Der offizielle Grund: Die Mannschaft sei am Donnerstag nicht spielfähig. So werden die der Reise faulen Teufel Zwo keinen Christi Himmelfahrt Ausflug unternehmen, das Match wird mit 00:35 strafverifiziert, die Raiders werden wohl einen Kostenersatz in Rechnung stellen und das war’s.

Nicht der einzige Hinweis darauf, daß nicht alles was blau, auch gleichzeitig der Himmel ist.

Hinter dieses Spielabsage steckt (neben Kalkül) angeblich eine interdisziplinäre Geschichte. Beim Match gegen die Cowboys am vorigen Wochenende fehlten dem Team Spieler, nämlich ein Teil jener, welcher nicht direkt von Match der BD I aus Graz, sondern aus Hohenems anreisen sollten. Anders wie bei einem anderen Teams, hatte dies disziplinäre Konsequenzen. Zusammen mit einigen Verletzten der BD II ließe sich tatsächlich eine Spielunfähigkeit mangels Personal konstruieren. So ganz glauben wollen wir das aber nicht.

Das Team 2 der Devils hat für die Hohenemser einen sehr überschaubaren Stellenwert im Verein. Was in Vorarlberg wirklich zählt ist das AFL Team, welches dieses Jahr in der Lage zu sein scheint ganz vorne mitspielen zu können. Mit zwei Siegen in Folge (Dragons und Giants) halten die Devils den dritten Tabellenplatz derzeit fest in ihrer Hand. Neben hochkarätigen Importspielern, stehen bei ihnen mit Christian Steffani und Bernhard Kamber zwei der stärksten heimischen Spieler am Feld.

Gerade diese beiden spielen auch im Team II eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Zwar beschränken sich die Einsätze meist nur auf Spielabschnitte, in dieser Zeitspanne machen aber genau die beiden nicht selten den Sack zu. So geschehen gegen die Cowboys und Thunderbolts. Der Manager der Amstetten Thunderbolts und auch die Fusionsaspiranten der Carinthian Cowboys haben in einem Fall mokiert, im anderen nur angemerkt, daß hier die „30 Mann Roster“ Regelung nicht stimmig sei. In der Tat wären Kamber und Steffani als Nationalteamkaderspieler oder gleichwertig einzustufen. Allerdings wird dieses „30 Mann Roster“ nicht jede Woche neu erfunden, sondern vor dem Spiel der spielstärkeren Mannschaft vom jeweiligen Verein definiert. Abgenommen und verifiziert wird es durch den AFBÖ Commissioner Christian Steiner. Es haben alle Teams ab diesem Moment diese Roster in der Hand. Die Möglichkeit hier Einspruch zu erheben blieb damals ungenutzt. Offenbar haben die Gegner der Devils erst jetzt darin gelesen. Steiner hält seine Einschätzung, daß Steffani und Kamber auf diesem Roster stehen „dürfen“, für korrekt. Betrachtet man wer aller auf dem 30er Roster der Teams aus Wien und Innsbruck steht, liegt er damit sicher nicht ganz falsch. Jedenfalls ist die Diskussion danach müßig, wenn man sie vorher nicht führen wollte. Hier scheint mehr der Groll über Niederlagen der Ratio Platz gemacht zu haben, denn im Team der Raiders II und Vikings II spielen ein wenig mehr als nur zwei ehemalige Nationalteamspieler (oder gleichwertig), was ganz offensichtlich für weniger Unruh sorgt. Unausgesprochen, aber wahr: es ginge auch gar nicht anders. Außer man zieht dem Dorfwirten, seinem Koch und dem Hund auch noch ein Dreß an, was ja in ähnlicher Form auch schon vorgekommen sein soll.

Von wegen nicht spielfähig
Nicht spielwillig, weil nicht ganz blöd – ist von unserer Warte aus betrachtet vielmehr der wahre Grund des Nichterscheinens. Aus rein sportlicher Sicht ist die Vorgehensweise bedenklich, von der taktischen Warte aus betrachtet leider clever.

Kamber und Steffani haben ein Monsterprogramm hinter- wie auch noch vor sich. Schongang I.
• Auch das AFL Heimmatch gegen die Vikings könnte wetterbedingt ausfallen. Schongang II.
• Das Match gegen die Raiders hätte man mit hoher Wahrscheinlichkeit so oder so verloren.
• Mit zwei Niederlagen und zwei Siegen hat man trotzdem noch Chancen in die Playoffs zu kommen.
• Schafft man die Playoffs in der Division 2 nicht, fällt in Hohenems auch kein Stein vom anderen.

