Bei drei noch ausstehenden (Auswärts-) Spielen hat das Team von Jim Tomsula schon vorzeitig den Sprung in die Play-offs der sechs besten Teams der European League of Football (ELF) bewerkstelligt, da maximal fünf andere Mannschaften ebenfalls neun Saisonsiege schaffen können. Zusätzlicher Grund zur Freude: Beim letzten Heimspiel der regulären Spielzeit feierte die Rekordkulisse von 13.171 Fans mit Fire in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena. „Das zeigt das ungeheure Potenzial, das Football in der Region hat.“, strahlte Fire-Generalmanager Tom Aust.

Mit drei Touchdown-Pässen zu Harlan Kwofie, Willie Patterson und Anthony Mahoungou war Jadrian Clark einmal mehr maßgeblich am Erfolg beteiligt. Damit  schraubte der Fire-Quarterback fast schon nebenbei den Liga-Rekord  für Touchdown-Pässe in einer Saison auf 37 hoch. Die alte Bestleistung von 35 hatte Zach Edwards (jetzt in Diensten der Paris Musketeers) 2022 in zwölf Partien im Trikot der Barcelona Dragons aufgestellt. „Wichtiger als meine Rekorde sind Erfolge der Mannschaft, dass wir jetzt eine 9:0-Bilanz haben ist wichtiger als irgendein Rekord.“, wehrte Clark alle Glückwünsche ab. Sein Urteil:  „Statistiken sind etwas für Verlierer, Teamspieler sind Gewinner.“

Fire erst noch etwa „eingerostet“

Trotzdem ein paar Zahlen: Zu Spielbeginn benötigte die Offense der Rheinländer gerade einmal fünf Spielzüge in 161 Sekunden, um den Hamburger Stolz darauf, dass sie bislang keinen Lauf-Touchdown zugelassen hatten, zu zerstören. Mit einem End around-Lauf stürmte Willie Patterson über 40 Yard in die Endzone der Gäste. Anschließend machten sich bei den Gastgebern die zwei spielfreien Wochen bemerkbar. „Wir waren noch etwas eingerostet, mussten erst unseren Rhythmus wieder finden.“, bemerkte Cheftrainer Jim Tomsula kritisch. Bis zur Pause boten zudem die Sea Devils eine vor allem auch körperlich starke Gegenwehr und zeigten, dass sie eine der Top-Defenses der ELF stellen. So erzwangen sie einen Fumble und fingen einen abgefälschten Clark-Pass ab.

„Es war heute zum Verzweifeln. Für uns heißt es aber wie jede Woche uns zu sammeln und zu identifizieren, was falsch gelaufen ist. Können wir die restlichen Spiele gewinnen? Ja, können wir. Ausfälle wie bei Left Tackle Gerrit Brandt haben es für uns nicht leicht gemacht. Dafür war es umso wichtiger, dass junge Spieler heute eingesprungen sind, wenn es notwendig war.“ — Charles Jones, Head Coach Hamburg Sea Devils.

Dank der Gala-Vorstellungen von Defense und Offense Line kamen die Hamburger aber bis zur Pause nur zu einem Fieldgoal und wurden nachher von der Fire-Maschinerie förmlich überrollt. „Beide Linien haben erneut herausragende Leistungen gezeigt, die Coaches können stolz auf ihre Jungs sein.“, lobte Cheftrainer Tomsula. Besonders bemerkenswert: In den acht vorherigen Spielen hatten die Hanseaten 39-mal den gegnerischen Quarterback gesackt, die O-Line von Fire ließ keinen einzigen Sack zu.

