Manchmal bekommt man von Flagfootball-Protagonisten den Eindruck vermittelt, es würde sich bei der FLA (Flag Liga Austria) um das „nächste große Ding“ handeln, so begeistert sind sie von der Sache selbst. Auf der etwas unübersichtlichen, aber immer gut mit News gefüllten Flagseite des AFBÖ findet man Power Rankings, Live-Ticker, Experten Tipps, Vorschauen, Kommentare, Nachbetrachtungen u.v.m. Es macht in unregelmäßigen Abständen Tick-Tack-Boom. Es handelt sich um gewaltige Explosionen, glaubt man dem Sprengmeister. Von Marketing, Sponsoren Akquise und groß angelegten Projekten ist die Rede.
Beim dritten Spieltag der staatsmeisterlichen Flag Liga Austria fanden sich dreizehn Zuschauer am Grazer Rosenhain ein. Allesamt Verwandte von Spielern. Wenn ich Mitstreitern von mir fröhlich ankündige, dass ich überlege einen Flag-Spieltag zu besuchen, mit dem allseits bekannten „Und wer fährt jetzt mit?“-Unterton, dann ruft das interessante, weil allergische Reaktionen hervor. Taufpaten kämen auf Besuch, man spüre so ein Kratzen im Hals, der Keller sollte auch mal wieder ausgeräumt werden. Nicht so sexy. Wenigstens mein Freundin ist ehrlich: „Ich bringen dich gerne hin, aber zuschauen musst du selber.“
Ich lasse mir von denen aber nicht den Spaß verderben und gehe hin! Halt alleine.
Flagfootball scheint mir wie Laufen zu sein. Für den aktiven Sportler selbst Kirche, für den Zuschauer… …auch – halt von außen. Kirchen schauen als Atheist ist nicht lustig, außer man ist vielleicht in Rom und bekommt danach dafür ein großes Eis.
Ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich Freitags vor Aufregung gar nicht einschlafen könnte, weil ich Tags darauf zum Flagfootball gehe, aber es ist auch nicht so, dass ich mich dort zu Tode langweilen würde. Es gibt doch einiges zu beobachten und einige richtige gute Spieler sind zu sehen. Unvermeidlich mein Reflex: Schade, dass der nicht Football spielt…
Die Speed-Variante?
Bei den Bemühungen Flagfootball aufregender darzustellen, kam man auf die Idee es – ganz offiziell – als „Speed-Variante des American Football“ zu bezeichnen. Das hört sich schnittig an. Dazu „kontaktarm“ bezeichnend davor. Was für ein Wort: Arm an Kontakten. Das nimmt dem Speed dann doch deutlich die Schneid. 
Die Speed-Sache ist mehr oder weniger gut erfunden. Der Gamespeed ist beim Tackle deutlich höher, daher der Terminus, den auch der AFBÖ verwendet, auch eine kleiner Affront gegenüber Spielern der demnach angeblichen Nicht-Speed-Variante, zum Beispiel jenen in der Austrian Bowl und Euro Bowl, ist. Flagfootball ist Flagfootball ist Flagfootbal. Das „speedige“ daran ist, dass es weniger Pausen gibt und die Spielzeit kürzer ist. Aber der Gamespeed selbst, der ist doch deutlich geringer als jener bei den Kollegen mit Helm. Merke daher: Die Speedvariante von Football ist Football.
Wo geht’s hin?
Die Zuschauerfeindlichkeit des Spiels ergibt sich auch aus der Darstellung des Gamedays. Damit meine ich nicht, dass die Kantine am Rosenhain „wegen den paar Leuten“ nicht den Griller anwirft, denn es gibt auch Tage (jene der Flag Bowls), wo für Zuschauer etwas getan wird, sondern was sich am Feld abspielt. Zwei Spiele laufen parallel, Touchdowns fallen im Minutentakt. Wie es gerade genau steht, das wissen Ligaorganisator Lukas Leitner, ich, die Dame am Ticker, der Referee und die Mannschaften zusammen manchmal selbst nicht, weil alles so schnell geht. Vielleicht ist der Speed damit gemeint? Jedenfalls stellt sich die Frage: Wie soll dann ein Zuschauer wissen, was da gerade passiert, wenn es unten am Feld schon mühsam herauszufinden ist? Es wäre ein Platzsprecher vonnöten. Der braucht noch Informanten (plural!). Nur braucht es den wirklich?
