Was bisher als "Christoph Piringers Wahnvorstellung" galt, wurde in Salzburg zur Realität. Ein Kommentar von Walter H. Reiterer.

Paranoia [die; – <griech.> (Med. geistig-seelische Funktionsstörung mit Wahnvorstellungen)]
Das war stets ein Argument gegen ein Rechenbeispiel des Präsidenten der Cineplexx Blue Devils. Als in Hohenems 2005 die neue und weiterhin gültige Stimmverteilung der Generalversammlung beschlossen wurde, hielt es den heute 31-jährigen Piringer nicht mehr am Stuhl. "Wisst ihr eigentlich was ihr hier tut?" rief er in die Runde. Sie wussten es, oder wussten es halt nicht. Wie auch immer – seit heute sind sie alle der Kategorie der Wissenden zuzuorden. Es kam von oben, was man selbst dort hinstellte.

Piringer rechnete den Vereinen damals vor, dass theoretisch drei Vereine eine Änderung der Statuten (in denen auch die Stimmverteilung festgeschrieben ist), verhindern können, selbst wenn alle anderen Vereine (15) dafür wären.

Das wurde als Vorarlbergersicher Verfolgungswahn abgetan, die Neuregelung mehrheitlich abgenickt.

Die Regelung selbst besagt, dass man für ein AFL Team drei Stimmen, Division 1 zwei, Division II eine Stimme erhält. Eine Stimme gibt es jeweils auch noch für jedes Nachwuchsteam, Ladies-Team, Cheerleader- und Flag Team. Im Falle der Vikings sind das also AFL (3), Division I (2), Nachwuchs (4), Flag (1), Ladies (1), Cheerleader (1) – in Summe zwölf Stimmen. Zusammen mit den Raiders und Dragons (minus Ladies, minus Div I = minus drei = neun Stimmen mal zwei = 18 Stimmen) 30 Stimmen. Mit diesen 30 hält man zu dritt eine Sperrminorität auf alle Änderungen der Statuten des Amercian Football Bundes! Das dem auch so ist, hat man in Salzburg zum ersten Mal durchexerziert. 47:30 = zu wenig = abgelehnt! 15 von 18 Vereinen wollten eine Änderung der Stimmverhältnisse und fielen damit durch! Platsch! Nix da!

Die Geister, die ich rief
Bei der heutigen Generalversammlung wurden also alle "paranoiden Vorstellungen" Piringers Wirklichkeit. Man muss sich ab jetzt nicht mehr verfolgt fühlen, denn man wurde gerade von der Realität eingeholt. Wie vom Hohenemser "Präsi" prophezeit, schmetterten drei Vereine einen Antrag gegen fünfzehn andere ab, die eben das Stimmverhältnis in der Generalversammlung ändern wollten.

Eigentlich wäre das ja lustig, wenn es nicht gleichzeitig auch so traurig wäre. Die Suppe haben sich die 15 nämlich selbst eingebrockt. Sie müssen sie nun auch auslöffeln. Da hilft es auch nichts, wenn man heute sagt, dass damals in Hohenems viel "Stimmvieh" dabei gewesen wäre, welches alles abnickte was ihnen gesagt wurde, denn was die drei Teams hier tun ist zwar reichlich unapttetlich zum Anschauen, aber völlig konform was das Regulativ angeht. Sie haben Recht! Sie können einfach Nein sagen und sie haben es erstmals getan. Nächste Frage?

AFBÖ = Drei Teams und ein Präsident
Eine einfache Gleichung, die beinahe stimmt. Im Vorstand und erweiterten Vorstand des AFBÖ befinden sich entweder Unabhängige (z.B. der Präsident Michael Eschlböck oder Commissioner Christian Steiner), oder Vereinsvertreter. Allerdings diese dann ausschließlich von den drei Vereinen, die eine Statuten-Änderung verhindern können. Ing. Gerwin Wichmann (Vizepräsident/Raiders), Karl Wurm (Vizepräsident/Vikings) und Robert Katzmayer (Schriftführer/Dragons). Was für ein Zufall.

Die Arbeit dieser Herren mag ich gar nicht Schlechtreden. Es bleibt nur ein schlechter Geschmack im Mund über, bevor man das noch verdauen konnte. Moment? Die drei, die hier im AFBÖ-Vorstand sitzen, die können gleichzeitig auch mit den Stimmen ihrer Vereine eine Änderung der Statuten verhindern? Ja, können sie! Haben sie grad getan. Guten Morgen, Football-Österreich!

Eschlböck als tragische Figur
Der Präsident des American Football Bundes, Michael Eschlböck, gilt als Mann der vielen und auch klugen Worte, des Konsens und der Befriedigung möglichst vieler Bedürfnisse. Er ist kein Hardliner, jemand mit dem es sich reden läßt, durchwegs Demokrat und dem Wohlergehen des Sports verpflichtet. So kenne ich ihn und ich nehme ihm die Rolle auch zu 100 Prozent ab. Er macht das gerne und aus Leidenschaft, verdient keinen Cent in dem Amt. Wie geht es ihm aber dabei, wenn das passiert, was er selbst als "worst case" bezeichnete? Ich fragte ihn vormals, was er zu tun gedenke, würden drei Vereine ein Anliegen von 15 verhindern wollen? Er meinte, dass würde niemals passieren. Jetzt ist es passiert.

Michael, was tun wir jetzt? Sag es uns!

Dein Walter
</griech.>

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