Das Matchup Titans-Gladiators entwickelte sich am Ende zu einer Trash-Talk-Show mit nur wenigen spielerischen Höhepunkten.

Eine passable erste Halbzeit kann darüber nicht hinwegtäuschen, dass die Gladiators nach den ersten beiden Vierteln nicht mehr so recht wollten (oder auch nicht mehr zeigen konnten?), die Titans wohl etwas wollten, aber dies ganz sicher an der Grenze ihrer derzeitigen Leistungsfähigkeit spielend auch gegen demonstrativ gelangweilte Gladiators nicht erreichen können. Doppelt schade für die Zuseher, dass man sich dann am Feld noch verbal und ein wenig auch nonverbal prügeln musste. Grausam. Beginnen wir aber mit dem Kickoff.

Der erste Titans-Drive wurde rasch zum Stillstand gebracht, die Offense der Gäste holte sofort zum Präventivschlag aus. Gladiators Runningback Martin Bauer, der das gesamte Spiel über für die Titans nicht zu halten war, marschierte über das Feld, dazwischen streute Bernhard Kamber einen lockeren Pass auf Rene Muhr und der Kärntner Quarterback besorgte den ersten Touchdown mit einem Lauf über die Seite selbst. Platzsprecher und Titans Vorstand Gerhard Bräuer bekam Stirnfalten, sah er sein Team im Anschluss gleich wieder 3 & aus gehen. Die Gäste kontrollierten im ersten Viertel bereits den Ball, erhöhten im zweiten Spielabschnitt mit einem 70-Yards-Touchdown-Pass von Bernhard Kamber auf Rene Muhr auf 13:0. Der Snap beim PAT geriet zu kurz, der Versuch von Manuel Houtz aus der Not eine 2-Point-Conversion herauszuholen wurde von den Titans vereitelt. Die Falten auf Bräuers Stirn wurden tiefer, seine Miene erhellte sich aber noch Mal vor der Pause.

Den Mutigen gehört der Touchdown

Im vierten Versuch und 11 Yards zu gehen spielten die Titans diesen mit Erfolg aus. Einer von mehreren hellen Momenten der Südstädter Offensive. Sascha Steurer holte dieses wichtige First Down, dieser Drive sollte am Ende nämlich Punkte bringen. Robin Lumsden bediente Raphael Hackl der auf 6:13 (PAT no good) verkürzen konnte. Herr Bräuer beschwor das berühmte Momentum, welches doch so nett sein könnte zu Gunsten der Titans zu kippen. Den Gefallen tat es dem Football-Urgestein nicht, denn kurz danach erhöhte Gerd Ladining mit einem kurzen Lauf auf 6:20 (PAT good). Zuvor sah man einen starken Kickoff-Return von Manuel Houtz und einen tollen Catch des erst 17-jährigen Eigenbauspielers David Hailiman. Der Nachwuchs-Receiver drängt sich auch in der Kampfmannschaft immer mehr in den Vordergrund, was auch Junioren-Nationalteam Headcoach Bernhard Binstorfer mit Freude zur Kenntnis nahm. Hailiman wird wohl auch dort eine Chance bekommen, seine Kollegen Wechsler und Hiertz hätten dann einen dritten Gladiatoren im Bunde. Weiter im Spiel. Die restliche Zeit des zweiten Viertel konnte die Titans offensive Akzente setzen, aber keine Punkte rausholen. Auffällig: Runningback Robert Holocher der einige First Downs erzielen konnte. Man begab sich bei 6:20 in die Kabine, bzw. ein Team in den Schatten der Bäume nebst des Platzes.

Passwütigkeit

Strafen, Fehler und Trashtalk prägten die beiden letzten Viertel des Spiels. Die Gäste probierten es faktisch nur mehr durch die Luft, allerdings ohne nennenswerten Erfolge. Das Vorankommen am Feld verdankten die Burgenländer in der Phase den Hausherren, denen einige schwere Schnitzer unterliefen. Zum Beispiel ein muffed Ball beim Punt Return, der zu einem First Down der Gladiators führte. Bei einem Halfback-Pass wurde Manuel Houtz nach dem Pass zur Strecke gebracht – das nächste First Down für die Rudersdorfer. Für die vielen Geschenke bedankten sich die Gladiators schließlich mit dem letzten Touchdown im Spiel. Manuel Houtz stellte im dritten Viertel nach Pass von Bernhard Kamber bereits den Endstand von 6:27 her. Für einen unrühmlichen Höhepunkt sorgte Gerd Ladining, der nach einem starken Hit eines Titans Verteidigers beim Aufstehen nachtrat. Wenig spektakulär, auch nicht mit der Intention Gegner zu verletzten, aber eine Frustreaktion die konsequenter Weise zum Ausschluss führte.