Das ist natürlich mehr als ärgerlich für alle anderen Teams in der dritten Liga, welche sich voll ins Zeug werfen und auch für die gesamte Liga, die sich ein wenig mehr Respekt seitens der Devils verdient hätte. Denn auch die Raiders sehen die Division II nicht als „wenn wir grad Zeit und Lust haben“ Liga, sondern nehmen diese sehr ernst. Dementsprechend „satt“ ist auch Daniel Dieplinger, Headcoach des zweiten Teams aus Innsbruck auf die Hohenemser. Zu Recht, wie wir meinen. Auch die Vienna Knights finden das wenig lustig. Als neues Team im Ligabetrieb muß man sich dort ein wenig verarscht vorkommen, wird ihre Division durch solch „kontrollierte Absagen“ sportlich entwertet. Auch sie müssen noch zu den Raiders spielen. Betrachtet man gar den bombastischen Football Event der Budapest Wolves beim letzten Heimmatch, dann muß man sagen, daß die Hohenemser die Division II völlig falsch einschätzen. Was für Vorarlberg nur einen kleinen Wert darstellen mag, hat 150, 600, oder gar 1000 Kilometer weiter östlich – in der gleichen Liga – ein sehr hohen. Will man das nicht verstehen, sollte man in Hinkunft auf eine Teilnahme verzichten.

Sich ausschließlich auf die AFL zu konzentrieren setzt sich bei den Devils leider überall durch.

Im kommenden Jahr wird es laut Beschluß der Generalversammlung für jedes AFL Team Pflicht sein ein Juniorenteam (Big Boys) zu stellen. Die Devils werden das nicht tun, folgend 2006 keine AFL Lizenz mehr bekommen und daher im kommenden Jahr in der Division I spielen. Oder man geht gar in die Schweiz. Hier sind die Fronten verhärtet. Ein nicht ganz von der Hand zu weisendes Argument der Hohenemser ist ihr „Alter“. Man habe sich erst 1999 gegründet und könnte daher noch nicht mit denJunioren eines 20 Jahre alten Teams mithalten. Sorgsam verschwiegen wird, dass Nachwuchsarbeit einen ähnlichen Stellenwert hat wie das Team II. Wenn es halt sein muß. Daher ist es auch nur sehr schwer vorstellbar, daß ihnen der Verband hier eine Gandenfrist gewähren wird. Sie werden die Big Boys stellen, oder 2006 weg sein aus der AFL. So sieht es zumindest heute aus.

Zieht man in Betracht, dass es bei den Falcons (auch fusioniert) eher finster aussehen wird die Big Boys betreffend, kann man nur mehr hoffen, dass sich die Dragons rasch aus ihrer Misslage befreien können. Treten auch die Drachen 2006 den Weg in die Division 1 an, dann hätte man theoretisch eine 3er AFL. Das wissen auch die Herren in Vorarlberg und damit arbeiten sie.

Trotzdem geht es so nicht – bei allem was uns heilig ist. Die Blue Devils sind subjektiv (für den Betrachter) ein sehr sympathisches Team. Die Bauernschlauheit der Robin Hoods aus dem Bregenz Forrest ist beinahe unwiderstehlich, ihre Protagonisten charismatisch, ihre AFL Agenda griffig. Auch wenn die Finte manchmal als eine nicht ganz regelkonforme Angelegenheit enttarnt wird, stehen die Hohenemser seit Jahren mit dem Gewehr bei Fuß, wenn es darum geht die Großen zu piesacken. Heuer zeigen sie, daß sie auch noch zu mehr im Stande sind. Die Playoffs sind zum Greifen nahe, auch vor Gegnern wie den Vikings oder Raiders muß man sich nicht mehr verstecken. Es wäre schade ein Team zu missen, welches summa cum laude die Promotion absolviert, der akademische Titel in Folge aber aberkannt wird, weil man danach erst drauf kommt: die haben ja gar keine Matura gemacht! insufficienter!

Bei all diesem, für Devils Präsident Christop Piringer typisch erfolgsorientierten Verhalten, hat man die Basics aus den Augen verloren. Dabei steht ein Ergebnis der Basisarbeit auf dem Feld. Christian Steffani braucht keinen Dienstwagen, keine Flüge (wo ihm die Stewardess niederfährt) oder gar ein schnödes Cineplexx Tatoo. Er braucht nur einen Quarterback der ihm dem Ball zuwirft. 6:0, ganz ohne personal Sponsor. Wir sind für mehr Steffanis in Hohenems. Alle Macht der Liebe.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments