Ja, ich mache mich wichtig mit einem Kommentar, und weil ich den Lesern von Football-Austria.com einen kleinen Blick hinter die Kulissen der Charity Bowl bieten möchte. Bei der Gelegenheit grüße ich dabei auch gleich die Basher-Community.

Einige der Spieler der American Eagles lesen sich wie das Who-Is-Who diverser Spielervermittlungsplattformen und so war es nicht verwunderlich, dass mir der eine oder andere Name bei dieser bunt gemischten Truppe schon einmal beim Scouten untergekommen ist. Einige Spieler kenne ich noch aus Zeiten, in denen ich mit ihnen zusammen gespielt habe. Todd Hendricks, der einigen dieser Spieler auch geholfen hat, in Europa unterzukommen, wurde von Rudy Wyland gefragt, ob er für das Team am Samstag spielen kann.

Für den guten Zweck

Aufgrund des Verletzungsrisikos war uns das natürlich nicht recht, aber ein wenig beim Training aushelfen wäre da schon drinnen. Immerhin ging es ja bei der Partie auch um einen guten Zweck. Außerdem finde ich es interessant zu beobachten, wie andere Coaches mit einem Team arbeiten. Natürlich wollte ich auch wissen, ob die Spieler das Geld wert waren, dass sie für ihre Dienste auf diesen Plattformen verlangen. Das Training in der Ravelinstrasse, das ich Donnerstag vor dem Spiel sah, bestätigte den Eindruck, der in etlichen Kommentaren auf dieser Plattform wiedergegeben wurde. Sehr viele Spieler, die weit entfernt von der Form ihres Lebens waren. Gelernt haben sie es alle irgendwann einmal, soviel war klar. Die Frage angesichts mancher Bäuche stellte sich nur, wie lange dieser Lernprozess schon zurücklag. Der eine oder andere Spieler war auch ein wenig suspekt – dabei war das riesig angeschwollene, blaue Auge von Gary Stevenson, seines Zeichens Linebacker, noch lange nicht das kurioseste, das ich dort gesehen habe. Der Großteil der Spieler war aber amerikanisch-höflich.

Pay for play

Aber eines beeindruckte mich schon: Keiner der Spieler bekam ihren Trip nach Europa bezahlt. Lediglich die Unterkunft und Jerseys wurden zur Verfügung gestellt. Sie mussten sich um ihr eigenes Equipment kümmern. Helm, Pads, Hosen – kurz alles, bis auf die Unterkunft, wurde von den Spielern selbst organisiert und bezahlt, um einfach in Europa ein bisschen Spaß zu haben und ein wenig Football zu spielen. Nicht einmal Wasserflaschen hatte dieses Team zum Training mit dabei. Waterbreaks wurden beim Dragons Nachwuchs, der gerade am Hauptplatz spielte, abgehalten. Es wunderte mich eigentlich, dass die Organisation überhaupt eigene Bälle mit hatte. Ich erklärte mich bereit, ihnen beim Gameday organisatorisch ein wenig unter die Arme zu greifen, weil sie niemanden mit hatten, der sich darum kümmern würde.

Vikings-Crew top organisiert

Den Raiffeisen Vikings muss man in dieser Hinsicht Rosen streuen. Die Equipment Management-Crew stellte alles bereit, was man bei einem Gameday so braucht, um nicht an der Sideline zu verdursten und um es auch sonst an nichts fehlen zu lassen. Flaschen zum abwinken, Isostar, Powerbars, Bananen, Magnesium, Ersatzteile für das Equipment, Crushed Ice– wir erinnern uns, die Coaches der American Eagles hatten ja nichts von all dem mit. Nicht einmal Tape für die Spieler war da. All das wurde von ihnen in einem schlau durchdachten System zur Verfügung gestellt. Gleich zum Mitlernen für die eigene Organisation, dachte ich mir. Lediglich ein Set an Funkgeräten um geschätzte 5.000 € und ein paar Bälle hatten die Coaches mit dabei.

Nachdem ich etliche Kilometer auf der Hohen Warte abgespult hatte (Alfi, ich verstehe jetzt deinen Segway-Wahn!) um auch die letzten administrativen Dinge zu erledigen, und mich um das Herrichten der Teamarea gekümmert hatte, freute ich mich eigentlich schon auf das Spiel, welches ich mir von der besonderen Position einer Sideline beobachten wollte. Ich wurde aber kurzerhand in Ermangelung von Alternativen zum Head over permanent watching of H²O Reserves, kurz Waterboy, ernannt. Besser gesagt, hätte ich’s nicht gemacht, wären die Spieler ab dem ersten Viertel ohne Wasser da gestanden. Auch ein gewisser Herr Heinz Wechner – seines Zeichen Headcoach der AFC Patriots, der mit stolz geschwellter Brust und dem Team USA-Coach-Polo an der Sideline stand, fand sich selbst zu schade, um für das Nachfüllen der Flaschen zu sorgen, obwohl er eigentlich sonst nichts an der Sideline beitrug, außer ein paar schnippische Kommentare gegenüber den Leuten, die ’sein‘ Team gerade mit Wasser versorgten, loszulassen.

Jedenfalls blieb dennoch die eine oder andere Minute, um auch das Spiel zu beobachten.

Der Spielverlauf an sich war eigentlich relativ unspannend. Die Vikings waren in ihrer stärksten Formation einfach eine Nummer zu groß für die beherzt spielenden Gäste. Clinton Graham war an dem Tag kaum zu stoppen und rannte ihnen nur so um die Ohren.

Der Höllenlärm der „heiligen“ Warte

Spannender fand ich da eigentlich schon das Drumherum. Die vielen False Starts von Gegnern der Vikings auf der Hohen Warte kann ich jetzt gut nachvollziehen. Da unten am Feld ist es unvorstellbar laut, wenn die Defense am Feld steht. Toby Henry hatte alle Hände voll damit zu tun, Audibles bis zu den Receivern durchzubringen. Man verstand an der Sideline stehend eigentlich kaum sein eigenes Wort. Was die Hohe Warte für ein Hexenkessel für das Gastteam bei einem randvollen Stadion ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Das hohe Tempo der Vikings resultierte immer wieder in kleineren Autschis bei den American Eagles. Kurios war hier auch, dass sich Jörn, ein Physiotherapeut der Vikings, der das Spiel von der Tribüne aus beobachtete, in der Halbzeit meldete, und fragte, ob man Hilfe brauchen könnte. Die Hilfe wurde von den Spielern natürlich dankend angenommen. In der zweiten Hälfte kamen bei den Vikings, die Backups aufs Feld und die Eagles zu einigen schönen Punkten. Summa Sumarum also für die Zuseher durchaus attraktiv, und eine gelungene Veranstaltung für einen guten Zweck.

Eine Nachricht habe ich aber schon: Mr. Wyland, ein simples ‚Dankeschön” an die fünf Leute, die dafür gesorgt haben, dass es Ihren Spielern an nichts gefehlt hat, wäre schon nett gewesen und Herr Wechner: Wenn man schon nichts anderes tut, dann braucht man sich auch nicht zu schade sein, Flaschen zu füllen.

Hany Razi

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