Fotostrecke: Fire vs. Sea Devils

Patterson gelingt der Hattrick

So zogen die Hausherren im Hexenkessel Schauinsland-Reisen-Arena kontinuierlich davon. Nach dem ‚Ehren-Touchdown‘ der Gäste zum 9:33 setzte Willie Patterson den glanzvollen Schlusspunkt: Den Onside-Kick, mit dem die Sea Devils sich noch einmal den Ballbesitz erobern wollten, trug der Mann mit der 84, der vorher bereits je einen Touchdown erlaufen und gefangen hatte und insgesamt 242 Yards Raumgewinn erzielte, über 42 Yards zum Hattrick und 40:9-Endstand zurück.

So geht’s weiter

Für die letzten drei Spiele der regulären Saison muss Rhein Fire in den Süden reisen. Den Anfang macht die Partie bei den Munich Ravens am kommenden Sonntag (20. August 2023, 16,25 Uhr), eine Woche später treten die Tomsula-Schützlinge bei den Helvetic Guards im schweizerischen Wil an (27. August, 13 Uhr). Die letzte Begegnung vor den Play-offs bestreitet Fire beim hartnäckigsten Verfolger innerhalb der Conference, Frankfurt Galaxy. Die Hessen haben seit der 9:33-Auftakt-Niederlage in Duisburg acht Siege in Folge errungen.

ELF WEEK 11

Rhein Fire (9-0) vs. Hamburg Sea Devils (4-5) 40:9
(7:0/6:3/14:0/13:6)
» Spieltstatistiken
SO 13. August 2023 16:25 Uhr · Schauinsland-Reisen-Arena Duisburg, 13.171


Vorschau: Fire hofft auf Rekordkulisse und den Sprung in die Playoffs

Rhein Fire empfängt am kommenden Sonntag die Hamburg Sea Devils in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena.

Die Partie gegen den zweimaligen ELF-Vizemeister von der Elbe ist das (zumindest vorerst) letzte Heimspiel der Saison 2023 für die Schützlinge von Cheftrainer Jim Tomsula. ‚Zumindest vorerst‘ heißt: Wenn die Rheinländer ihre bislang perfekte Saison fortsetzen und auch das Duell mit den Hanseaten und die drei dann folgenden Auswärtsspiele bei den Munich Ravens (20.8.), den Helvetic Guards (27.8.) und Frankfurt Galaxy (3.9.) für sich entscheiden, hätte Fire auch im Halbfinale Heimrecht.

Einen ersten Schritt, um die Spielzeit über die ‚reguläre‘ (zwölf Begegnungen umfassende) Saison für sich zu verlängern, könnte Fire mit einem Sieg gegen die Sea Devils machen: Dann wären die Rheinländer schon vorzeitig für die Play-offs qualifiziert. Aber so weit denken Headcoach Tomsula, seine Trainercrew und ihre Schützlinge noch nicht. „Wir gehen einen Schritt nach dem andern und konzentrieren uns auf das, was direkt vor uns liegt.“, unterstreicht Tomsula, „und vor uns liegt Hamburg und die Aufgabe ist schwer genug.“

Knappster Sieg der Saison

Schließlich, darauf verweist Offense Line Coach Erol Seval, war das 27:22 im Hinspiel vor 32.500 Besuchern im Hamburger Volksparkstadion der bisher knappste Sieg des Jahres. „Revanche für die Heimpleite vor Rekordkulisse, darauf sind die Devils sicherlich besonders heiß.“, erwartet Seval. Wird die Auseinandersetzung mit der wohl besten Defense Front der Liga, die schon 39 Quarterback-Sacks in ihrer Bilanz stehen hat (zum Vergleich: Fire schaffte bisher 18) zur schwersten Aufgabe für die Offense Line der Rheinländer? „Wir hatten schon einige harte Spiele.“, reagiert Coach Seval betont gelassen, „die Hamburger sind sicherlich stark, aber das sind meine Jungs auch.“ 

Wobei ein Fire-Akteur besonders brennt: Glenn Toonga war 2022 noch im Trikot der Sea Devis bester Ballträger der ELF. Im Hinspiel musste der englische Runningback noch wegen seiner Sperre zuschauen, jetzt hat der Mann mit der Trikotnummer 17 sich extra viel vorgenommen. „Noch haben sie 2023 keinen Rushing Touchdown hinnehmen müssen – noch…“ Auch er ist zuversichtlich, dass die O-Line von Fire weiter an ihre bisher überragenden Leistungen anknüpfen kann. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass alle Jungs gesund sind, personell können wir aus dem Vollen schöpfen.“, freut sich Coach Seval.

