington Redskins ein häufiger ‚Big Player‘ am Free Agency Markt.

Warum die Mannschaft dennoch nicht funktionierte verwundert einen nicht allzu sehr. Das ständige Kommen und Gehen sorgte für wenig bis gar keine Kontinuität, nur wenige Spieler die von Oakland gedraftet wurden bilden momentan wichtige Stützen im Team. Darüber hinaus wundert es keinen, dass Oakland nach dem verletzungsbedingten Karriereende von QB Rich Gannon bereits vier verschiedene Starting Quarterbacks ausprobierte. Erste Mutmaßungen besagen bereits, dass sich Oaklands QB-Verschleiß mit Ex-Saint Aaron Brooks fortsetzen wird. Zumindest bis QB Andrew Walter, von dem Davis sehr viel zu halten scheint, bereit für die Rolle des Starters ist.

Wichtigster Neuzugang: QB Aaron Brooks (von New Orleans)
Letztes Jahr wäre hier noch der Name Randy Moss gestanden. Aber dieses Jahr ging Al Davis die Sache ruhiger an und holte sich den in New Orleans in Ungnade gefallenen Brooks. Bei keinem anderen Quarterback der Liga wechseln sich Licht und Schatten so häufig ab wie bei Brooks. Seine präzisen Würfe sind sicherlich nach Davis‘ Geschmack, seine Entscheidungen bringen aber selbst das sanfteste Lämmchen an den Rand eines Wutausbruchs. Es ist somit davon auszugehen, dass Brooks im Verlauf der Saison von Andrew Walter abgelöst werden wird.

Schwerwiegendster Abgang: CB Charles Woodson (zu Green Bay)
Zwei Franchise Tags waren genug. Genug um zu sehen, dass Charles Woodson, der einzige Defensive Back, der jemals die Heisman Trophy gewinnen konnte, und die Raiders nicht mehr zusammenfinden werden. Woodson wollte für seine beschränkten Fähigkeiten und Verletzungsanfälligkeit zu viel Geld und fand erst spät in der Free Agency in Green Bay ein neues Zuhause.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: SS Michael Huff (Texas)
Oakland hätte die Möglichkeit gehabt mit dem Pick von QB Matt Leinart zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen wäre Leinart ein Publikumsmagnet, da er aus Kalifornien stammt, zum anderen würden die Raiders dann auch über einen potentiellen Franchise Quarterback verfügen. Nichtsdestotrotz entschied man sich mit Michael Huff für den besten Defensive Back des Drafts. Die Mischung aus Kraft, Schnelligkeit und Instinkt machte ihn bereits bei den Longhorns zu einem gefürchteten Verteidiger. In der NFL wird Huff allerdings Strong Safety (im College spielte Huff Cornerback, Anm.) da er für diese Position besser geeignet scheint.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
Al Davis zufrieden gestellt werden kann. Der für seine nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen berüchtigte Besitzer ist kein Freund von langen Wartezeiten. Zumindest zeugen seine jüngsten Entscheidungen davon. Ursprünglich sollten seine hochkarätige Free Agent Verpflichtungen Oakland eigentlich ans andere Ende der Division führen. Deswegen muss Art Shell die Offensive und Defensive (27. im Vorjahr) schnellstmöglich wieder auf Vordermann bringen, ansonsten könnte er bald zweifacher Ex-Raiders Head Coach sein.

Furchtlose Vorhersage
Gibt es einen ernstzunehmenden QB, der die gut besetzten Skill Positions endlich in Szene setzen kann? Wird die intakt gebliebene Offensive Line dieses Jahr vielleicht besser spielen? Kann die Defense ohne großartige Veränderungen in der kommenden Saison gegnerische Offensiven besser stoppen? Wird der neue Head Coach, Art Shell, die Raiders dieses Jahr ins gelobte Land führen können? Die Antwort auf alle Fragen lautet: Nein. > 4. Platz AFC West (3-13)

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Offizielle Webseite: Oakland Raiders
Blog: The Raider Zone
Lokale Tageszeitung: The Oakland Tribune

San Diego Chargers

San Diego Chargers General Manager A.J. Smith kennt alle Höhen und Tiefen. Der seit 2003 amtierende GM erlebte in seiner kurzen Zeit bei den Chargers bereits mehr als manch andere NFL-Offizielle in seiner ganzen Karriere. Bereits beim Draft im Jahre 2004 bekam er von QB Eli Manning einen verbalen Schlag in die Magengrube verpasst, als dieser sein Unbehagen kundtat und ihm über seinen Agenten ausrichten lies, dass er nie für die Chargers spielen werde. Sein Ansinnen begründete er damit, dass die Chargers seit Jahren zu den schlechtesten Teams der NFL zählten. Smith holte Manning trotzdem und tradete ihn sogleich mit den New York Giants. Ein Deal der ihm im nächsten Jahr den amtierenden ‚Defensive Rookie of the Year‘ DE Shawne Merriman einbrachte.

