Gestern wurden sich die Kärntner mit dem neuen Spielmacher einig, der nicht nur diese Rolle, sondern auch jene eines Trainers in Klagenfurt übernehmen wird.

Der Nationalteam-Spieler Andreas Diwald (Salzburg Bulls, Kirchdorf Wildcats) wird in der kommenden Saison für das AFL-Team der Carinthian Black Lions als Quarterback starten. Football-Austria.com sprach mit den Verantwortlichen der Black Lions, wie auch mit Diwald selbst über den Deal, die Ziele der Löwen 2008, die Bulls und die Kirchdorf Wildcats.

Eine kleine Sensation
Einen Österreicher als (startenden) Quarterback in der AFL gab es seit 2004 nicht mehr. Damals war es ebenfalls ein Team aus Kärnten – die Carinthian Falcons – mit dem heutigen Gladiators-QB Bernhard Kamber. Danach sah man nur mehr US-Amerikaner auf der Position in der höchsten Liga. Auch davor war ein "Hiesiger" eher die Ausnahme als die Regel. Die Zusammenarbeit Diwald-Black Lions lag jedoch auf der Hand. Die Bedürfnisse beider ergänzen sich hier.

Diwald verließ Ende 2006 gefrustet die Salzburg Bulls Richtung zweite deutsche Bundesliga. Mit den Kirchdorf Wildcats wollte er, gemeinsam mit weiteren Bulls-Spielern, die GFL entern. Das Vorhaben ging gehörig schief. Diwald wurde, wie sein Freund und Runningback Lukas Miribung ins Nationalteam einberufen. Beide bekamen bei der C-EM Spielzeit. 2008 wird Miribung Florian Grein bei den Swarco Raiders Tirol als edler Backup dienen, ihm folgte der nächste Nationalteamspieler, mit Linebacker Marko Radovanovic, von der Mozartstadt ins heilige Land des Austrian Bowl Champions von 2004 & 2006.

Nur was macht Diwald?
Es war klar, dass die Raiders keinen QB suchen, zumindest keinen Österreicher als Starter, es war ebenso klar, dass der gelernte Physiotherapeut AFL oder GFL spielen will. Diese Gelegenheit nutzten die Black Lions und gingen auf den Salzburger zu.

Synergie-Effekte
So wie für Diwald, der mit 29 Jahren zwar keine Illusionen, dafür aber noch konkrete Ziele hat, war auch für die Black Lions die Vorstellung den Modellathleten ins Team zu holen interessant. Ihre US-QBs der letzten Jahre waren, im Gegensatz zu ihren anderen Legionären, keine wirklichen difference-maker. Insofern es mit Diwald nicht nur besser werden könnte, sondern auch einen Import-Slot eingespart wird, der in der Regel ja fix einem US-Amerikaner "gehört".

"Das spielte bei unseren Überlegungen natürlich eine Rolle", sagt Nikolaus Jellinek von den Black Lions, der mehr als nur zufrieden mit dem prominenten Neuzugang ist. "Wir sind davon überzeugt, dass Andreas Diwald die Fähigkeiten hat um in der AFL zu starten. Sportlich wie menschlich. Damit brauchen wir auf der Position keinen Legionär zu holen. Es ist aber auch ein Zeichen, dass wir Österreichern eine Chance geben wollen. Ein Österreicher wird sich auch leichter und schneller mit dem Verein identifizieren können als ein Amerikaner und kann dann auch leichter eine Integrationsfigur sein. Daher war es uns auch wichtig, dass wir Andy zusätzlich als QB/WR-Coach ins Boot holen können. Wir begrüßen ihn so gesehen als neues Team-Mitglied, welches vollständig im Verein integriert ist. Wir geben ihm die AFL-Chance die er wollte – er gibt uns sein Können und Wissen. Wir können ihn brauchen – er kann uns brauchen. Da war schnell klar, dass wir das gemeinsam machen werden."

Am (Teil)Ziel angelangt
Andreas Diwald schwebt momentan auf Wolke sieben. "Das ist natürlich der Hammer für mich. Ich hab eigentlich nicht mehr damit gerechnet so eine tolle Chance zu bekommen. Jetzt werde ich natürlich versuchen sie so gut wie nur möglich zu nutzen. Motivationsproblem hab ich zur Zeit also sicher keines. Es war immer ein Ziel von mir in der Bundesliga zu spielen. Als Quarterback ist das halt ein hoch gestecktes. Daher auch der Versuch mit Kirchdorf in die GFL aufzusteigen, der übrigens nicht so schlecht war, wie er von Österreich aus betrachtet aussah. Wir spielten zu Beginn der Saison hervorragende Partien, bekamen danach aber die Seuche mit unglaublich viele Verletzten und fanden nie mehr zu der Form zurück. Die lange Saison hat uns dann ermüdet und das Ziel wurde verfehlt. Ich behaupte aber, dass es trotzdem nicht unrealistisch war, wie der Saisonstart gezeigt hat. Die Top-Vereine in der zweiten Bundesliga und ihre Programme schätze ich im Schnitt ein wenig stärker ein als unsere Division I-Teams."

