Warum er trotzdem nicht an eine Strafverifizierung glaubt, lesen Sie hier.
Gregor Murth ist Vorstandsmitglied der Dodge Vikings, passionierter Kameramann von AFL-Crush und auch Schriftführer des AFBÖ. Ein Großteil der Wettspielordnung und anderen Regelwerken des American-Football-Sports in Österreich stammt aus seiner Feder, so auch die bekannte Klasse-A-Spieler Regelung.

Über die aktuellen Geschehnisse zeigt sich Murth besorgt und wenig erfreut. Die Sache muss aus seiner Sicht Konsequenzen haben, denn wurde hier das Regelwerk falsch ausgelegt. Die Danube Dragons setzten im Halbfinale der Junioren-Meisterschaft mindestens einen Spieler ein, welcher laut Wettspielordnung nicht spielberechtigt gewesen wäre. Nichts anderes als das sei passiert, so Murth und das müsse man in Zukunft wieder anders handhaben.

"Mich geht diese unglückliche Geschichte insofern an, da ich ja derjenige bin von dem viele der Punkte in der WSO stammen", erklärt Murth. "Was jetzt passiert war nicht im Sinne des Erfinders. Das ist problematisch. Wir legen die WSO, sehr "dynamisch" aus. Sprich: wir nehmen Rücksicht auf kleine Vereine, die nicht immer alle Vorgaben erfüllen können. Wir sind noch immer eine Sportart die in den Kinderschuhen steckt. Natürlich brauchen wir auch ein Regelwerk, eines wonach sich alle richten können. Wir sind aber so weit, dass wir über den einen oder anderen Punkt hinwegsehen können, wenn das im Interesse des Sports selbst ist. Das muss aber im Konsens geschehen. Ich denke wir haben hier einen Fehler begangen, indem wir immer wieder die Regeln gelockert und nicht darauf geachtet haben was für Folgen das haben kann. Nun hat sich ein großer Verein einer Lockerung bedient, die eigentlich, ich vermute es nur, kenne sie ja nicht, für Nachzügler gedacht war. Aber generell möchte ich eines sagen: Wer heute sagt, dass wir nach Punkt und Beistrich nach der WSO zu spielen haben, der irrt. In dem Fall würden viele Spiele nicht stattfinden können. Um diese Frage dreht sich ja alles: Wie gewährleisten wir bestmöglich den laufenden Spielbetrieb?"

Gibt es eine Ausnahmeregelung, dass die 50-Prozent-Regel beim Nachwuchs keine Anwendung findet?
"Keine, die ich selber kennen würde. Ich befürchte auch, dass diese "Ausnahme" auch allen anderen Vereinen nicht zur Kenntnis gebracht wurde. Wenn 8 von 10 sagen, wir wissen davon nichts, dann haben wir ein Problem – so oder so. Auch ich wusste es nicht. Das sehe ich nicht als Holschuld an, sondern das muss man allen klar sagen, dass hier etwas nicht mehr gilt. Hier ist offensichtlich ein Fehler passiert. Vikings-Präsident Karl Wurm kann sich daran erinnern, also wird das wohl mal so zur Sprache gekommen sein. Daher auch die Aufregung des Trainers Horst Obermayer, der völlig zu Recht nun sauer ist. Ganz sicher stand dahinter nämlich nicht der Gedanke, dass ein großer Verein Spieler nachnominieren kann, die nicht im Grunddurchgang dabei waren."

Hat das überhaupt Gültigkeit, wenn sich zwei Vereine außerhalb der WSO etwas ausmachen?
"Was die WSO betrifft natürlich nicht. Problematisch ist es auch deshalb, da dieses Wissen, dass man das eigentlich dürfte, anderen Teams, die es nicht wussten, geholfen hätte. Zum Glück betrifft die Sache selbst "nur" die Dragons und die Vikings."

Das bedeutet was?
"Die Vikings werden nicht versuchen das Spiel am grünen Tisch zu gewinnen, denn der Fehler liegt ja nicht auf einer Seite, sondern auf mehreren Ebenen. Wo kein Kläger, da keine Strafverifizierung. Außerdem wäre es logistisch nicht möglich jetzt ein Finale noch zu verschieben. Das wird also so gespielt werden, wie es am Feld entschieden wurde, auch wenn hier nicht nach der WSO gespielt wurde."

Und rechtlich gesehen?
"Rechtlich gesehen wäre eine Strafverifizierung vorgesehen. Der Spieler hätte, so mein Kenntnisstand, nicht eingesetzt werden dürfen. Ich sage es mal so: Hätte das Halbfinale Dragons vs. Gladiators gelautet, nur um ein Beispiel zu nennen, was es gar nicht geben könnte, und hätten die Gladiators nach dem Spiel Protest eingelegt, dann würde die Sache anders aussehen. Es geht darum, dass die Vikings hier nicht den ersten Stein werfen werden. Bei der Gelegenheit darf ich anmerken, dass mir das verbale Hinschlagen auf die Nachwuchsbeauftragte Sabine Katzmayer von anonymer Seite gar nicht gefällt. Sie mag hier eine unglückliche Figur machen, weil sie auf der Seite ihres Vereins steht, aber sie trägt nicht die Schuld. Hier haben mehrere Dinge nicht gepasst und ein System versagt."

Was bedeutet das für das Finale?
"Meiner Einschätzung nach wird dieses Raiders vs. Dragons heißen. Es wird keine Bestrafung geben. Ich wünsche mir, ganz im Sinne der Sache, dass es die Raiders gewinnen, damit die Debatte danach beendet ist."

Dürfen die Dragons im Finale Spieler einsetzen die laut WSO nicht spielberechtigt sind?
"Ich kann mich nur wiederholen. Wo kein Kläger, da keine Strafverifizierung. An Stelle der Dragons würde ich das tunlichst unterlassen, denn wie gesagt kenne ich keinen Beschluss, der ihnen das erlauben würde. Im Falle sie gewinnen das Finale und hatten einen Spieler im Einsatz, der im Grunddurchgang nicht bei 50 Prozent der Spiele dabei war, würde ich einem möglichen Protest der Raiders sehr hohe Chancen auf Erfolg einräumen."

Was wird sich in Zukunft ändern?
"Es wird noch vor dem Finale eine Sitzung des AFBÖ geben, welche sich damit auseinandersetzten wird. Wir müssen hier klarer Richtlinien ausgeben. Vor allem müssen solche Absprachen, die nicht in der WSO stehen, diese aber beinflussen, klar und deutlich an alle kommuniziert werden. Das ist Aufgabe des Commisioners."

Was halten Sie davon persönlich?
"Meine Meinung als Privatperson tut nichts zur Sache."

Was halten Sie davon als Vikings-Vorstand?
"Pech gehabt. Die anderen waren schlauer. Es tut auch gut, wenn einem solche Dinge passieren. Aus Erfahrung wird man klug. Sportlich gesehen vergönne ich den Spielern der Dragons auch diesen Erfolg, weil sie zusammen eine tolle Mannschaft sind. Für unsere Spieler und die Coaches tut es mir leid, aber wir sind kein Verein, der in so einem Fall auf die Barrikaden klettert und "Schiebung" schreit. Viele Dinge richten sich am Ende ja von selbst."

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