Walter H. Reiterer sprach mit den Protagonisten nach der Show.

Die Ausgangslage ist bei solchen Spielen immer interessant, da man sonst Spiele bzw. Ergebnisse zu hoch bewerten würde.

Cineplexx Blue Devils²
Zu den fünf Verstärkungen vom Devils 1 Team (Christian Steffani, Mark Falger, Eke Taram, Robin Haas, Remo Martinz, Bernd Marte, Martin Beninghoven), gesellte sich noch der junge QB mit der #11, Darin Deboer.

Zürich Rendegades
Der Vizemeister der Schweiz trat mit zwölf regulären Startern an und füllte den Roster mit Junioren und Rookies auf. Dies bestätigte mir der ehemalige Vienna Viking und Tyrolean Raider Dejan Djurisic. Djurisic agiert in Zürich auch als Offensive Line Coach. Die Rendegades, die letztes Jahr im EFAF Cup Halbfinale an den Turek Graz Giants scheiterten, werden wohl 2007 aus finanziellen Gründen das Abenteuer Europacup auslassen. Djurisic erzählte weiters, dass es in der Schweiz enorm schwer ist für Teams. Die lokalen Medien lassen einem Football nicht einmal präsentieren, da sie davon überzeugt sind, Football sei eine Schlägerei ohne Sinn und Verstand.

Kempten Comets
Eine ähnliche Situation auch bei den Gästen aus dem Allgäu. Spielertrainer Christian Schütz, er spielt seit 15 Jahren, reiste mit einem 23-Mann-Kader an der in einer ähnlichen Konstellation zusammengesetzt war als der von den Rendegades. Das Ziel vor dem ersten Spiel war eine Verbesserung des Vorjahrs Ergebnisses – Platz 3. Der bayrische Vereine aus der vierten Liga ist eines der ganz großen Traditionsteams in Deutschland.

Serbische Nationalmannschaft
Hier fehlte der Starting Quarterback mit einer Knieverletzung, die allerdings über den Winter verheilen wird. Das größte RB Talent Serbiens war auch noch nicht dabei, allerdings sonst durchwegs interessante Spieler, die über sehr gute physische Verfassung verfügen. Die Serben spielen seit einem Jahr mit Ausrüstung – vorher gab es Tackle Football ohne Ausrüstung (!).

Knappe und klare Vorrundenspiele

Cineplexx Blue Devils II vs. Kempten Comets 9:8
Auf dem Nebenplatz kamen die Comets so raus wie es sich einige Zuseher erwartet hatten. I-Formation und der Fullback als Leadblocker. Trotz eines 1st Down Runs bereits beim ersten Lauf kamen die Bayern zum vierten Versuch an der eigenen 37 Yard Linie. Sie spielten ihn erfolglos aus. Auch die Blue Devils zeigten nur Laufspiel zu Beginn und versuchten ein Field Goal, jenes links vorbei ging. Die Comets konnten in ihrem zweiten Drive den Ball gut bewegen, gaben ihn dann doch durch Punt ab. Blue Devils QB Darin Deboer warf eine Interception (Receiver weit überworfen) und schon war die erste Halbzeit um. Die Spieluhr lief auch bei nicht vollständigen Pässen weiter.

Nach der Halbzeit gingen Bayern mit ihrem ersten Drive gleich in Führung. Im vierten Versuch und 18 an der 19 Yard Linie der Blue Devils warf der erst 20jährige QB der Comets durch die Hände von dem Safety #21 auf seinen Receiver. Die 2 Point Conversation erzielte der QB mit einem Draw zum 8:0 Zwischenstand. Der erste Versuch der Blue Devils den Rückstand aufzuholen, der erste Drive im vierten Quarter wurde durch eine Offensive Pass Interference Strafe sowie eine Holding Strafe zunichte gemacht. Im dritten Versuch und inzwischen 25 spielten die Blue Devils mit einem 4-Receiver Set, jedoch warf Deboer dem freistehenden Ballempfänger den Ball in den Rücken. Punt. Die Comets marschierten darauf hin mit ihrem Angriff übers Feld bis an die 3 Yard Linie der Blue Devils. Dort gab es einen schönen Hit auf die Hände des jungen Comets RB und die #22 der Vorarlberger eroberte den Ball in der Endzone und lief aus ihr heraus bis an die 18 Yard Linie.

Von dort aus zeigte der junge Blue Devils QB sein Talent. Im dritten Versuch einen schönen 15 Yard Pass zur #8, darauf folgte ein 35 Yard Pass zur Benjamin Fussenegger und man war an der Mittellinie. 1st and 10, kurzer Drop Back und eine 50 Yards Bombe auf den schon vorhin in Erscheinung getretenen Fussenegger. Dieser überlief seinen CB und war nicht mehr einzuholen. Touchdown. Die Blue Devils II versuchten ebenfalls einen QB Keeper aber ging schief. Somit führten die Comets noch immer mit 8:6. Nun war ein erfolgreicher Onside Kick notwendig. Der Ball wurde über die etwas überraschten Bayern gekickt und erobert von der #2 der Blue Devils. Der Drive der alles entscheiden sollte ging aber nicht besonders gut los – zwei Sacks der Comets in Folge. Im dritten Versuch eine Strafe wegen eines Late Hits und so kam es, dass Remo Martinz, einer der Gastspieler der 1er Devils, aus 42 Yards mit einem Field Goal das Spiel entschied. Bei auslaufender Uhr trifft dieser und das Spiel ist zu Ende.

Nationalteam Serbien vs. Zürich Rendegades 25:7
Das Spiel begann, nach einem Kick Off der Serben und einem guten Return, an der 35 Yard Linie der Schweizer. Die #22 lief bereits im zweiten Versuch an die 23 Yard Linie der Serben. In den nächsten drei Versuchen schafften die Züricher lediglich 1 Yard Raumgewinn und leisteten sich noch eine False Start Strafe. Im vierten Versuch und 15 Yards folgte ein schöner Scramble vom Renegades QB Tobias Balz. #10 erlief dann durch die Mitte den ersten Touchdown inklusive PAT 7:0 für den EFAF Cup Semifinalisten vom Vorjahr.

Der erste Drive der Serben mit ihrem eigentlichen Backup QB #7 begann an der 30 Yard Linie, nach dem der Kick Off Returner den Ball gefumbelt hatte. Ein 2 Yards Lauf, ein Fumble beim Snap sowie ein unvollständiger Pass und schon durften die Serben punten. Den Renegades erging es ähnlich im ersten Drive des zweiten Viertels. Sehenswert war ein ungeblockter Blitz der #58 auf den QB der Schweizer der den Sack nicht mehr verhindern konnte. Auch im zweiten Drive der Serben wieder Strafen. Diesmal wegen Holding und False Start. Ein toller 24 Yards Lauf über die Strongside der #25 schaffte einen gute Ausgangsposition für den dritten Versuch. Wieder #25 und das 1st Down war geschafft. Nach 2 weniger ineffektiven Spielzügen wurde im dritten und 10 auf Pass gesetzt – mit Erfolg. Der QB der Serben fand die # 83 über die Mitte in der Endzone und nach dem erfolgreichen PAT war der Ausgleich geschafft. Nach einer Interception der #44 und einem Return bis an die 16 Yards Linie der Schweizer führte ein 16 Yards Lauf der #25 im ersten Versuch zur 13:7 Führung (PAT no good).

In der Tonart ging es in der zweiten Halbzeit weiter. Die Serben, mit ihrem ersten Ballbesitz, kamen mit einem guten Mix aus Lauf- und Passspiel sehr schnell vorwärts. Der Abschluss war ein toller 35 Yard Touchdown Pass der #7 auf die #3. #7 wartete bis im letzten Moment und warf einen Traumpass bevor er den Hit kassierte. Die Schweizer geizten darauf hin weiter mit Offensive Yards und nach dem drei Serben sich beim Renegades QB ungeblockt trafen verlor dieser den Ball und die #94 konnte einen 8 Yards Fumble Return Touchdown bejubeln. 7:25, damit war das Spiel entschieden! Im Schlussviertel kamen bei den Serben Backups rein bzw. Spieler spielten auf anderen Positionen und so konnten die Züricher noch paar Yards machen.

Das Traumfinale

Das Spiel um Platz 3 endete mit einem Sieg der Kempten Comets gegen die Zürich Rendegades (34:20).

