Als wollten sie es allen Zweiflern zu Fleiß machen, traten sie in ihrem ersten regulären Saisonspiel gegen die Mitfavoriten Vienna Knights nicht mit langen Pässen ála Carinthia auf, sondern überraschender Weise (auch für den Gegner) mit einem Laufspiel Made in Burgenland. Jenes hatte neben Kraft auch Verstand, auch Originalität und am Ende vollen Erfolg. Die Glads sind in der jungen Saison das Team der Stunde, ihr Headcoach Bill Moore mutiert vom Hobbytrainer zum Überflieger. Und das völlig zu Recht.

Eine enge Sache sollte es werden. Im Vorjahr schlugen die Knights die Gladiators in einem zähen Match am Ende klar mit 20:0. Heuer, unter völlig anderen Vorraussetzungen, sollte die Partie spannend werden, denn beide Mannschaften hatten sich im Laufe der letzten sechs Monate mit ehemaligen AFL Spielern verstärkt. Zusätzlich putzten die Knights in der Vorbereitung die Rangers, die Gladiators schlugen gar das zweite Team des regierenden Europameisters. Die Spannung war vorprogrammiert und obwohl die rund 300 Besucher ein gutes Footballmatch serviert bekamen, war von Anfang an klar wer hier der Dirigent ist und wer die zweite Geige zu spielen hat. Die Gladiators, in der Form ihres Bestehens, überragend auf beiden Seiten der Line, gerieten kein einziges Mal in Rückstand, dafür in einen Spielrausch und zeigten Drittligafootball der Extraklasse. Ein Schmankerl für Kenner, eine Attraktion für Zufallsgäste und eines der besten Footballspiele der untersten Liga aller Zeiten, zwischen zwei Teams, die es beide drauf hätten in der Division I gut auszusehen. Ein Schwärmen, ein Lanzenbruch und ein Halleluja auf die Ritter und Gladiatoren dieser Zeit.

Die Gäste starteten mit der Offense. Glads QB Bernhard Kamber rushte für einige Yards, doch ansonsten bleibt der Downmarker noch statisch. Auch auf der anderen Seite tat sich noch recht wenig. RB Thomas El Badramani machte zwar einige Yards und dabei stets gute Figur bei drei Saltos (5.9/5.9/5.8), aber mehr war nicht drinnen. Dann der erste Pass von Kamber. 32 Yards durch die Luft reichten aus um im nächsten Spielzug RB Martin Bauer bereits in die Endzone gehen zu lassen. Der Burgenländer durchbrach einige Tackles (das sollte noch mehrmals passieren) und rushte zum ersten Touchdown des Spiels. 0:7 (PAT good). Wieder waren die Gastgeber am Zug. Der Lauf war ihr Weg. Stefan Eyo und Roman Gezer konnten einigen Raum gewinnen, aber im ersten Viertel sollte nichts Zählbares dabei rauskommen. Eyo musste frühzeitig Spiel und Feld verlassen (Kreislauf).

Im zweiten Viertel begingen die Knights einen kapitalen Fehler. Bei 4th & 15 spielten sie den Versuch aus und scheiterten. Die Gladiators dadurch an der eigenen 35 Yard Linie in Ballbesitz. Es folgte ein Blitzschlag. Wieder bekam RB Martin Bauer den Ball, er durchbrach (wieder) Tackles und läuft insgesamt 65 Yards zum 0:14 (PAT good) für die Gäste. Der nächste Touchdown ging zu gut 50 Prozent wieder auf die Kappe der Gladiators. Drei Spielzüge – drei Personal Fouls der Gäste – 45 Yards Strafe, welche die Wiener in die Red Zone der brachten. Thomas El Badramani trägt den Ball vermeintlich in die Endzone, die Refs legen den Ball (Spot) aber an die 1 Yard Linie. Roman Gezer (Rush) brachte seine Ritter im zweiten Versuch aber auf das Scoreboard. Den PAT konnten die Gladiators aber vereiteln (Kick blocked) – 6:14. Vor der Halbzeit ließ der Gladiators QB noch einmal seine Klasse aufblitzen. Schwer unter Druck läuft der noch immer sehr ‚bullig‘ wirkende Kärntner an die rechte Sideline, bringt kurz bevor er ins Out geht aber noch einen 25 Yard Pass an. Kopfschütteln bei der Knights D, Kopfnicken bei der Glads O, die trotz dieses Spielzugs in Folge vier & aus gingen, gemeinsam mit den Sportkameraden der Ritter auch in die Halbzeit des Spiels.

