Die Calanda Broncos sicherten sich vor rund 4.100 Zuschauern im Vaduzer Rheinparkstadion mit einem 27:14-Sieg über die Raiffeisen Vikings zum ersten Mal die Eurobowl und schrieben damit Schweizer Footballgeschichte.

Runningback DJ Wolfe wurde mit drei Touchdowns zum MVP gekürt.
Bei strömendem Regen setzten sich die Schweizer, die mit einer internationalen Truppe in den Bewerb gingen, gegen die Vikings schlussendlich durch. Herausragend in einem von Fehlern geprägten Spiel war Running Back DJ Wolfe, der die Vikings-Defense immer wieder mit überragenden Läufen vor große Probleme stellte.

Gute Vorzeichen
Die Vorzeichen standen bereits beim Coin Toss gut für die Vikings – die Wikinger gewannen den Münzwurf und entschieden sich, zuerst zu verteidigen. Und der Start hatte es in sich: nach dem Kick-Off von Christopher Kappel ließ der Returner der Broncos den Ball fallen, die Schweizer schafften es aber, den Ball zu recovern. Der erste Angriff der Broncos wurde schnell beendet, als Simon Blach Broncos-QB Marko Glavic zu einem Fehlpass zwang. Nach einem First Down stoppten die Vikings durch aggressives Verteidigen den zweiten Drive der Broncos, die sogar den vierten Versuch ausspielten. Der erste Spielzug der Vikings brachte ein First Down, nachdem Chris Gross Dusty Thornhill mit einem Pass fand. Danach gab es aber auch für die Wikinger nicht mehr viel Raumgewinn, die Punt Unit beendete den Drive. Doch dann wieder ein Fehler in der Broncos-Offense. Ein Fumble wurde von den Vikings aufgenommen, die Offense war wieder an der Reihen.

Nervöser Start
Die Broncos schienen im Kampf um ihren ersten Eurobowl-Titel nervös. Nach einem angetäuschten Pass von Gross nahm Thornhill wieder die Füße und den Ball in die Hand und erzielte das First Down. Die Vikings erstmals in der Red Zone. Doch wieder wendete sich das Blatt – ein Pass in die hintere linke Ecke der Endzone wurde von der Defense in Person von DJ Wolfe intercepted. Die Broncos durchbrachen dann als erstes Team den Bann  und erzielten aus der eigenen Endzone mit einem tiefen Pass auf Steffani den ersten Touchdown der Partie. Der Extrapunkt verfehlte allerdings sein Ziel. Mit der Führung im Rücken schienen die Broncos an Sicherheit zu gewinnen, die Vikings fanden nicht wirklich in den Rhythmus. Kurz vor Schluss des ersten Viertels vergaß die Vikings-Defense bei einem Trickspielzug des Schweizer Meisters auf DJ Wolfe, der seelenruhig mit dem Ball in die Endzone spazieren konnte. Diesmal saß auch der PAT. Das zweite Viertel begann mit zwei starken Pässen von Gross auf Kaiser, die die Vikings an die gegnerische 8-yard-line brachten. Von dort aus wuchtete Dusty Thornhill seinen Körper in die Endzone – Touchdown Vikings! Der PAT wurde von Kappel sicher verwertet.

Kreative Offense der Broncos
Doch die Broncos ließen nicht locker. Mit kreativen Spielzügen erreichten die Schweizer schnell Raumgewinn, mit einem spektakulären Hechter in die Endzone schraubte DJ Wolfe den Punktestand der Broncos auf 19 Punkte. Die Vikings mussten nach drei Versuchen, die zehn Yards zu überbrücken, wieder punten. Doch auch die Broncos erlaubten sich Fehler. Einen tiefen Pass von Glavic fing Vikings-DB Tillman Stevens vier Minuten vor der Pause. Den letzten Drive der ersten Halbzeit absolvierten die Wikinger perfekt. Pässe auf Kaiser und Läufe von Thornhill brachten den nötigen Raumgewinn. Dusty Thornhill besorgte schlussendlich mit einem kurzen Lauf den Anschluss zum 13:19. Beim Zusatzpunkt behielt Kappel wieder die Nerven. Beim Kick-Off-Return patzten wieder die Wiener, nach einem langen Return hatten die Broncos sechs Sekunden vor dem Pausenpfiff wieder die Chance, weiter davonzuziehen.