Das Traumfinale, wenn man will, hielt was es versprach. Die Blue Devils begannen mit 3- bzw. 4-Receiver Sets, was die Serben allerdings scheinbar nicht überraschte. So gingen die Blue Devils nach zwei überworfenen Bällen und einem zu kurz geratenen Ball auf Steffani leer aus. Auch die Serben müssen sich nach einem Sack bei ihrem ersten Drive im dritten Versuch vom Angriffsrecht verabschieden. Die Blue Devils gingen nach einem schönen Pass auf Robin Haas in Führung. Voran gegangen war ein Drive in dem #20 der Devils sich durch einige schöne Läufe in Szene setzen konnte. Im zweiten Viertel dann brachten die Serben viel mehr Pass Spiel ein und schaffen durch einen 2 Yard Lauf ihres QBs den Ausgleich. Der PAT wurde wie zu vor bei den Blue Devils geblockt. 6:6 war dann auch der Halbzeitstand.

Die Serben kamen aus der Halbzeit und forcierten von Anfang an die Inside Runs aus der Shotgun sowie mit einem Reverse der #3 kamen sie schnell in eine gute Ausgangsposition. Der Drive wurde jedoch durch die Interception von der #4 gestoppt. Postwendend folgte ein wunderbarer 43 Yards Touchdown Pass von Darin Deboer auf Benjamin Fussenegger, dem damit bereits sein zweiter Touchdown im Laufe des Turniers glückte. Die Gäste vom Balkan taten sich sehr schwer und hatten in dieser Phase einiges an Glück. Ein Sack im dritten Versuch wurde mit einer Flag bedacht, da der Blue Devils Spieler mit dem Helm voran ging. 1st Down Serbien. Aber wieder konnte man in drei Versuchen nicht viel zählbares erreichen. Im vierten Versuch ging man auf volles Risiko und spielte einen Screen Pass auf den Runningback und der kam nicht nur zum ersten Versuch sondern brach zum Touchdown durch. Durch den vergebenen PAT führten die Blue Devils aber dennoch mit einem Punkt – 13:12!

Der nächste Drive der Blue Devils gestaltete sich wie folgt: 1. und 10 -1 Yards, 2. und 11 +- 0, im dritten Versuch wurde ein langer Ball geworfen der jedoch an Freund und Feind vorbei flog. Nach dem Ballbesitzwechsel durch den Punt der Devils versuchten sich die Serben ein letztes mal an der Defense des Gastgebers. Ein Sneak beim dritten und 1 wurde ohne Raumgewinn gestoppt. Vierter Versuch – Punt oder ausspielen. Die Devils entschieden den Versuch ausspielen und scheiterten mit dem Sneak erneut. Gute Feldposition für die Serben. Ein Reverse im ersten Versuch brachte nur 1 Yard ein. Im zweiten Versuch ein perfekter Pass auf die Außenseite und ein kurzer Lauf und die Endzone war erreicht. 13:18. Die 2 Point Conversation misslang. Die Blue Devils versuchten ein Comeback und schafften auch mit einem 40 Yards Pass auf Christian Steffani eben noch mal 40 Yards aber das war’s dann auch.

Statement von Gabriel Dielacher: ‚Gegenüber dem ersten Spiel vor einem Jahr gegen Slowenien ist ein Quantensprung gelungen. Die Serben lernen enorm viel dazu und passen auch inzwischen mehr als vor einem Jahr.‘

Beobachtungen
Besonders aufgefallen bei den Serben ist die #50 Petar Vitorovic. Der Spieler von Vukovi Belgrad spielt Left Tackle und fällt jedem sofort wegen seiner Körpergröße auf, offiziell 2,01 Meter und 132 Kilo. Außerdem ist er der einzige in der Offensive Line der nicht von den Kragujevac Wild Boars (SEALF Champion) stammt. Überraschend dass in der Offensive Line im Pass Blocking es Abstimmungsschwierigkeiten gab. Die serbischen Receiver sind alle eher wendig und fangsicher, aber keiner hat den Speed vor dem man sich fürchten muß als österreichischer Defensive Back. In der Defense der Serben fällt einem die #99 ziemlich bald auf. Er ist klein und wendig und ist ein Spieler der in jedem Play alles gibt.