Da kommt mir dann die Projektion des Ganzen zum ersten Mal so richtig überlebensgroß vor. Flagfootball ist doch die Möglichkeit für den Durchschnittsmenschen den Sport in einem organisierten Umfeld auszuüben. Es ist nicht (auch nicht in der FLA) durchgängig Hochleistungssport.
Die Wichtigkeit
Flagfootball erfüllt daher eine wichtige Funktion. Ein jeder kann sich als Quarterback, Receiver, Blitzer oder Passverteidiger versuchen. Die Einteilung in Klassen, FLA, FLA2 und eine reine Hobbyliga, die ist auch sinnvoll, weil der eine mehr, der andere weniger investieren will, erste sich und ihr Hobby sehr ernst nimmt, zweite nur Spaß haben will am Wochenende. Es ist eines der ganz wenigen Vehikel, abseits von PR & Medien, um den Sport wirklich auf eine breite Basis zu stellen. Mit eben möglichst vielen, die ihn aktiv ausüben.
Cameron Frickey, als Receiver einst ein Held der Vikings und heute Trainer der Ladies Mannschaft der Wikinger, ist auch Flag Quarterback bei den Dark Angels. Der sagte letzthin auf facebook: „Es ist nur Flagfootball. Hört auf, es so verdammt wichtig zu nehmen!“ Und das meint er ganz sicher nicht despektierlich, denn er übt den Sport selbst gerne und auf dem höchsten Level gar nicht unerfolgreich aus, sondern, so interpretiere ich es: Bündelt die Kräfte und kanalisiert sie smart, so es wächst und hört auf von warmen Eislutschern zu fantasieren. Hart, aber Cameron.
Auch hier gibt es Ausnahmen. Die Styrian Studs präsentierten mit Qbasis Invest nach Financial Planning den bereits zweiten Namenssponsor. Wobei der Klub allgemein eine Sonderstellung einnimmt, dazu gleich mehr. 
Wien ist out
Das wirklich erotische für einen Überraschungssüchtigen wie mich am Flagfootball ist: Die Dragons und die Vikings verlieren gegen Jugendliche und Smartbausteine regelmäßig. Das gefällt mir, weil da geht etwas, was in der AFL niemals funktionieren würde. Der Schnellere frisst den Langsameren, der Große kann sich gegen den Kleinen mit seinem Namen warm Brausen gehen. Wo wir wieder beim Speed sind. Innert der Szene ist der „Speed“ nach der Technik natürlich der maßgebliche Faktor.
Die Flag Dragons und die Vikings Flag weisen derzeit hier für sie ungute, für die Gegner erfreuliche Nachteile aus. Beide Mannschaften sind überaltert, wobei die Dragons mit Bernhard Theissl einen der besten Spieler Österreichs in der Mannschaft haben. Drei Mal in der Woche in die Kraftkammer gesteckt und eine Off-Season voll mittrainiert, würde wohl Ivan Zivko sich sehr über den „Neuzugang“ freuen. Aber vermutlich (ich weiß es nicht), interessiert es ihn gar nicht, hat eh keine Zeit, gar keine Lust, beides, bzw. ist bereits glücklich. Nur macht eine Schwalbe keinen Sommer und so werden die Dragons derzeit genauso von der Konkurrenz paniert wie die Vikings. Die wiederum haben ein ganz anderes Problem, nämlich mit den Dark Angels Konkurrenz im eigenen Haus. Junge Spieler landen dort, gerne gesellen sich dann alte Recken wie Cameron Frickey oder Josiah Cravalho dazu, was das Programm für die Kids nicht unbedingt unattraktiver macht. Der Jungbrunnen aus dem Vikiddys-Program von Vikings Vizepräsident Michael Holub ist für das Vikings Flag-Team laut denen tabu, auf der anderen Seite kommen ihnen gute und arrivierte Spieler an Top-Teams abhanden. Gerne nach Klosterneuburg zu den Indianern, auf deren Reservat das Nationalteam rekrutiert wird. Eine Fugazi-Situation für das Vikings-Flagprogramm, welches es dem Namen nach zwar ist, klammheimlich scheinen aber die Dark Angels das „Flagteam der Herzen“ der Wikinger zu sein.
