Dass man wenig zu bestellen hatte gegen den regierenden Silverbowl-Champion war vorher bereits klar. Die dann doch herbe 0:49-Heim-Klatsche, in der die Titans Offense lediglich zu zwei First Downs kam, trübte das Abschiedsfest für heuer ein wenig.

Die Wikinger hielten über weite Strecken des Spiels die Defense der Niederösterreicher am Feld, die sich anfangs noch ordentlich aus der Affäre zog. Dem 0:7 durch Thomas El-Badramani im ersten Viertel, folgten zwei Touchdown-Pässe von Philipp Jobstmann im zweiten Spielabschnitt auf Peter Tutsch und Sevan Sarian. Glänzen konnte auf Seite der Südstädter nur die Defensive. Eine Fumble Recovery und ein 4 & aus führten zu zwei unplanmäßigen Turnovers aus Sicht der Gäste, einen Nutzen konnten die Hausherren daraus keinen ziehen. Ihre Offense stand der Vikings-Defense machtlos gegenüber. Zwei First Downs im zweiten Viertel – das war die ganze Ausbeute – 0:21 zur Pause.

Nach der Pause kam es noch schlimmer für die Niederösterreicher. In der Offensive ging überhaupt nichts mehr, die Defense bekam noch mehr Spielzeit, wurde müder und schlapper von Spielzug zu Spielzug. Ein Doppelschlag von Jakob Altersberger zum 0:35 ließ bereits im dritten Viertel die Uhr durchlaufen (Mercy Rule), was die Wikinger nicht davon abhalten konnte, auch im letzten Quarter noch zwei Touchdowns zu erzielen. Die Runningbacks Albert Platzer und Thomas El-Badramani stellten den Endstand von 0:49 her.

Fazit

Die Titans kamen in vier Vierteln kein einziges Mal in Schlagdistanz, die Vikings befanden sich faktisch durchgehend in einer solchen. Grund dafür auch die Special Teams der Titans. Punts, die keine 20 Yards weit gingen – auf der Gegenseite gab es kaum Returning Yards. Bälle wurden des Öfteren bei der Aufnahme fallen gelassen, dadurch begannen die Titans ihre Angriffe fast immer tief im eigenen Feld, von dort sie auch kaum raus kamen. Einbahnstrassen-Football. Ernüchternd auch die Spieleranzahl. Die Spielgemeinschaft hatte zuletzt wohl viele Verletzte zu verzeichnen, aber das von zwei Vereinen am Ende diese kleine Nummer an Spielern übrig blieb, ist zusätzlich zu dieser Niederlage eine traurige Sache. Die Titans haben mit dieser Niederlage die rote Laterne der Division I bereits vor dem letzten Spiel fix, die Vikings² stehen mit 6:1 klarerweise in den Playoffs, können mit einem Sieg im letzten Spiel (vs. Gladiators) auch das traditionell dazugehörige Heimrecht fixieren.

Die Zukunft

Rangers Präsident Gerhard Bräuer will und wird weiter machen, die Badener Fraktion ebenfalls. Der sportliche Aufbau, unter der Leitung von Headcoach Roland Wirthel, soll fortgeführt werden – in einer zweiten Liga. Über Sinn und Unsinn des Unternehmens scheiden sich (wieder Mal) die Geister. Bei einer Niederlage gegen die Wolves im letzten Auswärtsspiel, an jener nicht einmal die größten Optimisten zweifeln, ist der Rangers-Teil der Spielgemeinschaft dann das dritte Jahr in Folge (!) in der Division I ohne Sieg.

Die Titans müssen daher damit rechnen, dass ihnen der AFBÖ-Vorstand (wieder Mal im Fall der Rangers) die sportliche Qualifikation für diese Liga bei der Ligasitzung im November absprechen wird. Die Argumentation der Südstädter im Vorjahr war teilweise schon sehr wild formuliert (haben nie 40:0 verloren). Verbandspräsident Michael Eschlböck sah die Titans schon im damals in einer dritten Klasse zu Hause. Das Team selbst sich nicht und bekam (noch einmal) Gnade vor Recht erteilt. Ein letzter Akt des guten Willens? Vermutlich ja.

Relegation oder nicht?

Von unten kommt nur scheinbar nichts Gefährliches nach. Sportlich stehen die momentanen Top-Teams Stallions und Hammers den Titans vermutlich um nichts nach, aber sie haben heuer nicht für den Nachwuchs genannt – können daher formal auch nicht aufsteigen. Doch die Paragraphen der Wettspielordnung sind bekanntlich mit Ausnahmen gepflastert. Zwei der drei Aufsteiger der vergangenen beiden Jahre räumte man das Recht ein, die Nachwuchsarbeit ’nachzubringen‘. Die Budapest Wolves taten das, die ASVÖ Gladiators müssen im Herbst den Vertrauensbonus einlösen.

Ein Pochen der Titans auf die WSO wäre in dem Fall auch ein demaskierendes Festkrallen am Verbleib in der Division I, waren sie im Vorjahr selbst noch für diese Ausnahmeregelung. Ob es ein vom AFBÖ, bei Willenskundgebung des nächsten Challenge-Bowl-Champions, ‚präventiv‘ verordnetes Relegationsspiel geben wird, ist derzeit noch offen. Sollte es zu keiner Relegation kommen, dann erwartet die Südstädter bei der Ligasitzung ein Verbandsvorstand der wohl, wie schon im Jahr davor, ihren Abstieg in die Division II fordern wird.

Mit den Wolves ins Waisenhaus

Für das letzte Match haben sich die Titans, gemeinsam mit den Wolves, eine karitative Aktion überlegt. Die beiden Teams werden in Ungarn ein Waisenhaus besuchen und Stofftiere and die Kinder verteilen. Tolle Sache. Ein Plüschhase wird ein Kind glücklich machen, den Verbandsvorstand aber wohl kaum besänftigen.

Ausweg liegt in der Offensive

Der einfachste und gleichzeitig auch attraktivste Ausweg der Titans dem nahenden Sturm jetzt die Stärke zu nehmen, wäre sich freiwillig einem Relegationsmatch zu stellen. Heute schon zu sagen: Wir sind Letzter, okay. Der erste der Division II soll kommen, wenn er das will. Das hätte zwei ganz wesentliche Vorteile für die Spielgemeinschaft: Bei einem Sieg würde man allen, die ihren Abstieg fordern, völlig den Wind aus den Segeln ihrer Argumentation nehmen, denn man wäre dann zwar der Schwächste der zweiten, aber gleichzeitig der Stärkste der dritten Liga. Bei einer Niederlage wüsste man dann auch selbst Bescheid wo man steht. Zu guter Letzt: Bei beiden Möglichkeiten wäre man einen geraden Weg gegangen und müsste nicht zu Verteidigungsstrategien greifen, wo sich andere an den Kopf fassen. Den Titans ist, bei allem was sie vorhaben, das Beste zu wünsche, welches, so sehen wir das, der letzte Absatz wäre. Gehet hin und weiset sie zurecht, aber redet nicht darüber.

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