Christoph Wagner

Nach dem Wochenende (Walter H. Reiterer)

Medienrummel nach der Rückankunft

Für die Serben war der Ausflug nach Österreich ein großes Abenteuer. Mit einem Sieg beim Bodensee-Cup hatten sie eigentlich nicht gerechnet, sie wollten sich aber als Team gut präsentieren. Jetzt brechen im Land alle Dämme. Das Team wurde bei der Rückankunft in Belgrad von den Medien richtiggehend abgefangen, Präsident Goran Nisavic ist seit dem Wochenende Dauergast in Talk-Shows und American Football wurde zu einer Causa höchster nationalsportlicher Wichtigkeit erklärt. Man hat zwei Europacup-Semifinalisten geschlagen – eine Schlagzeile die man sich im Süden auf der Zunge zergehen läßt. Die Reise hat sich also in mehrfacher Hinsicht für den serbischen Football gelohnt.

Gegenseitiges Rosenstreuen

Christoph Piringer, Gastgeber bei der Veranstaltung, sprach seinen Gästen aus drei Ländern Dank und Respekt aus. ‚Das Turnier war eines meiner persönlich schönsten Erfahrungen im Footballsport. Das Finale am Ende war dann einfach nur mehr…geil. Mir fällt kein anderer Ausdruck ein. Toller Sport, begeisterte Zuschauer, viele nette Menschen. Die Serben haben sich überraschend als das Superteam hier präsentiert, aber auch alle anderen hatten ihren Spaß und haben ihr Kommen sicher nicht bereut. Am Ende feierten wir alle zusammen ein großes Fest, von dem ich mich erst noch erholen muß. Darf ich ausnahmsweise mal eine Frage stellen: Geht es nicht darum im Football? Gemeinsam den Sport zu zelebrieren? Vom Europa der Regionen nicht nur zu reden, sondern es auch zu leben? Ich hatte bei dem Turnier das Gefühl, dass wir eine Familie sind, die sich gegenseitig bei einem harten Sport einschenkt und danach bei Fachsimpeln etwas austrinkt. Das kann was! Football ist ein Sport, aber auch ein Event und wenn ich an den Alltag in Österreich denke, sehe ich hier, auch für uns, noch viel Potential nach oben. Mich macht das ganze Gerede und die Versuche Entwicklungen klein zu reden oder gar zu verhindern mürbe. Daher denke ich auch oft darüber nach mich zurückzuziehen. Solche Geschichten geben mir dann wieder Mut, dass am Ende alles gut wird.‘

Gabriel Dielacher, SELAF Intimus und Sponsor der Beograd Vukovi, wähnte sich zum ersten Mal in Vorarlberg, kam dann aber bei der Hinfahrt dahinter in grauer Vorzeit ein Match mit den Graz Giants (vs. Oscar Hawks) in der Gegend bestritten zu haben, war außer begeistert nur mehr hin und weg: ‚Christoph Piringer hat sich als perfekter Gastgeber präsentiert. Das war eine Klasseleistung der Blue Devils und hat dem serbischen Team das Gefühl gegeben ein Teil von etwas und wichtig für diese Veranstaltung zu sein. Das war ein ‚impact‘ für den serbischen Football, dafür kann ich ihm nur danken. Das Team war völlig perplex als die Fans nach dem Match ihre verschwitzten Jerseys haben wollten. Viele Spieler haben sie dann an die Zuschauer verschenkt – für die Spieler eine Wahnsinns Erfahrung. Bewundernswert für mich an Christoph Piringer: er ist nicht nur der typische Repräsentant eines Vereins ist, sondern neben Präsident auch noch Event-Organisator, Begrüßungskomitee und Platzsprecher in Personalunion. In allen Rollen scheint er sich wohl zu fühlen. Mein Dank geht daher an die gesamte Blue Devils Organisation. Gerne jederzeit wieder.‘, so Dielacher, der abschließend noch das Folgende feststellte:

‚Für 2007 hoffe ich, dass es in Serbien möglich sein wird ein Nationalteam auf die Beine zustellen, welche die C-EM in Österreich 2007 nicht ganz zur faden Angelegenheit für das Team Austria machen wird. Die Serben haben noch jede Menge Reserven. Sollte es dann noch gelingen ‚US-Serben‘ ins Team zu holen, dann wird es zwar immer noch nicht so sein, dass dieses Team eine ernsthafte Gefahr für Österreich darstellt, aber zumindest ein Gegner da ist, der viele Zuschauer und ein interessantes Match verspricht.‘

Sollte uns Serbien im kommenden Jahr gar die Agenda ‚Europameister 2009‘ vermiesen? Das wollen wir doch nicht hoffen. Nationalteamtrainer Bernhard Binstorfer konnte sich darüber persönlich kein Bild machen. Er war nicht in Hohenems.

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