Nach Wiederbeginn legten die Wiener ihr Glück weiterhin in die Hände ihrer Runningbacks. Roman Gezer holte ein First Down, aber so richtig in Schwung sollte das Laufspiel der Schwarzen nimmer kommen. Im Gegensatz zu dem der Gäste. Wenn Kamber der Ronaldo der Gladiators ist, dann ist Martin Bauer der kleine Tomlinson der ebenso ‚kleinen‘ Division II in Österreich. Immer wieder weicht er Tackles aus oder durchbricht sie. Bezeichnend für sein ganzes Spiel: Nach einem Snap wurde er fünf Yards hinter der LOS von zwei Knights Linebackern in die Zange genommen. Er brach beide Tackles und statt fünf Yards Raumverlust gewann er fünf. Bauer ist nicht nur athletisch, sondern auch robust & schnell. Ein Starter in jedem Division I Team, eventuell sogar eine Mann für das Nationalteam? Denn auch dort scoutete der Nationalteamtrainer Bernhard Binstorfer, der seinem Versprechen, sich möglichst viele Spieler und Spieler heuer persönlich anzuschauen, mehr als nur nachkommt. Binstorfer sieht man derzeit auf fast allen Plätzen. Zurück zum Match, wo weiter Bauer Time war. Unterbrochen wurde der Runningback von einem Trickspielzug. Kamber täuschte einen Paß an, übergab den Ball aber an Manuel Houtz, dieser hatte in die Gegenrichtung freie Bahn und (frei nach Doc Schneider) schleuderte den Ball 35 Yards weit zu WR Rene Muhr. Martin Bauer glitt wie ein glühendes Messer durch Butter zum nächsten First Down. Danach aber nur vermeintlich zum nächsten Touchdown. Der nächste Trickspielzug brachte die Rüstung der Ritter endgültig zum Bersten. Bauer geht durch die Mitte, die schwarze Horde heftete sich an seine Fersen, Schultern und Hüften, aber sie konnten ihn nicht stoppen. Er ging in die Endzone, hatte aber den Ball nicht. Diesen trug mit den Händen am Rücken QB Bernhard Kamber in die Endzone. Keiner hat’s gesehen, Kamber ließ sich in der Endzone die Schuhe von seinen Mitspielern putzen. 6:21 (PAT good) – das Spiel war Ende des dritten Viertels entschieden.

Denn auch im letzten Abschnitt fanden die Wiener kein Rezept gegen die Burgenländer. Sie gehen 4 & out. Nach einem Pass von Kamber auf Houtz setzte es, wie schon gegen die Vikings, einen Frust Late Hit. Stefan Lenz knallte dem QB, der sich bereits umgedreht hatte, mit dem Helm in den Rücken. Das gab nicht nur ein Unsportsmenlike Conduct und 15 Yards Strafe, sondern Lenz wurde von Head Referee Müller dafür duschen geschickt. Ebenso wie Harald Matejovsky, dessen Ausschlussgrund davor schon eher im verbalen Bereich lag. Beide Spieler dürfen aber im nächsten Match (wieder vs Gladiators) spielen. Die Schiedsrichter schrieben keinen Bericht, sondern beließen es bei den zwei Rejections, Kopfwäsche inklusive. Kamber blieb wieder mal die Luft weg und mußte raus. Bill Moore nutzte die Gelegenheit und brachte einige Backups ins Spiel. Er musste die Starter nicht mehr von der Bank holen. RB Bernd Oswald (rush) erzielte den letzten Touchdown der Partie zum Endstand von 6:28.

