20 Jahre American Football in der Landeshauptstadt Niederösterreichs

Zeitgleich mit dem 20-jährigen Bestehen der Landeshauptstadt feiern auch die Invaders heuer ihr Jubiläum mit einem riesigen, zweitägigen Zeltfest. Es wurde bewußt auf ein sportliches Programm verzichtet, da alle Spieler und Angehörigen des Vereins sich in den Dienst des Festes stellen und hie und da auch feiern wollen. Es ist daher unmöglich ein Spiel auszutragen und gleichzeitig die Gäste zu bewirten. Trotzdem wird auf das Thema American Football nicht vergessen. Neben einer Legenden-Bar werden auch Fotos aus den Anfängen gezeigt bzw. werden eventuell auch Schmankerln zum Schmunzeln von verschiedenen Korrespondenzen mit Medien, Spielern, etc. zur Unterhaltung vorgelesen.

Hendl, Hüpfburg Rock ’n‘ Roll

Den musikalischen Part übernehmen zwei, in St. Pölten und Umgebung, sehr bekannte Bands, die alleine mit ihrer Fangemeinde schon für ein volles Haus bzw. Zelt sorgen werden. Mika Stokkinen – Blues & Rock ’n‘ Roll vom Feinsten am Freitag und die Top Cover- und Show-Band ‚Highlights‘ am Samstag. Vor den beiden Bands wird noch Kicker Willi Krapfl mit Partymusik die Stimmung anheizen.

Zum Kulinarischen: Von Weinverkostungen an der Achtel- und Seidl-Bar über Grillhendl und Barbecue bis zu selbstgemachten Mehlspeisen wird für Jedermann etwas dabei sein. Die Kinder wird eine Hüpfburg erfreuen.

Freunde, Fans und Weggefährten der letzten 20 Jahre sind bei freiem Eintritt am 29. und 30. September am Anheuser Busch Field herzlich willkommen.

Die Geschichte der Invaders ist eine voller Mißverständnisse
CEO Günter Zanker plaudert aus dem Nähkästchen

Mitte der 80er haben sich 20 Freunde häufig in einem Lokal getroffen um zusammen Space Invaders zu spielen. Damals zog das Kabelfernsehen in die Haushalte ein und da gab es dann auch Sky Channel und damit auch American Football im TV. Die Sache kam schnell zur Sprache und wir beschlossen: das machen wir doch auch! So hat das 1986 begonnen. Der Name war natürlich Programm – Space Invaders, das Space ließen wir dann weg. Schnell gab es auch einen eiförmigen Ball. Irgendwer brachte in von irgendwoher mit. Ein dreiviertel Jahr später kamen wir erst drauf, daß es sich dabei um einen Rugby Ball handelt. War uns damals aber auch egal. Es war ein Ball.

Die Trainingsbeteiligung war rege, wir trafen uns zwei Mal die Woche auf einer Wiese hinter dem St. Pöltener Friedhof – der exakt richtige Platz für uns. Ohne Kenntnis von Regeln und ohne Ausrüstung spielten wir eine Mischung aus Football, Rugby und Fußball. Von hinten reinrutschen mit den Füssen war legal, weil es ja hart sein mußte. Im Nachhinein betrachtet war das ziemlich wahnsinnig was wir da gemacht haben, ich wundere mich heute noch wie das ohne gröbere Verletzungen von statten gegangen ist. Die ersten Ausrüstungen waren dann eine Mischung aus echten Ausrüstungsgegenständen und Selbstgebasteltem. Das änderte sich natürlich im Laufe der Jahre. Ich denke etliche Vereine haben so begonnen.

Die offizielle Gründung des Vereins war dann am 24. September 1986. Trainiert hatten wir ja schon über den Sommer, als konnte es ja losgehen mit der Bewährungsphase. Drei Spiele mußten wir absolvieren um uns als Mitglied des AFBÖ zu qualifizieren. 1987 war es soweit – die Mödling Breakers waren da – unser erster Gegner. Mir gegenüber stand ein Receiver und Cornerback namens Tobias Oberzeller. Der zeigte mir dann wie Football tatsächlich gespielt wird. Das war sehr lustig. Wir verloren mit 36:6, den Invaders Touchdown hat ein gewisser Zanker erzielt. Ein gefangener 60 Yards Pass – damals absolut ungewöhnlich, denn das Spiel durch die Luft für mehr als 10 Yards wurde erst in den 90er Jahren von den wirklich guten Teams beherrscht. Jedenfalls haben wir diese drei Spiele absolviert und 88 durften wir die erste Saison spielen.

An die ich mich nur mehr dunkel erinnern kann. Wir haben ein Spiel gegen die Vienna Huskies mit 34:14 zu Hause gewonnen, vor rund 1000 Zuschauern. Ich glaube Michael Holub spielte damals sogar Center bei den Wienern. Es war okay, aber nicht mehr.

