Letzten Samstag durfte Deutschlands derzeit beste Defensivabteilung den verdienten Erfolg einer beeindruckenden Saison für sich verbuchen. Wenige offensive Höhepunkte genügten den Kiel Baltic Hurricanes um die bis dahin amtierenden Meister der Berlin Adler von ihrem Thron zu stoßen. Mit 17:10 gewinnen die ‚Canes‘ ihre erste deutsche Meisterschaft und lassen damit auch die großartige Saisonleistung der Dresden Monarchs in einem angenehmen Licht erstrahlen. Allein gegen den Deutschen Meister unterlag man in den Playoffs. Ein kleiner Trost, der die Sachsen allerdings nur scherzhaft zum ‚Vizemeister der Herzen‘ macht.
Der wahre Applaus gehört ohne jeden Zweifel den zwei derzeit besten Footballmannschaften Deutschlands – den Kiel Baltic Hurricanes sowie den Berlin Adlern. Bis auf einen anfänglichen Aussetzer Kiels gegen starke Marburg Mercenaries und jene zwei Saisonniederlagen der Berlin Adler gegen ihren German-Bowl-Gegner, die Canes, hielten sich beide Mannschaften in dieser GFL-Spielzeit sonst schadlos. Eine beeindruckende Bilanz beider Teams und die Bestätigung ihrer German-Bowl-Qualifikation. Die besten deutschen Football-Kader, vielleicht sogar die besten Kader ganz Europas, schafften es in dieser Saison in das Finale der GFL. Ein gerechter Lohn ihrer harten Arbeit und ein Ansporn für die Konkurrenz, diese nun schon drei Jahre andauernde Dominanz beider Vereine endlich zu durchbrechen.
Doch vorerst zollt ganz Football-Deutschland beiden Kontrahenten den Respekt, den sie zweifelsohne verdienen. Auch das Finale bewies, was ihre bisherigen Gegner nur all zu oft zu spüren bekamen: Gegen beide Mannschaften ist nur schwer zu Punkten. So sollten wenige offensive Momente schließlich auch über Sieg und Niederlage entscheiden. Was Berlin dabei aufgrund der Verletzung ihres etatmäßigen Quarterbacks Kyle Callahan an offensiver Schlagkraft fehlte, nutzte Kiel für seinen ersten Titel der Vereinsgeschichte. Bereits nach dem ersten Viertel schien die Entscheidung gefallen. Denn nach schnellem Touchdown (erster Drive) durch Simon Sommerfeld und einem Fieldgoal (zweiter Drive), lag Kiel mit 10:0 in Führung. In beiden bisherigen Saisonbegegnungen gelang Berlin nie mehr als zehn Punkte (zehn Punkte im ersten Spiel. Sieben Punkte im zweiten Aufeinandertreffen.) auf die Anzeigetafel zu zaubern.
Ein Fluch, der sich auch an diesem so wichtigen Sonnabend fortsetzen sollte. Erst nachdem Kiels beste Angriffswaffe, Damien Linson, den Abstand zwischenzeitlich auf 17:0 erhöhte, schien Berlin vereinzelt Mittel gegen jenes grün-weiße Abwehrbollwerk aus dem Norden zu finden. Ein Fieldgoal sowie ein Touchdown nach unterhaltsamen Trickspielzug blieben allerdings die einzigen zählbaren Erfolge des Tages. Erneut waren zehn magere Punkte der Lohn der harten Arbeit. Es hätten 17 werden können, wäre Talib Wise bei einem seiner verzweifelten Angriffsstürme im letzten Viertel nicht der Ball abhanden gekommen. Unbedrängt und nur einen Schritt vor der Endzone verlor Wise die Kontrolle über das Spielgerät. Der Ball trudelte statt zum Touchdown, führerlos zum Touchback durch die Endzone. Die Schlüsselszene jener Partie, auch für den scheidenden Headcoach der Berlin Adler, Shuan Fatah. Nach dem Gewinn des Eurobowls, der europäischen Meisterschaft der Vereinsmannschaften, blieb dem Erfolgstrainer dieses Mal nur der Vizetitel.
German Bowl XXXII
Kiel Baltic Hurricanes vs. Berlin Adler 17:10
(10:0/0:0/7:3/0:7)
9. Oktober 2010 | 18:30
Commerzbank Arena | Frankfurt
Zuschauer: 11.121