Ausschlaggebend für den Rücktritt ist Gross‘ berufliche Entwicklung. Sein neuer Job und der Footballsport gehen in der Intensität nicht mehr unter einen Hut. Bereits bei der Post Game Pressekonferenz zur Austrian Bowl XXX erklärte er, dass er eigentlich überrascht sei, wie gut es 2014 gelaufen ist, obwohl er bereits weniger Zeit in das Training investieren konnte.
„Es war niemals mein Ziel, neben einem Vollzeitjob noch Football zu spielen, da es zu zeitintensiv ist. Ich habe es heuer ein Jahr trotzdem gemacht, aber jetzt ist es genug.“, so Gross, der sich vor allem bei seinem Team bedankt. „Ich hatte das Glück von großartigen Spielern umgeben zu sein, die mir meine Aufgabe sehr viel leichter gemacht haben. Nun ist es aber an der Zeit für mich mein Leben zu starten. Ich habe in den letzten Jahren sehr viel zurück gehalten, was ich nun nachholen möchte.“
Wird man Gross als Trainer demnächst sehen? Auch das verneint er. „Ich werde in absehbarer Zeit sicher nichts machen, was mir drei oder mehr Tage pro Woche kostet und das würde es, wenn man es gescheit macht. Außerdem habe ich die Möglichkeit neben meiner Arbeit mein Studium zu vollenden, das hat jetzt mal Priorität. Danach schauen wir weiter.“
Vom Aufbauteam zum Double-Gewinn
Der gebürtige Burgenländer begann seine Karriere bei den Mattersburg Dolphins und Baden Bruins. 2007 wechselte er zu den Vikings, wo er zunächst im zweiten Team der Wiener Erfahrung sammelte. Nach der Verletzung von Luke Atwood in der Saison 2008, fiel bei den Vikings 2009 die Entscheidung, dass sie auch in der AFL mit einem österreichischen Quarterback an den Start gehen werden. Im ersten Jahr kam es zu einer Quarterback-Challenge zwischen Gross und Philipp Jobstmann. Nach dem überraschenden Gewinn der Austrian Bowl im selben Jahr, zog sich Jobstmann zurück. Seither war Gross der unumstrittene Starter bei den Wikingern, mit denen er insgesamt vier Austrian Bowl-Titel (2009, 2012, 2013 und 2014) und 2013 mit einer Perfect Season das Double Austrian Bowl/Euro Bowl gewann. Dazu erreichte er drei weitere Male (AB 2011, EB 2010 und 2012) ein Finale.
Auch mit dem Nationalteam feierte Gross Erfolge. 2009 gewann er in Wolfsberg die B-EM. Ein Mal EM-Bronze aus dem Jahr 2010 (Frankfurt) und ein Mal Silber von der Heimeuropameisterschaft 2014 stehen ebenfalls in seinem Regal. 2012 wurde er zum Offense Player Of The Year gekürt und 2013 als wertvollster Spieler der Liga ausgezeichnet. Zudem ist Gross Austrian Bowl MVP 2012 und Euro Bowl MVP 2013.
Seine Statistiken in den Saisonen 2012 und 2013 ließen auch die Konkurrenz aus den USA blass aussehen. In 20 Spielen des Grunddurchgangs komplettierte er 306 seiner 486 Passversuche (63 Prozent) für 4318 Yards Raumgewinn. Dabei erzielt er 49 Touchdowns und warf lediglich fünf Interceptions. Das entspricht einem Quarterback-Rating (NFL) von 120,89.
Christoph Gross‘ kompletten Statistiken der „Vikings“-Jahre 2009-2014
Wer Gross bei den Vikings nachfolgen wird, ist derzeit noch offen. Heissester Kandidat dafür ist wohl Alexander Thury, der heuer Gross nach seiner Knieverletzung bereits in der AFL vertrat. Aber auch Walerie Teplyi und der aus Kanada zurückkehrende Dominik Bundschuh sind potentielle Kandidaten für den Job. Im Nationalteam wird wohl auch noch Giants Quarterback Christoph Gubisch ein Wörtchen mitreden können und wollen. Österreichs Herren werden im kommenden Jahr bei der WM in Stockholm (SWE) antreten.
Vikings Präsident Karl Wurm: „Für mich ist der große Verdienst von Christoph Gross nicht nur der, dass er ein hervorragender Quarterback war, sondern dass er durch unglaublichen Fleiß, Ausdauer, Talent und persönlichem Engagement ganz Football Österreich gezeigt hat, dass man auch als Österreicher als Quarterback reüssieren kann. Auf Grund dieser Tatsache werden in der nahen Zukunft viele junge Burschen in ganz Österreich auf dieser Position zu sehen sein.“
Vikings Headcoach Chris Calaycay: „It was a pleasure and honor to coach a player like Chris Gross. It was incredible to see how a young player can develop into a great player with hard work alongside his teammates. He never did it alone, and Chris is one to always give his team the credit first. But Chris Gross set the standards and goals for the Austrian Quarterbacks of the future.“