Obwohl die Partie erst ganz kurzfristig angekündigt wurde fanden sich trotzt Wintereinbruchs rund 100 Footballbegeisterte in Maria Enzerzsdorf ein, um den Zweitligisten AFC Rangers gegen die eine Klasse darunter spielenden Vienna Knights zu sehen.

Dieser Klassenunterschied kam in drei Vierteln auch klar zum Vorschein. Allerdings genau umgekehrt.

Man wollte die Sache medial eher klein halten. Die Rivalität der beiden Teams sei sehr groß, sind doch viele Spieler der Knights ehemalige der Rangers und außerdem sei der NÖ Cup eh nichts anderes als ein besseres Scrimmage um Förderungen vom Landesverband zu lukrieren.

So weit so gut, war die Angelegenheit der Papierform nach eine relativ klare. Der letzte der ersten Division sollte den Playoff Teilnehmer der zweiten Division halbwegs im Griff haben. Auch wenn es nicht voll Ernst ist. Davon war dann am Spielfeld genau nichts zu sehen. Die Knights führten den klassehöhern Bruder gewaltig vor und das Match wurde wohl ernst genommen. Bis zum Abbruch im letzten Viertel.

Von Beginn an nahmen die Wiener das Heft in die Hand. Nach einer Interception durch Bernd Jungwirth, etablierten sie alsbald ein vernünftiges Paßspiel (Roger SchleglmilchLeopold Fried). Thomas El Badramani geht kurz vor der Endzone ins Out, Kurt Czaak läuft zum 0:6 (PAT no good, wide right). Im nächsten Drive ein Fumble und postwendend läuft Ritter Roman Gezer zum 0:13 (PAT good). Auch danach läuft bei den Südstädtern wenig zusammen. Bis auf vereinzelte tiefe Pässe auf Sascha Steurer sah man von einer Offensive reichlich wenig. Dafür schlugen die D-Line und Linebacker in Schwarz mehrmals zu. Immer wieder wurde der Rangers QB zu Boden gebracht. Es kam aber noch schlimmer für die Niederösterreicher.

Mit dem Rücken zur Wand wird der Puntversuch der Rangers geblockt – die Knights kommen kurz vor der Endzone in Ballbesitz. Thomas El-Badramani nützt den Fauxpas und läuft zum 0:19 (2 Point Conversion failed). Das ganze fand 5 Minuten später, wir sind jetzt im zweiten Viertel, seine Wiederholung. Erneut in Bedrängnis, entscheiden sich die Rangers wieder für einen Punt, dieser wird wieder geblockt, der Ball von den Wienern wieder erobert und Roman Gezer stellt im nächsten Spielzug auf 0:26 (PAT good). Die Rangers waren nur mehr als Testdummies am Feld, spielten zu diesem Zeitpunkt keine aktive Rolle mehr in diesem für sie sehr traurigen Match. Sie waren auch danach zum Zuschauen verdammt und für manche Fans nur mehr zur spätwinterlichen Belustigung am Feld. Einer der Spieler verwechselst dann noch die Sportart und traktierte einen verhauten Longsnap mit den Füßen, was auch seinen Spielkameraden ein ‚Was machst du da?‘ entlockte. Wäre es nicht so traurig, wäre das fast lustig. Interessanter Weise blieb die Stimmung bei den Rangers aber stets gut und das Team nahm die Hinrichtung durch einen am Papier unterlegenen Gegner mit Gelassenheit zur Kenntnis.

Kopfschütteln und leichtes Entsetzten ob der Darbietung dafür bei vielen Beobachtern. Das Team hätte im Vorjahr in die Division II absteigen sollen, so der zu späte, aber dafür gut gemeinte Ratschlag der anwesenden Scouts. Aber noch war es nicht vorbei.

Leichte Erholung zeichnete sich gegen Ende der ersten Halbzeit ab. Aber nur scheinbar. Die Rangers erzielten first downs, ein Paß gelangte sogar in die Endzone (Sascha Steurer), wurde aber als inkomplett gewertet. Ansonsten blieb man von der Endzone der Knights stets entfernt, zudem die löchrige O-Line nach wie vor QB Sacks im Multipack kassierte. Leitragender davon natürlich Spielmacher Gerhard Bräuer, der, wie viele andere Spieler auf dem Kunstteppich etliche Male auch von selbst zu Sturz kam. Bezeichnend: Bei einem ausgespielten vierten Versuch der Rangers gab es eine Defensive Pass Interference und dadurch ein first down für die Rangers. Die Mannschaft feierte diesen ‚Sieg‘ in der Team Area als hätten sie gerade den Ausgleich erzielt. Punkte gab es dafür freilich keine. Halbzeit.

In der zweiten Hälfte sah man nicht viel Neues. Zwei Teams die auf unterschiedlichem Niveau Football spielen. Roman Gezer lief für die Knights knapp vor die Endzone, Kurt Czaak in selbige – 0:33 (PAT good). Die Rangers blieben harmlos. Ein zwei Pässe die auch ihre Anspielstation fanden, zwei Fumbles, die man allerdings selbst recovern konnte. Die Wiener taten nur mehr das Nötigste und das reichte auch.

