Die Haie haben den Spieß umgedreht. Im Vorjahr gewannen sie in der Hauptrunde und verloren im Playoff gegen die Rangers, heuer war es umgekehrt. Nach einer deutlichen Niederlage im Hauptbewerb, setzten sie sich im Semifinale mit 22:6 deutlich durch.

Schon vor dem Spiel schwante den Titans nichts gutes. Es waren zuletzt nur sehr wenige Spieler beim Training, viele der Südstädter Junioren waren auf Grund der klaren Favoritenstellung mit ihren Gedanken schon im Finale. Erstens kommt es anders…

Keine punts der Titans
Zu der Selbstüberschätzung, gepaart mit einer schwachen Trainingsbeteiligung, gesellte sich auch noch eher suboptimales Coaching an dem Tag. Alle vierten Versuche wurden ausgespielt, mehrere Male davon in völlig aussichtlosen Situationen und zu Beginn des Spiels auch noch ohne Not. Diese "Punt-Verweigerungen" führten zu turnovers tief in der eigenen Hälfte und postwendend zu zwei Touchdowns und einem Fieldgoal für die Steelsharks.

Der junge Headcoach Mathias Neumann (18 Jahre jung und noch Schüler) erklärte nach dem Spiel diese Spielweise zur Philosophie. Man spiele nun mal eine ‚Veer-Offense‘, wo man in der Regel nicht auf einen vierten Versuch & lang kommen sollte, außer man begeht Fehler und bekommt Strafen. So passiert in diesem Halbfinalspiel. Es wurde an der "Philosophie" auch in Extremsituationen nicht gerüttelt und das sah, bei allem Respekt, häufig verzweifelt und naiv aus. Die Gäste wunderten sich und schmunzelten darüber auch manchmal, bedankten sich aber mit 16 Punkten höflich für diese schönen Geschenke.

"Wir müssen den Ball auch ohne punt bewegen können", meinte Neumann. "Das hat heute nicht geklappt. Es lag nicht an den fehlenden punts, sondern daran, dass wir unsere Spielzüge nicht exekutieren konnten. Das darf uns nicht wundern bei der Trainingsbeteiligung" und schob damit die Verantwortung auf die Spieler.

Soupidis bekam was er sah
Die Titans konnten ihre Spielzüge nicht exekutieren, weil Neumanns Gegenüber, Nick Souipidis, sein Team perfekt auf ihre Offense einstellen konnte. "Sie spielten exakt so, wie wir es am Video gesehen haben. Darauf konnten wir uns gut einstellen", so der Headcoach der Stahlhaie. Das Laufspiel der Südstädter, meist über Runningback Florian Gebhart, bekamen die Stahlhaie bereits im zweiten Viertel in den Griff. Die Anzahl der verschiedenen Lauf-Spielzüge der Titans ist übersichtlich – Überraschungen waren daher ausgeschlossen. Die seltenen Passversuche von Quarterback Martin Maw brachten die Titans zudem eher in Interception-Gefahr als weiter vorwärts. Damit war die Offensive der Niederösterreicher für drei Viertel des Spiels völlig abgemeldet. Die Gäste begingen auch nicht den Fehler der Wolves sich im Defensive Backfield zu versammeln (Budapest spielte meist mit zwei Safetys!), sondern man war stets dort, wo man auch zu sein hatte. In der Mitte, oder etwas rechts oder links davon. Am gefährlichsten sahen noch die Läufe von Maw Richtung Sideline aus. Das war aber auch schon der ganze Zauber.

Start-Ziel-Sieg
Die Steelsharks legten einen Blitzstart hin und gingen mit ihrem zweiten Spielzug (Johannes Prammer) mit 0:7 in Führung. Die Titans kamen über Gebhart noch auf 6:7 heran, danach liefen sie aber weiteren Punkten vergeblich nach. Ein turnover on downas an der eigenen 32 führte zum zweiten Steelsharks-Touchdown (Jürgen Punzenberger). Die Hausherren hatten noch eine gute Chance auf den Ausgleich bzw. die Führung, an der Steelsharks 3 lief ihnen aber die Zeit davon. Halbzeit.

So behielten die Trauner die Fürung und bauten diese im dritten Viertel aus. Wieder ein turnover on downs, dieses Mal an der 25 der Titans – ein Pass von Punzenberger auf Prammer – Touchdown & Dankeschön. 6:19 stand es nach drei gespielten Viertel, ein Kick beim Exrapunkt-Versuch wurde von den Titans geblockt und eine Conversion von den Steelsharks versemmelt. Noch war alles in dem Spiel drinnen bis zum nächsten und letzten turnover on downs der Titans – wieder tief in ihrer eigenen Hälfte. Die Haie beendeten das Spiel mit einem Fieldgoal von Michèl Pühringer aus rund 35 Yards. Endstand 6:22.

