Die Bulls haben es nicht leicht, nehmen es aber schwer. Die 21:0-Niederlage gegen die Gladiators hatte Konsequenzen – das Team wurde umgestellt. Die auffälligste Veränderung: Tommy Lee Hughley wechselte von der Quarterback-Position auf die eines Wide Receivers. Zudem spielte der US-Legionär auch als Safety in der Defense. Die Rochaden verhalfen den Bulls im Spiel gegen die Invaders aber zu keinem Erfolg.

Die Hausherren hatten über die komplette Spielzeit das Heft fest in der Hand. Roman Pable brach nach einem Screen-Pass von Nationalteam-Quarterback Markus Sandler zwei Tackles und erzielte beinahe mühelos die ersten Punkte im Spiel. 6:0 (2 Point-Conversion failed) Pable, der voriges Jahr lange Zeit verletzt war und an ein Ende seiner Karriere dachte, ist heuer wieder eine wichtige Waffe in der St. Pöltener Offensive. So wie er am Samstag gespielt hat, sollte er noch ein paar Saisonen anhängen. Einer der meist unterschätzten Spieler der Liga, wie wir finden.

Bulls-Offense tat sich schwer

Die Mozartstädter fanden mit ihrer Offensive (Markus Lehner stand unter dem Center) vorerst nicht ins Spiel. Ihre Angriffsbemühungen endeten stets in der gut positionierten Abwehr der Hausherren. So war es nur eine Frage der zeit bis die Invaders den Score erhöhten. Im zweiten Viertel lief Markus Seitz zum 12:0 (PAT no good). Die Invaders sind vermutlich das Team, welches die mit Abstand wenigsten Extrapunkte weltweit erzielt. Das sollte man mal statistisch erheben. Genau so verlor man gegen die Vikes. Was noch geschah in Hälfte zwei? Hannes Baumgartner und Matthias Bruckner holten sich jeweils einen Pass von Lehner zu zwei Interceptions aus der Luft. Die Salzburger haben ein veritables Quarterback-Problem. Ihre Defense hielt den Laden bis zur Pause aber brav dicht – das 12:0 ging so gesehen in Ordnung.

Der Mann, der ja nichts kann

Unkenrufe sind schneller im Internet zu lesen wie der Snap beim Quarterback. Invaders-US-Import Dave Jefferson musste sich zuletzt einiges in die Richtung anhören. Er wäre nicht besser als jeder x-beliebige Österreicher. Als solcher eröffnete er die zweit Halbzeit dann doch mit einem recht eindrucksvollen Kickoff-Return-Touchdown zum 19:0. Markus Schindele und sein Wackelfuß hielten diesmal der Belastungsprobe stand – der Wide Receiver, der auch kicken ‚muss‘, verwertete den Extrapunkt.

Die Bulls steckten nicht auf und kamen mit ihrer Offensive langsam besser ins Spiel. Das 19:7 durch WR Tommy Lee Hughley war aber nicht der Anschluss im Spiel, sondern, wie der weitere Verlauf zeigen sollte, nur mehr Ergebniskorrektur. Die Invaders ließen sich den Platz mit dem Drücker nicht nehmen und blieben als Team Spielbestimmend. Markus Seitz erhöhte noch vor dem letzten Spielabschnitt auf 26:7 (PAT good), womit die Sache bereits gelaufen war.

Auch im letzten Viertel dominierten die Gastgeber. "Finisher" Eduard Schindele lief zum 33:7, der zweite Invaders-Legionär Travis Cutner fing eine weitere Interception und als Tommy Lee Hughleys Fumble in die Hände der Invaders fiel war klar, dass die Bulls über denen einen Score nicht mehr hinauskommen werden.

Fazit:

Eine ganz klare Angelegenheit zu Gunsten der Niederösterreicher, die in allen Belangen den Gästen aus Salzburg überlegen waren. Den Bulls muss man trotzdem ein Kompliment aussprechen. Ein Team, welches an Siege gewöhnt ist, steckt im Zuge des Neuaufbaus nach den vielen Abgängen Niederlagen ein und auch weg. Da gibt es kein Jammern, keine Gehässigkeiten und auch die Schiedsrichter sind nicht schuld. Das hat Salzburger Klasse und das Team wird, spielt es sich jetzt mal zusammen, schon bald wieder dort sein wo es früher war. Das Programm ist mit den Abgängen zwar geschwächt, aber nicht gestorben. Ihr Ziel für heuer, die Playoffs zu erreichen, ist relativ hoch gesteckt, aber doch nicht ganz unrealistisch. Momentan stehen die Teams aus Wien, Rudersdorf, St. Pölten und Budapest auf den begehrten vier Plätzen. Die an sich auch vor der Saison bereits verdächtig waren dort hinkommen zu können.

Vor den Invaders kann man nur den Hut ziehen. Ihre Performance in den ersten drei Spielen war sensationell. Die letzten sieben Minuten in Wien ausgenommen. Der Rest: mächtig Silverbowl-verdächtig. Die ist angeblich örtlich bereits vergeben. Der Sportplatz Rudersdorf soll heuer die Ehre haben die zweitwichtigste nationale Titelentscheidung zu hosten. Falls wahr – sicher nicht die schlechteste Idee, allerdings wäre auch ein Finale in St. Pölten sehr sexy, wo wir beim Gameday angelangt sind.

Saubärige Sache

Die Invaders versprachen einen feschen Gameday und das hielten sie auch weitgehend ein. Eine neue Tribüne, Befriedigung fleischlicher Genüsse (Spanferkel und andere saubärigen Sachen sind damit gemeint), bestelltes Schönwetter. Mangelhaft: CEO Günter Zanker als Marktschreier mit völlig übersteuertem Mikrofon ist eine Pein im Ohr. Es kann ja nicht sein, dass sich keiner mit der Sound-Anlage auskennt!

Ganz vorne spielen die Invaders bei der Pressearbeit mit. Eine Medienkooperation mit den Bezirksblättern (eine enorm auflagenstarke Gratis-Wochenzeitung, für die auch der Herr Chefredakteur hier arbeitet) bringt dem Verein eine Seite pro Spieltag im Sportteil in jener das ganze Bundesland abdeckenden Zeitung ein. An der Sideline standen einige dicke Canon-Rohre, das Medieninteresse ist enorm für einen Zweitliga-Verein. Abgerundet wurde die Sache mit einer Interview-Wand, auf der sich alle Sponsoren und Medienpartner wiederfinden. Das Zuschauerinteresse (~300) ist ausbaufähig. Den Besuchern wird auf jeden Fall etwas geboten. Einlauf, Cheerleader, Platzsprecher, Tribüne, gute Verpflegung, vernünftigen Division I-Football, After-Game-Party. Seit die Ära Rene Grohs am Anheuser Busch Field angebrochen ist tut sich dort einiges. Weitermachen!

Division 1
St. Pölten Invaders vs. Salzburg Bulls 33:7
(6:0/6:0/14:7/7:0)
21. April 07 | Kickoff 16:00
Anheuser Busch Field, St. Pölten
300 Zuschauer
Referees: Bremser K. / Zwicker / Kreimel / Bremser D. / Müllner

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments