Es ist eigentlich keine Überraschung mehr, nun aber offiziell: Die Kornmesser Rangers streben für 2012 eine Bundesliga-Teilnahme an. Die Gespräche mit der Mannschaft ergaben ein eindeutiges Ergebnis. „Ich kann meine Spieler nach zwei Titelgewinnen nicht noch für eine weitere Saison in der Division 1 motivieren“, so Head Coach Mathias Weinberger, der 2003 selbst noch Spieler bei den Rangers in Österreichs höchster Liga war. Er fügt aber hinzu: „Allerdings geht das nur, wenn wir nicht die alleinigen Opfer sind“. 
Finanziell dürften die Rangers mit ihrem Hauptsponsor Kornmesser AFL-ready sein, sportlich sieht man die „Big 4“ nicht in Schlagweite. „Wenn die großen vier Programme ihr eigenes Ding machen wollen, also auch Prag und Kärnten absteigt, dann sind wir natürlich nicht dabei, denn das wären dann ja ganz andere Voraussetzungen.“ Die Niederösterreicher gehen von einer 7er bis 8er-Liga und einen für sie und die anderen „kleinen“ Teams günstigen Spielplan aus. „Wir können nicht jede Woche gegen Raiders, Giants oder Vikings spielen, das würde uns genauso aufreiben, wie Salzburg oder St. Pölten. Wir wollen uns aber auch nicht vor diesen verstecken. Hier muss aus unserer Sicht ein Weg der Mitte gefunden werden“, so Weinberger
Alte Modelle, neu angedacht
Ein angedachtes Modell vom AFBÖ-Vizepräsidenten Nik Jellinek dürfte den Rangers gut gefallen. Zwei Gruppen – die „großen Vier“ (Gruppe International) und die „kleinen Vier“ (Gruppe National) -, die einerseits untereinander spielen, aber wo auch Interconference-Spiele dabei sind. Der letzte der internationalen Gruppe spielt dann mit dem ersten der nationalen Gruppe um den vierten Playoffplatz. Diese System gab es bereits zu Beginn des Jahrtausends und könnte nun wieder zur Anwendung kommen.
Cuts völlig nachvollziehbar
Zum Teil heftige Reaktionen riefen bei einigen Zeitgenossen die Cuts der beiden Runningbacks Lars Gabler und Robert Holocher aus dem Nationalteam nach sich. Das ging so weit, dass ein Medien-Mann Football-Austria vorwarf, wir würden einen riesigen politischen Skandal vertuschen, da wir für das Duo nicht auf die Barrikaden gestiegen sind und die Cuts geräuschlos zur Kenntnis nahmen. Ein Tweet von Weinberger der auf unserer facebook-Seite landete, holte weitere Verschwörungstheorien aus dem Keller.
„Ich habe das gesehen, verstehe nur nicht, um was es da eigentlich geht.“, so Weinberger. „Ich kenne die Coaches des Nationalteams und weiß wie sie arbeiten. Ich kann hier weder Tendenzen gegen noch Benachteiligungen für die Rangers ausmachen. Das sehe ich als Coach so und das ist auch meine ganz persönliche Meinung dazu. Ganz im Gegenteil. Wir waren sehr positiv überrascht darüber, dass drei Spieler von uns ins Camp eingeladen wurden, denn es ist nirgendwo die Regel, dass Spieler aus der zweiten Klasse eine Chance in einem Nationalteam bekommen. Umso mehr freuen wir uns jetzt für Robert Dragotinits, der es sogar in den endgültigen Kader geschafft hat. Da haben ein paar Leute halt den Blick für die Relationen verloren. Politik spielt da aus meiner Sicht überhaupt keine Rolle.“
Dass Holocher und Gabler gecuttet wurden ist für Weinberger, der als Team Guide von Kanada bei der WM dabei sein wird, nachvollziehbar. „Das geht aus meiner Sicht in Ordnung, auch wenn es mir natürlich gefallen hätte, wenn sie es auch geschafft hätten. Ich habe auch mit den Jungs gesprochen und sie sehen das auch so. Grein, Nerad und Hiess sind eindeutig über die beiden zu stellen. Das ist auch kein Wunder, denn die haben während der Saison eine ganz andere Challenge in der AFL. Unsere Spieler hatten noch einen weiteren Nachteil, nämlich unsere Offense. Das sind Downhill-Runner. Hätten wir bei den Rangers eine Spread-Offense und die beiden würden in ihr eine gute Rolle spielen können, dann wären ihre Chancen weitaus höher gewesen. Mein Job ist es aber mit den Rangers Spiele zu gewinnen und nicht auf mögliche Nationalteam-Spots zu schielen. Dann kam noch dazu, dass das Spiel gegen Rose-Hulman auf der Kippe stand und alles versucht wurde, die Partie zu gewinnen. Daher war das Camp der einzige Indikator. Wenn ich da als Coach ehrlich bin, dann muss ich sagen, dass ich das mit hoher Wahrscheinlichkeit genau so gehandhabt hätte. Ich werde meine Spieler nicht schlecht reden, denn sie sind sehr gut. Sie haben es aus der zweiten Liga heraus in ein Nationalteam-Camp und einer sogar ins Nationalteam geschafft. Darauf bin ich stolz. Nur man muss auch immer sehen, wo wir spielen. Mich interessieren am Ende nur Resultate, die sehr gut für uns aussehen, aber unsere Gegner heuer waren u.a. Junioren der AFL-Teams. Die Gegner können wir uns nicht aussuchen, wir haben drei Saisonen hindurch alles gewonnen und daher beschäftige ich mich nicht während einer Saison nicht mit Aussagen, wie schlecht alle unsere Gegner seien, was alleine schon eine Frechheit gegenüber den Programmen ist, und wir nur deshalb gewinnen. Ich sehe die Rangers heute nicht auf einer Stufe mit den guten AFL-Programmen, sondern als zweimaligen Gewinner der Division 1. Da sind wir. Mein Job wird sein, sie in der Bundesliga dann an die Spitze heranzuführen, so wie das nach dem Abstieg in der Division 2 und der Division 1 getan haben. Das wird vermutlich in der AFL nicht so schnell funktionieren, aber genau darauf freuen wir uns auch. “
Eschlböck erfuhr von Cuts auf Football-Austria
Interessant die Reaktion von AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck. Von dem wollten wir Sonntags die restlichen vier Cuts wissen, nachdem die Hälfte der Namen der acht Spieler durchgesickert waren. Eschlböck kannte sie aber nicht.