Ansonsten sah man noch viele persönliche Scharmützel, einige Herren kannten sich ja schon länger und Das A-Wort war hüben wie drüben gut hörbar allgegenwärtig. Typisch auch was nach dem Spiel passierte. Einige Titans Spieler gingen zwar zum Handshake, shakten aber die Hände nicht, woraufhin die Gladiators der gemeinsamen Welle ein hüpfendes Ständchen (Wer nicht hüpft der ist ein Wiener) vorzogen. Der Austausch von Freundlichkeiten änderte aber nichts an der Tatsache, dass die Gladiators auch in leichter Unform zur Zeit eine Nummer zu groß für die Spielgemeinschaften sind.

Stimmen nach dem Spiel

Titans Headcoach Roland Wirthel:
‚Schade, dass wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr zulegen konnte. Was ich in der ersten Halbzeit sah, damit kann ich nicht gänzlich unzufrieden sein. Das war ein gutes Footballmatch auf beiden Seiten. Danach sah man viele Fehler und Strafen, aber wir spielen schließlich Football und da gehen manchmal die Emotionen hoch. Ich sehe das entspannt, das war alles halb so wild. Die Leute kennen sich und danach redet man wieder normal miteinander.‘

Gladiators Headcoach Bill Moore:
‚Das war in der Tat in der zweiten Halbzeit grausam mit anzusehen. Ich picke das Positive heraus: wir waren undiszipliniert, und sind Fehler unterlaufen, aber wir haben klar gewonnen. Sollte das immer so sein, dann ist es mir recht, allerdings kommen jetzt auf uns Gegner zu die wir mit so einem Spiel wie heute wohl nicht beeindrucken werden können. Ich weiß aber, dass in der Mannschaft doch wesentlich mehr drinnen steckt als man heute gesehen hat. Das werden jetzt spannende und hochinteressante Wochen. Nächste Woche Vukovi – das wird eine feine Sache. Ich bitte möglichst viele Footballfans nach Rudersdorf kommen. Das wid nämlich ein tolles Spiel.‘

Nach dem Match platzte eine sensationelle Meldung aus Laibach herein. Die Ljubljana Silverhawks (das Team, welches glatt gegen die Gladiators in der SELAF verlor), bezwang den Meister Kragujevac mit 26:19.

Bernhard Kamber konnte sich das Lachen nicht verhalten, denn verloren mit Belgrad und Kragujevac bereits zwei der vermeintlich besten SELAF-Teams gegen Underdogs. Auf Kambers Kopf wurde in serbischen Foren eine Art Kopfgeld ausgesetzt, da er den Vukovi mitteilte, dass sie eine lange Busreise zurück haben werden, bei der es nichts zu feiern geben wird. Heute legte der Kärntner nach.

‚Daran erkennt man, dass die SELAF zwar ein geiles Projekt ist, daher machen wir auch mit, aber sportlich ist das ein Fressen für Budapest und Rudersdorf. Egal ob der Gegner aus Ljubljana, Belgrad oder Novi Sad kommt – er wird keinen Fuß auf den Boden gegen die Gladiators bekommen. Die Division I in Österreich ist sicher stärker als die SELAF einzuschätzen – wir spielen einfach den besseren Football und daran werden sie vorläufig nicht vorbeikommen. Uns können dort nur die Wolves stoppen. Ich werde nächste Woche ein paar gute Filme auf DVD kaufen und meinen serbischen Freunden aus Belgrad in Rudersdorf überreichen. Ich will nicht, dass sie sich stundenlang dann im Bus ärgern oder gar fadisieren – ich mag Kerle mit Selbstvertrauen die Football spielen, daher bin ich auch immer nett zu ihnen.‘

Aber auch für die Division 1 hatte Kamber einen Seitenhieb parat:
‚Ich frag mich nach solchen Spielen manchmal ob die Division 1 nicht eine halbe Wirtshausliga ist. Wir spielen einen Topfen vom Tablett, machen einen Fehler nach dem anderen, kassieren Strafen, gewinnen aber das Spiel. Das darf eigentlich nicht sein. Heute hätten wir verlieren müssen. Wir waren bereit, der Gegner zum Glück nicht. Ich weiß, es gibt wesentlich stärkere Teams in der Liga, aber das Leistungsgefälle dürfte doch viel größer sein als man ahnt. Siehe das Ergebnis auf der Schmelz. Ich befürchte, dass es solche Kantersiege, jetzt wo alle Systeme anlaufen, öfter mal geben wird. Das wichtigste aber ist: Meine Gratulation nach Klagenfurt an den Manfred Mocher und sein Team. Die Black Lions haben einen Sieg eingefahren der längst schon fällig war!‘

Division 1
LA Titans vs. ASVÖ Gladiators 6:27
(0:7/7:13/0:7/0:0)
22. April 07 | Kickoff 15:25
Südstadt, Maria Enzersdorf
Referees: Müllner / Leue / Berger / Czogalla / Kupka

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