‚Wundertüte‘ Devils-Angriff

Auf der anderen Seite des Balles wartet eine ‚Wundertüte‘ auf die Fire-Defense. Zum einen kehrte mit dem bisherigen Wide Receiver-Coach Philip Schulz der Offense Coordinator von 2022 auf seinen Posten zurück, nach dem Brett Morgan gefeuert wurde. Außerdem teilen sich nach dem Saison-Aus für ihren etatmäßigen Spielmacher Preston Haire (Schulterverletzung), der im Hinspiel beim 27:22 von Fire mit 265 Pass-Yards samt drei Touchdowns und 51 erlaufenen Yards gefährlichster Angreifer war, zwei ‚Teufel‘ die Quarterback-Rolle.

Philipp Schulz, Offensive Coordinator der Sea Devils: „Ich glaube, dass man in der Liga jedes Team schlagen kann. Auch Rhein Fire. Wir oder auch zum Beispiel die Munich Ravens haben im ersten Spiel gezeigt, dass der Ball gegen sie bewegt werden kann. Die letzte Woche haben wir genutzt, um an den wichtigen Stellschrauben zu drehen und die Regenerationszeit voll auszunutzen.“

US-Boy Isaiah Green bewarb sich bei den Hanseaten, als er als frischgebackener serbischer Meister (mit den Kragujevac Wild Boars) im Internet-Stream Haires Verletzung gesehen hatte, und wurde prompt verpflichtet. 2022 hatte er bei den Istanbul Rams in sechs Spielen 1550 Pass-Yards mit elf Touchdowns erworfen und weitere 478 Yards und vier Touchdowns erlaufen. Bei seinem Kurz-Debüt beim 18:14 gegen die Centurions kamen allerdings von sieben Pässen je zwei beim Mitspieler und zwei bei den Kölnern an, so dass Green wieder von Haires vorherigem Back-up Moritz Maack ersetzt wurde. Der 26-jährige Hamburger führte sein Team nach dem 3:14-Rückstand mit 19 erlaufenen und 143 geworfenen Yards noch zum Erfolg.

Die Neuerungen bei den ‚Teufeln‘ beunruhigen Düsseldorfs Defense Coordinator aber kein bisschen. „Uns ist egal, wer da aufläuft, wir sind auf alles bestens vorbereitet.“, sagt Richard Kent. „Ich glaube nicht, dass sie uns mit vielen Varianten überraschen können. Nach den zwei Wochen Pause sind viele kleine Blessuren auskuriert und alle sind heiß darauf, wieder zu spielen.“ Spieler und Coaches freuen sich auf die Atmosphäre am Sonntag: Im Vorverkauf wurden bereits mehr als 10.000 Tickets verkauft, der bisherige Heim-Rekord von 12.665 Fans vom 33:9 gegen die Galaxy könnte geknackt werden…

Rheinland gegen Nordlichter startet schon Samstag

Im Übrigen sollten Football-Fans, die die volle Dröhnung der rheinisch-norddeutschen Duelle miterleben und ‚mitfiren‘ wollen, sich bereits am Samstag (12. August 2023) ins Stadion nach Benrath begeben. Dort steigt um 14.30 Uhr das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft der U19, zu dem die Düsseldorf Panther als amtierender Champion die Hamburg Huskies empfangen. Anschließend spielt um 17.30 Uhr das GFL2-Team der Raubkatzen als Tabellenführer gegen die Oldenburg Knights.

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