Darin räumt der Verband zwar von ihm begangene Fehler in der Kommunikation ein, erklärt die Nichtanwendung des §5 der WSO zur gängigen, weil jahrelangen Praxis.

Eine "große Anzahl an Vereinen in den letzten Jahren" hätten "mehrmalig erfolgreichen Gebrauch einer Anmeldung neuer Spieler für Play-offs oder Finalspiele gemacht", so eine der Erklärungen zur Sache. Generell beruft man sich auch auf den EU-Beitritt Österreichs und das Bosman-Urteil – der Beschluss, der niemals an die Vereine schriftlich erfolgte, wurde im Jahre 1997 gefasst. Vom damaligen AFBÖ-Vorstand.

Die "große Anzahl an Vereinen" wird auf "alle" ausgeweitet, wo es dann heisst , dass "die in die Play-offs involvierten Teams alle heuer, oder in den letzten Jahren, Spieler angemeldet und zum Einsatz gebracht haben, die die 50% Regelung nicht erfüllt haben."

Das bedeutet, dass neben den Dragons, auch die Vikings, Raiders, Wolves, Titans, Invaders, Blue Devils, Black Lions und Steelsharks heuer, oder in den letzten Jahren, das getan haben müssen.

Ebenso wird darin festgestellt, "dass der AFBÖ die Erteilung einer Spielerlaubnis im Nachwuchsbereich mit Berufung auf die 50% Regelung untersagt hat" unzutreffend sei. Zur Erinnerung: Devils-Präsident Christoph Piringer behauptete, sein Verein hätte Spieler nicht einsetzen dürfen, auf Grund dieser Regelung.

Der Sturm bleibt im Wasserglas
AFBÖ-Schriftführer Gregor Murth, der selbst wie er sagt mit einem "gehörigen Zorn" in diese Sitzung ging, sieht die Sache nun ein wenig anders. "Ich wusste nicht, dass es alle, die es "nicht wissen", auch tun. Also sie wussten es, insofern mich die Verwunderung nun ein wenig verwundert. So gesehen bleibt der Sturm im Wasserglas. In diesem neuen Licht betrachtet, muss ich auch klar sagen, dass die Dragons selbstverständlich diese Spieler einsetzen durften und auch im Finale dürfen, weil es ja eh alle tun und getan haben. Der Fehler bei der Sache ist eindeutig, dass sie nicht vernünftig kommuniziert wurde und das natürlich auch so in die WSO gehört."

Es wurde sogar so unvernünftig kommuniziert, dass selbst der Schriftführer und "WSO-Macher" Murth davon nichts wusste.

Eschlböck gesteht Fehler ein
AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck: "Der Beschluss ist aus dem Jahr 1997. Damals war der AFBÖ-Vorstand ein ganz anderer. Der Beschluss wurde damals leider nicht schriftlich festgehalten oder an die Vereine kommuniziert. So kann es natürlich sein, dass einige davon heute nichts wissen, die damals nicht dabei waren. Das war eindeutig unser Fehler und wir müssen die Ausnahmeregel nun schleunigst in die WSO aufnehmen. Es war aber jedenfalls so, dass seit damals die Vereine diese Ausnahme "leben", also Spieler für Playoffs und Finali nachnominieren. In der Organisation der Vikings ist die Ausnahme nachweislich bekannt. Daher ist es ein internes Kommunikationsproblem, wenn es dort jemand nicht weiß."

Die Stellungnahme im Wortlaut:

Stellungnahme zur Nachwuchsmeisterschaft – 50% Regelung.

Der § 5 – Teilnahme an Play-off und Finalspielen – der WSO wurde 1997 vor folgendem Hintergrund geschaffen:

Man sollte sich im Hinblick auf Play-offs und Finalspiele nicht unbotmäßig mit Ausländern verstärken können. Da eine ‚Ausländerformulierung‘ nach dem Bosman-Urteil 1995 und dem Beitritt Österreichs zur EU im selben Jahr zu Schwierigkeiten führen hätte können, wurde der § 5 der WSO wie vorliegend formuliert. Für den Nachwuchs wurde der § 5 im Jahr der Beschlussfassung außer Kraft gesetzt, in erster Linie im Hinblick darauf, dass man Kindern aufgrund der kurzen Saison nicht wegen Krankheit, schulischer Vorrangigkeit, etc. die Chance nehmen wollte an Play-offs und oder Finale teilzunehmen.