Kurz nach Beginn des vierten Viertels verletzte sich Knights LB Wladislaw Lewin schwer. Er blieb mit Atemproblemen am Spielfeld liegen und blutete stark aus dem Mund. Nicht weniger als skandalös und unverantwortlich das Verhalten der Rettungskräfte. Erst nach heftigen Interventionen seitens der Knights Verantwortlichen bequemte sich das Duo aus dem warmen Einsatzwagen in die Kälte, spazierte gemütlichen Schritts zum Verletzten hin, spazierten zurück zum Wagen um einen Rollstuhl (!) zu holen, machten auf halben Weg kehrt um dann doch eine Trage zu nehmen. Lewin blutete derweil das Feld voll. Gut fünf Minuten verstrichen bis die Herrschaften sich um den Mann kümmern mochten. Dann allerdings völlig falsch. Keine Ahnung von einer Erstbehandlung (einer fuchtelte mit dem Blutdruckmeßgerät, der andere fingerte an seinem Sanitätsköfferchen herum) und noch weniger von der Lagerung von Traumatisierten. Legen wir ihn auf den Bauch, auf den Rücken, oder wie? Schlußendlich legten sie Lewin halb gekrümmt quer über die Bahre, den Kopf auf einer Seite herabbaumelnd. Das Blut quoll derweil weiter aus Lewins Nase und Mund. Die beiden Sanis waren mit der Situation völlig überfordert. Im Wagen angelangt (das Match wurde zwischenzeitlich unterbrochen und die Spieler gingen in die Kabinen) dauerte es noch geschlagene 15 Minuten bis dieser Richtung Krankenhaus davon fuhr. Dafür dann aber mit Blaulicht, Signalton und quietschenden Reifen. Die Knights werden diesen Vorfall hoffentlich beim niederösterreichischen Landesrettungsverband anzeigen. Dieses Duo stellt eine Gefahr und keine Hilfe für verletzte Sportler dar. Der Verdacht auf Rippenbruch und Lungeriss bestätigte sich zum Glück nicht. Lewin platzte ein Lungebläschen. Er ist derzeit in stationärer Behandlung und bleibt noch einige Tage im Spital.

Das Match wurde abgebrochen, da man ohne Rettung nicht mehr weiterspielen durfte (wobei es besser war, daß die beiden weg waren). Einige Rangers Spieler murmelten dann im Spielertrakt noch etwas von einer 35:0 Strafverifizierung, was den Knights auch recht gewesen wäre. ‚Es hat jeder gesehen was los war. Von uns aus kann man gerne sagen die Rangers haben 35:0 gewonnen. Es war eine lockere Vorbereitung mit einem schrecklichen Ende.‘ so Knights Headcoach Mathias Weinberger, dem das Ergebnis völlig egal war und nur mehr der Gesundheitszustand seines Spielers beschäftigte. Den Spekulationen um das Ergebnis setzte der Head Referee Hans Christian Albrecht ein Ende. ‚Das Spiel wurde im vierten Viertel bei einer Spielzeit von 12 Sekunden abgebrochen. Der Endstand lautet 0:33‘

Zurück zum Sportlichen. Die diversen Scouts waren vom Match, vor allem von der Eindeutigkeit des Verlaufs, allesamt überrascht. Gladiators Headcoach Bill Moore sah eine bärenstarke Knights Truppe und freut sich schon auf die Begegnungen. Die Dragons Coaches sahen einen Gegner der zu schlagen sein wird. Die Bruins tippten vorher auf die Rangers, waren danach gescheiter und konnten es kaum glauben.

Sollte das Gezeigte Richtungsweisend für die kommende Saison sein, spielen die Rangers definitiv in der falschen Liga mit. Die Division I wird für sie in der Stärke zu einer Katastrophe. Außer die Bulls, Bruins, Invaders und Dragons sind zwei Klassen schwächer als die Knights. Das glauben die Südstädter aber nicht mal selbst. Eine völlig falsche Selbsteinschätzung hat die Rangers veranlaßt weiterhin gegen diese Mannschaften spielen zu wollen. Der Verband hätte sie als Absteiger deklarieren müssen, nachdem sie bereits im Vorjahr mit der Kampfmannschaft alles verloren haben. In ihrem eigenen Interesse, denn heuer wird das noch eine Spur deutlicher werden.

ASKÖ Rangers vs. Vienna Knights 0:33
(0:19/0:7/0:7/Abbruch)
Südstadt, Teppichplatz, 12.03.2006, Kickoff: 14:00h, 100
Referees: Albrecht / Koller F. / Fritz / Kreimel / Koller E.

Football-Austria.com Spielbewertung (max. 10 Balls)

Spielniveau: 
Ambiente: 
Unterhaltungswert: 
Tee mit Rum Test (Südstadt Kantine):

Football-Austria.com MVP: Roman Gezer (Knights)
Gameday (entfällt)
Keine Getränke oder Essen vor Ort, keine Cheerleader, keine Sitzplätze, kein Veranstaltungscharakter.

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