Gebetsbrüder und erste Meistertitel

1989 stießen die ersten Amerikaner zu uns. Es waren Mormonen Prediger, die über den Football uns den Weg zum Glauben zeigen wollten. Wir hatten zwei Legionäre – Tommy Sugg und Kerry Owen. Eine Zeit wo wir sehr viel über den Sport gelernt haben. Wir haben in dem Jahr alles gewonnen was es zu gewinnen gab, schlugen auch die damals schon ins Leben gerufenen Vikings², wurden Division 2 Meister und Landesmeister von NÖ.

Die 90er Jahre waren ein ständiges auf- und ab. Ende des Jahrzehnts erkrankten wir am Buffalo Bills-Syndrom. Drei Mal im Finale – drei Niederlagen. Vorher lief es besser. Meister 90, 92 & 94 – dazu jeweils auch NÖ Landesmeister.

Der Tiefpunkt und der Weg aus dem Tal

Die Legionäre, welche uns zuerst das Know-How und dann die Erfolge brachten, waren aber auch für den Absturz des Teams mitverantwortlich. 1997 lehnten wir uns zu weit aus dem Fenster, stiegen in die erste Klasse auf, gewannen zwar noch ein Match gegen die Mercenaries, waren am Ende aber nicht mehr spielfähig und mußten absteigen. Dazu brannte uns der Präsident durch und hinterließ mit dem Verein Schulden. Ein Jahr welches die Invaders geprägt hat und uns bis heute noch in allerbester Erinnerung ist. So ging es dann also doch nicht. Seither arbeiten die Invaders kontinuierlich am Aufbau des Teams, haben mit der Nachwuchsarbeit begonnen und stellen traditioneller Weise auch immer Nationalteamspieler. Aktuell: Markus Sandler und Markus ‚Pauli‘ Rein.

Das hat sich in den 00er Jahren noch verstärkt. Wir haben erkannt, daß das Wichtigste für uns als Verein (neben der Nachwuchsarbeit) vernünftige Strukturen sind. Eine längere Zeit war das eine One-Man-Show von Harry Schmidt, der ja heute noch bei uns dabei ist und dem man für sein Ausharren an der Stelle auch Respekt und Dank aussprechen muß. Nun sind es gut 15 Leute die hier mitarbeiten und unsere Pläne können wir seither auch wesentlich besser verwirklichen. Der Krampf mit der Spielstätte, wir wechselten insgesamt 13 Mal den Platz in St. Pölten, wurde gelöst. Heute gehört dem Verein das Anheuser Busch Field, der ehemalige Glanzstoffplatz, demnächst können wir auch eine Tribüne unser eigen nennen. Der Verein ist also wieder gesund – und das steht bei uns und auch bei mir an oberster Stelle. Nachwuchs, Strukturen, Mitarbeit im Verein, Training ist in Ordnung – die sportlichen Erfolge sind überschaubar, aber so übel nicht. Wir waren in den letzten Jahren knapp dran in der Division I, haben den Junioren-Cup gewonnen. Das ist okay für die Zukunft.

In nächster Zeit haben wir vor unsere Heim Events noch besser zu promoten, den Footballsport in St. Pölten zu einer Nummer zu machen. Zum Thema AFL haben wir klar Stellung bezogen. So lange wir die Vikings II nicht biegen können, so lange werden wir nicht gegen die Vikings I spielen wollen. Das ist Unfug. Andere Teams können das gerne tun, wir haben uns dafür sportlich nicht qualifiziert. Punkt. Wenn ich nicht erster einer Liga bin, habe ich in einer höher nichts zu suchen. Das ist unser Standpunkt.

Trotzdem ist die AFL für uns ein Thema der Zukunft. Da muß es aber wie gesagt mal sportlich passen und dann auch noch finanziell. Gewinnen wir eines schönen Tages die Division I, werden wir uns sehr wohl überlegen die höchste Liga wieder anzugehen. Bis dahin werden wir vielleicht auch über die Mittel verfügen das guten Gewissens zu tun. Jetzt lassen wir uns aber nicht drängen, denn wir sind nicht in Eile und verspüren keinen Druck. Uns ist eine Tribüne, die uns auch gehört, im Moment lieber als ein Abenteuer AFL mit einem für uns ungewissen Ausgang. Man hört oft Football sei in Österreich ein reiner Amateursport. Von Personen deren Vereine hochbezahlte Manager, Spieler, Trainer und Funktionäre auf der Gehaltsliste stehen haben. Die mit eigenen Media Crews agieren, Side Events veranstalten die von einem reinen Amateurbetrieb sehr weit entfernt liegen, das ganze aber Liebhaberei nennen. Da kommt mir dann ein Schmunzeln aus.

Die Invaders sind nach 20 Jahren ein reines Amateurteam. Wir machen das aus Liebe zum Sport und aus Freude am Footballspiel.

Günter Zanker
CEO Invaders

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