Diwald über die Black Lions
"Ich kenne den Kärntner Football generell. Die Black Lions im speziellen selbst habe ich natürlich nie gespielt, aber kenne einige Spieler von früher. Ich weiß, dass sie im Vorjahr den Austrian Bowl-Finalisten Graz geschlagen haben. Ein kleines, aber oft unberechenbares Team, die immer wieder mit sensationellen Importen aufzeigen. Ich werde meinen Job demnächst antreten. Das Problem der Lions ist eines von einigen Teams: eine zu dünne Personaldecke. Das wollen sie ändern, da werde ich mich auch engagieren als Trainer."

Diwald über die Ziele der Black Lions
"Da will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Natürlich spielen alle AFL-Teams um die Austrian Bowl, aber man muss dabei realistisch bleiben. Realistisch für mich ist 2008, dass wir die Blue Devils weiter in Schach halten und die großen vier Teams zumindest ärgern können. Eine kleine Überraschung wäre schön, an eine große mag ich gar nicht denken. Wichtig für mich ist, meine Karriere wird ja auch nicht ewig dauern, dass wir es in den nächsten paar Jahren schaffen ein wettbewerbsfähiges Team aufzubauen."

Austrian Bowl 2012
Black Lions-Präsident Manfred Mocher gibt sich da unbescheidener. "Das ist für beide Seiten einerseits eine sportliche Win/Win-Situation, anderseits wollen wir mit Andres Diwald ein Zeichen setzen. Es ist auch von beiden Seiten keine kurzfristige Lösung. Das gemeinsame erklärte Ziel ist es mit den Carinthian Black Lions und Andreas Diwald im Austrian Bowl Finale 2012 zu stehen."

Diwald über das Nationalteam
"Die C-EM, die Camps davor – die ganze Sache war eine enorm gute Erfahrung für mich, die ich nicht mehr missen will. Im Nationalteam wird sehr gut gearbeitet, daher will ich auch unbedingt im Kader bleiben. Das war natürlich auch ein Argument für die Black Lions. Ich kann mich mit guten Leistungen in der AFL fürs Nationalteam empfehlen. Ich bin dort nicht der Starter und ich würde lügen, wenn ich sage ich will es gar nicht werden. Ich habe vollen Respekt vor Philipp (Anm.: Philipp Jobstmann), der sich als Sportler, Athlet und Mensch den Job verdient hat. Wettbewerb schadet aber nie, daher werde ich alles versuchen noch besser zu werden. Wir haben 2008 die B-EM und dann hoffentlich 2009 die A-EM. Mehr Spielzeit im Nationalteam ist ein angepeiltes Ziel von mir."

Diwald Über(vater) Narobe
"Alex (Anm.: Alexander Narobe, Präsident Salzburg Bulls) hat mich dazu ermutigt, zu den Black Lions zu gehen. Er ist mein strenger Football-Vater gewesen, daher höre ich noch heute auf ihn (lacht). Wirklich, ist so. Eine Rückkehr zu den Bulls war eigentlich keine Option. Ich ging ja nicht weg von Salzburg, weil ich auf jemanden böse war, sondern weil ich mehr erreichen wollte – eben in einer höheren Liga zu spielen. Jetzt habe ich die Chance und Alex sagte mir sofort: Wenn man dir die Chance gibt – nutz sie. Wie man sieht kann in Salzburg nicht schlecht gearbeitet worden sein. Wir sind mit offenen Armen in der zweiten Bundesliga aufgenommen worden, Lukas und Marko gehen jetzt zu den Raiders, ich zu den Black Lions. Das Problem war nicht, dass die Bulls ein schlechtes Team hatten, sondern nicht die Möglichkeiten aufzusteigen. In dem Fall wären ja alle geblieben. Ich kann mich nur bei Alex Narobe für seine Freundschaft, seine Begeisterung für den Sport und dafür was er mir beigebracht hat bedanken. Es ist meine Basis."

Binstorfer erfreut
Über Diwalds Engagement bei den Black Lions zeigt sich auch Nationalteamchef Bernhard Binstorfer erfreut. "Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht für den American Football-Sport in Österreich. Ich hoffe, dass Andreas Diwald hier ein Signal setzen kann für viele Spieler in Österreich. Ich hoffe zudem, dass mit seiner Verpflichtung in Kärnten eine gute Entwicklung in Gang gesetzt wird. Das wäre wünschenswert für die Black Lions. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, außer, dass es mich natürlich sehr freut, dass ein Spieler aus dem Nationalteamkader so eine Chance bekommt. Es wird in der kommenden Saison sehr interessant werden zu beobachten, wie sich das alles weiter entwickelt. Ich kann beiden Seiten nur gratulieren zu der Zusammenarbeit. Eine gute Entscheidung von beiden Seiten."

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