Sichere Sieger

Ist es gelebte Realitätsverweigerung oder die feine Klinge der Ironie? Der bemerkenswerten Pressekonferenz im Vorfeld, in der die Bullen den zweiten Versuch einer Gipfelerstürmung des Mount AFL (dieses Mal sogar ohne Sauerstoff) ankündigten, folgte eine eigenwillige Stellungnahme nach der ersten schweren Niederlage gegen das zweite Team der Vikings. Die Bulls sahen hier "Vikings II mit mehreren Verstärkungen aus dem Einserteam" die "eine zweite Niederlage von Beginn an abwenden wollten", weil die "Vikings I gegen die Graz Giants am Samstag zuvor überraschend mit 20:33 verloren haben."

Ganz sicher sah man ein Bulls-Team ohne Laufspiel, jede Menge incompletions und interceptions seitens ihres Quarterbacks Kevin Jackson und Touchdowns von Spielern der Vikings 2, die im ersten Team entweder gar keine und falls wenn, dann nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Vom Nachwuchsspieler Kenneth Chinaemelu, der zum letzten Score für die Wiener lief, hörten viele überhaupt zum ersten Mal etwas an dem Tag. Die Salzburger blieben jedoch bei ihrer "Europameister-Theorie".

Schönwettersport
Eine Woche danach hätten die Bulls ihre Heimpremiere gegen die Steelsharks geben sollen. Wetterbedingt musste das Footballspiel aber abgesagt werden – das Fußballspiel der fünften Liga am ASV Itzling fand allerdings statt. Die Bulls tragen daran, wenn überhaupt, nur eine sehr geringfügige Schuld. Auch wenn es vielen schwerfällt zu glauben, ist die Sportplatzsituation in Salzburg für Vereine wie die Bulls eine denkbar schlechte. Man kann den Bullen lediglich vorhalten, dass sie in Salzburg Stadt zu Hause sind – was doch einigermaßen obskur wäre. Einen Auszug aus der City in der Zukunft haben sie in der Pressekonferenz ja anklingen lassen.

Die Frage ob den Salzburgern die Spielabsage gerade recht kam, ist insofern nicht fair gestellt, da schon die Frage ob gespielt werden kann (oder eben nicht) gar nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich lag. Das machte der ASV Itzling klar. Die Absage kam vom Platzbetreiber alleine.

Zugabe
In ihrer Ankündigung zum nun verspäteten Heimauftakt, erneut gegen die Vikings 2, legen die Bulls in Sachen Selbsteinschätzung (oder ist es Selbstüberschätzung?) ein Scherflein nach. Obwohl die Niederlage in Wien mit 3:33 doch einigermaßen deutlich ausfiel, räumen sie den Wikingern im Retourspiel keine wirkliche Chance ein. Konkret heißt es hier, dass "alles andere als ein Sieg der Bulls unerwartet wäre und somit sollte es zu einer Revanche für die kürzliche Niederlage in Wien kommen." Wo sich die Tankstelle befindet, bei der man diesen Superdiesel fürs Selbstvertrauen bekommt, würden manche Teams wohl gerne wissen. Denn die Vikings 2 gelten auch im Retourspiel als Favorit. Letztes Wochenende bezwangen sie die Vienna Knights mühelos mit 47:7 und stehen an der Tabellenspitze der zweiten Klasse.

So scheint es mehr als sei das eine Flucht nach vorne. Die Bulls sind natürlich nicht chancenlos gegen das B-Team der Wikinger, aber alles andere als eine sichere Bank auf den Sieg. Denn es geht für die Bullen nicht nur nach vorne, wie die aktuelle Tabellensituation veranschaulicht. Bei einer weiteren Niederlage gegen die Wiener stehen die Zeichen zunächst nämlich nicht mehr auf Silverbowl, Relegation und Aufstieg in die AFL, sondern auf Kampf um Platz 4 und gegen die Relegation und Abstieg in die Division 2. Die Steelsharks und Invaders erwecken zur Zeit nämlich nicht den Eindruck, als würden sie sich den Bulls kampflos ergeben. Und dann hieße der Gegner im schlimmsten Fall Vienna Knights, die tags zuvor in Wien die Steelsharks empfangen werden.

Haie schwimmen auf die Schmelz
Die Wiener haben zwei Spiele bereits in den Beinen und beide glatt verloren. Gegen die Vorjahresfinalisten Vikings 2 (47:7 A) und zum Auftakt gegen die Generali Invaders (14:40 H) gab es für die Ritter nichts zu holen. Bisher sah man zwei Spiele (2007) zwischen den beiden Mannschaften – beide konnten die Oberösterreicher für sich entscheiden (0:22 H und 17:14 A). Die Trauner haben in ihrem Auftaktspiel gegen die Invaders eine gute Figur gemacht und sich als ebenbürtiger Gegner für den Mitfavoriten aus Niederösterreich erwiesen. Mit den Neuzugängen, vorneweg der US-Amerikanische Quarterback Brett Milke, setzten die Stahlhaie heuer mehr als in den Saisonen zuvor auf das Passspiel. Die Trauner gehen daher als Favoriten in die Partie, die Knights werden versuchen eine Überraschung zu landen.

Football-Austria.com wird Live vom Spiel in Itzling (BUL vs. VIK2) berichten.