Monday Morning-Quarterbacks
Das freut im schlechtesten Fall die Konkurrenz, wo ganz oben auch heuer der Staatsmeister des Jahres 2010 derzeit wieder steht. Die Qbasis Invest Styrian Studs heißen nicht nur ganz anders als die anderen, sie sind auch ganz anders als die meisten anderen. Tackle-Erfahrung hat man dort vielleicht auf der Playstation gesammelt, man versteht sich als purer Flag-Klub. Und keine Tackle-Erfahrung ist ganz offensichtlich zumindest kein Nachteil beim Flag. Man bezeichnet sich selbst als "Monday Morning-Quarterbacks". Zehn Spiele haben die Steirer bislang absolviert und diese allesamt gewonnen. Den ersten Verfolger, die Klosterneuburg Indians, die hat man im Grunddurchgang im Griff. Die sind anders aufgestellt und mehr ein Sammelbecken von ehemaligen AFL-Spielern. Darunter reüssieren die Dark Angels und Vienna Vipers als quasi Nachwuchsprogramme, noch vor denen, die um ihre alte Vorherrschaft trauernd kämpfenden Vienna Constables und den Styrian Panthers, die sich heuer ein großes Mitarbeits-Plus mit drei Siegen (vs. Dragons, Vikings und Dark Angels) hart erarbeitet haben. Ganz unten dann Grün und Violett, die in Schaukämpfen unter sich als vorläufigen Sieger das Grün hervor gestrichen hätten.
Dieses Bild manifestierte sich am dritten und letzten Spieltag vor der Sommerpause. Die Studs ungeschlagen an der Spitze, dazwischen ein Gemisch aus Jungspunden und Tackle-Veteranen und am Ende die kontaktarme Blue River Bowl ums rote Laternchen. 
Am Ende der Saison wir der Siebent- und Achtplazierte Klub gegen die Nummern 1 und 2 der FLA2 eine Relegationsrunde spielen müssen. Derzeit müssen sich die beiden Wiener Großklubs Dragons und Vikigs auf eine solche Schicksalsentscheidung vorbereiten.  
Spielergebnisse FLA WEEK 3:
Qbasis Invest Styrian Studs vs. Graz Panthers 41:33
Flag Dragons vs. Vikings Flag 32:27
Qbasis Invest Styrian Studs vs. Flag Dragons 54:14
Vikings Flag vs. Dark Angels 25:55
Qbasis Invest Styrian Studs vs. Dark Angels 68:19
Flag Dragons vs. Graz Panthers 25:27
Qbasis Invest Styrian Studs vs. Vikings Flag 46:26
Graz Panthers vs. Dark Angels 39:25
Dark Angels vs. Flag Dragons 42:31
Vikings Flag vs. Graz Panthers 24:51

Tabelle FLA 2011

Team Win Loss Tie % P35+ P35-
1 Styrian Studs 10 0 0 1.000 473 282
2 Klosterneuburg Indians 5 2 0 0.714 290 165
3 Dark Angels 4 3 0 0.571 264 240
4 Vienna Vipers 4 3 0 0.571 244 254
5 Vienna Constables 3 4 0 0.429 226 299
6 Graz Panthers 3 5 0 0.375 265 276
7 Danube Dragons 1 6 0 0.142 204 299
8 Raiffeisen Vikings 0 7 0 0.000 180 331
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