Die Gäste aus Vorarlberg kämpften zwar aufopfernd, waren aber bereits kurz nach Beginn bar jeder Chance und den dominierend Wikingern im Lauf der Begegnung in jeder Hinsicht unterlegen. Die an und für sich ganz ordentliche Leistung beim 67-7 für die Vikings kommentieren die Vorarlberger mit einer leidlichen Presseaussendung, in dem sie den Wienern Charakterlosigkeit (running up the score) vorwerfen. Das ganze hat Methode, ist es nicht das erste Mal, daß die Blue Devils sich selbst ins Abseits stellen mit Attacken unterhalb der Wiener Gürtellinie.

Die Devils starten als erste mit ihrer Offense.

Zwei schöne first downs durch den pfeilschnelle Martin Blake die ganze Ausbeute (Blake ist ein Importspieler – irgendwie schon Devils Style, jetzt auch im Nachwuchs mit Amis aufzulaufen). Die Defense der Vikings aber bereits am Posten, hielt den im Laufe der Partie immer wieder „verletzten“ Blake am Ende, bis auf ein einziges Mal, auf. Das „sich am Boden vor Schmerzen winden“ kennen wir an sich nur aus dem Fußball. Der durchgestylte (Super Makeup!) und prächtig unterschenkeltätowierte Austauschstudent hat das nun auch im Football eingeführt. Immer wieder lag er wild schreiend wie gestikulierend am Rasen und massierte abwechselnd sein Tatoo, seine schön frisiertes Haupt oder andere fesche Körperteile um allen zu zeigen: „Ui, da tut’s mir jetzt aber ganz viel weh“. Daß er unmittelbar danach immer wieder völlig schmerzfrei am Platz stand bringt ihm trotzt der guten Maske bei uns keinen Oscar ein. Ansonsten war das Spiel des Amerikaners schwer in Ordnung bis formidabel.

Auch auf Effekte konzentriert war die Offense der Vikings

Weniger auf jene der Show, dafür mehr auf die des Spiels. Ein Pass Johannes Neusser auf Sevan Sarian, Runs von Gerrit Zeissl und Johannes Neusser waren allesamt 1st downs für die Vikings. Gerrit Zeissl lief zum ersten TD, Philipp Heissl vollendete den PAT – 7-0. So klar, wie locker und auch verdient. Im nächsten Drive wurden die Devils, obwohl wieder im Angriff, zu Zuschauern degradiert. Kein Weiterkommen für deren Offense, im Gegenzug stellte Johannes Neusser auf 14-0 (PAT good), davor sah man auf Seiten der Wiener erstmals Bernd Dittrich (1st down) stark aufkommen. Das ganze Wikinger Team war mit Kopf und Körper dort wo es sein sollte im optimalen Fall während eines Footballspiels – nämlich am Platz.

Daher auch nicht mehr als eine Vikings Pflichtübung das zweite Viertel. Roland Rolka erhöhte auf 21:0. Danach konzentrierte sich das Vikings Special Team zu energisch auf den Punter der Devils, schnitt diesen gleich zwei mal gehörig während des Puntversuchs um, was die Refs aber nur ein Mal sahen und dann auch prompt bestraften (roughing the punter). Ansonsten aber eine fair geführte Partie, auch wenn die Blue Devils mit Philip Bickel einen verletzungsbedingten Ausfall zu verzeichnen hatten und Vikings Philip Stojaspal ein Monster Brett an Mario Bunderla austeilte, was der Vorarlberger aber beinahe unbeeindruckt wegsteckte. Dabei stoppte man die Devils auch kurz vor der Vikings Endzone.

Halbzeitpause bei 28:0, da zuvor bereits Florian Hiess einen weiteren Touchdown für die Wiener erzielen konnte.

Auf Seiten der Devils sah man zwei first downs durch Mario Bunderla und Benjamin Fussenegger (nach Pass von Blake). Punkte gab es dafür freilich keine, aber das Gefühl, daß hier zwar eine noch unerfahrene Truppe aus Vorarlberg am Werk ist, aber durchaus Potential und Zukunft hat.
Nach Wiederbeginn das gleiche Bild. Vikings Johannes Neusser in Verteilerlaune. Einmal mochte Rene Binder das Leder fangen, zwei weitere Male Florian Hiess, der dann auch mit den Ball die teuflische Endzone erreichte. 34:0 (PAT no good).

In Folge die „stärkste“ Phase der Blue Devils Junioren.

Begünstigt durch Strafen der Vikings (Philipp Heissl als Late Hit Man nach dem Return unterwegs) zog Martin Blake einen schönen Drive der Devils Offense auf. Ein langer Paß auf Benjamin Fussenegger und Blake selbst zischte wie ein Blitz an violetten Linebackern vorbei in die Vikings Endzone zum 34-7. Danach war es aber vorbei mit der Hohenemser Herrlichkeit, denn schon der Kick Return (Bernd Dittrich) führte zum nächsten Vikings TD (41-7). Mercy Rule – die Uhr lief runter, doch die Zeit konnte für die Vorarlberger nicht schnell genug verrinnen, als Peter Tutsch und Johannes Neusser noch im dritten Viertel jeweils zu einem Touchdown kamen.