Ungerechtfertiger Ausschluss
Anzumerken sei noch der Ausschluss von Titans-Spieler Boris Wodtwawa, der, wie schon im Spiel gegen die Wolves, vom Platz gestellt wurde. Erfolgte gegen die Budapester die ejection noch zu Recht, kam Wodtwawa dieses Mal unschuldig zum Handkuss. Ein Spieler der Titans beschimpfte den Gegner, es war aber nicht die #57. Das haben die Referees falsch gesehen bzw. gehört. Es sei aber nicht die einzige Fehlleistung der Referees an dem Tag gewesen, so die Titans im Kollektiv, die über die Leistung der Schiedsrichter zum Teil empört waren. Die Crew wurde mit einem deutlich hörbaren "sponsored by Steelsharks"-Ruf eines Spielers aus dem Leistungssportzentrum verabschiedet.

Frustration und Kritik vom Ex-Trainer
Die Niederlage ist für die Titans in mehrfacher Hinsicht bitter. Zum einen stehen sie damit nicht im Finale – das mal die Konsequenz. Darüber hinaus haben sie sich selbst als Titelfavorit in die Auslage gestellt. Zu Recht, denn besteht das Team ja zu einem großen Teil aus dem Cupsieger des Vorjahres (Baden Bruins) und dem zweiten Finalteilnehmer (ASKÖ Rangers). Unter den Fittichen der Rangers wurde aus den beiden fusionierten Finalisten von 2006 ein Team welches in den Playoffs klar gescheitert ist.

Der Headcoach des Cupsiegers von 2006, Armin Schneider, ist darüber nur wenig verwundert. "Ich hab mir beim letzten Spiel gegen die Wolves schon gedacht, dass ihre eindimensionale Offense ausgerechnet werden wird. Sie spielen ja fast jedes mal die gleiche Leier runter. Mit diesem Potential an Spielern nicht das Finale zu erreichen, ist eine Kunst. Es handelt sich dabei nämlich, von den Einzelspielern her betrachtet, um die beste Mannschaft im Cupbewerb. Natürlich lag es am Coaching. Falsche Entscheidung und Spielzüge, die irgendwann jeder heraussen hat, können nicht zum Erfolg führen. Mit einem 18 Jahre alten Schüler als Headcoach, bei allem Respekt für dessen Einsatz, geht es halt nicht. Mir tut das leid für die Spieler und das ärgert mich fürchterlich, aber so lange bei den Rangers die Uhren so gehen, wird sich daran nicht viel ändern."

Schlechte Karten
Die gute Nachwuchsarbeit als Argumentationshilfe um einen Abstieg der seit vier Saisonen sieglosen Kampfmannschaft in die Division II zu verhindern ist damit mehr oder minder auch dahin. Hier hat man schlechte Karten beider Ligasitzung am 24. November. Die spricht bei nüchterner Betrachtung nämlich eher gegen als für die Südstädter. Mit den beiden Spielgemeinschaften (Rangers/Invaders) wurde man bei der Jugend Siebenter und gerade noch Vorletzter vor den nur manchmal spielenden Salzburg Bulls, bei den Schülern Letzter. In diesen beiden Klassen war man von einem Sieg weiter entfernt als je zuvor. Bei der Junioren-Kombination Vorjahressieger mit runner up hat man den Einzug in das Finale der zweiten Juniors-Klasse dann doch deutlich verpasst.

Am kommenden Sonntag bestreitet die Kampfmannschaft der Titans, in deren Reihen auch einige Junioren stehen, ein Freundschaftsspiel gegen den Vorjahres-Dritten der Division II, die Amstetten Thunder. Das Team aus dem Schnitzl’Land fiel zuletzt nur mehr durch Abgänge Richtung St. Pölten auf. Ein klarer Sieg der Titans gilt als Grundvoraussetzung dafür um überhaupt die Debatte um einen Verbleib in der Division I weiter führen zu können.

Junioren-Cup-Playoff
LA Titans vs. ASKÖ Steelsharks Traun 6:22
(6:7/0:6/0:6/0:3)
26. Oktober 07 | 14:00
Südstadt, Maria Enzersdorf
Officials: Bremser K. / Fritz / Bremser D. / Korntheuer / Scheiber

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