Davor sorgten die Chargers aber nochmals gewaltig für Furore, im positiven Sinne. Eine nicht für möglich gehaltene Kehrtwende vom letzten auf den ersten Platz der Division wurde in der Saison 2004 unter dem bereits in Ungnade gefallenen QB Drew Brees vollführt. Brees profitierte dabei vom ungewöhnlich langen Holdout seines potentiellen Nachfolgers Rivers. Smith steckte in einem Dilemma. Auf der einen Seite hatte er mit Brees endlich den QB, den er so lange haben wollte. Auf der anderen Seite hatte er nur ein Jahr zuvor eine hohe Summe in den viel versprechenden Philipp Rivers investiert. Klar war nur, dass einer gehen musste. Die Schulterverletzung, die sich Brees im letzten Spiel der abgelaufenen Saison zuzog, war deshalb ein günstiger Anlass eine Entscheidung zu fällen, zu ungunsten von Brees. Smith ließ ihn ohne mit der Wimper zu zucken nach New Orleans gehen und baut nun voll auf Philipp Rivers, dessen Erfahrung sich auf 30 Passversuche und 148 Yards beschränkt.
Mit Sicherheit eine gewagte Entscheidung Brees gehen zu lassen. Vor allen Dingen könnte dies für Smith weitreichende Konsequenzen haben, wenn Rivers die hohen Erwartungen nicht erfüllen kann.

Doch Schwarzmalerei gibt es im sonnigen San Diego nicht. Auch dann nicht, wenn Starting Linebacker Steve Foley acht Tage vor der Saison von einem Polizisten vier Mal angeschossen und schwer verletzt wird. Head Coach Marty Schottenheimer vertraut den Spielern, die ihm zur Verfügung stehen. Auf großartige Veränderungen wurde deshalb weitgehend verzichtet. Schottenheimer ist bereit Rivers das Heft in die Hand zu geben. Mit RB LaDainian Tomlinson und TE Antonio Gates bekommt dieser auch gleich schlagkräftige Unterstützung auf dem Weg die Chargers in die Playoffs zu manövrieren. Die beste Laufverteidigung der letzten Spielzeit wird durch eine schlagkräftige Passverteidigung im kommenden Jahr noch schwerer zu knacken sein.

Wichtigster Neuzugang: S Marlon McCree (von Carolina)
Die Passverteidigung war über die letzten Jahre das große Problem der ‚Bolts‘. Safety Marlon McCree könnte dies aber rasch ändern. Seine Fähigkeiten sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass zu verteidigen werden ihm dabei behilflich sein. Bereits bei Carolina erfüllte McCree diese Aufgaben mit Bravour. Ein Spieler der auch schnelle Tight Ends covern kann und dabei auch noch sicher tackelt hat den Chargers bislang gefehlt.

Schwerwiegendster Abgang: QB Drew Brees (zu New Orleans)
Philipp Rivers wird unter enormem Druck stehen, wenn er das erste Mal den Rasen des Qualcomm Stadiums betreten wird. Es gilt Drew Brees vergessen zu machen. Den Drew Brees, der schon fast abgeschrieben die Chargers 2004 in die Playoffs führte und 2005 knapp daran scheiterte. Den Drew Brees, der durch seine klugen Entscheidungen die Chargers Offensive zu einer der besten der Liga machte. Den Drew Brees, der in der Offseason vom Managment einfach ziehen gelassen wurde und nun bei New Orleans sein Glück sucht.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: OT Marcus McNeill (Auburn)
Auch wenn Erstrundenpick CB Antonio Cromartie (Florida State) der schwachen Passverteidigung über kurz der lang helfen wird, sind alle Augen auf OT Marcus McNeill gerichtet. Nicht zuletzt weil Cromartie die komplette letzte Saison mit einer Knieverletzung an der Seitenlinie zubringen musste. McNeills 152kg bei 1,99m Körpergröße verhalfen den RBs Ronnie Brown und Carnell ‚Cadillac‘ Williams bei Auburn bereits zu großen Erfolgen. Beide wurden im Draft des vorvergangenen Jahres innerhalb der ersten fünf Picks geholt. Der mächtige McNeill soll die kritische Position des Left Tackles spielen und dabei nicht nur die ‚blind side‘ von QB Rivers bewachen, sondern auch Lücken für RB LaDainian Tomlinson öffnen.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
Philipp Rivers zeigen kann, dass es richtig war auf ihn zu vertrauen. Wenn er die Chargers in die Playoffs führen kann, werden die ständigen Vergleiche mit Drew Brees endlich ein Ende nehmen. Sollte er dies allerdings nicht schaffen wird ihm von denselben Experten, die ständig Kritik an Drew Brees geübt haben, die Hölle heiß gemacht werden.

Furchtlose Vorhersage
Die jüngere Vergangenheit spricht nicht unbedingt für GM Smith und seine Chargers. Bis auf Ben Roethlisberger konnte kein QB in seinem ersten Jahr eine gute Saison spielen. Denkbar, dass die Chargers darum speziell am Anfang der Saison verstärkt auf das Laufspiel setzen werden und Rivers so ein wenig mehr Zeit geben sich an echte Spielbedingungen zu gewöhnen. Auch wenn die Receiver der Chargers nicht unbedingt berauschend sind, befindet sich zumindest mit Antonio Gates der beste Tight End der Liga in den eigenen Reihen. Der besten Laufverteidigung wurde in der Offseason eine halbwegs vernünftige Passverteidigung beiseite gestellt. Sollten die Mannschaft der Chargers in dieser Saison verletzungsfrei bleiben werden sie auch wieder die Playoffs erreichen. Nicht weil Rivers der absolute Überflieger sein wird, sondern weil Tomlinson und Gates in gewohnter Weise dominieren werden. Und weil die kompakte Defense zu den besten der NFL zählen wird. > 1. Platz AFC West (11-5), Divisionssieger

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Offizielle Webseite: San Diego Chargers
Blog: Bolt Talk
Lokale Tageszeitung: San Diego Union-Tribune

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