620 total offense yards
Das ist etwa nicht die Grunddurchgangsstatistik eines Division 2-Teams, das ist der Raumgewinn der Dragons Offense gegen die Invaders Defense. Insgesamt wurden in dem Spiel 1.076 Offense Yards erzielt. Ein Kilometer für die Geschichtsbücher, denn (ohne es zu wissen) vermuten wir hier einen österreichischen Bundesligarekord.
Die Statistiken dieses Spiels sind aber ganz allgemein eine amüsante Lektüre. Es kommt ja selten vor, dass der Verlierer eines Spiels gleich sieben first downs mehr für sich verbuchen kann als der Gewinner. So passiert an diesem wolkenverhangenen Samstag. Die Nase deutlich vorne hatten die Drachen dann wieder bei den Strafen, die gleich 14 penalties für 165 yards kassierteb. Ein Indiz dafür, dass es neben vielen Punkten auch viele Fouls gab. Drache Daniel Dallinger musste vorzeitig duschen gehen (Ausschluss), Invader Johannes Liedler (vermutlich Niere) verbringt die Nacht im Spital und sein Kollege Rene Grohs (jener von Dallinger gefoult wurde) konnte selbiges mit einem Rippenbruch wieder verlassen.
Es ging also ganz schön zur Sache am Ottakringer Field – und das von Beginn an. Ein Schlagabtausch mit offenem Visier, bei der die Verteidigungsreihen beider Mannschaften rein dekorative Zwecke am Feld erfüllten.
Die ersten vier Touchdowns der Dragons wurden jeweils postwendend von den Invaders mit eben solchen beantwortet. Den Unterschied machten bei 25:28 aus Sicht der Hausherren vergebene Extrapunkte aus – es waren konkret zwei geblockte Kicks und ein incomplete pass beim Versuch einer Conversion, die den Ausschlag gaben. Die Dragons erhöhten zur Pause über den heuer erstmals eingesetzten Michael Janik auf 35:25. Nach dem Kabinengang lief der später ausgeschlossene Dallinger zu Beginn des dritten Viertels 55 yards weit in die Endzone der St. Pöltner zur 42:25 Führung aus Sicht der seinen. Eine Vorentscheidung.
Danach ging es mit dem Spiel TD INV – TD DRA noch drei und ein halbes Mal bis zum Endstand von 55:63 munter weiter. Den Invaders fehlte 2:17 vor Ende der Partie ergo ein score und man muss es fast als Wunder bezeichnen, dass in den letzten 137 Sekunden überhaupt keine Punkte mehr fielen.
Glänzende Zahlen
Dadurch dass die Defenses sich beiderseits an dem Samstag Nachmittag frei genommen hatten, glänzen auch die individuellen Statistiken.
Invaders Quarterback Vinny Gay, der von der Vikings Defense vor zwei Wochen noch mit fünf Pässen für 26 Yards als Passgeber kalt gestellt wurde, trumpfte mit 25 Completions für 278 Yards und drei Touchdowns auf. Sein Gegenüber in Grün, Eric Marty, brachte 14 Pässe für 312 Yards und ebenfalls drei Touchdowns an seine Receiver. Interception gab es in dem Spiel keine einzige – wozu auch, ebenso sahen die rund 500 Zuschauer ein fumblefreies Spiel.
Bei den Passempfängern sticht vor allem ein Name hervor: Thomas Haider fing sechs Bälle seines Quarterbacks für 266 Yards und zwei Touchdowns. Bei den Invaders holte Daniel Gloimüller zwei TD-Pässe aus der Luft (insgesamt acht für 86). Mehr receiving yards hatte bei Rotgold nur Dominik Sandler mit 133 bei sieben catches.
Ausgeglichen das Matchup der beiden leading rusher. Dragon Andrej Kliman kam in elf Versuchen auf 194 Yards (ein Lauf für 78 Yards darunter), Germaine Race brachte ’nur‘ 111 auf das Stats Sheet, dafür aber mit drei Touchdowns einen mehr als der Österreicher.
Neuer Coordinator – alte Defense?
Die Frage ist nun ob die Invaders angesichts des knappen Ausgangs gegen einen Titelfavoriten bereits in der AFL angekommen sind, oder der neue Besen Doug Atkins in der 2009 schon maroden Dragons Defense noch nicht richtig gekehrt hat. 55 Punkte gegen einen Aufsteiger. Das sind bei aller Rücksichtnahme auf Wind, Wetter und Winterschlaf dann doch ein wenig sehr viel, hat man sich ja nicht gerade wenig vorgenommen. Führt man sich dann noch vor Augen, dass die Invaders gegen die Starter des Blue River Bowl-Rivalen Raiffeisen Vikings keinen einzigen Punkt aufs Scoreboard brachten, dann muss man sich ein wenig Sorgen machen um den 17. April.
An dem Tag empfangen die Dragons im Grunddurchgang der EFL nämlich die Thonon Black Panthers, die zu diesem Spiel ganz sicher auch ihre Defense mitbringen werden. Die Panthers haben zwar vor einigen Wochen Flash in der französischen Meisterschaft geschlagen, standen vor diesem Wochenende aber mit 3-2 Siegen derzeit nur auf Platz 5 der nationalen Meisterschaft. Und einen Mittelständler aus der französischen Liga aus dem Euro Bowl-Bewerb zu werfen, das gehört für ein AFL-Team eigentlich schon zum guten Ton. Europäisch haben die Dragons bislang aber nur Blumentöpfe gegen polnische Meister gewonnen oder Schlappen gegen Tschechen, Schweizer und Deutsche erlitten. Das soll sich in einer Woche ändern. Der Tag des schwarzen Panthers darf kein schwarzer Tag für die Donaudrachen werden.
Invaders AFL-Sieg wird kommen
Den Invaders kann eine solche Niederlage nur Mut machen. Sie haben nun Spiele gegen die Prague Panthers und Graz Giants auswärts vor sich und empfangen zum Saisonabschluss zuerst die Black Lions (5. Juni) und danach die Salzburg Bulls (12. Juni). Wir sagen ihnen zwei Siege aus den vier Partien vorher, so wie sie sich an diesem Wochenende präsentiert haben.
Gute Stimmung trotz Niederlage
Gerne hätten die Invaders für eine Überraschung gesorgt, mit dem Endergebnis von 55:63 können sie aber durchaus zufrieden sein.
(c) photokratky.com
AFL
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1.QT
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2.QT
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3.QT
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4.QT
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TOTAL
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INV vs. DRA
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7:14
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18:21
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16:14
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14:14
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55:63
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10. April 10 | 16:00 | |||||
Ottakringer Field | St. Pölten | |||||