54:7 vor den letzten 12 Minuten, welche natürlich ebenfalls durchliefen. Nach einem geglückten Kick Return an die Vikings 40yard Linie durch Martin Blake (auch beim Special Team im Einsatz), warf selbiger eine Interception auf Patrick Schoster. Bernd Dittrich spielte ab dann QB, Gerrit Zeissl lief und lief und lief schlußendlich in die Devils Endzone (61-7), was ihm, nachdem man die nächste Angriffsserie der Devils erneut rasch stoppen konnte, auch Bernd Dittrich zum Endstand von 67-7 beinahe problemlos nachmachen konnte. Die Devils zu diesem Zeitpunkt mit 17 Mann (minus dem verletzten Philip Bickel) am Platz waren völlig platt und froh über den Schlusspfiff.

Fazit

Wie erwartet ein leichtes Spiel für die Wiener. Die Vorarlberger waren trotzdem „brav“. Was so viel heißt, daß sie ihre Haut so teuer wie möglich verkauft haben. Sympathisches Team allemal. Auch sah man in Ansätzen, dass aus diesem Rumpfteam (18 Leute werden nie genug sein!!) schon mal was werden kann, wenn Devils HC Ron Anzevino weiter an der Sache seine Hebel ansetzt. Von einer Spielunfähigkeit (wie von manchen Unkenrufern und dem Verein selbst vermutet) ist man in Hohenems trotzt der dünnen Personaldecke Lichtjahre entfernt, denn einige Spieler sind aus schulischen Gründen nicht nach Wien mitgereist. Sie werden die Saison so ordentlich beenden, wie sie diese begonnen haben. Am kommenden Wochenende zu Hause darf dieses Team sogar von einem Erfolg gegen die Black Lions träumen, die man sicher nicht ganz so stark wie Raiders und Vikings erwarten darf. Die Big Boys sind eine 2-Klassen Gesellschaft. Dragons, Vikings, Raiders Klasse I – Devils, Lions, Giants Klasse II. Daran wird sich heuer nichts mehr ändern.

Big Boys

Chrysler Vikings vs Cineplexx Blue Devils 67:7
(14:0/14:0/26:7/13:0)
Schmelz, Wien, 02.10.2005, Kickoff 11:00h, 200
Referees: Berger / König / Albrecht / Savicevic / Kreimel / Kuntschik
Teamnews Devils: Vikings trieben mit Trickspielzügen Score in die Höhe

Football-Austria
.com
Spielbewertung (max. 10 Balls)

Spielniveau:

Ambiente:
Unterhaltungswert:
Gordon Bleu Test:
Football-Austria.com MVP (Schneider/Göpfert):
Bernd Dittrich (Vikings)

Gameday

Der Einlauf der Teams wie bei den Großen, man ist sichtlich bemüht um eine gescheite Veranstaltung. Das beharrliche Weigern des hiesigen Restaurantbetreibers Tosca sich der „paar Footballer“ (immerhin waren es doch gute 200 Leute) persönlich anzunehmen (man schickt nicht wirklich Kellner nach draußen) macht traurig. Hätte Kellnerin Susi nicht ein Herz für diese ethische Minderheit, dann müßten dort alle verdursten und verhungern. Außerdem herrscht dort die Unsitte der Protektion. Bestellt Alfred Neugebauer ein Gordon Bleu, sieht man den Teller darunter nicht mehr, bestelle ich das gleiche, suche ich das Gordon Bleu unter einer Zitronenspalte! Hallo? Scheinbar spart man bei anderen ein, was ihnen der Neugebauer wegißt. VIP oder Pressebereich gibt es (wie bei anderen Matches mittlerweile üblich, siehe St. Pölten oder Linz) auf der Schmelz so wie so nicht (das Gordon kostet € 7,30,-), dafür werden Journalisten dazu eingeteilt kaputtes Field Equipment (Downmarker) zu reparieren. Wenn man das Klump dann nicht gescheit zusammenflickt, muß man sich auch noch nachsagen lassen man hätte es selbst ruiniert.

Ganz im Ernst ist der Gameday auf der Schmelz für den Nachwuchs sehr gut gemacht, wobei mir ehrlicher Weise tatsächlich schon bessere untergekommen sind. Das Event der Invaders können sie derzeit damit nicht toppen. Die spielen übrigens am kommenden Sonntag gegen die Salzburg Bulls am Glanzstoffplatz in St. Pölten, wo noch kein Vikings Manager die Leute vorher armgefuttert hat. Deshalb werde ich dann auch dort sein. Mahlzeit, Alfi.

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