Der AFBÖ hat es damals leider verabsäumt diesen Beschluss nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich an die betroffenen Vereine zu kommunizieren. Seit damals werden keine administrativen Handlungen mehr gesetzt, wie sie z.B. in der allgemeinen Klasse für eine Bestimmung von Play-off Rostern für die Teilnahme an Play-offs und Finalspielen notwendig sind.

Diese Handhabung der Regel wird vor allem auch dadurch unterstrichen, dass eine sehr große Anzahl an Vereinen in den letzten Jahren mehrmalig erfolgreichen Gebrauch einer Anmeldung neuer Spieler für Play-offs oder Finalspiele gemacht hat. Es ist jedenfalls unzutreffend, dass der AFBÖ die Erteilung einer Spielerlaubnis im Nachwuchsbereich mit Berufung auf die 50% Regelung untersagt hat. Damit steht auch fest, dass die gegenständliche Regel niemals zu einer Verzerrung des Wettbewerbs zwischen den Teams geführt hat.

Im Lichte der Tatsache, dass die in die Play-offs involvierten Teams alle heuer, oder in den letzten Jahren, Spieler angemeldet und zum Einsatz gebracht haben, die die 50% Regelung nicht erfüllt haben, kann man davon ausgehen, dass die Regel für die betroffenen Teams insgesamt bekannt war. Somit ist der Einsatz dieser Spieler aus Sicht des AFBÖ zulässig.

Um die mündliche Reglung, bzw. die langjährige Verwaltungspraxis auch in die Satzungen aufzunehmen, wird die betreffende Regelung bei der nächsten sachlich zuständigen Sitzung vom Vorstand des AFBÖ beantragt werden und – bei entsprechender Mehrheit – Einzug in das Regelwerk der WSO finden.
Kommentar: Die Meisterschaften der grausamen Optik

Ein interessante Stellungnahme, impliziert sie doch, dass derjenige, der die WSO quasi macht (Schriftführer Gregor Murth), keine Ahnung von einer jahrelangen Ausnahme hatte, sie daher auch nie in die WSO aufnahm, zig-Vereine uns gegenüber das gleiche behaupteten (und noch immer behaupten), ihm dann in einer eilig einberufenen Sitzung erklärt wird, dass alle anderen es wohl wissen müssten, weil sie es ja praktizieren würden, obwohl man es verabsäumt hat, den Betroffenen auch schrifltich mitzuteilen. Ist das tatsächlich ernst gemeint? Wie es scheint, ist dem so. Weil, die Frage sei noch gestattet: Welche Spieler haben zum Beispiel die Steelsharks für ein Playoff nachnominiert die unter diese Regelung fallen? Jedenfalls hätte man einen passenderen Abschluss für diese Nachwuchsmeisterschaften der Absagen und Spielabbrüche nicht finden können, oder wie Gregor Murth es abschließend sagte: "Ja, die Optik ist ein bissl grausam." Nicht nur ein bisschen.

Trotzdem ist es Zeit den Schwamm auszupacken und die Buchstaben von der Tafel zu wischen. Wir stehen vor dem Final-Wochenende. Die Spieler, und um die geht es im Grunde, können nichts für die Versäumnisse des Verbandes, der jetzt zumindest die Größe besitzt einen Fehler zuzugeben, auch wenn die Erklärung selbst sich ein wenig mau anhört und nur auf einem Bein daherkommt. Die Spieler der Dragons und Raiders haben sich sportlich für das Junioren-Finale qualifiziert. Bohrt man weiter in dieser Wunde, dann würde man wohl wieder auf einen Knochen stoßen auf dem in großen Lettern steht: Strafverifizierung. Denn es reichen nicht weitergeleitete und mündliche Beschlüsse aus dem vorigen Jahrtausend hoffentlich in Zukunft nicht mehr aus um eine WSO des Jahres 2007 aus den Angeln zu heben.

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