Das WM Jahr 2011 wird Nationalteamspieler Pasha Asiladab nur mehr als Zuschauer erleben. Der 30-jährige beendet seine Karriere nach 15 Jahren mit einer seiner besten Saisonen und einem weiteren Austrian Bowl Titel – dem ersten für die Danube Dragons. Der sechs Jahre ältere Michael Werosta hat nach seiner einjährigen Zwangspause noch lange nicht genug und will das eine oder andere Jahr noch anhängen – bei den Danube Dragons. Was Asiladab 2010 antrieb und Werosta heute antreibt, ist dabei interessanter Weise ein und das selbe Motiv: Sich selbst zu beweisen, dass man nicht auf das Abstellgleis gehört.

Dragons head coach Ivan Zivko spricht über seinen Neuzugang in höchsten Tönen. Werosta trainiere hart, hätte sich gut in das Team eingefügt und strahle Optimismus aus, sagt der Meistertrainer über seinen „Musterschüler“. Das Verhältnis der beiden war nicht immer so gut. Damals, als Werosta noch in der Defense der Wikinger am Werk war und Zivko gerade den Cheftrainersessel bei den Dragons einnahm, da krachte es zwischen den beiden ehemaligen Teamkollegen der Vikings. Trashtalk & beyond. Das hat sich über die Jahre gelegt, nun hätte man alles was jemals vorgefallen ist gänzlich aus der Welt schaffen können und einer gemeinsamen Zukunft stünde nichts im Wege.

Die Vergangenheit Werostas ist dabei ebenso interessant wie seine Zukunft. Nach mehr als anderthalb Jahrzehnten trennten sich die Wikinger von ihrem Publikumsliebling, der Zeit seiner Karriere zwar als Ausnahmetalent galt und gilt, aber auch mit Mankos im disziplinären Bereich das Leben sich und seinem Verein manchmal schwer gemacht hat. 2007 also der Wechsel nach Graz zu den Giants, mit denen er 2008 in Wolfsberg die Austrian Bowl gewann. 2010 kam es kurz vor Saisonbeginn zur Trennung – eine Sache die Werosta eine einjährige Zwangspause einbrachte. Und das liegt dem 36-Jährigen nach wie vor im Magen.

„Man hat mir damit ein Jahr gestohlen“, so Werosta, der darin auch Positives erkennen kann. „Für meinen Körper war die Pause allerdings gut. Ich fühle mich so fit wie schon lange nicht mehr“.

Laut Werosta bestanden die Giants kurz vor dem ersten Saisonspiel darauf, dass er öfter als abgemacht zwischen Wien und Graz zum Training pendeln soll, damit er für sie spielen kann. Das wollte und konnte er nicht tun, sagte den Grazern ab und bat um eine Freigabe. Die Giants kündigten daraufhin das Karriereende des Wieners an (!) und gaben ihn nicht frei, als er damals bereits für die Dragons spielen wollte. Auch ein Versuch für die Hohenems Blue Devils aktiv zu werden scheiterte an rechtlichen Hürden.

„Die Vorgehensweise der Giants war nicht okay. Ich hab drei Saisonen für sie gespielt, bin mehrmals wöchentlich 400 Kilometer zum Training gependelt. Dann stellten sie mich kurz vorm ersten Spiel vor vollendete Tatsachen und gaben mich obendrein nicht frei. Hätte ich vorher geahnt, welches Spiel sie hier spielen, hätte ich mich vom Verein abgemeldet. Damit habe ich nicht gerechnet.“, so Werosta, der daraus auch Kraft und Motivation gewonnen hat. Mit den Dragons die Giants schlagen, das wäre so ein Ziel. „Ich habe viele Freunde in Graz, aber ich würde den Giants doch gerne am Feld zeigen, dass sie damals einen Fehler gemacht haben“.

WM noch kein Thema
Werosta fiel dabei auch in Ungnade bei Giants coach Rick Rhoades, der gleichzeitig auch head coach des Nationalteams ist. Werosta war bis zum Abschied auch im Kader, fiel danach – als Vereinsloser – natürlich raus. Ist die kommende Heim-WM überhaupt noch ein Thema?

„Das habe nicht ich zu entscheiden, ob ich da dabei sein soll, sondern andere. Ich will in der kommenden Saison gut spielen, alles andere ergibt sich dann von selbst. Wenn ich gefragt werde, ob sich für Österreich spielen will, dann wird das ein Thema. Vorher sicher nicht. Ich kümmere mich mal darum bei den Dragons Leistung zu zeigen.“

Sicher kein Thema mehr ist die Weltmeisterschaft für wide receiver Pasha Asiladab. Der erklärte seinen Rücktritt als Aktiver, nachdem er mit den Dragons die heimische Meisterschaft gewann.

Die erste Frage lautete daher auch, warum er gerade vor der WM aufhört?

„Als 2006 das Nationalteam gegründet wurde, war das Ziel die EM 2010. Das hat sich damals bei mir eingebrannt. Die WM kam erst danach als neues Ziel hinzu. Ich habe meine persönlichen Ziele aber mit der Europameisterschaft abgesteckt. Ich habe mir das gut überlegt, aber mir fehlt die Motivation“, so Asiladab, der weiter ausholt, um seinen Rücktritt zu erklären.

„Es sind mehrere Dinge, die hier zusammen kommen. Zusammengefasst könnte man sagen, dass ich mir und anderen nichts mehr zu beweisen habe. Ich habe nicht das Gefühl etwas nicht erreicht zu haben. Ich sehe nichts vor mir, was ich noch gewinnen könnte und bin mit meiner Karriere rückblickend sehr zufrieden. Ich habe 15 Jahre Football gespielt, die Austrian Bowl und die Euro Bowl mehrmals gewonnen, danach noch die drei tollen EM Turniere gespielt. Ich habe das Nationalteam genossen, da vor allem die EM in Deutschland, weil wir ein super Team waren. Die Stimmung in der Mannschaft war unvergleichlich."