Fazit
Ein sehenswertes Footballspiel mit einem eindeutigen Sieger. Die Gladiators waren in allen Belangen den Gastgebern eine Nasenlänge voraus. War es gegen die Vikings noch die Kärnten Connection, gingen gegen das andere Wiener Team drei der vier Touchdowns auf die Kappe von echten Burgenländern. Mit vier Rushing TDs hat zudem kaum jemand gerechnet. Headcoach Bill Moore fiel nach dem Spiel ein Stein von Herzen. Nach der geglückten Generalprobe war auch die Uraufführung ein voller Erfolg, auch wenn die Hauptdarsteller ihre Rollen tauschten. Enttäuschung auf Seiten der Wiener, die sich natürlich mehr ausgerechnet hatten, aber die Niederlage ritterlich zur Kenntnis nahmen. ‚Die waren heute einfach besser. In zwei Wochen sehen wir uns wieder.‘, so Headcoach Mathias Weinberger.

Wer soll die Gladiators heuer stoppen, wenn nicht die Knights? Antwort: Niemand. In 14 Tagen findet das Retourmatch in Rudersdorf statt. Sollten auch dort die Gladiators die Oberhand behalten, kann man dann schon leise an eine perfect season denken. Wobei ihr Headcoach vorsichtig ist. Man gehe von Match zu Match, bereite sich auf jeden Gegner genauestens vor und man werde nicht den Fehler begehen ein vermeintlich schwächeres Team zu unterschätzen. Sollte aus dem Trio Rams, Stallions und Thunder nur eines in der Lage sein diese Gladiatoren zu besiegen, wäre das aber eine veritable Überraschung. Nach dem Match ging es für die Glads ab zur After Game Party ins Mamma Mia (Fürstenfeld). Es war der erste Sieg des Teams an einem Samstag und damit die ersten Gelegenheit die Korken ein wenig länger knallen zu lassen. Die Knights trafen sich in einer Wiener Innenstadt Bar und hatten auch etwas zu feiern. Nämlich den Geburtstag von Richard Ehrenberger.

Der Gameday
Hatte zwei Gesichter. Die Knights Organisation war sichtlich bemüht ein gutes Programm zu bieten. Einige spielten dabei aber nicht mit. Positiv auf jeden Fall der Zuschauerzulauf. Viele Spieler und Fans der Vikings. Gemma Ex-Spieler schauen. Es gab Verkaufsstände mit NFL Merchandising und Football Equipment. Man nähert sich in Sachen Einlauf der Teams, Cheerleader und Inszenierung des Events den großen Teams an. Zur Halbzeit eine Show der Pee Wees und ein Kampf Schotten vs Ritter um den Spielball, den die Ritter im Gegensatz zum Match gewannen. Unterhaltsam das. Ein Stromausfall brachte zwar die Friteuse zum Erkalten, leider lief aber das Mikro des Platzsprecher weiter, der kaum einen Spielzug richtig zu Deuten wußte und so ein einsamen Rekord an Falschmeldungen durch die Boxen jagte. Auch das war teilweise unfreiwillig komisch. Weniger witzig der Caterer TGI Fridays. Obwohl man durch den lahmgelegten Fritter keine Pommes mehr brutzeln konnte, verlangte man für einen Burger unheimliche 5 Euro. Das ist für 19 dag Faschiertes plus Laberl nicht nur frech, sondern obendrein noch ziemlich eingebildet. Dadurch gab es einige Burgerverweigerer, darunter auch Vikings RB Axel Schwarz, der für das Sideline Bild des Tages sorgte. Auf einem Bankerl am Spielfeldrand sitzend, schmauste der Deutsche Spaghetti aus der Tupper Ware. Hinter ihm stand sein Präsident Karl Wurm, der solche Unsitten auf der Hohen Warte gerade abgeschafft hat. ‚Der braucht seine Kohlenhydrate für morgen!‘ Na sicher doch. In Summe war der Gameday der Knights aber schwer in Ordnung. Das TGI Fridays wird sich seine Preise überlegen und dem Platzsprecher kann sicher jemand die Football Grundregeln erklären. Dann wird alles super.

Division 2
ASVÖ Gladiators @ Vienna Knights 28:6
(7:0/7:6/7:0/7:0)
01.04.2006, Kick Off: 18:00h, KSV Platz, Wien
Referees: Müller / Tod / Fritz / Zemsauer E. / Steiner

Football-Austria.com Spielbewertung:

Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Hot Dog Test: Verweigert

Football-Austria.com MVP:
Martin Bauer (Gladiators)

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