„Ich hoffe, ich lese das heute Abend noch auf Football-Austria“, so der AFBÖ-Präsident leicht amüsiert und erklärt. „Wir haben im AFBÖ vor der WM beschlossen, wie auch bei den Europameisterschaften zuvor schon, den Coaching Staff in Ruhe arbeiten zu lassen. Ich weiß daher noch wirklich nicht, wer heute gecuttet wurde und werde das auch nicht kommentieren. Wir haben großes Vertrauen in unsere Coaches und das nicht zu Unrecht, wie die C-, B- und A-EM gezeigt haben. Wie man sich vorstellen kann, hat jeder Verein hier Begehrlichkeiten. Jeder will seine Spieler im Nationalteam haben. No na. Wir wollten zum einen damit sicher stellen, dass alle Mitarbeiter und Funktionäre ausschließlich mit der Organisation der WM beschäftigt sind – genug Arbeit, wie man sich vorstellen kann – und zum anderen auch Rick Rhoades jede erdenkliche Freiheit bei Personalentscheidungen lassen. Er trägt die Verantwortung und er trifft daher auch alle Entscheidungen. Dass es hier in irgendeiner Form eine Beeinflussung gibt, das kann ich ausschließen. Das ist weder unser Ziel noch ist es zielführend. Wir wollen eine erfolgreiche WM spielen und nicht jemanden einen Gefallen tun. Dass es danach zu Debatten kommt, das war vorher schon auf Grund der Situation klar. Österreich hat einfach mehr als 45 gute Spieler. Das wissen wir alle. Diese Debatten gäbe es aber in jedem anderen Fall auch. Ich kann mit reinem Gewissen sagen, dass es das Team von Rick Rhoades und seinem Staff ist und von niemanden sonst.“

Kärnten mit Verständnis
Überraschend auch die Reaktion aus Kärnten, die ja gerne mal Wien als die Wurzel alles Üblen ausmachen. Mit dem Cut von Ramon Abdel Azim Mohamed verloren die Black Lions mit einem Schlag die Hälfte ihrer Nationalteamspieler. 

Black Lions-Obmann Manfred Mocher blieb trotzdem ruhig. „Wie man sich vorstellen kann, trifft uns in Kärnten die Entscheidung hart. Ramon war bei fast jedem Promotion-Termin dabei, ist auf vielen Pressefotos oben und wir dachten eigentlich schon, dass er es dieses Mal schafft, nachdem er bei der EM schon gecuttet wurde. Aber es reichte wieder nicht. Persönlich tut mir das für Ramon irrsinnig leid, denn er ist einer unserer besten Spieler und ein Team-Leader. Die Entscheidung ist aber trotzdem zu akzeptieren und aus meiner Sicht eine sportliche. Ich bin ein Fan unseres Nationalteams und ich traue dem Coaching Staff, auch wenn mich der Cut als Black Lions-Obmann besonders schmerzt.“

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