Fragwürdige Entscheidung
Eine nicht ganz unumstrittene Entscheidung des Schiedsrichterteams bescherte den Broncos noch die Möglichkeit auf ein Field Goal, doch auch dieser Versuch wurde vom offensichtlich verunsicherten Kicker vergeben. In der Pause legte das Dance Team der Vikings einen makellosen Auftritt hin. Pünktlich zu Beginn der zweiten Halbzeit begann ein regelrechter Wolkenbruch. Und wieder rückten die Referees in den Mittelpunkt. Nach einem Catch von Kyle Kaiser, der zum First Down geführt hätte, sahen die Schiedsrichter eine Incompletion – die Vikings mussten punten. Eine aus Vikings-Sicht extrem bittere Entscheidung. Weltuntergang-änhliche Bedingungen beherrschten jetzt das Feld im Rheinpark-Stadion. Laufspiel war Trumpf, und zwar auf beiden Seiten. Die Broncos mussten nach einem Marathon-Drive den Ball kurz vor der Vikings-Endzone wieder abgeben. Am Ende des dritten Viertels blieb es beim Stand von 19:14.

Letztes Viertel als entscheidender Faktor
Das Spiel entwickelte sich jetzt immer mehr zur Nerven- und Wasserschlacht. Und wieder war es DJ Wolfe, der mit einem Touchdown weitere Punkte aufs Scoreboard der Broncos brachte. Durch eine verwandelte Two-Point-Conversion von Glavic erhöhte der Gastgeber auf 27:14. Die Vikings mussten jetzt einem Rückstand von zwei Scores nachlaufen. Der Regen peitschte weiterhin unaufhörlich auf die Spieler herab. Chris Gross und Dusty Thornhill versuchten nun, mit Läufen zu neuen First Downs zu gelangen, was leider nur teilweise gelang. Sieben Minuten vor Schluss mussten die Vikings beim Stand von 27:14 den Ball abgeben – eine Vorentscheidung bahnte sich an. Vor rund 4100 Fans hatte der Favorit nun alles in der eigenen Hand. Die internationale Truppe der Broncos spielte die Zeit abgebrüht herunter und blieb am Ende verdient mit 27:14 Sieger.
Vikings Headcoach Chris Calaycay nach dem Spiel:
„Gratulation an die Calanda Broncos und Coach Buffum zum Sieg. Ich bin aber auch sehr stolz auf mein junges Team, welches einen guten Job gemacht hat. Der Spielverlauf war ein wenig seltsam. Wir blieben bis zur Pause dran. Nach der Halbzeit wurde der Gameplan beider Mannschaften durch den starken Regen durcheinander gebracht. Entscheidend war am Ende die Stärke der O-Line der Broncos und DJ Wolfe, der den entscheidenden Score und dann die First Downs gemacht hat. Ein wirklich starker Spieler mit einer internationalen O-Line vor sich. Da müssen wir noch lernen. Wir sind jetzt natürlich noch hungriger auf die Austrian Bowl. Das wird ein hartes Spiel gegen die Raiders und wir werden alles daran setzen, einen Titel heuer nach Wien zu holen.“
Vikings Präsident Karl Wurm:
„Gratulation an Calanda, die das Spiel verdient gewonnen haben. Die EFAF wird sich nun aber überlegen müssen, wohin die Reise gehen soll. Wenn sie in die Richtung geht, dass jeder 20 oder sogar mehr Imports haben darf, dann muss man hinterfragen, wie und ob das andere neben den Broncos auch noch schaffen. Wie sieht das aus in Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich usw.? Und vor allem muss man sich die Frage stellen, ob wir das alle gemeinsam auch wollen. Wir Vikings werden nämlich unseren Weg weiter gehen und 2013 wieder mit Österreichern spielen. Die Enttäuschung ist da, hält sich dahingehend aber auch in Grenzen.“
Scores Broncos:
Touchdowns: Christian Steffani, DJ Wolfe (3)
Extrapunkt: Holger Hempel
2-Point-Conversion: Marko Glavic

Scores Vikings:
Touchdowns: Dusty Thornhill (2)
Extrapunkte: Christopher Kappel (2)
EUROBOWL XXVI
Calanda Broncos vs. Raiffeisen Vikings 27:14

(13:0/6:14/0:0/8:0)
Samstag 21. Juli 2012, 18:00 Uhr, Rheinparkstadion Vaduz (FL)

Live-Ticker Protokoll:

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