War Bronze am Ende eine Freude oder mehr eine Enttäuschung?

„Als Aufsteiger in die EM zu gehen und Platz 3 zu holen, das ist sicher ein Erfolg. Natürlich wäre bei einer anderen Gruppeneinteilung mehr drinnen gewesen denn wir waren stärker als Frankreich. War aber nicht. Ich glaube auch, sollten wir bei der WM auf Deutschland treffen, dass wir sie dann schlagen werden. Da würde ich dann natürlich schon noch gerne am Feld stehen und es wäre schon ein wenig Wehmut da, aber eben zu wenig, um wirklich noch ein Jahr anzuhängen. Vor ein paar Jahren hätte ich keine Sekunde darüber nachgedacht, aber heute gibt es noch viel andere Dinge, die ich mir überlege. Ich hatte in der letzten off season zum Beispiel eine OP und mein Orthopäde riet mir damals schon mit Football aufzuhören, da ich kaum mehr Knorpel in meinen Knien habe. Ich will mit meinen Kindern noch spielen – lieber als Football. Man muss es nicht übertreiben. Daher ist jetzt Schluss.“

Rehabilitiert in grün
„Das letzte Sahnehäubchen war für mich aber der Gewinn der Austrian Bowl mit den Dragons. Ich stand ja in meiner letzten Saison bei den Vikings am Abstellgleis, sah Spiele in Serie nur mehr von der sideline aus und man erklärte mir, dass ich es nicht mehr bringe. Ivan Zivko sah, dass ich noch einiges im Tank habe. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Das war ein gutes letztes Jahr für mich. Ich denke, dass den Vikings heute klar ist, dass es sich dabei um eine Fehleinschätzung ihrerseits gehandelt hat und damit gebe ich mich zufrieden. Obwohl es nicht meine mangelhaften sportlichen Leistungen waren, warum ich dort nicht mehr zum Einsatz kam.“  

Die Gründe seien im persönlichen Bereich gelegen, so Asiladab, der mit seinem Ex-Klub nur ungern hart ins Gericht geht.

„Ich war heuer bei der Weihnachtsfeier der Dragons und nicht bei jener der Vikings. Dass ich mich trotzdem selbst als Wikinger sehe, das wissen alle. Nur ich fühle mich derzeit wohler bei den Dragons. Ich hab zum Beginn der Saison 2009, als ich merkte, dass es mit unserer Offense nicht so klappt wie wir das gerne hätten, das Gespräch mit den coaches gesucht. Ich habe das damals nie öffentlich gemacht, nicht mal vor Mitspielern kritisiert, dann aber unter vier bis sechs Augen schon meine Kritik am System angebracht. Danach wurde ich abgesägt – anders kann ich es nicht beschreiben. Das war für mich enttäuschend und trotz dem Gewinn der Austrian Bowl am Ende der Saison, war mir klar, dass ich den Verein verlassen werde. Ein Entscheidung, die sich für mich als richtig herausgestellt hat.“

Was läuft bei den Vikings deiner Meinung nach falsch?

„Ich glaube wie andere nicht, dass es an einzelnen Personen liegt, sondern an einer Gesamtentwicklung. Mein Verhältnis zu Coach Calaycay ist gut, ich halte ihn für einen guten Trainer. Selbst mit Vincent Lelard, der auch nur exekutiert hat, was eben zu tun war, bin ich heute grün. Mir kommt es so vor, als wären Spieler mit Persönlichkeit bei den Vikings – und vielleicht auch bei anderen Klubs – gar nicht mehr richtig gefragt. Die nachrückenden Jungen halten alle den Mund, haben alle die selben Stärken und Schwächen. So empfinde ich es zumidnest. Keine Ecken, keine Kanten. Einen Michael Werosta schmeißt man nach zig Jahren nicht einfach raus. Man weiß ja, dass er eben der Werosta ist und manchmal ausflippt. Damit hat man Jahrzehnte lang umgehen können und das Publikum sogar begeistert, auch wenn es nicht immer hilfreich war. Dann wurde langsam alles was nicht der Norm entspricht abgefeilt. Vielleicht liegt es aber auch an uns. Womöglich gehören wir alle einer aussterbend Gattung an Spielern an und die Zukunft ist eben so. Professioneller, irgendwie.“

Der MVP auf der Flucht
„Aber das nicht alles rund läuft, ist offensichtlich. Warum kommt Philipp Jobstmann nicht mal mehr zuschauen? Warum verlässt Daniel Kovacs als Austrian Bowl MVP im besten Alter nach der Austrian Bowl fluchtartig den Verein, um woanders Flagfootball zu spielen!? Das sind Fragen, die man sich hoffentlich zwischendurch auch mal stellt. Da ging etwas verloren, was die Dragons noch haben und was ihnen jahrelang als Loser Eigenschaft untergeschoben wurde. Nur die sind jetzt obenauf und gar keine Loser mehr.“

Und was sagt Pasha Asiladab dazu, dass Michael Werosta mit 36 weitermacht, während er mit 30 aufhört?
„Im Gegensatz zu Michael erfreue ich mich eines sozialen Lebens neben dem sportlichen auch noch (lacht). Der hat ja nichts, außer Football! Nichtmal Freunde… …außer mich. Aber schreib das nicht, sonst ist er wieder traurig. Bitte.“

Wird gemacht, Pasha!
Alles Gute!

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